58. Reisetag – Sonntag, 16.02.2020 – Auf See
Der heutige Hafen wäre eigentlich Sabang gewesen. Sabang liegt auf der kleinen Insel Weh vor der Nordspitze von Sumatra. Für uns Reisende ist die Streichung nicht allzu schmerzhaft, da dort wenig geboten ist. Viel schmerzhafter ist es für die dortigen Bewohner, denn wenn ein Kreuzfahrtschiff dort festmacht, scheint der ganze Ort auf den Beinen zu sein; sei es nur, um zu schauen, um ein paar selbstgebastelte Souvenirs zu verkaufen oder um Fahrten mit Rikschas oder Taxen anzubieten. Mit Sicherheit wäre der ein oder andere Dollar oder Euro dort geblieben. Wir konnten das 2013 auf einer Kreuzfahrt mit der AMADEA schon einmal erleben.
Auf der ARTANIA geht das Bordleben normal weiter. Da heute der letzte Seetag vor dem Ende dieses dritten Reiseabschnitts ist, fand traditionsgemäß der Stadl Frühschoppen mit Freibier, Weißwurst, Leberkäs und Spanferkel statt. Vor einigen Jahren nannte sich diese Veranstaltung noch Bayerischer Frühschoppen. Aber außer dem Namen hat sich nichts geändert, sowohl die Reiseleitung als auch einige Gäste erscheinen im entsprechenden Outfit; die Damen im Dirndl und die Herren in der Krachledernen.
59. Reisetag – Montag, 17.02.2020 – Georgetown/Penang/Malaysia
Leider leider ist der Husten, den wir längst überwunden glaubten, wiedergekommen; bei Doris schon seit einigen Tagen. Bei mir seit gestern und zwar trocken und hartnäckiger den je. Im Bordhospital wurde ich mit Hustensaft für den Tag und dem schrecklich schmeckenden Hustenstiller Silomat versorgt. Aus Erfahrung weiß ich, dass dieses Silomat mir nur sehr begrenzt hilft und bat den Arzt um Codeintabletten, weil die tatsächlich für eine halbwegs ruhige Nacht sorgen. Wegen der vergangenen Hustenwellen auf der ARTANIA waren die Codeintabletten leider dem Hospital ausgegangen. Ob und wann es Nachschub gibt, konnte man mir nicht sagen.
Für diesen und die nächsten 2 Tage stand Schonen auf dem Programm, also keine großen anstrengenden Erkundungstouren an Land. Betroffen von dieser Maßnahme waren also das heutige auf der Insel Penang liegende Georgtown, morgen Langkawi und übermorgen Port Kelang, alles malaysische Häfen.
Da wir diese drei Hafenstädte alle schon mal besucht hatten, war die Enttäuschung und der Ärger über unser Handikap nicht ganz so groß.
60. Reisetag – Dienstag, 18.02.2020 – Langkawi/Malaysia
Langkawi ist eine Inselgruppe vor der Nordwestküste von Malaysia in der Straße von Malakka.
Rund um die Pier, wo wir am Morgen festgemacht hatten, gab es außer einem schicken Hotel weit und breit nichts. Um etwas zu unternehmen, müsste man sich ein Taxi nehmen.
Da wir uns aber den Schongang verordnet hatten, statteten wir nur dem Hotel eine Stippvisite ab, um etwas zu trinken.
... z.B. dieses bedrohliche Hinweisschild, wobei der Text dann doch nicht ganz so gefährlich klang. Hier die Übersetzung:
Kein Zugang. Eindringlinge werden strafrechtlich verfolgt.
Der Seeadler ist das Wappentier von Malaysia. Zwar haben wir einen im Flug beobachten können, jedoch konnte ich den Fotoapparart nicht schnell genug zücken, sodass als Ersatz dieses Holzmodel herhalten muss.
Am späten Vormittag erhielten wir von einer Bekannten eine WhatsApp-Nachricht, dass laut der Hafeninformation von Singapur die ARTANIA von Singapur nicht wie geplant nach Jakarta fahren würde, sondern nach Broome in Australien (https://www.singaporecruise.com.sg/).
