August 2019

Ja, wir haben es wieder getan. Bereits im September 2017 haben wir diese Reise gebucht.

Leinen los am 21.12.2019 in Hamburg, über Portugal weiter an der Westküste Afrikas runter nach Kapstadt und an der anderen Seite ein Stück wieder hoch durch den Indischen Ozean nach Sri Lanka. Von dort weiter ostwärts nach Indonesien und Malaysia, wie immer mit einem Abstecher nach Singapur. Dann geht es rüber nach Australien und weiter nach Neuseeland. Durch die Südsee nach Mittelamerika. Durch den Panamakanal und die Karibik geht es zur Ostküste der USA mit dem Höhepunkt New York. Weiter gen Norden bis Kanada und von dort über den Großen Teich zurück nach Europa mit Stippvisite in Irland und England. Am 9. Mai 2020 kommen wir dann wieder in Deutschland (Bremerhaven) an.

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Zum Vergrößern: Karte anklicken

Auf unseren bisherigen großen Reisen war die grobe Fahrtrichtung immer westwärts. Das hatte zur Folge, dass beim Passieren einer Zeitzone nachts die Uhren um eine Stunde zurückgedreht wurden, man also eine Stunde gewonnen hatte und diesen Gewinn an der Datumsgrenze zurückzahlen musste, indem ein Tag übersprungen wurde.

Diesmal werden die Uhren beim Überfahren einer Zeitzone eine Stunde vorgestellt. Das wird auf dem Schiff dann immer mittags um 12:00 Uhr praktiziert, in dem die Uhren dann eine Stunde vorgestellt werden. Wir verlieren dann also eine Stunde an solchen Tagen. Der Verlust wird an der Datumsgrenze dann wieder wett gemacht, indem es den Tag dann zweimal geben wird.

Man sieht, diese Reise wird ganz anders. :-)

Statler und Waldorf muppet Show ji

 

Ich möchte es nicht versäumen, Ihnen an dieser Stelle die beiden Lästermäuler Statler und Waldorf vorzustellen. Wann immer sie hier in diesem Blog auftauchen werden, habe ich etwas zu kritisieren oder glaube einen Grund zu haben ganz einfach mal meckern oder vom Leder ziehen zu müssen.

 

 

1. Reisetag – Samstag, 21.12.2019 – Anreise nach Hamburg (Deutschland)

Für Doris klingelte bereits um 4 Uhr früh der Wecker, für mich eine halbe Stunde später.

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Während der letzten Tage mussten wichtige Entscheidungen getroffen werden: Was muss in die Koffer und was lassen wir zu Hause.
Dieser Stress ist jetzt vorbei. Bereits vor zwei Tagen hatten wir 2 dicke Koffer mit dem Dienstleister TEFRA direkt aufs Schiff bringen lassen. Ins Taxi, dass uns beinahe pünktlich gegen 6 Uhr abgeholt hatte, luden wir noch zwei weitere große Koffer, eine Reisetasche und zwei kleine Trollies ein und ab gings zum Flughafen Frankfurt. Aber nicht um von dort zu fliegen, sondern um von dort mit einem von Phoenix-Reisen organisierten Bustransfer nach Hamburg Steinwerder zum Passenger Cruise Terminal zu kommen.

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Der Busfahrer hatte ganze Arbeit zu leisten. Er musste von ca.70 Leuten die Koffer in den Busanhänger verladen.

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Der Bus, ein Doppeldecker aus dem Rheinland, war, wie man sieht, schon gut auf die kommende Karnevalsession vorbereitet. Aus der Bordküche konnte man Getränke, Bockwurst und Kuchen ordern, wodurch sich eine längere Mittagspause an einer Raststätte erübrigte und wir so zügig, ohne große Staus, Hamburg erreichten.

Im Terminal wurde gleich der Check-In vollzogen, was sehr zügig und ohne große Wartezeit vor sich ging. Ein schnelles Foto und der Bordausweis, eine Plastikkarte, wurde bedruckt und uns ausgehändigt.

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Beim Sicherheitscheck gab es dann doch eine größere Warteschlange, aber auch die Hürde wurde gemeistert und endlich konnten wir so gegen 15:30 Uhr das Schiff betreten und unsere Kabine, die 4243, beziehen.

 

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Noch in der Terminalhalle des Cruise Center Steinwerder machten wir an der Sekttankstelle kurz Rast, ... ...

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... bevor wir denn endlich die ARTANIA betreten konnten.

 


Die Koffer ließen wir  Koffer sein und gingen erst mal eine Kleinigkeit essen.
Um 18:00 Uhr mussten alle Passagiere zur Rettungsübung.  Der Umgang mit der Schwimmweste wurde erklärt und wir mussten üben, wie man geordnet und diszipliniert zu den zugewiesenen Rettungsbooten gelangt.
Ob allerdings im Ernstfall die Ordnung und Disziplin aufrecht erhalten bleibt? Irgendwie kommen mir da doch ein klein wenig Bedenken.
19:00 Uhr Auslaufparty mit Glühwein am Außenheck und dann hieß es auch schon „Leinen los“ und unsere Weltreise begann – ein großartiger Augenblick!

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140 Tage auf der ARTANIA liegen jetzt vor uns.

 

2. Reisetag – Sonntag, 22.12.2019 – Auf See

Da sich über Nacht die Kofferinhalte nicht selbstständig in die Schränke eingeräumt hatten, mussten wir das heute selbst übernehmen.
Die ARTANIA war kur vor dieser Reise in der Werft gewesen, um unter anderem die Kabinen auf Deck 4 (unser Deck!) zu sanieren. Das Ergebnis kann sich durchaus sehen lassen, die neue helle Möblierung sieht gut aus und die Kabine selbst wirkt irgendwie gefälliger. Allerdings hegten wir die Befürchtung, dass weniger Stauraum als vorher vorhanden ist. So gibt es die Nachttischschränkchen nicht mehr und das Regal am Kopfende der Betten und die große Schreibtischschublade fielen dem neuen Design zum Opfer.

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Aber der Eindruck täuschte. Der Kleiderschrank war tiefer als das Vorgängermodell, die Unterteilung weitaus vorteilhafter und rund um den Schreibtisch gab es genügend Fächer um seinen ganzen Krimskrams verstauen zu können.
Irgendwann waren alle Koffer leer und es gab immer noch Platz, um sich später noch mehr ausbreiten zu können.

Ab dem späten Nachmittag, nach dem Adventskaffee, stand alles im Zeichen des Kapitänsempfangs und des Galadinners. Wir selbst, wie Leser meiner Blogs der vergangenen Jahre wissen, schwänzen regelmäßig dieses gesellschaftliche Ereignis und so gibt es leider kein Foto von uns zusammen mit dem Kapitän Franz W. Ziolkowski und dem Kreuzfahrtdirekor Klaus Gruschka.
Viele Mitreisende sehnen sich allerdings nach Kapitän Morten Hansen, der durch seine „Volksnähe“ und seine Prominenz durch die Fernsehserie „Verrückt nach Meer“ äußerst beliebt ist. Die Fans von Morten Hansen müssen sich jetzt damit trösten, dass ihr Idol in Sydney das Kommando auf der "Brügge" wieder übernehmen wird.
Uns ist’s egal, wer unter uns Kapitän ist. :-)
Am späten Abend fahren wir in den Ärmelkanal ein und die See wird rauer. In der Nacht, so ab 3 Uhr, wird es heftig. Dass das Schiff schwankt ist nicht weiter schlimm, so kann man sich in den Schlaf schaukeln lassen. Allerdings versetzen die Wellen dem Schiff immer wieder heftige Stöße, sodass es in der Kabine kracht und scheppert und somit das Schlafen doch etwas behindert wird.

 

 

3. Reisetag – Montag, 23.12.2019 – Auf See

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Überall auf der ARTANIA hatte die Crew sehr schön und aufwändig weihnachtlich dekoriert.

Auch der heutige Seetag verlief ohne große Sensationen, also sehr ruhig und erholsam.
Wenn dies hier kein Blog wäre, sondern Facebook, könnte ich Fotos von den beiden Portionen Eis posten, die ich mir heute gegönnt habe (Doris übrigens auch). Die erste Portion zum Mittagessen und die zweite zum Abendessen. Wir haben uns zur Gewissensberuhigung mehrfach versichert, dass diese heutige Völlerei die absolute Ausnahme sei.
Vom übermäßigen Eisgenuss mal abgesehen, verhalten wir uns eigentlich nicht so, wie man das vom klassischen Kreuzfahrer erwartet. Hatten wir gestern schon den Maritimen Frühschoppen geschwänzt und die dort angebotenen Austern verschmäht, so fehlten wir heute beim ARTANIA-Weihnachtsbasar (lustiges Nagelspiel, Glühweinstand etc.), lauschten allerdings ein wenig bei „Katrin Gleiß-Wiedmann verzaubert Sie mit Jazz & Swing Hits zu Weihnachten!“.

 

 

4. Reisetag – Dienstag, 24.12.2019 (Heiliger Abend) – Auf See

Schreck in der Morgenstunde! Ging doch gestern der 1. Blogeintrag ganz problemlos online, war die Internetseite heute früh nicht erreichbar. Ein ansonsten fast leerer Bildschirm, nur oben links stand ganz lapidar „Error“, mehr brachte die Adresse 2020.pehoelzer.de nicht zutage.
Mein erster Gedanke war, dass meine Seite gehackt worden war, kam aber, nachdem ich ein wenig nachgeforscht hatte, zu dem Schluss, dass das Problem am Datenbankserver meines Providers liegen müsse. Aber ganz sicher war ich mir nicht. Eine Anfrage meinerseits bei besagtem Provider (https://www.webnet-service.de) blieb unbeantwortet und so war ich dann doch recht froh, als nach einigen Stunden der Blog wieder aufgerufen werden konnte.

Statler und Waldorf muppet Show ji

Nach der großen gestrigen Eisesserei, sollte heute der Fitnessraum aufgesucht werden, um ein wenig auf dem Ergometer zu strampeln. Also rein in den Sportdress, zu Fuß die 5 Stockwerke vom 4. (wo wir „wohnen“) zum neunten Deck hoch zum Fitnessraum. Hier jedoch quollen aus dem Raum heraus dutzende Jüngerinnen (und vereinzelte Jünger) von „Pontius und Pilates“ die, auf ihren Badelaken liegend, den Eingang versperrten; ein Durchkommen war unmöglich. Wegen des nasskalten Wetters wurden nämlich sämtliche sportlichen Programmpunkte, die eigentlich Outdoor, also außen auf dem hinteren Sonnendeck stattfinden sollten, in den Fitnessraum verlegt. Ich glaube, nur der Lauftreff „Walk a Mile“ musste ganz ausfallen. Jedenfalls wurden meine sportlichen Vorsätze so jäh im Keim erstickt. Da täglich mehrere dieser gymnastischen Programmpunkte stattfinden, musste ich erst einmal meine sportlichen Vorhaben auf Eis legen und auf besseres Wetter hoffen.
Der Heilige Abend selbst gestaltete sich derart, dass zunächst das Weihnachtsmenü eingenommen wurde. In den letzten Jahren war es auf den Phoenix-Schiffen üblich, dass neben den „normalen“ Hauptgerichten noch zusätzlich

... Der Klassiker ...Bockwürstchen mit Senf und Kartoffelsalat

auf der Speisekarte zu finden war. Zu unserer Enttäuschung wurde diese Tradition diesmal einfach fallengelassen.

Statt vieler Worte, hier der Auszug aus dem Tagesprogramm, um zu zeigen, wie Weihnachten an Bord gefeiert wurde.

Auszug aus Tagesprogramm

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Die Atlantic Showlounge, wo die Weihnachtsshow präsentiert wurde, war bis auf den letzten Platz besetzt. Sogar die ca. 30 Stühle aus der Bibliothek wurden beigeschafft. Die schlechte Qualität dieses Fotos ist der Tatsache geschuldet, dass der Fotograf nur aus dem hinteren Teil des Saals seine Kamera in Stellung bringen konnte.

 

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Spät, fast schon zu spät, wurde der guten alten "Würstchen-mit-Kartoffelsalat-Tradition" Rechnung getragen.


Jeden Abend wird gegen 22:00 Uhr in Harry’s Bar der Late Night Snack angeboten, so auch heute. Und siehe da, neben Gulaschsuppe, Canapés, Fruchtspießen und sonst noch dies und das, gab es zur Feier des Tages auch Würstchen mit Kartoffelsalat.

 

 

5. Reisetag – Mittwoch, 25.12.2019 – Lissabon (Portugal)

Am Vormittag erreichten wir den Tejo, den wir flussaufwärts hochschipperten, unterquerten die 1966 erbaute Hängebrücke, die in Konstruktion und Farbe der Golden Gate Bridge in San Francisco sehr ähnlich ist. Auf der südlichen Seite des Tejo befindet sich die imposante Christusstatue, die wiederum sehr an die Statue in Rio de Janeiro erinnert. Schon hatten wir die ersten zwei Wahrzeichen von Lissabon im Sack.

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Die monumentale Christusstatue und die "falsche" Golden Gate Bridge liegen bereits 1-2 Seemeilen hinter uns.

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Lissabon, wir kommen!



Gegen 11:30 Uhr machten wir schließ­lich an der Pier am Pas­sa­gier­terminal fest.

 

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Nach dem Mittagessen, so gegen 14:00 Uhr, betraten wir wieder festen Boden. Ein genaues Ziel hatten wir nicht.
Eigentlich hätten wir uns ganz gerne mit öffentlichen Verkehrs­mitteln in den flussabwärts gelegenen Stadtteil Belém begeben. Dort befinden sich einige Sehenswürdigkeiten, die wir noch nicht kennen, unter anderem der Padrão dos Descobrimentos, das Denkmal für die portugiesischen Seefahrer und Entdecker. Da es uns aber nicht gelang, aus den Fahrplänen schlau zu werden und wir auch nicht herausbekamen, wie und wo man Tickets kaufte, beschränkten wir uns auf die Altstadt, die wir gut zu Fuß erreichen konnten. Die dortigen Highlights kannten wir zwar bereits, was sich aber als großer Vorteil erweisen sollte.

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Zum Beispiel der Elevador de Santa Justa, ein Personenaufzug, der den Stadtteil Baixa mit dem höher gelegenen Stadtteil Chiado verbindet. Als wir seinerzeit dieses touristische Muss in Angriff nahmen, war die Sache absolut stressfrei und im Gegensatz zu heute nicht mit ewig langer Warterei in einer schier endlosen Warteschlange verbunden.

 

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Auch die Fahrt in einer der historischen Straßenbahnen hatten wir bereits absolviert. Das war auch schon damals kein echter Genuss, da diese Bahnen so voll waren, dass man das Feeling einer Ölsardine in der Büchse sehr gut nachempfinden konnte. Auch heute war das keinen Deut besser, sodass wir gerne auf eine Wiederholung der Fahrt verzichteten.

 

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Nein, der Boden war nicht gewellt, sondern vollkommen plan und glatt. Eine gelungene optische Täuschung. Man musste aufpassen, dass man nicht ins Schwanken geriet.



Vielmehr ließen wir uns einfach, ohne dem touristischen Leistungsdruck ausgesetzt zu sein, ganz einfach treiben und kamen in eine äußerst belebte weihnachtlich geschmückte Straße innerhalb der Fußgängerzone, wo Straßenkünstler, Gaukler und Musikanten um die Gunst des Publikums buhlten.

 

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Dieser Musiker unterhielt das Publikum mit seiner singenden Säge (Foto machen: 1 €).

 

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Was war hier denn passiert? Darüber kann man nur spekulieren. Wahrscheinlich war dem Weihnachtsmann der ganze Trubel zu viel und zu stressig. Da hat er den Job geschmissen!

 

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Nach einer Kaffeepause dämmerte es allmählich und nun kam langsam die überall angebrachte Weihnachtsbeleuchtung mehr und mehr zur Geltung.

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Großer grüner künstlicher Weihnachtsbaum
(von außen).

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Großer grüner künstlicher Weihnachtsbaum
(von innen).

Gegen 18:30 Uhr mit ein wenig wehen Füßen ging es zurück auf die ARTANIA, wo schon das Weihnachtsgalaabendessen wartete – Gänsebraten.

An dieser Stelle ein kleiner Gruß an meine Freunde und Kappenbrüder vom 1. Wächtersbacher Carnelvalverein 1961 e.V.. Das Gänseessen bei Euch im November war um Klassen besser.

 

 

6. Reisetag – Donnerstag, 26.12.2019 – Seetag

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Irgendwie ist Weihnachten schon vorbei. Zwar ist es noch überall auf dem Schiff geschmückt und der Plätzchenteller auf der Kabine ist noch reichlich gefüllt mit Dominosteinen, Spekulatius und sonstigem Kaloriengedöns, aber die festliche Stimmung ist dem Bordalltag gewichen.

 

So kämpfen wir mit einem sehr instabilen Internet. Manchmal fliegen wir im Minutentakt raus und müssen uns mühsam wieder einloggen mit Namen, Kabinennummer, 8-stelliger Pin und einem Bestätigungshäkchen, dass wir die Datenschutzbestimmungen akzeptieren. Das nervt. Und für die ca. 135 Euro, die uns die Internetflatrate auf der ARTANIA pro Monat kostet glauben wir, etwas mehr erwarten zu dürfen.
Ein entsprechendes Gespräch mit dem Kreuzfahrtdirektor verläuft positiv und der IT-Offizier würde jetzt des Öfteren irgendwelche Speicherbereiche löschen, die wohl überlaufen und die Abbrüche verursachen.
Abends in Harry’s Bar befinden sich im Repertoire der laufenden Hintergrundmusik dann doch noch einige weihnachtliche Klänge.

  

 

7. Reisetag – Freitag, 27.12.2019 – Arrecife/Lanzarote (Spanien)

Jetzt lief es doch nicht so gut mit dem Internet auf dem Schiff. Wir trafen uns deshalb mit dem IT-Offizier, der schließlich unseren Account zunächst löschte und dann wieder neu anlegte. Seitdem läuft’s ganz gut mit dem World Wide Web.

Um 12:00 legte die ARTANIA pünktlich an der Pier von Arrecife an. An der Rezeption wurden gestern Tickets für einen Shuttlebus verkauft (5€/Person). Dabei mussten wir eine Uhrzeit für die Hinfahrt angeben und wir entschieden uns für eine relativ späte Zeit, nämlich 14:45 Uhr, sodass wir erst in Ruhe Mittagessen konnten ehe wir das Städtchen erkundeten.

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Die AIDAnova (Baukosten: 950.000.000 US$) mit ca. 5.000 Passagieren und 1.500 Mann/Frau Besatzung lag bereits an der Pier.

 

Arrecife ist ein typisches Touristenstädtchen. Rund um eine künstlich angelegte Lagune reihen sich Restaurants, Tapasbars und Straßencafés. Gleich um die Ecke befindet sich eine Einkaufsstraße.

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Für einen Ausflug auf eigene Faust zu den Feuerbergen oder einen der schwarzen Strände war ein halber Tag etwas zu kurz, sodass wir uns mit dem touristischen Standardprogramm begnügten, nämlich ein wenig bummeln, in der Kirche eine Kerze anzünden und in einem Straßencafé die anderen Touristen und die Einheimischen vorbeidefilieren zu sehen.

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Nach dem Auslaufen um 21:00 Uhr wurde ein großes Tapas-Buffet im Foyer der ARTANIA für die ausgehungerten Reisenden eröffnet. Da wir erst um halb neun unser Abendessen beendet hatten, begnügten wir uns mit dem Betrachten der kleinen und großen kulinarischen Leckereien und der kunstvollen Deko.
Aber Hut ab, da hat die Küche wirklich Großes geleistet.

 

 

8. Reisetag – Samstag, 28.12.2019 - Santa Cruz de Tenerife/Teneriffa (Spanien)

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Drei von 6 Kreuzfahrtschiffen. V. l. n. r. MS AMADEA, MS ARTANIA und die AIDAstella.



Ankunft um 8:00 Uhr im Hafen von Santa Cruz. Hier lagen bereits 5 andere Kreuzfahrtschiffe. Ob diese geballte Ladung an Kreuzfahrern für eine Hafenstadt dienlich ist, sei einmal dahingestellt.
Eines der 5 anderen Schiffe war die AMERA, die ebenfalls für Phoenix fährt.

 

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Face to face: Die AMERA (l.) und die ARTANIA (r.).

 

Eine Freundin hatte uns einen gut ausgearbeiteten Vorschlag per Mail zugeschickt, wie man mit Bussen das Hinterland erkunden kann. Teneriffa ist bekannt für sein vorbildliches öffentliches Bus-System. Aber wie so oft, hat bei uns die Trägheit gesiegt, gepaart mit den Berührungsängsten gegenüber örtlichen Busfahrplänen, sodass wir beschlossen, lediglich die Örtlichkeiten in Hafennähe zu erkunden.

Ein erster Gang führte uns jedoch zu einer etwas abgelegeneren Pier, wo der russische Großsegler Kruzenshtern lag (eingedeutscht: Krusenstern; russisch Крузенште́рн,), eine imposante Viermastbark.

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Die Kruzenshtern.

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Das sog. "Bunkern" erfolgt nicht mit einem Förderband, sondern mit einer Menschenkette.

 

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Dort hatten wir auch gesessen, als uns die Schweiz beinahe den Krieg erklärt hätte.


Als wir uns auf den Rand eines Brunnes setzten, um den Stadtplan zu studieren, versuchte uns eine Gruppe Schweizer sehr rüde von unseren Sitzplätzen zu vertreiben, weil wir die Ästhetik ihrer fotografischen Kunst störten. Da wir den Kasernenhofton einfach ignorierten, wurden sie verbal ausfallend, was uns allerdings nur dazu veranlasste, unser Kartenmaterial noch genauer und ausgiebiger zu studieren.

 

So wussten wir jetzt genau, wo sich die Iglesia de la Concepción (Kirche der unbefleckten Empfängnis) zu finden ist oder wo genau der Mercado Municipal Nuestra Señora de África La Recova liegt, eine Markthalle mit imposantem Eingangstor und Arkaden, wo an diesem Samstagvormittag reges Markttreiben herrschte. Unsere ersten Ziele waren also ausgemacht.

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Morbider Charme.

 

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Puppentheater haben weltweit ...

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... die gleiche Faszination für die Kinder.

 

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Auf der AMERA war vieles neuwertiger als auf der ARTANIA. So ließ der Fitnessraum auf der AMERA keine Wünsche offen.

Als wir gegen 15:00 Uhr zurück zum Hafen kamen, statteten wir der AMERA noch einen Besuch ab. Normalerweise kommt man nicht so ohne weiteres auf andere Kreuzfahrtschiffe, aber da die AMERA ja auch ein PHOENIX-Schiff ist, war das kein Problem.
Die AMERA ist erst seit wenigen Monaten für Phoenix unterwegs. Bis dato hieß sie Prinsendam, wurde für 40 Millionen Euro runderneuert und bekam in den PHOENIX-Farben einen neuen Anstrich.

 

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Jam-Session auf dem Außendeck achtern auf der ARTANIA.


Normalerweise beobachten wir gerne die Ablegemanöver und das Auslaufen der ARTANIA an der Reling. Es ist immer wieder ein besonderes Gefühl und Erlebnis, wenn sich der Koloss ganz langsam in Bewegung setzt, den Hafen verlässt und das nächste Ziel ansteuert. Aber als wir heute gegen 23 Uhr ablegten, lagen wir schon in unseren Kojen.

 

 

9. Reisetag – Sonntag, 29.12.2019 – Auf See

Die vielen Seetage sind ganz nach unserem Geschmack. Man kann das Bordleben genießen, erlebt wenig, was interessant genug für den Blog ist, spart also Schreibarbeit und lebt völlig entschleunigt in den Tag hinein, denn man braucht sich ja um nichts kümmern.

Am Nachmittag gab es einen Cocktailempfang für alle Passagiere, die die gesamte Weltreise mitmachen, immerhin stattliche 332 an der Zahl.

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Auf dem Außendeck mittschiffs befindet sich die Kopernikus Bar.
Der Platz reichte gerade so für die große Zahl der Weltreisenden.

 


Das Dreigestirn der Kreuzfahrt, nämlich der Kapitän, der Kreuzfahrtdirektor und die Hoteldirektorin richten einige schöne Worte an uns, ......

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Das "Dreigestirn": Kapitän Wojciech Ziolkowski, Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka und Hoteldirektorin Maria Zelenka.

 

..... wobei der Kapitän den Vogel abschoss und verkündete: “Liebe Gäste, ich habe Sie alle schon jetzt ins Herz geschlossen.“ Das glaube ich ihm natürlich unbesehen!
Ich frage mich nur, ob auch die anderen 750 Passagiere, die nur einzelne Etappen dieser Reise gebucht haben, ebenfalls noch Platz in seinem Herzen haben oder ob hierfür sein 1. Offizier herhalten muss.

 

10. Reisetag – Montag, 30.12.2019 – Auf See

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Wie meistens beginnt an Seetagen nach dem Frühstück mein „Arbeitstag“ im „Büro“, um an der Fortführung des Blogs zu arbeiten. „Mein Büro“ ist der frühere Jamaika-Club, das Spielzimmer auf Deck 3. Heute nennt sich der Raum „Bibliothek“ und ist, wie der Name schon sagt, Bibliothek aber auch gleichzeitig weiterhin Spielzimmer. Die Möblierung ist neu und ansprechend und durch einen Raumteiler optisch in zwei Hälften gegliedert. Unter der Bibliothek darf man sich nicht wirklich etwas Dolles vorstellen. Hier werden in den Schränken die ausrangierten Simmels und Konsaliks aufgehoben, die frühere Passagiere an Bord gelassen haben. Einzig die mehrbändige in Leder gebundene Ausgabe von „The New Encyclopædia Britannica“ von 2005 verleiht der Mini-Sammlung einen Hauch von Exklusivität.
Dort wo früher die Bibliothek war – auf Deck 7 – befinden sich jetzt 2 oder 3 neue Kabinen.

Um 11:00 musste ich meine Arbeit im Büro unterbrechen, weil der „ARTANIA FernSEEgarten“ in der Kopernikus-Bar (Außendeck 8 mittschiffs) losging und ich meiner journalistischen Pflicht als Blog-Schreiber nachkommen musste.

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Der Eisschnitzer in Aktion.


Geboten wurde Gesang, ein bisschen Akrobatik, Plaudereien über die Arbeit in Küche und Bar, das Ganze also durchaus angelehnt an Kiwis ZDF-Fernsehgarten. Man beachte allerdings die unterschiedlichen Schreibweisen.

 

Noch während die Veranstaltung lief, wechselten Doris und ich von der Kopernikus Bar an den Pool, um dort ein paar Runden zu schwimmen. Poolbesuche empfehlen sich, wenn Veranstaltungen laufen oder das Mittagessen ansteht. Dann hat man Platz und kann tatsächlich ein paar (zugegeben kurze) Bahnen schwimmen.

 

 

11. Reisetag – Dienstag, 31.12.2019 – Porto Novo/Insel Santo Antao (Kapverdische Inseln)

Kap Verde, amtlich Cabo Verde, portugiesisch Cabo Verde ist ein afrikanischer Inselstaat, bestehend aus den Kapverdischen Inseln mit neun bewohnten Inseln im Zentralatlantik, 570 Kilometer vor der Westküste des afrikanischen Kontinents. Der Archipel hat eine Landfläche von 4033 km² und etwa 546.000 Einwohner. Die Hauptstadt ist Praia.
Die Kapverdischen Inseln waren vor ihrer Entdeckung und Besiedlung durch Portugiesen unbewohnt. Aus der Durchmischung der Kulturen europäischer Siedler und afrikanischer Sklaven bildete sich eine neue kreolische Kultur. (Quelle: Wikipedia)

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Pünktlich um 8:00 ankerten wir vor dem kleinen Hafen in Porto Novo auf der Insel Santo Antao . Die dortige Pier war zu klein für unser großes Schiff, sodass die Passagiere mit den Rettungs­booten an Land gebracht wurden.