Diese Info besagt, dass die ARATANIA drei Tage, also einen Tag länger als geplant, in Singapur liegen wird, um dann sofort Kurs auf Broome in Australien zu nehmen, anstatt Indonesien mit den Häfen Jakarta, Semerang, Probolinggo und Benoa (Bali) anzulaufen.
Wenn diese Info stimmt, würde das bedeuten, dass sämtliche 4 Häfen in Indonesien, einschließlich Bali gestrichen wären. Hatte jetzt nicht nur Sabang sondern ganz Indonesien die Befürchtung, dass wir den Coronavirus einschleppen könnten?
Kurze Zeit später wies besagte Hafeninformation noch zusätzlich aus, dass die Liegezeit in Singapur nicht zwei, sondern drei Tage betragen wird.
Wir trugen diese Meldung mit Fassung, weniger Indonesien dafür mehr Australien – auch gut. Für andere Passagiere die sich auf Highlights wie Bali oder den Besuch von Borobudur, der größten buddhistischen Tempelanlage der Welt, gefreut haben wäre diese Kursänderung eine große Enttäuschung.
Diese Informationen über den Routenwechsel wurden in Facebook natürlich diskutiert. Nach einigen Stunden konnte allerdings Entwarnung gegeben werden. Ein Facebook-User hatte sich direkt an Phoenix in Bonn gewandt und erhielt die folgende Erklärung:
Vielen Dank für Ihre E-Mail. Wir gehen momentan davon aus, dass die Reise wie geplant statt finden wird. Natürlich gibt es immer einen Plan B und Plan C. Es wäre ja in diesen Tagen Fahrlässig, sich nicht auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Am heutigen Tag liegen allerdings keine Informationen vor, die dazu führen würden, dass die Route von MS Artania tatsächlich angepasst werden müsste.
Broome wurde lediglich als unverbindliche Anfrage an die Hafenbehörde gestellt, was ein ganz normales Prozedere im Routenmanagement eines Schiffes ist und zum betrieblichen Alltag gehört. Wie auch immer, hatte diese Information kurzzeitig den Weg in die Datenbank des Hafens Singapur gefunden. Mittlerweile ist dies längst wieder korrigiert. Die indonesischen Häfen, die nach Singapur folgen, haben uns grünes Licht zum Anlegen gegeben und auch von Seiten der Behörden in Australien spricht nichts gegen die Durchführung mit aktuellem Routenverlauf.
61. Reisetag – Mittwoch, 19.02.2020 – Port Kelang/Malaysia
In Langkawi am Anleger gibt es ja wenigsten ein Ressort, aber hier in Port Kelang war nur ein Passagierterminal und rundherum nur Ödland. Im Terminal gab es einige Souvenirgeschäfte und WLAN, was gerne genutzt wurde.
Für Kreuzfahrer ist Port Kelang in der Hauptsache der Hafen, um in die knapp 60 Kilometer entfernte Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur, zu gelangen.
Neben der ARTANIA lagen in Port Kelang noch die (kleine) WORLD ODYSSEY und die MSC SPLENDIDA.
DIe WORLD ODYSSEY ist die MS DEUTSCHLAND, die im Sommer für Phoenix fährt. Im Winter wird das Schiff umlackiert und verchartert.
Die MSC SPLENDIDA ist ein Riesenschiff für 3200 Passagiere.
Statt in die Hauptstadt zu fahren begab ich mich wieder in das Rotlichtviertel der ARTANIA (siehe auch Blogeintrag vom 3.2.2020), sprich ins Bordhospital, um durch Inhalation den Husten zu kurieren.
Dort wurde ich auf einen schweren Fauxpas aufmerksam gemacht, der mir bei der Schilderung des Inhalier-Vorgangs (siehe Blogeintrag vom 25.1.20) unterlaufen ist.
Ich schrieb dort nämlich über die Tätigkeit von Arzthelferinnen. Die beiden Stützen des Bordhospitals, Miriam und Olga, die schon seit Jahren auf der ARTANIA arbeiten, sind aber keine Arzthelferinnen, sondern examinierte Krankenschwestern, die meinen Blog gelesen haben und denen der Fehler natürlich direkt entgegengesprungen ist.