 

In diesem Fall spricht man allerdings dann nicht von Rettungs- sondern von Tenderbooten, denn wir werden ja nicht gerettet, sondern werden an Land getendert.
Da nicht alle 1000 Passagiere gleichzeitig, trotz der drei sich im Einsatz befindlichen Tenderboote, an Land gebracht werden können, muss eine Reihenfolge festgelegt werden. So kamen zunächst die Leute dran, die Ausflüge gebucht hatten und deren Busse bereits an Land warteten. Erst dann kommen die „Freigänger“ deckweise an die Reihe. Damit das Ganze geordnet ablaufen kann, sammeln sich die einzelnen Gruppen nach einem Zeitplan in der Atlantic Lounge und werden von dort zum Einstieg in die Tenderboote geführt.
Da auch wir einen Ausflug gebucht hatten, begaben wir uns bereits um 9:00 Uhr, wie es der Zeitplan vorsah, gebügelt und gekämmt in die Atlantic Lounge und tenderten an Land. Dort warteten 3 Minibusse auf uns, die jeweils 10 Leute aufnahmen um uns quer über die Insel in das Städtchen Ribeira Grande zu fahren. Unsere Ausflug war als reiner Transfer ausgelegt, also ohne örtlichen Reiseleiter und den damit verbundenen Erklärungen. Hier sollte der Weg das Ziel sein. Und so war es auch.

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Auch wenn wir auf der "falschen" Seite des Busses saßen, gab es trotzdem schöne Motive.

Im Hafenbereich gab es kaum Grün und die Landschaft war recht karg. Aber schon nach einigen Kilometern Fahrt in Richtung Gebirge änderte sich das mehr und mehr. Und vor allem die hohen steilen Berge und die tiefen Täler boten einen atemberaubenden Anblick. Leider saß ich auf der falschen Seite im Bus. Die eben beschriebene Grandiosität gab es nur in Fahrtrichtung rechts, während es links, wo wir saßen,  landschaftlich etwas beschaulicher zuging. Also war da erst mal nix mit Fotografieren. Aber auf der Rückfahrt werden wir dann auf der interessanteren Seite sitzen.
Erwähnenswert ist sicherlich noch, dass die Straße nach Ribeira Grande, die wir anderthalb Stunden lang befuhren, von Anfang bis Ende nicht asphaltiert, sondern gepflastert ist, also eine prima Holperstrecke.

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Der Ort selbst war touristisch kaum erschlossen, also keine Souvenirshops. Da nicht nur unsere 3 Transferbusse, sondern auch „richtige“ Ausflüge den Ort als Ziel hatten, war dieser fest in der Hand der Phoenix-Touristen. Und die Hauptbeschäftigung dieser Phoenix-Ausflügler war während des knapp einstündigen Aufenthalts  Schlangestehen vor der einzigen öffentlichen (und kostenlosen) Toilette des Städtchens. Wir selbst konnten die Zeit etwas besser nutzen, da wir in einem kleinen Supermarkt mit angeschlossenem Café 1 € für eine Flasche Wasser investierten und deshalb (ohne Schlangestehen) das dortige WC benutzen durften. So hatten wir genügend Zeit ein wenig durch die Gassen zu schlendern, bevor wir wieder zurück zu unserem Bus mussten.
Blöd war jetzt nur, dass wir nicht mehr über das Gebirge zurückfuhren, sondern an der Küste entlang. Also gibt es keine Fotos von den spektakulären Talschluchten. Dafür war die Straße jetzt asphaltiert und zu gucken gab es ja auch hier immer noch etwas.
An der Tenderpier warteten schon 2 Tenderboote sowohl auf unseren als auch auf die anderen Ausflüge, die ziemlich zeitgleich dort alle ankamen. Wir kamen genau in das erste Boot nicht mehr rein, das alsbald die Pier Richtung ARTANIA verließ. So nahmen wir im zweiten Boot Platz, das sich auch relativ schnell gefüllt hatte und eigentlich ebenfalls fertig für die Abfahrt zur ARTANIA war. Eigentlich, denn es fuhr und fuhr nicht ab. Alle Leute nahmen dies klaglos hin. Alle? Nein, einer fragte höflich aber bestimmt einen Offizier von der ARTANIA, der an der Tenderpier stand, was denn der Grund für die Verzögerung sei, schließlich ging es schon  stark auf 14:00 Uhr zu und die Restaurants auf dem Schiff drohten zu schließen. Der Fragesteller erhielt die einleuchtende Antwort, dass es zurzeit wegen des starken Schwells zum Tendern zu gefährlich sei. Der Fragesteller (ein gewisser Peter H.) bemerkte noch, dass es durchaus sinnvoll wäre, die Passagiere über die Situation zu informieren. Der Offizier zeigte sich sehr einsichtig und kam dieser Empfehlung auch nach. Es wurde sogar noch kundenfreundlicher. Man bot uns an, wieder auszusteigen; wir würden informiert, wenn es wieder weiter ginge.
Der Schwell, auch oft als Dünung bezeichnet, also langgezogene hohe Wellen machen das Tendern tatsächlich gefährlich. Zwar schaukelt dann das Boot ganz gewaltig während der Fahrt, aber das ist nicht das Problem. Erst beim Anlegen und Festmachen an der Gangwayplattform der ARTANIA wird es knifflig, denn dort bleibt das Boot nicht ruhig liegen, sondern fährt wie ein Fahrstuhl auf und ab, was beim Übergang vom Boot zur Gangway eine gewisse sportliche Beweglichkeit erfordert, die naturgemäß bei vielen Passagieren nicht gegeben ist.

 

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Wir nahmen das Angebot, wieder aussteigen zu können, gerne an. Im nahegelegen Hafengebäude gab es eine Cafeteria, wo wir auch eine Kleinigkeit zu Essen bekamen und mit Euros bezahlen konnten.

Nachdem das Tendern wieder weiterging, fuhren wir zur ARTANIA zurück. Der Schwell hatte zwar nachgelassen, verlangte aber von den Crewmitgliedern, die den Leuten beim Übergang vom Tender zur Gangway Hilfestellung leisteten, ganze Arbeit ab. Immer für die kurzen Augenblicke, an denen der Tender relativ ruhig lag, musste man beherzt einen großen Schritt machen, um auf die Gangway rüber zu kommen. Bei ängstlichen oder zögerlichen Passagieren mussten die Crewmitglieder dann recht kräftig zupacken, um diese schnell und sicher auf die Gangwayplattform zu hieven.


Um 18:30 Uhr legten wir mit halbstündiger Verspätung ab, hatten es aber nicht sehr weit bis zum nächsten Hafen Mindelo auf der Nachbarinsel São Vicente.  Gerade mal schlappe 8 Seemeilen ist Mindelo von Porto Novo entfernt. Schon eine halbe Stunde später machten wir an dieser neuen Destination wieder fest und der Silvesterabend konnte seinen Lauf nehmen.

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Auch im Lido-Buffetrestaurant ging es festlich zu.


Galadinner, Silvestershow, kapverdische Folklore in der Phoenix Bar und auch in den anderen Bars gab es die verschiedensten Musikdarbietungen.

 

Überall auf den Außendecks wurden Sektstationen aufgebaut, um rechtzeitig alle 1000 Gäste getränkemäßig versorgen zu können.
Vor zwei Jahren auf der AMADEA gelang es Doris, die keinen Alkohol trinkt, nicht, statt des Sekts, der in Strömen floss (gratis) ein Gläschen Orangensaft zu bekommen.
Aus dieser Erfahrung heraus fragten wir kurz bei einer der Sektstationen, ob es denn auch O-Saft geben wird. Betroffen stellte man fest, dass man wieder nicht an den Saft gedacht hatte. Aber es wurde sofort Abhilfe geschaffen, sodass ich diesmal um Mitternacht mit Doris anstoßen konnte.

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Alle im Hafen und auf Reede liegenden Schiffe begrüßten das Neue Jahr 2020 mit ohrenbetäubendem Tuten ihrer Schiffshörner und Schiffssirenen. Im Ort wurde eine großes 20-minütiges Feuerwerk abgebrannt.

So begrüßt die christliche Seefahrt das Neue Jahr 2020.
Der Kameramann muss allerdings noch üben, um die Schwenks ruhiger hinzubekommen.

 

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Für einige Minuten fanden die Damen vom Sekt-Service Zeit, sich das Feuerwerk anzuschauen.


Achtern am Außendeck in der Phoenix Bar bot das große Mitternachtsbuffet dem ausgehungerten Gast Gelegenheit noch rasch eine Gulaschsuppe, ein Würstchen, einen Krapfen oder etwas Fischiges zu sich zu nehmen.

 

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Die Spirit Band, ansonsten mit Schlager und Pop für die Tanzabende in der Pazifik Lounge zuständig, rockte an diesem Abend was das Zeug hielt. Mit Songs von Status Quo, Deep Purple, Tina Turner usw. hielten sie die Stimmung am Kochen.

 

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12. Reisetag – Mittwoch, 01.01.2020 – Mindelo/Insel São Vicente (Kapverdische Inseln)

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Frisch und unverkatert begannen wir an diesem Neujahrsmorgen um 10:00 Uhr Mindelo einen Besuch abzustatten. Der Ort war an diesem Vormittag wahrscheinlich noch verschlafener als sonst.

 

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Das Highlight war sicherlich unser Besuch der Ausstellung „Akuaba Africa“ im Palácio de Povo, dem rosafarbenen ehemaligen Gouverneurspalast. Hier wurde moderne afrikanische Kunst gezeigt, die uns sehr angesprochen hat.

 

 

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Moderne Kunst mit traditionellen afrikanischen Motiven.

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Er würde sofort wieder in Deutschland anfangen zu arbeiten,
wenn man ihn denn ließe.


Auf unserem Weg durch die Straßen grüßte uns ein Mann in deutscher Sprache. Man kommt ins Gespräch („Woher sprechen Sie gut deutsch?“). Wir erfuhren, dass er zwei Jahre in Deutschland als Elektriker  gearbeitet hat, allerdings ohne gültige Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis. Bei einer Kontrolle flog er auf und befand sich innerhalb von zwei Tagen wieder auf den Kap Verden. Ein Mann, der in dieser Zeit fast fließend Deutsch sprechen gelernt hat, der als Elektriker sicher zu den Facharbeitern zu zählen ist, an denen wir in Deutschland einen Mangel haben, wurde abgeschoben.
Finde den Fehler!
Nicht die Qualifikation, nicht die Sprache, nicht die Bereitschaft zur Integration ist das Problem, sondern die gründliche deutsche Bürokratie.

 


Auf den Kap Verden ist Arbeit Mangelware, nicht von ungefähr waren an jeder Ecke bettelnde Menschen zu sehen.

 

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Nicht nur die großen Sehenwürdigkeiten, sonder auch die kleinen ...

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... scheinbar unbedeutenden Motive machen dem Betrachter Freude.

 

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Man sieht noch ein wenig von der Silvester-Deko am Heck der ARTANIA.



Nach knapp 4 Stunden „Neujahrs­spaziergang“ zog es uns wieder zum Schiff zurück.

 

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Da bemerkte Doris, dass sie ihr Mäppchen mit dem Bordausweis nicht mehr hatte. Das Mäppchen steckte ursprünglich in der Brusttasche ihrer Bluse und jetzt eben nicht mehr. Wir erinnerten uns, dass ganz am Anfang unseres Besichtigungstrips ein junger Mann sehr aufdringlich „Happy New Year“ wünschte und dabei den Arm um Doris legte, die sich zwar dagegen wehrte, aber da war das Mäppchen wohl schon weg. Dass gleichzeitig ein „Bekannter“ des Umarmers auftauchte, bestätigt nur unseren Verdacht, dass es sich bei der Aktion um das sogenannte Antanzen gehandelt hat. Im Tagesprogramm wurde übrigens vor Taschendieben gewarnt.
Der Schaden war allerdings sehr begrenzt. Außer dem Mäppchen und dem scheckkartengroßen Bordausweis ging noch ein Zettel mit unserem Paßwort zum Schiffsinternet verlustig. Da für den Missbrauch dieser Daten unser Dieb noch den Username, die Kabinennummer (diese standen weder auf dem Zettel noch auf dem Ausweis) und das Schiff selbst benötigt hätte, machte uns das wenig Kopfzerbrechen.
Der gestohlene Ausweis und das Mäppchen wurden von Phoenix an der Rezeption klaglos ersetzt. Erst jetzt gab es kleinere Irritationen. Mit dem neuen Ausweis von Doris bekam auch das elektronische Schloss unserer Kabine eine neue Codierung, denn der Ausweis dient gleichzeitig als Kabinenschlüssel. Leider hatte niemand daran gedacht, dass jetzt mein Bordausweis nicht mehr als Türöffner funktionierte. Als ich später dann merkte, dass ich nicht mehr in unsere Kabine komme, ließ ich meine Karte an der Rezeption neu kodieren. Dabei muss die Dame wohl auch gleichzeitig noch schnell eine neue Schlosskodierung konfiguriert haben. Das Ergebnis ist ja bereits bekannt. Jetzt kam Doris nicht mehr alleine in die Kabine rein. Erst im dritten Anlauf (am nächsten Tag), als wir Beide an der Rezeption vorstellig wurden, hatte jeder wieder eine Karte, die sowohl als Kabinenschlüssel als auch zur Kontrolle beim Verlassen (Checkout) und dem Betreten des Schiffs (Checkin) funktionierte.


Um 18:00 verließen wir pünktlich den Hafen von Mindelo.

 

 

13. Reisetag – Donnerstag, 02.01.2020 – Praia/Insel Santiago (Kapverdische Inseln)

Heute konnten wir nicht pünktlich anlegen. Der Lotse hatte wohl verschlafen. Als die ARTANIA ca. 1-2 Seemeilen vor dem Hafen von Praia den Lotsen an Bord nehmen wollte, war keiner da. Über die üblichen Funkfrequenzen bekam der Kapitän auch keinen Kontakt zur Hafenbehörde. Erst per Handy gelang es, jemanden an die Strippe zu bekommen. Dort wurde versprochen, dass der Lotse in 8 Minuten an Bord kommen würde, eine äußerst sportliche Zeitprognose. Natürlich war kein Lotse nach 8 Minuten da, auch nicht nach 20 Minuten. Erneute Nachfrage, was denn los sei. Ja, das Lotsenboot hat einen technischen Defekt und kann nicht losfahren, aber der Lotse würde jetzt mit einem Schlepper zu ARTANIA gebracht.
Und so geschah es, dass wir überglücklich, wenngleich etwas verspätet, an der Pier im Hafen von Praia festmachten.
Da wir für den Nachmittag eine Tour im Geländewagen gebucht hatten, hätten wir am Vormittag per Shuttlebus ins Zentrum von Praia fahren können. Aber die Zeiten, wo wir die touristischen Gelegenheiten zu 100% ausnutzten sind vorbei und wir lassen es lieber ruhig angehen. So nutzten wir den Vormittag an Bord, um eine Runde im Pool zu schwimmen. Wir waren die Einzigen im Wasser und rund um den Pool war auch nicht viel los.
Wir kamen zur Erkenntnis, dass es wohl optimal wäre, an Landtagen an Bord zu bleiben und hingegen die Seetage für die Landgänge zu nutzen. (Finde den Fehler!)

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Fotostopp irgendwo im Gelände.


Am Nachmittag startete die bereits erwähnte Tour mit den Geländewagen. Wir wurden in 3er- und 4er-Gruppen eingeteilt und auf die vorhandenen Geländewagen verteilt. Wir hatten Glück, da Doris, ich und ein alleinreisender Herr eine 3er-Gruppe bildeten und wir so reichlich Platz in dem Fahrzeug hatten. Doris und der Fahrer saßen vorne, der Herr und ich ebenfalls sehr bequem hinten.
Im Gegensatz zu der Fahrt vorgestern, war die Gegend heute sehr karg, teilweise einer Wüste sehr ähnlich. Es ging abseits der geteerten Straße ins Gelände. Wir machten mehrere Stopps, wobei sich eigentlich nicht erschloss, wozu eigentlich.

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Der Rechte (das ist jetzt nicht politisch gemeint) mit der FCB-Kappe war unser Fahrer.

 

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Dieses helle Gestein auf dem wir stehen
ist eigentlich wertvoller Rohstoff.

Zwei Stopps sind allerdings doch erwähnenswert.
Bei dem einen sagte ich spöttisch, dass es sich um einen Ablageplatz für Bauschutt handeln könne. Und das war gar nicht so verkehrt. Das helle Gestein eignet sich vorzüglich für die Herstellung von Zement und wurde deshalb abgebaut und verarbeitet. Allerdings könnten die Chinesen, wie der Guide erklärte, den Zement sehr viel billiger liefern als die einheimische Produktion, so dass diese dann ganz zum Erliegen kam.

 

 

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Wieso es zu dieser im Grunde ungesunden Entwicklung kam, war dann auch schnell erkennbar. Das Gestein wurde mit einfachen Werkzeugen abgebaut und mit einem Stampfer manuell pulverisiert. Dass dieses Verfahren nicht konkurrenzfähig ist, liegt auf der Hand.

 

Die Frage, warum allerdings die Regierung nicht die Voraussetzungen schafft, dass hier in die notwendige Technologie investiert wird, bleibt offen.

 

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Der zweite, etwas interessantere Stopp, war an einem Strandrestaurant. Hier gab es auch ein kleines Hotel und ein ganz klein wenig Tourismus für Leute, die es einfach und schlicht lieben.

 

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Um ein Resümee zu ziehen: Die Fahrt war zwar nicht spektakulär, aber zeigte ungeschminkt wie die Gegend und die Dörfer hier sind.

 

 


Ein kleiner Unfall trübte die Fahrt etwas. Wir fuhren im Konvoi und ein Wagen fuhr auf seinen Vordermann auf. Der Unfallverursacher wirkte sehr verzweifelt, obwohl der Schaden überschaubar schien. Vielleicht hatte er Angst, seinen Job als Fahrer zu verlieren. Die Insassen des Unglücksfahrers wurden auf andere Fahrzeuge verteilt, wohl weil man nicht ganz sicher war, ob das Fahrzeug nicht doch einen größeren Schaden abbekommen hatte.

 

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Was den Ausflug ebenfalls trübte und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, war die dichte Dunstglocke, die die Gegend einhüllte. Ursache war feiner Sand in der Luft, der aus Afrika herübergeweht wurde. So war es kaum möglich, halbwegs gute Landschaftsaufnahmen zu machen.

 

Am Abend um 18:30 Uhr konnten wir pünktlich auslaufen. Der Lotse hatte wohl seinen Mittagsschlaf rechtzeitig beendet und lotste uns sicher aus dem Hafenbecken durch die schmale Hafeneinfahrt aufs offene Wasser und wurde vom mittlerweile wieder intakten Lotsenboot aufgenommen, während wir mit südwestlichem Kurs unseren nächsten Hafen ansteuerten, den wir erst nach 6 Seetagen erreichen werden.

 

 

14. Reisetag – Freitag, 03.01.2020 – Seetag

Ein ganz gewöhnlicher Seetag, der wenig bietet, was es wert ist, im Blog zu dokumentieren. Wir sprechen bei Seetagen gerne vom „Urlaub im Urlaub“.
Das Tagesprogramm ist pickepacke voll mit allerlei Vergnüglichkeiten und Beschäftigungstherapie für gelangweilte Kreuzfahrer, aber auch interessanten Vorträgen. Die an Bord befindliche Lektorin Katharina Bahlcke wird durch die Bank für ihren Vortragsstil und die Vermittlung von Wissen und Informationen von allen Seiten gelobt.
Ich selbst habe trotz „Urlaub im Urlaub“ wenig Zeit, Vorträge oder Bastelkurse zu besuchen, da die Pflicht in Sachen Blogarbeit ruft, eine Pflicht, die mir allerdings viel Spaß macht.
Einen Vortrag, der von Phoenix gerne und oft engagierten Psychologin Uta von Diemer möchte ich aber nicht unerwähnt lassen.
Lesen Sie selbst:
Praenatal

Ich wundere mich deswegen ein wenig, da bei den an Bord befindlichen Kreuzfahrern die Quote der Frauen im gebärfähigen Alter und die Paare mit Kinderwunsch im unteren Promille-Bereich liegen dürfte. Also ist der Vortrag nicht im Bereich Lebenshilfe anzusiedeln, sondern eher unter akademischer Allgemeinbildung zu betrachten.
Aber vielleicht wird ja nächste Woche ein Vortrag „Sex im Alter“ angeboten????

Am frühen Nachmittag wird plötzlich unser südlicher Kurs auf Nordost gewechselt. Wir werden per Bordlautsprecher vom Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka darüber informiert, dass ein Crewmitglied dringend in ein Krankenhaus gebracht werden müsse, um dort operiert zu werden. Deshalb nehmen wir jetzt Kurs auf Dakar, der Hauptstadt des Senegals. Dort soll dann die sogenannte „medizinische Ausschiffung“ des Patienten erfolgen.
Fährt die ARTANIA in der Regel eine Geschwindigkeit von 15 Knoten (ca. 27,8 Km/Stunde), so betrug unsere Geschwindigkeit jetzt etwas mehr als 20 Knoten (ca. 37 Km/Stunde).

 

 

15. Reisetag – Samstag, 04.01.2020 – Seetag

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In der sog. Cruise-Show werden über das Bord-Fernsehen ständig aktuelle Daten über aktuellen und geplanten Kurs, Wetterdaten, aktuelle Koordinaten etc. gezeigt.
Hier sieht man recht gut, dass wir ca. 18 Stunden, nachdem wir Praia auf den Kap Verden verlassen hatten, abrupt den Kurs Richtung Dakar geändert haben. (Zum Vergrößern der Fotos einfach drauf klicken.)

Gegen 9:00 Uhr erreichten wir die Gewässer vor Dakar, wahrscheinlich einige wenige Seemeilen vom Hafen entfernt. Land war nicht zu sehen, was an der immer noch aus Sand bestehenden Dunstglocke lag. Hier hat sich seit Praia nichts geändert.
Warum wir nicht den Hafen direkt angelaufen haben, mag darin begründet sein, dass keine Pier zum Anlegen frei war. Oder aber es konnte pragmatische Gründe haben, da ein Festmachen gleichzeitig eine Einreise bedeutet, mit allen damit verbundenen Formalitäten, Papieren und Regelungen.
So war die Überführung des Patienten ins Krankenhaus eher mit Tendern unter erschwerten Bedingungen zu vergleichen. An der Aktion waren 3 Boote beteiligt. Zunächst legte sich ein Zodiak mit mehreren Mitarbeitern des Krankenhauses längs an die ARTANIA. Über eine Jakobsleiter gelangten sie auf unser Schiff, um den Zustand und die Transportfähigkeit des Patienten zu beurteilen. Ein weiteres Boot nahm schließlich das erkrankte Crew-Mitglied auf, während die ganze Aktion von einem Boot der Küstenwache begleitet wurde.

 

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Ich habe mir lange überlegt, ob ich mich in die Reihe der Fotografen an der Reling einreihe, um Fotos zu machen und das Manöver zu beobachten oder nicht. Ich habe mich dann entschieden, mir zumindest den Anfang der Aktion anzusehen, ein paar Fotos zu machen und dann wieder in das Schiffsinnere zu entschwinden.
Die Einschätzung, ob ich jetzt ein Gaffer bin oder nicht, kann nun jeder selbst treffen.
Das Manöver gelang und die ARTANIA drehte ab und fuhr weiter unter Vollgas Richtung Süden.
Jetzt konnte man sich wieder Gedanken machen, wie der Reiseverlauf fortgesetzt werden könnte. Durch die hohe Geschwindigkeit, die beibehalten wurde, sowie günstige Wind- und Strömungsverhältnisse, waren nur geringfügige Änderungen der Routenplanung notwendig. So sollte die Insel St. Helena nicht am 8. sondern erst am 9. Januar angelaufen werden und die Aufenthaltsdauer auf einen halben Tag verkürzt werden. Auch die geplante Umrundung von Ascension Island würde stattfinden.
Somit war wieder alles im grünen Bereich und das Bordleben ging einmal mehr seinen geregelten Gang.

 

 

16. Reisetag – Sonntag, 05.01.2020 – Seetag

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Das heute Sonntag ist, merkten wir höchstens daran, dass es beim Frühstück Sekt gab und zur Feier des Tages die Kaffeestunde um 15:30 Uhr unter dem Motto „Alles Schokolade“ stand.

 

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Inzwischen hat sich auf dem Schiff eine Erkältungswelle ausgebreitet. Das Wartezimmer bei den beiden Schiffsärzten ist zu den Sprechstunden brechend voll. Das wissen wir allerdings nur aus Erzählungen anderer Mitreisenden, denn zum Glück wurden wir selbst verschont.
Vor den Restaurants wird jetzt streng kontrolliert, dass man sich an den Eingängen der Restaurants die Hände desinfiziert.
Ansonsten: Keine besonderen Vorkommnisse.

 

17. Reisetag – Montag, 06.01.2020 – Seetag

Gegen 8:45 Uhr überquerte die ARTANIA den Äquator. Die eigentliche Äquatortaufe war für 11:15 Uhr in der Kopernikus Bar angesetzt und anscheinend alle 930 Passagiere (endlich weiß ich die offizielle Zahl) fanden sich auf Deck 8 und den Balustraden auf Deck 9 ein.

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Neptun (alias Max von Phoenix) ...



Das Spektakulum und der Mummenschanz ist immer gleich. Neptun und sein Gefolge erscheinen mit viel Lärm und Getöse. Neptun beschwert sich ob des frevelhaften Eindringens unseres Schiffchens, beschimpft ein wenig Kapitän und Passagiere und lässt sich dann mit einer Flasche Schnaps besänftigen.

 

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... und sein Team.

 

Nun kann, wer will, sich taufen lassen Zuerst muss man einen Fisch küssen, dann wird man mit bunter Sahne eingeseift und schließlich in den kleinen Pool geschmissen. Dafür erhält der Täufling schließlich einen Wodka und alle Passagiere, ob getauft oder nicht, am Abend eine Urkunde auf die Kabine.
So war es immer und so wird es immer sein.
Um aktuelle Fotos zu machen, wohnten wir dem Anfang der Zeremonie bei, um dann gleich im großen Pool schwimmen zu gehen. Hier trafen wir nur auf wenige Tauf-Verweigerer.
Allerdings hätte ich Fotos von unserer Tour auf der Artania 2015 nehmen können. Das hätte sicher niemand bemerkt. Aber Fakenews oder Fakefotos in meinem Blog?

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Und alle alle kamen.

 

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Am Nachmittag stand schon wieder ein Mega-Event auf der Tagesordnung, nämlich die Übergabe des Wunschbaums an die See. Seit den Weihnachtstagen stand ein Tannenbaum in Harry’s Bar. An den selbigen konnte man kleine Zettelchen befestigen, auf die die Leute persönliche Wünsche schrieben. In einer Trauerzeremonie wurde nun Abschied vom Wunschbaum genommen, denn dieser wurde am heutigen Tag der Heiligen Drei Könige den Wellen des Atlantiks übergeben.

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Dieses Video wurde von mir am 6.Jan. 2018 auf der MS AMADEA aufgenommen. Aber da dort die Zeremonie einschließlich des gespielten Trauermarsches absulut identisch war, kann es hier ohne Bedenken noch einmal verwendet werden. ????

 

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18. Reisetag – Dienstag, 07.01.2020 – Seetag

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Das 2. Netbook, das auf dem Foto zu sehen ist, gehört Doris. Sie versucht, die größten orthographischen Böcke, die ich beim Schreiben geschossen habe, wieder auszumerzen.



Den Vormittag verbrachte ich wieder mal in meinem „Büro“.

 

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Noch vor dem Mittagessen kam die Insel Ascension in Sicht. Dieses Inselchen, zwischen Afrika und Südamerika gelegen, gehört zum Britischen Überseegebiet St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha. Die Hauptstadt ist Georgetown. Hier leben ca. 800 Menschen. Die Insel ist von strategischer Bedeutung und wird von den Amerikanern als Militärstützpunkt und Spionage- und Abhörstation der NSA genutzt. Als „Normalsterblicher“ und Nicht-Einheimischer hat man kaum eine Chance, die Insel betreten zu dürfen, da hier das Militär und die Geheimdienste sehr restriktiv die notwenige Einreiseerlaubnis erteilen. Geplant war laut Routenplan eine Umrundung der Insel, aber aus Zeitgründen fuhren wir nur dicht vorbei. Eine Umrundung wäre auch relativ wirkungslos verpufft, da die Zeit fürs Mittagessen immer näher rückte und nur die Wenigsten würden an der Reling stehen bleiben.

Schaschlik

Und so ließen wir schon bald die Insel hinter uns.

Am Nachmittag hieß es, sehr tapfer zu sein, denn das Tagesprogramm versprach:

Eissalon

Da aber auch beim Mittag- und beim Abendessen eine Eisstation lockt und da wir uns die Beschränkung auferlegt hatten „maximal 1 Eis pro Tag“, mussten wir dieser Veranstaltung schweren Herzens fernbleiben.