Dazu nur am Rande: Arzthelferin ist ein Lehrberuf mit zweijähriger Ausbildung, während die Ausbildung zur Krankenschwester 3 Jahre dauert und mit einer anspruchsvollen staatlichen Examensprüfung abgeschlossen werden muss.
Da das Schiffshospital nicht nur aus einer ambulanten Arztpraxis, sondern auch aus einem stationären Bereich besteht, hätte ich da eigentlich selbst draufkommen können.
Aber da Schwester Miriam und Schwester Olga nicht nur examiniert, sondern auch nett sind, haben sie mir gleich verziehen. Auch die etwas lästerhafte Beschreibung des Kotztüten-Memory haben sie mir nicht krummgenommen.
Natürlich habe ich die fehlerhafte Berufsbezeichnung im Blog mittlerweile korrigiert.
62. Reisetag – Donnerstag, 20.02.2020 (Weiberfasching) – Singapur
Die AIDAbella, sie lag an der gleichen Pier wie wir, hatte alle Passagiere von Bord nach Hause geschickt. Auch die anschließende Kreuzfahrt wurde abgesagt. Das leere Schiff legte am Nachmittag mit Ziel Penang/Malaysia ab.
Wir kamen pünktlich gegen 8 Uhr früh an der Singapore-HarbourFront an . Die Freigabe durch die Behörden, sprich die Erlaubnis, dass die Passagiere das Schiff verlassen dürfen, zog sich etwas in die Länge und so konnten erst ab 9:30 Uhr die Ersten von Bord gehen.
Da wir immer noch nicht die 100-prozentige touristische Leistung bei uns abrufen wollten, ließen wir es langsam angehen und machten uns erst gegen 11 Uhr für den Landgabg fertig. Das hatte als schönen Nebeneffekt den Vorteil, dass bei der Gesundheits-, Pass- und Gepäckkontrolle der Andrang nicht mehr so groß war. Fiebermessen ging schnell, da es im Vorbeigehen gemessen wurde; ich musste nur hierfür meine Baseballcap absetzen.
Bei der Pass- und Personenkontrolle wurden wir fotografiert und von den Daumen wurden Fingerabdrücke genommen. Dann war es fast schon geschafft. Noch schnell die Rücksäcke durchleuchten lassen und uns selbst mit Metalldetektoren abtasten lassen und dann waren wir offiziell eingereist. An das Passagierterminal schloss sich nahtlos eine große Shoppingmall an, die wir zwangsweise durchlaufen mussten, wenn wir nach draußen oder zur U-Bahn-Station wollten. Öffentliche Verkehrsmittel in Singapur sind für Touristen recht preisgünstig. Für 16 Singapur-Dollar (ca. 10 €) bekamen wir ein 2-Tage Ticket. Mit dem kann dann beliebig oft U-Bahnen und Busse benutzt werden.
Möglichkeiten, etwas in Singapur zu unternehmen gibt es viele:
- Gardens by the Bay
- Singapore Flyer – das Riesenrad
- Marina Sands Skypark – die Aussichtsetagen des spektakulären Hotels Marina Bay Sands
- Botanischer Garten
- Merlion – das Wahrzeichen am Singapore River
- Chinatown
- Little India
- Little Italy
- Orchard Road
- Singapore Sling im Raffels genießen
- Bootsfahrt auf dem Singapore River
- …
All diese Highlights hatten wir bereits auf früheren Reisen abgearbeitet, sodass wir es heute lieber nochmal etwas ruhiger angehen wollten.
In Asien wurde schon immer gerne Mundschutz getragen. Aber seit dem Auftrtenen des Corona-Virus hat sich die Zahl der "Mundschutzträger" sichtlich erhöht.
Unser heutiges Ziel war lediglich Bugis, ein quirliges Einkaufsviertel, wo wir ein wenig stöberten und Maulaffen feilhielten. Bugis war von der Harbor Front mit der Metro, so heißt hier die U-Bahn, bequem und schnell erreichbar. In Singapur ist es wichtig, immer eine Jacke dabei zu haben, denn in der U-Bahn und in den Geschäften ist es eiskalt; die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren.