 

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Ca. 19:00 Uhr: Idyllischer Sonnenuntergang vor dem Abendessen.


Der Rest des Tages verlief unspektakulär, sieht man einmal davon ab, dass wir zum ersten Mal am Abend das Bordkino besuchten, um uns einen Film anzuschauen. Es wurde der mit vier Oscars ausgezeichnete Film „Bohemian Rhapsody“ gezeigt.

 

 

19. Reisetag – Mittwoch, 08.01.2020 – Seetag

Dass die Kombination Internet und ARTANIA nicht immer problemlos ist, hatte ich ja schon kurz erwähnt. So können sich die Passagiere ein sogenanntes Paket erwerben. Damit können sie ins Internet und wenn die gebuchte Datenmenge verbraucht ist, muss ein neues Paket gekauft werden oder man kann eben nicht mehr ins Internet. Dieses Angebot wird gerne genutzt, aber damit beginnen die Probleme. Trotz einer vorhandenen (knappen) schriftlichen Anleitung tauchen immer wieder die vielfältigsten Fragen auf, wie etwa diese:
- Wie verbinde ich mich überhaupt mit dem Schiffs-WLAN?
- Warum ist mein Paket verbraucht, obwohl ich nur eine Mail versendet habe? (Weil dein Smart-Phone ein geheimes Eigenleben führt und im Hintergrund Apps aktualisiert und so dein schönes Datenkontingent verbrät!).
- Ich habe meine Telefon-PIN vergessen, was nun? (Da kann Phoenix gar nichts machen!)
Also gehen diese Passagiere, und das sind nicht wenige, mit ihren Problemen und Problemchen zur Rezeption, wo jeder einzelne eine persönliche Beratung erhält, soweit das mit dem technischen Knowhow der Rezeptionsbesetzung überhaupt möglich ist. Auf jeden Fall blockiert das den normalen Betrieb, und Doris hat schon das ein oder andere mal lange warten müssen, um zum Beispiel Kleingeld für den Waschsalon zu wechseln oder um einen Techniker zu ordern, weil die Klimaanlage in der Kabine nicht ordentlich klimatisiert.
Jetzt hat die Reiseleitung hierzu eine Superidee. Einen Workshop, um solche Fragen zu klären.

WLAN-Workshop

Statler und Waldorf muppet Show ji

Dass die Erkenntnis für die Notwendigkeit einer solchen Veranstaltung bereits nach fast dreiwöchiger Reisedauer erfolgt, ist schon bewundernswert.
Die von mir grob skizzierten Probleme, die viele Mitreisende mit dem Schiffsinternet haben, sind nicht neu. Wir haben genau diese Phänomene bereits vor zwei Jahren auf der AMADEA und vor drei Jahren hier auf der ARTANIA beobachtet. Und auch der Umgang damit ist absolut identisch. Statt gleich am Anfang der Reise eine gute und umfassende Informationsveranstaltung anzubieten, versuchen Rezeption und Reiseleitung erstmal aufwändig dem nicht immer technisch sehr verständigen Passagier individuell zu helfen.

 

 

20. Reisetag – Donnerstag, 09.01.2020 – St. Helena/St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha

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Soeben haben wir unseren Ankerplatz vor St. Helena erreicht.

St. Helena ist ein völlig unbedeutendes Inselchen mitten im Atlantik und gehört genau wie Ascension Island zum Britischen Überseegebiet St. Helena, Ascension und Tristan da Cunha. Etwas weniger als 5000 Bewohner bevölkern dieses Eiland, das knapp 2000 Kilometer von der afrikanischen und gut 3000 Kilometer von der südamerikanischen Küste entfernt ist.
Naja, ganz unbedeutend ist dieses englische Lummerland (11 km x 15 km) nun doch nicht, denn hierher wurde 1815 Napoleon verbannt; er verstarb hier auch 6 Jahre später und die Insel lebt bis heute vom Mythos Napoleon Bonaparte.
Phoenix bot zuerst gar keine Ausflüge an und empfahl, die Insel auf eigene Faust z. B. mit einem Taxi zu erkunden. Da aber wegen der medizinischen Ausschiffung vor einer Woche der Aufenthalt von 12 auf 6 Stunden verkürzt wurde, vermittelte Phoenix jetzt Inselrundfahrten, die von einheimischen Tourveranstaltern durchgeführt werden (50 € pro Person).
Wir hätten die Insel sehr gerne auf eigene Faust per Taxi erkundet, befürchteten aber, das, wenn innerhalb eines halben Tages mehr als 900 Phoenix-Passagiere die Insel überfallen, die Transportmittel knapp werden könnten und entschieden uns für das Angebot von Phoenix.
Pünktlich um 7:00 Uhr wurde der Anker vor St. Helena geworfen und um 8:30 Uhr saßen wir im Tenderboot und wurden an Land gebracht.

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Die Tenderboote werden bereitgestellt.


Während des Frühstücks wurde mehrfach gewarnt, dass auf Grund des heftigen Schwells am Anleger des Tenders erhöhte Vorsicht geboten ist. Personen, die auf Stöcke oder Rollatoren angewiesen oder gebehindert sind, sollten lieber auf der ARTANIA bleiben.

 

An der Anlegestelle wurden wir auf verschiedene kleine bis höchstens mittelgroße Busse verteilt. „Unser“ Bus fasste ca. 20 Passagiere. Brian, so wurde er uns von einem örtlichen Touragenten vorgestellt, war unser Fahrer.

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Taxen und weitere privat zu charternde Minibusse waren übrigens keineswegs Mangelware, wie wir befürchtet hatten, aber jetzt saßen wir halt mit 19 weiteren Phoenix-Passagieren im Bus und mussten mit unserer Entscheidung leben, denn hadern wäre eh zwecklos gewesen. Und los gings.

 

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Der Fahrersitz ist vorne rechts, denn auf der Insel herrscht Linksverkehr.


Die Insel ist sehr gebirgig (bis 800 Meter) und die Serpentinen, die wir befuhren, waren sehr schmal und die Haarnadelkurven mehr als eng. Aber Brian war ein guter, besonnener und sicherer Fahrer, was wir besonders bei Gegenverkehr feststellen konnten, wenn sich die Fahrzeuge mit nur wenigen Zentimetern Abstand aneinander vorbei manövrieren mussten.
Es gab keinerlei Erklärungen, denn es war weder ein örtlicher Reiseleiter noch jemand von Phoenix im Bus. Das war auch so angekündigt und verkauft worden und somit völlig in Ordnung.

 

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Blick auf Jamestown, die Hauptstadt von St. Helena.


Außerdem sprach die Landschaft für sich selbst, sowohl während der Fahrt als auch bei den eingelegten Fotostopps.

 

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Ein Muss auf St. Helena ist natürlich ein Besuch des Grabs von Napoleon, obwohl er mittlerweile exhumiert und zurück nach Paris in den Invalidendom verfrachtet wurde. Zum einen, weil die Franzosen ihren Kaiser zurückhaben wollten, zum anderen, weil es Bonaparte in seinen Memoiren so gewünscht hatte.
Das Grab war absolut unspektakulär, aber in eine wunderschöne Landschaft eingebettet.

 

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Zum Grab führte ein ca. 1 Kilometer langer Weg ...

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... durch eine üppige Planzenwelt.

 

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Ein leeres Grab als Pilgerstätte.

 

Ein weiterer Stopp war am „Longwood House“ dem Exilwohnsitz Napoleon Bonapartes während seiner Verbannung. Interessant ist, dass dieses Areal unter französischer Verwaltung steht. Die Franzosen hatten es 1858 für 7100 Pfund gekauft.

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Das "Longwood House" steht auf französischem Territorium. St. Helena selbst gehört zwar zum britischen Überseegebiet, aber nicht zur Europäischen Union. Damit haben wir hier eine Außengrenze zur EU - egal ob es zum Brexit kommt oder nicht. ????

 

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Im" Longwood House" selbst war Fotografieren verboten, sodass hier keine Fotos von Napoleons Bett und Badewanne gezeigt werden können. Allerdings habe ich dieses Foto stellvertretend für Bonapartes gesamten Hausrat und Garderobe im Internet auf der Seite sainthelenaisland.info gefunden.

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Im angeschlossenen Souvenirshop war das Fotografierverbot dann wieder aufgehoben.


 

Hier sei mir eine kurze persönliche Meinungsäußerung erlaubt.
Ich kann den Personenkult, die Verehrung und Glorifizierung um Napoleon nicht nachvollziehen bzw. nicht gutheißen. Er war ein Aggressor und hat Europa mit Kriegen überzogen. Sein Russlandfeldzug steht übrigens dem von Hitler in nichts nach, sowohl in Sachen Grausamkeit und Sinnlosigkeit als auch in der Erfolglosigkeit mit unzähligen Opfern auf beiden Seiten. Ich weiß, dass ich mich damit zumindest in Frankreich auf politisches Glatteis begeben würde. Und ich weiß, dass Hitlervergleiche Schüsse sind, die oft nach hinten losgehen - aber das riskiere ich jetzt einfach.

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Diana's Peak. Diese Erhebung wurde nicht nach Lady Di, sondern nach der Göttin der Jagd benannt.


Unser nächster Fotostopp war dann aber absolut unpolitisch, nämlich Diana’s Peak, mit 812 Metern die höchste Erhebung von St. Helena. Da die Höhenunterschiede zwischen Meeresspiegel und den mehreren hundert Meter hohen Bergen quasi in Sichtweite stattfinden, ist Diana‘s Peak weitaus spektakulärer als z. B. der Feldberg im Taunus, der sogar noch ein paar Meter höher ist.

 

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Die berühmte, mittlerweile im Alter von über 180 Jahren verstorbene Riesenschildkröte Jonathan, galt als ein weiteres Wahrzeichen von St. Helena. Sie wurde durch mehrere, nicht minder durch ihre Größe beeindruckende Exemplare ersetzt. Im Hintergrund ist der Palast des Gouverneurs "Plantation House" zu sehen.

Nach ein paar weiteren Stopps konnte, wer wollte, am Postamt in Jamestown (ca. 650 Einwohner, Inselhauptstadt) aussteigen. Wir waren bei den „Aussteigern“ dabei, während der Rest weiter zur Tenderpier gefahren wurde.

 

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Der letzte Stopp fand an der sogenannten Jakobsleiter statt.
Diese steile Treppe besteht aus 699 Stufen und überwindet eine Höhe von 180 Metern.

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Bei unseren Bummel durch Jamestown fanden wir auch das untere Ende der Jakobsleiter. Zum Glück war keine Zeit mehr, dieses Ungetüm zu besteigen.

 

An dieser Stelle kann ich feststellen, dass unsere Entscheidung, die von Phoenix vermittelte Inselrundfahrt zu buchen, doch kein Fehler war. Zum einen wurden alle Sehenswürdigkeiten wie sie im Reiseführer aufgeführt waren stressfrei abgeklappert und zum anderen war die „Reisegesellschaft“ in unserem Bus sehr angenehm. Es wurde beim Ein- und Aussteigen Rücksicht genommen und nicht gedrängelt, was eigentlich eine Selbstverständlich sein sollte, es aber leider oft nicht ist.

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Der letzte Tender fuhr mal wieder ohne uns.


In Jamestown bummelten wir ein wenig durch die Straßen und begaben uns dann gegen 13:30 Uhr langsam zur Tenderpier, denn um 14:00 sollte dort der letzte Tender ablegen.
Sollte! Aber ähnlich wie schon in Porto Novo auf den Kap Verden, schien den Verantwortlichen das Tendern von dieser Anlegestelle wegen des Schwells jetzt zu gefährlich. Das gerade abfahrende Boot war das Letzte, dass noch mit Passagieren gefüllt wurde.
Jetzt hatte Phoenix bzw. die Schiffsleitung unter Kapitän Franz W. Ziolkowski das Problem, da ja die Zeit drängte, die noch ca. 100 an Land verbliebenen Passagiere auf die ARTANIA zu schaffen.

 

Die Lösung: Es gibt noch eine Anlegestelle, die geschützter, aber etwas abseits liegt. Es wurden auf die Schnelle einige Busse gechartert, die uns zu diesem Anleger bringen sollten. Es dauerte nicht lange und wir konnten in einen der nun bereitgestellten Kleinbusse einsteigen. Die Fahrt dauerte nur ca. 15 Minuten, aber wir werden sie trotzdem so schnell nicht vergessen. Um zur neuen Anlegestelle zu gelangen, mussten wir „über“ einen Berg fahren. Die Serpentinen, die wir jetzt bewältigen mussten waren noch steiler und die Kurven noch enger als bei unserer Tour am Vormittag. Und der Fahrer war leider nicht Brian, sondern er war anscheinend ein Nachfahre eines japanischen Kamikazefliegers. Wenn er am Berg wegen Gegenverkehr warten und dann wieder anfahren musste, würgte er auch schon mal den Motor ab, während er bei der Bergabfahrt in einen wahren Geschwindigkeitsrausch verfiel. Die Regel, den Berg im gleichen Gang hinunterzufahren wie man ihn hinauffährt, ignorierte er beiläufig. Mir war da schon ein wenig mulmig und ich hoffte, dass die Bremsen nicht heiß liefen. Die Sitznachbarin von Doris hatte solche Angst, dass ihr übel wurde und sie zu zittern anfing und mit Pfefferminz und Mineralwasser abgelenkt und beruhigt werden musste.
Schließlich kamen wir dann doch heil an, hatten aber das Gefühl, dass das Tendern weitaus weniger gefährlich gewesen wäre, als die gerade erlebte Höllenfahrt.

Um 15:00 Uhr wurde mit halbstündiger Verspätung der Anker gelichtet und mit Höchstgeschwindigkeit von 21 Knoten (ca. 38 km/h) nahmen wir Kurs auf das 1200 Seemeilen (2600 km) entfernte Walfischbai in Namibia.

 

21. Reisetag – Freitag, 10.01.2020 – Auf See

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Trinkgeld ist für Teile der Crew kein Zubrot, sondern gehört zu deren Einkommen. Zwar ist das Geben von Trinkgeld grundsätzlich freiwillig, aber wer auf das Geben von Trinkgeld verzichtet, bringt die MitarbeiterInnen des Housekeepings, des Restaurantbereichs und die "stillen Geister" (z.B. Wäscherei) um ihren verdienten Lohn.
Wir haben zwecks Trinkgeldübergabe eine eigene Fachkraft mit auf die Reise genommen. (Eni ist nicht der Name des kleinen Waschbärs, sondern der unserer Kabinenstewardess.)

Heute wurde mit Hochdruck am Blog gearbeitet, damit er online gehen kann. Die nächsten 14 Tage werde ich nur sehr wenig Zeit haben, Text zu schreiben, Fotos zu sichten und Beides dann in Form zu bringen.
Denn übermorgen, wenn wir in Walfischbai in Namibia ankommen, werden wir für 4 Tage von Bord gehen. Zusammen mit einem befreundeten Ehepaar haben wir eine Überlandtour gebucht. Ein Fahrer wird uns am Hafen abholen und in den Etosha-Nationalpark fahren, wo wir hoffentlich viele Tiere in der Natur sehen werden. Wir werden in Lodges übernachten. Am vierten Tag fliegen wir von Windhoek nach Kapstadt und besteigen dort wieder die ARTANIA. In dieser Zeit bleibt der Laptop auf dem Schiff.
In Kapstadt wird ein Passagierwechsel stattfinden, weil dort ein neuer Reiseabschnitt beginnt. An den darauf folgenden Tagen geht es dann Schlag auf Schlag mit nur einem einzigen Seetag dazwischen. Erst ab 24. Januar wird es wieder etwas „ruhiger“.

 

22. Reisetag – Samstag, 11.01.2020 – Auf See

Kofferpacken, nicht gerade unsere Lieblingsbeschäftigung. Was nimmt man mit für die 4-tägige Überlandtour, die morgen losgehen soll und was lässt man auf dem Schiff?
Und noch ein Problemchen beschäftigt uns. Vor mehr als einer Woche hatten wir an der Rezeption bekannt gegeben, dass wir (und ein befreundetes Ehepaar) morgen in Walfischbai das Schiff für 4 Tage verlassen und erst am 15. Januar in Kapstadt wieder zusteigen werden. Die Rezeptionistin erklärte uns, dass wir ein von Phoenix bereits ausgefülltes Einreiseformular erhalten sollten, mit dem wir beim Immigration-Office vorstellig werden müssen. Das besagte Formular hatten wir auch bekommen, nur wurde dort eingetragen, dass wir bereits am 2. Tag wieder aus Namibia ausreisen würden, wie das Gros der Passagiere, die keine Überlandtour machten.
Also „reklamierten“ wir den Einreisezettel, doch die Damen an der Rezeption meinten, dass hätte so seine Richtigkeit. Begründen konnten sie das allerdings nicht. Und da wir wissen, dass die Hauptaufgabe dieser Damen das Abwimmeln von Beschwerden ist und ich auch mehrmals mitbekommen habe, welchen Blödsinn sie den Leuten in Sachen Internetnutzung auf dem Schiff erzählten, gaben wir uns mit dieser Aussage nicht zufrieden. Aber auch ein Gespräch mit dem Kreuzfahrtdirektor, der mit der Purserin (Zahlmeisterin), die für solche Sachen zuständig ist, gesprochen hatte, ergab eine ähnliche Auskunft. Fakt war, dass diese Zettel bereits in Bonn (Sitz von Phoenix) per Computer ausgefüllt wurden und zu diesem Zeitpunkt niemand wissen konnte, wer alles von Bord geht.
Auch Phoenix bot eine ähnliche Überlandfahrt an, wie wir sie beim Veranstalter Punda Milia gebucht hatten; ein Angebot, das von knapp 60 Personen in Anspruch genommen wurde. Diese knapp 60 Passagiere hatten ebenfalls diesen 2-Tage-Zettel erhalten, aber die Behörden wüssten darüber genau Bescheid, wie man uns versicherte. Für die Passagiere, die ganz normal mit der ARTANIA weiterfahren und nach 2 Tagen Namibia wieder verlassen, kämen entsprechende Beamte an Bord um ihnen den nötigen Einreisestempel zu verpassen.
Wir aber würden, genau wie die Phoenix-Überlandfahrer, in einem Immigration-Office unseren Stempel holen. Nur müssten wir dort selbstständig hin, jedoch wäre das Gebäude nur wenige Meter vom Schiff entfernt.
Ich blieb skeptisch!

 

 

23. Reisetag – Sonntag, 12.01.2020 – Twyfelfontein Country Lodge/Namibia

Wie angeordnet trafen wir uns um 7:45 Uhr zusammen mit den Phoenix-Überlandfahrern in der Atlantic Lounge. Die erste Amtshandlung dort war, dass die Purserin erschien und mit Kugelschreiber von jedem Einzelnen das Einreiseformular korrigierte (Dauer = 4 Tage, Ausreisedatum: 15.1.2020).
Die Freigabe des Schiffes verzögerte sich, sodass wir noch eine Weile warten mussten, bis wir alle das Schiff verlassen durften.
Aber weder in der näheren noch weiteren Umgebung des Liegeplatzes der ARTANIA gab es etwas, was einem Immigration Office im entferntesten ähnlich sah. Zum Glück liefen vor dem Schiff auch ein paar Phoenix-Reiseleiter rum, denen wir unser Leid klagten.
Wie konnten wir auch so dumm fragen! Es war doch klar, dass wir in einen der beiden bereitgestellten Busse, die die Phoenix-Überlandfahrer in den Etosha-Nationalpark bringen würden, einzusteigen hätten. Die Pass-Stempel-Stelle befände sich schließlich etwas außerhalb des Hafengeländes.
Ach so, Entschuldigung.
Es gelang uns auch, den Busfahrer zu überzeugen, unser Gepäck so einzuräumen, dass wir es wieder als Erste rausnehmen konnten.
Nach einer ca. 15-minütigen Busfahrt fiel wohl irgendjemandem von Phoenix auf, dass wir längst an der Stempelstelle vorbeigefahren sein müssten. Also hielt der Bus an, wir mussten alle aussteigen, und der örtliche Reiseleiter, der zwar akzentfrei Deutsch sprach, aber sonst eine Pfeife zu sein schien, fing hektisch an zu telefonieren. Dann teilte er uns das Ergebnis seiner Recherchen mit: Wir brauchen keine Einreiseformalitäten durchzuführen, wir könnten einfach weiterfahren.
Das sahen wir naturgemäß nicht ganz so locker, ich glaube, ich wurde sogar etwas laut. Sah ich uns doch in Windhoek am Flughafen (von wo wir nach Kapstadt/Südafrika fliegen sollten) als illegal Eingereiste ertappt werden und in einem düsteren Abschiebegefängnis schmachten.
Anscheinend machte sich dann doch die Erkenntnis breit, dass eine ordentliche Einreise gar nicht so schlecht sei. Also alles wieder rein in den Bus, ein wenig durch die Stadt fahren und alles wieder aussteigen, denn jetzt würde gleich gestempelt. Bereitwillig rückte der Busfahrer auch unser Gepäck wieder raus.
Wir hatten jetzt zwei Probleme, immer noch keinen Stempel und wie können wir unseren Fahrer, der uns die nächsten vier Tage kutschieren sollte, finden? Problem Nummer 2 löste sich von selbst. Als sei er plötzlich vom Himmel gefallen, stellte sich ein freundlicher junger Mann als Donovan, unser Fahrer, vor. Vor lauter Glück verloren wir allerdings die Phoenix-Reisegruppe aus den Augen, der Bus war plötzlich auch nicht mehr da und ein Immigration-Office war weit und breit nicht zu entdecken.
So ähnlich, wie unser Fahrer vom Himmel gefallen war, kam jetzt auch der Phoenix-Bus wieder angefahren und alle Passagiere (außer uns) saßen wieder drin. Die Fahrertür wurde geöffnet und die Phoenix-Reiseleitung rief uns zu, wir sollen mit unserem Fahrer dem Bus folgen. Da wir aber erst noch unser Gepäck in unser neues Beförderungsmittel laden mussten und der Phoenix-Bus nicht im Traum daran dachte, auf uns zu warten, stellten sich bei mir zum wiederholten Male heute früh die Nackenhaare hoch und ich glaube, der Kamm schwoll auch ein wenig. Aber unser Fahrer hatte gesehen, um welche Ecke der Bus verschwunden war und konnte ihn einholen. Da jetzt unsere Parkposition besser war als die der beiden Phoenix-Busse, waren wir ziemlich die ersten, die sich im endlich gefundenen Immigration-Office brav vor dem einzigen Schalter anstellten.

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Geschafft! Einreise geglückt!

Vor uns waren noch drei russische Staatsbürger, deren Abfertigung 20 Minuten dauerte. Bei uns Phoenix-Leuten gings dann zügiger, ca. 2 Minuten pro Person. Man kann sich leicht ausrechnen, bis wann der Letzte abgefertigt sein wird (60 x 2 Min. = 2 Std).
Die Phoenix-Reiseleitung versuchte, einen zweiten Stempel-Beamten zu installieren. Ob das gelungen ist, weiß ich nicht, da unser Trupp (Anne, Wolfgang, Doris und ich) nach 10 Minuten abgefertigt waren. Wir hatten nicht nur einen Stempel in den Pass bekommen sondern wurden auch fotografiert und unsere Passdaten wurden in ein Computersystem eingegeben und der (korrigierte) Einreisezettel wurde vom Stempel-Beamten sorgfältig verwahrt, was ja alles laut diesem Komiker (ich meine damit den schon erwähnten lokalen Guide) gar nicht notwendig war.

 

Statler und Waldorf muppet Show ji
Mögen sich der lokale Guide und Phoenix von mir aus jetzt den Schwarzen Peter hin und her schieben, beide haben ihren Job nicht gut gemacht und haben somit unsere Nerven unnötig strapaziert.
Jedenfalls spendiere ich für diese organisatorische "Meisterleistung" von Phoenix und Co. meinen beiden Freunden Waldorf und Statler hier mal so richtig viel Platz, um Dampf abzulassen.

 

Aber jetzt konnte sie losgehen unsere Überlandfahrt und soviel sei vorweggenommen. Es gab nichts zu meckern, die Organisation war perfekt bis ins letzte Detail, was sowohl ein Verdienst des Reiseveranstalters Punda Milia als auch der hier vor Ort arbeitenden Agenturen ist.
Das ging damit los, dass unser Fahrer Donovan jedem eine gute Landkarte übergab, auf der unsere gesamte Reiseroute eingezeichnet war. Des Weiteren erhielten wir eine Feldflasche, die während der gesamten Tour immer wieder mit Wasser gefüllt wurde und zu guter Letzt noch ein kakifarbenes Etui mit Insektenschutz, Handcreme und Lippenbalsam aus einheimischen Pflanzen. Die Geschäftsführerin von Punda Milia, Janine Brassaty, die sich schon im Vorfeld sehr kompetent um alles gekümmert hat, hatte uns noch ein paar nette persönliche Zeilen zukommen lassen. Zugegeben, alles Kleinigkeiten, die aber den gesamten sehr guten Eindruck abrundeten. Diesen Veranstalter, der auf Afrikareisen spezialisiert ist, kann ich ohne Bedenken weiterempfehlen.
Auch mit Donovan hatten wir einen Glücksgriff getätigt. Sein Englisch war sehr gut zu verstehen, sein Wissen über Land, Leute, Städte, Siedlungen und die Tier- und Pflanzenwelt schien unerschöpflich. Sein Fahrstil war sicher und besonnen und das geländegängige Fahrzeug, eine Art Kastenwagen von VW, bot mehr als reichlich und bequem Platz.

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Donovan, unser Fahrer für die nächsten 4 Tage. (Die Fahrzeuge haben Rechtslenkung, denn in Namibia herrscht Linksverkehr.)


Mittlerweile war es 10:00 Uhr geworden und wir fuhren los.

 

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Wir machten einen kurzen Abstecher nach Swakopmund, wo es noch viele deutsche Spuren zu entdecken gab, schließlich hieß Namibia ja mal Deutsch-Südwestafrika. Die Deutschen haben sich in Sachen Brutalität und Ausbeutung von anderen Kolonialmächten kaum unterschieden und die "Schutzherrschaft" gipfelte in dem Völkermord an den Herero und Nama. Bis heute vermeidet die BRD das Wort „Völkermord“ und unterscheidet sich damit nicht sonderlich z. B. von der Türkei, die ja ebenfalls allergisch reagiert, wenn man den Völkermord an den Armeniern als solchen bezeichnet.
Unser heutiges Tagesziel war die ca. 400 Kilometer entfernte, im sogenannten Damaraland liegende, Twyfelfontain Country Lodge.

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Die zunächst gut asphaltierte Straße, die später in eine befestigte Schotterpiste überging, führte eine weite Strecke durch die karge Namib-Wüste.

 

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Während eines Fotostopps bei einem Wrack am Ufer des Atlantiks ...

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... wurden uns mitten im "Niemandsland" Edelsteine angeboten, die hier in Namibia gefunden werden.

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Gegen 13:00 Uhr legten wir eine einstündige Mittagspause in einem netten, auf Touristen eingerichteten, Restaurant ein. Wir waren die einzigen Gäste, anscheinend war noch keine Saison.

 

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Fußweg vom Parkplatz zur Rezeption im Hauptgebäude.


Um 15:00 Uhr erreichten wir unsere Lodge. Eingepasst mitten in ein Buntsandsteinmassiv befindet sich das Hauptgebäude und überall verteilt die verschiedenen zahlreichen kleinen Apartments, die einfach, aber sehr geschmackvoll eingerichtet waren.

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Die Apartments wurden sehr schön in die Landschaft eingepasst.

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Den meisten Platz beanspruchte das Bett. Dahinter befanden sich Dusche und WC.

 

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Lucas, der Elefantenflüsterer.

Gleich um 16:00 Uhr ging es weiter mit unserem Programm. Lucas, ein lokaler Guide, erwartete uns mit seinem offenen Geländewagen für eine Fahrt, um die Wüstenelefanten zu sehen.
Wüstenelefanten sind ein wenig kleiner als ihre „normalen“ Artgenossen, weil sie sich nicht an einer üppigen Vegetation bedienen können, sondern mit dem kargen Wüstenbewuchs „haushalten“ müssen. Sie gehen sehr sorgsam mit den Pflanzen um, zupfen die Blätter von den Büschen und Bäumen ohne diese niederzutrampeln. So hatten wir es gelesen und wollten es jetzt auch sehen. Doch bei Tierbeobachtungsfahrten braucht man Geduld.

 

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Dikdik.

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Kudus.