Androhung: Einige dieser heute erstandenen Solar-Wackelfiguren sind Mitbringsel (und einige behalten wir selbst).
Heute beginnt ein weiterer neuer Reiseabschnitt, mittlerweile der Vierte. „Südostasiens Exotik und Australien“, so hat Phoenix diesen Teil der Weltreise betitelt.
Die Weiberfaschingsparty am Heck war nur mäßig besucht. Verständlich, denn die Neuen hatten eine lange und beschwerliche Anreise.
63. Reisetag – Freitag, 21.02.2020 – Singapur
Heute wollten wir etwas aktiver sein als gestern und machten uns zunächst einmal auf nach Chinatown. Hierbei mussten zunächst erst wieder Pass- und Gepäckkontrollen durchlaufen werden, allerdings diesmal ohne fotografiert zu werden und Daumenabdrücke abgenommen zu bekommen.
Die Smith Street in Chinatown ist eine sogenannte Foodstreet (vgl. Fressgass‘ in Frankfurt) mit Restaurants und Essenständen.
Dort gibt es einen Stand an dem wir bei unseren letzten beiden Aufenthalten in Singapur bereits Kunde waren, so auch diesmal. Doris bestellte sich Ente mit Reis und ich gegrillten Schweinebauch, ebenfalls mit Reis. Es schmeckte wieder vorzüglich.
Eine Attraktion hatten wir aber noch offen, die Seilbahn. Sie überspannt die Harbor Front, wo wir liegen und die Freizeitinsel Sentosa. Sentosa ist die Freizeitinsel von Singapur, hier gibt es einen Strand, ein Aquarium und weitere Attraktionen, so ein wenig Disneyland eben.
Uns reizten nicht diese angebotenen Vergnüglichkeiten, sondern die Fahrt selbst, die auch direkt über die ARTANIA führte. Ganz billig war der Spaß nicht (35 Singapur-$, etwa 24 € pro Person), aber dafür konnte man soviel fahren wie man wollte, an verschiedenen Stationen aus- und wieder einsteigen, ähnlich wie bei einem Hop-On Hop-Off Bus.
An der Zwischenstation "Merlion Station" stiegen wir aus der Gondel aus, um die Kopie des Merlion (das Original steht am Singapur River) zu bewundern. Leider versperrte ein Bauzaun die Sicht, ...
Im Souvenirshop im Hafenterminal entdeckten wir dann ein besonders geschmackvolles Exemplar des Merlion.
Zu Fuß ging es von der Gondelstation zurück zum Schiff, es war ja nicht weit. Auch bei der Rückkehr zum Schiff musste vorher noch die behördliche Gepäck- und Passkontrolle durchlaufen werden. Stichprobenartig wurde auch noch mal der Daumenabdruck genommen, damit die Behörden ganz sicher sein konnten, dass die Person, die von Bord gegangen ist auch genau dieselbe ist, die wieder an Bord will. Vorher hatten wir noch unsere letzten Singapur-$ in der Shopping Mall ausgeben, unter anderem für eine Dose Tiger-Bier, das Bier in Singapur.
Um 18:15 Uhr fand wieder die obligatorische Rettungsübung statt und um 19:00 Uhr standen wir an der Reling, um das Ablegen und Auslaufen zu beobachten. Da der Finger, mit dem die Austiegsluke der Artania mit dem Hafenterminal verbunden war noch nicht abgezogen war, war zu vermuten, dass sich die Abfahrt verzögern würde. Wahrscheinlich war der Lotse noch beim Abendessen und was der Lotse kann, können wir schon lange. Also gingen wir auch Essen.
Um halb acht ließ der Kreuzfahrtdirektor über die Bordlautsprecher die Bombe platzen.
Wir bleiben noch einen Tag länger in Singapur liegen und nehmen morgen direkt Kurs auf Broome in Australien. Die Behörden in Jakarta und Samarang hätten ganz kurzfristig die Einfahrtsgenehmigung zurückgezogen. Und da man befürchtet, dass die Genehmigung für die anderen beiden Destinationen, Probolingo auf Java und Benoa auf Bali ebenfalls zurückgezogen werden könnte, hätte man sich zu diesem Schritt entschlossen. Da war er also, der vor drei Tagen bekannt gewordene Plan B.