Die ersten beiden Stunden sahen wir schon einiges an Getier, wie etwa ein Dikdik (Zwergantilope) oder Kudus, aber keinen einzigen Elefanten.

 

Elefantenküddel


Aber vielleicht war es auch das Drehbuch unseres Regisseurs Lucas, der aus dramaturgischen Gründen dafür sorgte, das wir zunächst nur Elefantenküddel gefunden haben.

 

Aber dann war es doch so weit, dass wir auf die Dickhäuter trafen.
Allerdings war die Freude über unser Kommen bei den Elefanten eher verhalten. Immer mal wieder stellte ein Bulle die Ohren auf und kam mit entschiedenen Schritten auf unser Fahrzeug zu. Dann musste unser Fahrer Lucas ganz schnell den Motor wieder anlassen, den Rückwärtsgang einlegen und Fersengeld geben. Damit war’s der Bulle erst mal zufrieden.

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Bei diesen Aktionen haben wir alle vier im Auto jedesmal still gebetet, dass der Motor anspringen möge und sich der Gang ohne Komplikationen einlegen lasse.
Lucas meinte, dass diese Gruppe Elefanten ein wenig aggressiv sei, aber es gäbe auch Gruppen, die seien friedlicher.

 

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Er wusste auch von einem ganz jungen Elefantenbaby, dass erst 6 Wochen alt ist und war wild entschlossen es zu finden, um es uns zu zeigen. Sein Vorhaben gelang und stolz präsentierte er uns Mutter und Kind.

 

Nun war es Zeit aufzubrechen, denn es war geplant, dass wir um 20:00 Uhr wieder in der Lodge zum Abendessen eintreffen sollten, aber nicht ohne noch einen Zwischenstopp einzulegen, um den Sonnenuntergang zu fotografieren.

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Überraschung – Lucas baute einen Tisch auf, stellte diverse Getränke darauf und eine Schale mit Knabberzeug, Antilopenschinken und eine Art afrikanischer Kaminwurz aus Kudu. Ich entschied mich zur Feier des Tages für ein Fläschchen „Windhoek Lager“, ein leichtes süffiges Bier, dem Kölsch nicht unähnlich. Bei dieser Sorte bin ich dann auch die nächsten Tage geblieben.

 

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Der Sonnenuntergang geriet dann plötzlich in den Hintergrund, da Lucas feststellte, dass ein Reifen unseres Geländewagens platt war. Aber kein Problem, in Windeseile hatte er das Rad gewechselt und wir kamen mit nur geringer Verspätung in der Lodge an.

 

Zum Abendessen gab beim Abendbuffet auch einheimische Wildtierarten. Aber die Leser meiner früheren Blogs wissen aus den Erzählungen über Galaabende und Spezial-Dinner auf dem Schiff, dass Exotik nicht so unser Ding ist, aber unser Reisekollege Wolfgang hatte da weniger Berührungsängste. Da es jedoch auch Hühnchen, Rind und Schweinefleisch gab, musste niemand hungern.

 

 

24. Reisetag – Montag, 13.01.2020 – Etosha Nationalpark/Namibia

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„Unsere“ erste Giraffe! Sie gilt aber eigentlich gar nicht. ????
Sie lebt nämlich auf einer Farm (man kann es am Zaun erkennen). Es gibt Farmen, wie diese, dort werden wildlebende Tiere gehalten, damit Touristen sie fotografieren können. Allerdings gibt es auch Farmen, um Jagdtouristen den Abschuss von Wildtieren zu ermöglichen. Hauptkunden sind US-Amerikaner und Belgier, wie uns Donovan zu berichten wusste.


Heute Morgen um 9:00 Uhr hieß es schon wieder Abschied nehmen von der Twyfelfontein Country Lodge. Das Ziel lautete: Ethosha-Nationalpark im Norden Namibias. Im Gegensatz zur Phoenix-Truppe, die die Strecke in einem Rutsch bewältigte und schon gestern Abend dort ankam, haben wir es mit der Zwischenstation bei den Elefanten eher lockerer angehen lassen, was wir denn auch für die bessere Variante hielten.

 

Um 13:00 Uhr bezogen wir unsere Zimmer in der Etosha Safari Lodge, die ganz in der Nähe des Südeingangs des Nationalparks liegt.
Wie geplant, fuhren wir mit Donovan kreuz und quer durch den südlichen Teil des Nationalparks, immer mit geschärftem Blick, ob es nicht links oder rechts von der Schotterpiste etwas Interessantes zu beobachten gibt. Zwar waren es nicht die Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard), aber in den nächsten Stunden konnten wir etliche Tierarten in freier Wildbahn beobachten. Hierzu braucht es nicht viel Text, um die Pirschfahrt zu beschreiben und vielleicht gelingt es ja mit dem ein oder anderen unserer Amateurfotos ein klein wenig, die Faszination dieser Wildbeobachtungen rüber zu bringen

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Weißflügeltrappe (Northern Black Korhaan) - Der kleine Kerl machte einen unbeschreiblichen Lärm!

2020-01-13-Namibia-02-D2-DSCN0298_ji.jpgSüdlicher Gelbschnabeltoko

 

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Eine Herde Zebras.

 

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Springbock - Die männlichen Tiere tragen Hörner...

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... die weiblichen hingegen nicht.

 

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Gnu

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Giraffe, diesmal in freier Wildbahn.

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So eine schöne Nahaufnahme ...

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... gelingt relativ einfach mit einer Kamera mit 60-fachem Zoom.

 

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Zwei männliche Springböcke kämpfen um die Vorherschaft im Harem.

 

 

25. Reisetag – Dienstag, 14.01.2020 – Etosha Nationalpark/Namibia

Heute stand eine ganztägige Pirschfahrt im Etosha Nationalpark auf dem Programm. Nicht Donovan, sondern ein lokaler Fahrer mit seinem offenen Geländewagen.

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Das Fahrzeug war ähnlich dem, das wir schon bei der Beobachtung der Wüstenelfanten vor zwei Tagen hatten. Es sieht Platz für 11 Leute vor. Vorne für Fahrer und Beifahrer 2 Sitze und auf der „Ladefläche“ befinden sich drei Sitzreihen, jede für jeweils 3 Personen. Ist solch eine Sitzreihe mit drei Leuten besetzt, so hat der, der in der Mitte sitzt irgendwie die Arschkarte gezogen. Wir hingegen konnten uns im Fahrzeug breit machen. Leider sogar sehr breit, denn Doris fuhr nicht mit. Die seit zwei Wochen grassierende Schiffserkältung (man munkelt, dass mehr als 50% der Passagiere betroffen sind), die wir beide bereits seit einigen Tagen schon latent mit uns rumschleppten, ist jetzt bei ihr ausgebrochen – saublöd, aber nicht zu ändern. Dass man sich bei so einer langen Reise irgendwann die Schiff-Influenza einfängt, ist fast nicht zu vermeiden, allerdings hätte sich Doris einen passenderen Zeitpunkt gewünscht.
Also waren wir heute nur zu dritt plus Fahrer und sein junger Beifahrer, der wohl gerade als Ranger ausgebildet wird.

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Springböcke könne man sehr gut am McDonald's-Logo am Hinterteil erkennen, erklärte uns unser Guide.
MCdonalds



Sicherlich gab es „Wiederholungen“, verglichen mit der gestrigen Fahrt. Aber man sollte keinesfalls Tierbeobachtungen mit dem Sammeln von Panini-Fußballbildern vergleichen, so nach dem Motto „hab‘ ich schon, interessiert mich nicht mehr“. Man muss tatsächlich auch erst mal lernen, die Kamera neben sich hinzulegen und sich einfach an dem erfreuen, was man beobachtet.

 

 

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Erdmänchen

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Tüpfelhyäne

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Gnus - im Hintergrund sieht man (nicht besonders gut) die Etosha-Pfanne,
ein Salzsee mit einer Ausdehnung von 120 km x 50 km.

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Noch einmal eine Gruppe von Giraffen ...

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... und zum krönenden Abschluss unserer Pirschfahrt bekamen wir doch noch einen Vertreter der Big Five, nämlich ein Nashorn, vor die Linse.

 

Um 16:00 Uhr waren wir wieder in der Lodge zurück, gerade rechtzeitig vor dem großen Regen, der zu dieser Jahreszeit hier oben im Norden Namibias beinahe täglich niederprasselt und dafür sorgt, dass die Savannenlandschaft schön grünt.

 Aber es war richtig, in der „falschen“ Zeit hier zu sein. Während der Saison sind die Lodges bis auf den letzten Platz ausgebucht; um mit einem Fahrzeug in den Etosha Nationalpark reinzukommen (Formalitäten, Einfahrtsgebühr etc.), muss man schon mal mit einer 1 ½-stündigen Wartezeit rechnen und über die Schotterpisten schlängeln sich lange Konvois von Geländewagen. Massentourismus eben.

 

 

26. Reisetag – Mittwoch, 15.01.2020 – Windhoek/Namibia

Der heutige Tag war für die Rückkehr auf die ARTANIA vorgesehen. Von unserer Lodge ins ca. 450 Kilometer entfernte Windhoek und von dort mit dem Flugzeug nach Kapstadt.
Da der Flieger um 14:00 Uhr starten sollte, sollten wir so gegen 12 Uhr am Flughafen sein. Um 7:00 Uhr, nach dem Frühstück, saßen wir alle in Donovans SUV und er meinte, dass wir so gegen 11:00 Uhr in Windhoek sein werden, aber so ein bisschen eingeplanter Puffer könne ja nicht schaden. 450 Kilometer in 4 Stunden? Ein sehr sportliches Ziel. Aber wir waren tatsächlich kurz nach 11:00 in Windhoek.

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Richtung Süden und dann immer geradeaus.
Stressfrei mit konstanten 120 km/h.

Die Straßen waren gut asphaltiert, mit wenig Kurven, meist ging es mehrere Kilometer schnurgeradeaus und es herrschte ganz wenig Verkehr. Donovan konnte konstant die erlaubten 120 Kilometer/Stunde fahren. Und war dann doch einmal ein langsameres Fahrzeug vor uns, war es kein Problem zu überholen, denn man konnte ja sehr sehr weit nach vorne sehen, ob etwas entgegenkommt.

 

Erst als wir uns dem Einzugsgebiet von Windhoek näherten, wurde der Verkehr dichter. Den eingeplanten Puffer nutzte Donovan zu einer Mini-Stadtrundfahrt. Auch hier fand man noch Spuren aus der unrühmlichen deutschen Kolonialzeit.

 

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Am Flughafen am Check-in-Schalter von South African Airways verabschiedeten wir uns von unserem Guide, der wirklich einen klasse Job gemacht hat.
Check-in, Ausreiseformalitäten und Sicherheitskontrolle – alles kein Problem (wir hatten ja auch schöne ordnungsgemäße Einreisestempel im Pass).

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Unser Flieger, eine Embraer ERJ 145 mit gerade mal 50 Sitzplätzen.


Und dann passierte etwas, was mir noch nie beim Fliegen passiert ist – wir hoben bereits um 13:45 Uhr ab, also nicht nur keine Verspätung, sondern sogar eine Viertelstunde zu früh.

 

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Der Anflug auf Kapstadt war spektakulär. Die Stadt selbst ein Moloch und der Tafelberg in voller Schönheit bei wolkenlosem Himmel. In Kapstadt selbst werden Helikopterrundflüge zum Tafelberg angeboten – das Geld konnten wir uns nun sparen.

 

Einen kleinen Wermutstropfen hatte unsere verfrühte Ankunft; der Fahrer der uns abholen und zum Hafen bringen sollte, war noch nicht da.
Eine kurze E-Mail nach Deutschland zum Reiseveranstalter Punda Milia und nach wenigen Minuten war die Antwort da, dass der Fahrer gleich kommen würde. Nach dem ca. 20-minütigen Transfer zum Hafen gingen wir gegen 17:00 Uhr wieder an Bord der ARTANIA.
Bei voller Gesundheit hätten wir der Stadt sicher noch einen ersten kurzen Besuch abgestattet, aber so war Schonen und Erholen auf dem Schiff angesagt.

 

 

27. Reisetag – Donnerstag, 16.01.2020 – Kapstadt/Südafrika

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Der Tafelberg mit einem weißen "Tischtuch".


Unsere ursprüngliche Planung, mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus die Stadt und die Gegend zu erkunden, mussten wir fallen lassen. Der grippale Infekt zwang Doris ins Bett und ich war auch nicht voll fit, sodass ich am Vormittag lediglich die berühmte „Victoria & Alfred Waterfront“ (kurz VA Waterfront) in Augenschein nahm.

 

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Der im Jahre 1882 im gotischen Stil (Gothic-style) erbaute Clock Tower
an der Victoria & Alfred Waterfront.


Etwa einen Kilometer von unserem Liegeplatz entfernt reihten sich um Hafenbecken und Jachthäfen zahlreiche Restaurants, Geschäfte, Büros und Hotels. Die VA Waterfront gilt als Touristenattraktion.

 

Schön wenn man mal dort war. Der Tourist hat die Möglichkeit, an einem der vielen Kioske Ausflüge, Heli-Rundflüge, Bootsfahrten etc. zu buchen, oder man kann schön Kaffee trinken oder Essen gehen. In einer riesigen Shopping-Mall mit Schicki-Micki-Läden kann man sein Geld ausgeben.

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Robben Island war eine Gefängnisinsel, wo auch Nelson Mandela 20 Jahre einsaß. Heute ist Robben Island eine Museumsinsel und ein beliebtes Ausflugsziel.
Diese Leute, die rund um dieses Tourismusgeschäft angestellt sind, streiken und demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen und einen Tarifvertrag.

 

Der Nachmittag war wieder für Rekonvaleszenz (Bettruhe) auf dem Schiff vorgesehen. Heute ging die erste Etappe der Weltreise zu Ende und es erfolgte ein Passagierwechsel.

 

 

28. Reisetag – Freitag, 17.01.2020 – Kapstadt/Südafrika

Doris geht es etwas besser und sie möchte zumindest auch mal einen Blick auf die V&A Waterfront werfen, also machen wir uns auf den Weg.

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Da mittlerweile jede Metropole ein Riesenrad hat, konnte Kapstadt dem sich ja nicht verweigern, sodass wir die Gelegenheit nutzten, mit dem „Cape Wheel“ zu fahren. Der Wind hatte sich mittlerweile zu einem kleinen Sturm hochgeschaukelt, die Kassiererin am Riesenrad versicherte uns, dass die Gondel zwar schaukeln werde, aber dass die Fahrt ansonsten sicher sei. Wir glaubten ihr und gingen davon aus, dass das Cape Wheel nicht umfallen würde, solange wir dort unserer Runden drehten.