Natürlich schossen sofort die Gerüchte ins Kraut. Phoenix hätte von Anfang an gewusst, dass die vier Häfen ausfallen werden, hat das aber zurückgehalten, bis die neuen Passagiere in Singapur angekommen sind, damit diese nicht noch schnell in Deutschland die Reise stornieren konnten.
Gegen diese Theorie spricht allerdings, dass seit gestern indonesische Beamte an Bord sind und Änderungen in der Routenführung auf Grund höherer Gewalt keinen Stornierungsgrund darstellt.
Jetzt war natürlich bei vielen Reisenden die Stimmung im Keller.
Ich frage mich allerdings, wieso man uns nicht gleich nach der Rettungsübung informiert hat, sondern um 19:00 Uhr noch am Heck die Auslaufparty gestartet hat. Aber bei der Reiseleitung lagen sicher auch die Nerven blank.
Da die Passkontrolle nur bis 22 Uhr Dienst hatte, lohnte es sich für potentielle Nachtschwärmer nicht mehr, das Schiff zu verlassen.
64. Reisetag – Samstag, 22.02.2020 – Singapur
Was machet man mit dem zusätzlichen Tag in Singapur? Man greift am besten auf Bewährtes zurück. Wir wollten also wieder bei unserem Chinesen in der Smith Street speisen.
Vorher statten wir Little India einen Besuch ab, denn hier ist es bunt und die Mischung aus touristischem Anteil und echtem Leben hält sich die Waage, im Gegensatz zu Chinatown, wo der touristische Anteil mittlerweile 100% und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr beträgt.
Der ursprüngliche Charme von Chinatown und auch die Gegend am und um das Ufer des Singapur River, der noch in der 90er Jahren vorhanden war, ist völlig verschwunden.
„Singapore is a fine city“
Hierbei handelt es sich um ein gerne verwendetes Wortspiel.
„fine“ bedeutet übersetzt einerseits schön, fein, herrlich (als Adjektiv);
aber auch Geldstrafe, Bußgeld (als Substantiv).
Da im Englischen Substantive mitten im Satz im Gegensatz zum Deutschen nicht groß geschrieben werden, ist der Spruch zweideutig.
Am Nachmittag gab es im Bordfernsehen (Kanal 8) wieder einen Brennpunkt, diesmal mit Kapitän, Kreuzfahrtdirektor und Bordarzt.
Hier wurde noch einmal dargelegt, dass keine Informationen zurückgehalten worden wären. Man belegte dies mit Mails und Schreiben von den indonesischen Behörden, die gezeigt wurden. Der Bordarzt erklärte, dass es definitiv keinen Fall einer Coronavirus-Infektion an Bord gäbe, weder bei den Passagieren noch bei der Besatzung.
Das eigentlich Interessante war die Information, dass wir jetzt doch vielleicht Bali anlaufen können, da es ja von dort noch keine offizielle Absage von den Behörden gegeben hätte.
Für den Kurs der ARTANIA spielt diese Überlegung erst mal keine Rolle, denn der Weg nach Australien führt automatisch an Bali vorbei.
Ein wenig Nachdenklich macht noch folgender Widerspruch:
Unsere Kabinenstewardess, Eni, die aus Indonesien stammt und übermorgen in Semarang austeigen sollte, weil ihr Vertrag endet, hat die Information, dass es keinen Aufenthalt in Indonesien gibt und sie deshalb einen neuen sogenannten Zwangsvertrag erhält und sie erst in Auckland, Neuseeland von Bord kann. In Australien selbst darf die Crew gar nicht an Land, weil die Australier paranoische Angst vor illegalen Einwanderern haben.
Eni war den Tränen nahe. Und uns stellte sich die Frage, welche Information denn nun richtig ist.
(a) Wir laufen in Indonesien keinen Hafen mehr an (so wurde die Crew informiert)
(b) Wir laufen Bali an (laut „Brennpunkt“), denn es liegt (noch) keine Absage vor
Um 20:00 Uhr verließen wir den Hafen von Singapur mit Ziel Benoa/Bali/Indonesien.
65. Reisetag – Sonntag, 23.02.2020 – Auf See
Was uns ein wenig wunderte, es gab keine Information, an welchen Tag, um wieviel Uhr und wie lange wir auf Bali sein werden. Auch darüber, was nach Bali geplant ist, lässt man uns völlig im Dunkeln. Auch wenn einige Punkte der nun geänderten Route mit Fragezeichen zu versehen sind, kann man uns das doch mitteilen – tut man aber nicht!!!
Eni ist glücklich, anscheinend kann sie in Bali doch von Bord.
Auch die Internetseite https://www.marinetraffic.com vermeldet Gutes. Denn hier ist vermerkt, dass die ARTANIA in Benoa am 25.2 um 6:00 Uhr einlaufen soll. Schau’n wir mal. Wir wissen ja mittlerweile: „Papier und Hafeninformationen im Internet sind geduldig!“
Das Bordleben geht normal weiter. Am Vormittag fand die mittlerweile dritte Äquatortaufe statt. Singapur liegt ganz knapp nördlich über dem Äquator und wir fahren einen Südost-Kurs.
Am Nachmittag war der Handshake mit dem Kapitän und dem Kreuzfahrtdirektor und am Abend die Begrüßungsgala mit entsprechendem Dinner.
Ich nutzte die Zeit, um am Blog zu arbeiten, war ich doch ganz ordentlich im Rückstand, konnte aber einiges aufholen.
Ein Wort zum Kreuzfahrtdirektor. Der altgediente und erfahrene Klaus Gruschka hatte auf Langkawi die ARTANIA verlassen, da er wegen einer Familienangelegenheit nach Deutschland fliegen musste. Für die Zeit seiner Abwesenheit hat er den Führungsstab dem relativ jungen Reiseleiter Moritz Stedtfeld übergeben.
Da der Kreuzfahrtdirektor bei all den derzeitigen Turbulenzen einen äußert schwierigen Job hat, ist zu bewundern, wie ruhig und souverän Moritz Stedtfeld diese Aufgabe meistert. Er muss sich Einiges anhören und wird wohl auch stark angegangen.
66. Reisetag – Montag, 24.02.2020 (Rosenmontag) – Auf See
Wie üblich, erfolgte um 10:00 Uhr die Positionsmeldung durch den Kreuzfahrtdirektor über die Bordlautsprecher. Aber endlich gab es auch konkrete Informationen zum weiteren Verlauf der Reise.
Morgen, gegen 6:00 Uhr, werden wir vor Benoa (Insel Bali) vor Anker gehen. Es werden Gesundheitsbehörden an Bord kommen, um zu entscheiden, ob wir an der Pier anlegen dürfen und vor allem, ob wir dann auch das Schiff verlassen dürfen.
Ist diese Hürde überwunden, werden wir zwei volle Tage auf Bali bleiben. In der Zwischenzeit wird versucht, die Erlaubnis für einen weiteren Hafen in Indonesien zu erhalten. Sollte das klappen, schippern wir dahin. Wenn nicht, bleiben wir einen weiteren Tag auf Bali.
Am späten Nachmittag bzw. frühen Abend des 27.2.2020 werden wir Kurs auf Darwin in Australien nehmen. Dort werden wir bereits am Abend des 29.2.2020 ankommen und nicht erst, wie im Reiseplan laut Katalog zu lesen war, am 1.3.2020 um 13:00 Uhr. Die gewonnene Zeit soll für die Einreiseformalitäten genutzt werden, sodass wir vielleicht schon am 1.3 vormittags von Bord können.
Mal sehen, ob diese Planung Bestand haben wird.
Aber jetzt, da dies endlich alles geklärt war, konnte man sich pünktlich und frohgemut um 11.11 Uhr in den Rosenmontagsfrühschoppen am Heck stürzen. Dort gibt es Stimmungsmusik, Kreppel, Häppchen und Korn.
Um 12:30 Uhr ist die Party allerdings schon wieder vorbei, denn ab da öffneten die Restaurants für das Mittagessen.
Und der Rest des Tages verlief, wie Seetage eben verlaufen.