 

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Wohlbehalten stiegen wir aus, bummelten noch ein wenig durch die Gegend, hörten den Straßenmusikern zu.

 

In The Mood of Capetown (17.1.2020). ????

 

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Der Tafelberg ...


Wir konnten auch einen Kühlschrankmagneten und Aufnäher für unsere Jacken erstehen. Tourist, was willst Du mehr?

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... ist allgegenwärtig.

 

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Der Wind legte noch einen Zahn zu, sodass für die ARTANIA gegen 14:00 Uhr ein Schlepper bestellt werden musste, um sie an die Pier zu drücken. Die Leinen allein, denen eigentlich die Aufgabe zufällt, dass Schiff an der Pier festzuhalten, würden dem starken Winddruck nicht standhalten und könnten reißen.

 

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Die ersten Bedenken wurden laut, dass wir nicht wie geplant heute Abend um 23:00 Uhr auslaufen können. Dass das Wetter den Reiseplan durcheinanderwirbelt, kommt immer mal wieder vor. So konnte, als wir auf der Überlandfahrt waren, der Hafen in Lüderitz nicht angelaufen werden. Wegen Wind und Wellengang war der Hafen geschlossen und die ARTANIA fuhr deswegen gleich weiter nach Kapstadt, wo sie einen halben Tag vor der planmäßigen Ankunft an der Pier festmachte.
Passagierwechsel bedeutet auch Durchführung der vorgeschriebenen Rettungsübung. Die fand um 21:30 Uhr statt, auch für uns, die wir ja schon in Hamburg das ganze Prozedere durchexerziert hatten. Wegen des ekligen Winds mussten wir aber diesmal nicht an den Außendecks antreten, um uns zu merken, wo wir im Ernstfall in die Rettungsboote einzusteigen haben.
Der Schlepper, der ja jetzt als Schieber fungierte, tat nach wie vor an der ARTANIA seine stupide Arbeit und irgendwann im Laufe des Abends wurde bekannt gegeben, dass wir nicht pünktlich um 23:00 Uhr auslaufen könnten. Den starken Wind mit seinen Böen, die sich bis Windstärke 8 aufschaukeln konnten, würde die ARTANIA auf See locker wegstecken, wenn auch mit Schwanken und Schaukeln. Aber hier im Hafen mit der engen Ausfahrt, wo beim Auslaufen an manchen Stellen auf wenige Meter genau manövriert werden muss, ist so ein großes Schiff nicht zu 100% beherrschbar. Und eine Havarie im Hafen selbst wäre für den Hafenbetrieb der GAU.
Manchmal würde um Mitternacht der Wind für eine Stunde nachlassen. Mit dieser Bauernregel schürte Phoenix ein wenig Hoffnung.
Wir gingen früh zu Bett ….

 

 

29. Reisetag – Samstag, 18.01.2020 – immer noch Kapstadt/Südafrika

… erwachten am Morgen und befanden uns immer noch in Kapstadt.
Mittlerweile war ich touristisch nicht mehr einsetzbar. Ich war gestern noch bei der Schiffsärztin, die mir ein 3-Tage-Antibiotikum wegen meines entzündeten Halses gegeben hatte.
Für den zusätzlichen Tag in Kapstadt wurde das Schiff wieder zum Landgang freigegeben. Um 22:30 sollten die Landgänger spätestens zurück sein, da der neue Auslauftermin auf 23:00 festgelegt wurde. Doris und ich ließen diese Gelegenheit zwecks Schonung ungenutzt verstreichen. Außerdem war es wegen des heftigen Winds draußen sowieso mehr als ungemütlich.
Wegen des Landgangs wurden der heutige Kapitänsempfang und der Galaabend auf morgen verschoben. Allerdings gab es dennoch am Abend ein Galamenü, weil die Vorbereitungen der Küche schon zu weit fortgeschritten waren, um die Sache wieder abzublasen. Galakleidung war allerdings nicht erforderlich, so die Direktive zur Kleiderordnung.
Unser gespaltenes Verhältnis zu Galaabenden und Galadinnern habe ich ja in vorherigen Blogs lang und schmutzig beschrieben. Und auch, wie wir der Sache immer wieder zu entkommen versuchten, sei es mit mitgebrachter Dosenwurst oder mit Schnitzeln bzw. Hamburgern, die man sich vom Roomservice auf die Kabine bringen lassen kann. Deshalb führe ich diesen und auch die noch 14 anstehenden Galaabende nicht mehr weiter aus.
Da der Schiebeschlepper immer noch stur und brav seine Arbeit verrichtete, konnte man davon ausgehen, dass wir auch heute Abend nicht auslaufen konnten.
Irgendwann rückte die Reiseleitung dann mit dieser Wahrheit raus, dass es mit der Weiterfahrt heute wieder nix wird, meinte aber hoffnungsvoll, dass morgen früh gegen 5 Uhr der Wind mal kurz nachlassen könnte.

 

 

30. Reisetag – Sonntag, 19.01.2020 – immer noch Kapstadt/Südafrika

Wir wachten um 7:30 Uhr auf (in Kapstadt). Das Schiff wurde nach wie vor vom Schiebeschlepper an der Pier festgetackert.

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Der Hafen war definitiv für den ganzen Tag geschlossen und als erneuter Auslauftermin wurde der morgige Montag genannt. Uhrzeit: 5:00 Uhr.
Der Kapitänsempfang wurde wieder verschoben. Dafür versprach man uns für heute abend ein leckeres Afrikanisches Dinner. Uns schwante Fürchterliches. Um es vorwegzunehmen, weder die Strauss-Suppe noch die Antilopenkeule fanden unser Gefallen, aber im Lido am Buffet gibt es auch immer etwas Brot, Wurst und Salat.
Als lobenswert möchte ich hervorheben, dass am heutigen Vormittag, also gleich am Anfang eines neuen Reiseabschnitts, eine Informationsveranstaltung stattfand: „WLAN und Internet auf der ARTANIA“. Liest jemand von Phoenix den Blog oder woher kommt diese Einsicht?
Immer noch mit dem grippalen Infekt kämpfend, gingen wir früh zu Bett.

 

 

31. Reisetag – Montag, 20.01.2020 – Seetag

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Mit Hilfe von zwei Schleppern wurden wir aus dem Hafen bugsiert.


Nicht um 5:00 Uhr, aber um 9:30 Uhr konnten wir endlich die Leinen los machen.

 

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Man sieht, wie nahe an der Begrenzung der Hafenein- bzw. -ausfahrt manövriert werden musste.


Das Schiff musste im Hafenbecken gedreht werden und man konnte gut erkennen, dass das Manöver, das Schiff durch die enge Hafenausfahrt zu steuern höchste Präzision verlangte und der Hafen deshalb aus gutem Grunde die ganze Zeit geschlossen war. Der Wind blies zwar immer noch recht kräftig, war aber konstant und nicht mehr böig.

 

Wir hatten jetzt 60 Stunden Verspätung, sodass die Häfen in Port Elisabeth und East London gestrichen wurden und der zweitägige Aufenthalt in Durban auf einen Tag gekürzt werden musste.
Der Kapitänsempfang konnte endlich stattfinden.
Zwar waren wir hier in Kapstadt länger als geplant, sehr viel gesehen von der Stadt und Umgebung haben wir jedoch nicht. Aber wir kommen wieder!

 

 

32. Reisetag – Dienstag, 21.01.2020 – Seetag

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Seetag ist auch meist Bürotag.

Doris hat ein großes Problem. Im Verlauf ihrer Erkältung hat ihr Gehör dramatisch nachgelassen. Ihr rechtes Ohr läuft sowieso schon seit Jahren nur noch auf halber Kraft und nun ist auch das linke betroffen. Dort hört sie so gut wie gar nichts mehr. Auch das rechte Ohr hat sich verschlechtert. Dass bei ihr bei einer Erkältung die Ohren „zu gehen“ ist nichts Ungewöhnliches und das gibt sich wieder, wenn die Erkältung abklingt, nur diesmal eben nicht.
Da wir morgen in Durban sein werden, hatte ich im Internet ein paar Hörgeräteakustiker rausgesucht, die nicht allzu weit vom Hafen weg sind. (Danke, Google Maps!) Wir hoffen, dass wir zur Überbrückung bis Ende der Reise irgendwie eine Zwischenlösung erreichen können, wohl wissend, dass die professionelle Einstellung und Anpassung eines Hörgeräts Wochen dauert.

 

 

33. Reisetag – Mittwoch, 22.01.2020 – Durban/Südafrika

Leider haben wir nicht mitbekommen, als noch zur nachtschlafenden Zeit, also kurz vor sieben Uhr, der Lotse an Bord gekommen ist. Er kam nämlich nicht wie üblich mit dem Lotsenboot um von dort auf die ARTANIA überzuwechseln, sondern mit dem Hubschrauber und ließ sich abseilen.
Gegen 10:00 Uhr gingen wir von Bord. Am Ausgang des Hafenterminals wartete ein heimischer Ausflugsvermittler auf Kundschaft. Ihm erklärten wir unsere Situation und wir wurden uns einig, dass man uns für 300 Rand (knapp 20 €) zu dem ausgesuchten Hörgeräteakustiker fährt (und wieder zurück), der in einem 7 km entfernten Shoppingcenter seinen Laden hat.
Bequem in einem SUV fuhr uns unsere Fahrerin zum gewünschten Ziel und kümmerte sich drum, dass wir im Center auch den Laden fanden.

Der Hörgerätespezialist war sehr nett, erklärte uns, dass die besten Hörgeräte aus Deutschland kommen, das es aber per Gesetz nicht gestattet sei, einfach Hörgeräte zu verkaufen ohne sie richtig anzupassen. Es müsste ein Hörtestprotokoll vorliegen und die Feinjustierung könne nicht in einem Tag erfolgen. Was wir suchen sei kein High-Tec-Gerät, sondern ein „simple hearing Amplifier“ (einfacher Hörverstärker) und die dürften in Südafrika nicht verkauft werden. Allerdings kenne er einen Kollegen, der diese Dinger trotzdem verkaufe.

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Der Wegeplan.

Eine konkrete Adresse konnte er uns nicht nennen, aber er erklärte wortreich und mit einer Zeichnung unserer Fahrerin, wie der Kollege zu finden sei. Und unserer Fahrerin hatte das Geschäft auch tatsächlich gefunden.
Der „neue“ Hörgeräteakustiker versprach uns zu helfen und kam mit einem Gerät an, dass 8000 Rand (etwas mehr als 500 €) kosten sollte. Wir schluckten, wussten wir doch, dass bei AMAZON oder PEARL die einfachen Geräte aus China zwischen 10 und 100 Euro kosten und als Notbehelf durchaus tauglich sind. Wir haben so ein Ding zu Haus. Doris hatte es erfolgreich genutzt, als sie nach ihrer Strahlentherapie vor 1 Jahr ebenfalls Hörschwierigkeiten hatte. Blöd halt, dass es jetzt zu Hause lag.
Jetzt kam er mit einem anderen Gerät, das „nur“ 6000 Rand kostete (380 €), machte noch einen (kostenlosen) Hörtest und legte (ebenfalls kostenlos) Batterien für 3 Jahre bei. Bei soviel „kostenlosem“ Service kann man sich vorstellen, dass die Gewinnspanne beim Gerät recht hoch liegen muss. Aber wir waren trotzdem sehr froh, dass er uns helfen konnte, denn Doris konnte jetzt wieder sehr viel besser hören.
Außerdem schien er sehr kompetent und sprach von selbst die Strahlentherapie an und meinte, es könne durchaus sein, dass die Hörprobleme eine Spätfolge der Bestrahlung sein könnten, aber auch durchaus die Chance bestünde, dass sich die Situation von selbst wieder verbessern könne.
Nun gestaltete sich der Bezahlvorgang ein wenig kompliziert. Soviel Bargeld in der Landeswährung Rand hatten wir natürlich nicht und das Lesegerät für die EC- und Kreditkarten am Empfangstresen unseres Akustikers funktionierte nicht. Zum Glück war in der Nähe ein Geldautomat, der allerdings unsere EC-Karte nicht akzeptierte. Bei der VISA-Karte war die Maschine schon gnädiger, wollte aber keine 6000 Rand rausrücken, sondern nur 5000. Die haben wir natürlich erst einmal genommen. Wir befürchteten, dass wir mit den 5000 Rand irgendwie ein Tageslimit erreicht hatten und deshalb keine weiteren Penunzen mehr ausgespuckt werden. Aber auch ein zweiter Auszahlungsvorgang war erfolgreich, sodass wir die Rechnung beim Akustiker bezahlen konnten.

Nach dieser, am Ende doch sehr erfolgreichen Aktion, bekamen wir auch wieder Lust, touristisch aktiv zu werden, was auch sehr im Sinne unserer Fahrerin war.

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Erste Station war der Botanische Garten. Dort nahmen wir das nicht allzu teure Angebot einer halbstündigen Führung an. Vishnu, ein freundlicher indischstämmiger junger Mann, fuhr den Elektro-Golfcart in dem wir Platz nahmen und erklärte uns stolz und begeisternd die Schönheiten des Gartens.

 

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Auch nahm er sofort die Regie und die Arrangements zwecks Anfertigung von Fotos in die Hand, indem er uns an besonders romantischen Stellen platzierte und mit Doris‘ Kamera ablichtete.

 

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Die Führung war kurzweilig und hatte richtig Spaß gemacht.

 

Nun startete die eigentliche Stadtrundfahrt. Sie führte vorbei an diversen wichtigen Gebäuden, Tempeln, Moscheen etc., die ich hier jetzt gar nicht im einzelnen aufzählen möchte. Ein Fotostopp fand auch am Moses-Mabhida-Stadion statt. Hier hatte die deutsche DFB-Nationalelf am 7. Juli 2010 das WM-Halbfinale mit 0:1 gegen den späteren Weltmeister Spanien verloren. Wer erinnert sich nicht an den ohrenbetäubenden Lärm der Vuvuzelas während dieser Weltmeisterschaft in Südafrika?
Ein weiteres Ziel, dass auch auf unserer Wunschliste stand, war der Victoria Street Market. Tatsächlich ist diese Gegend ein buntes pittoreskes Viertel. In einer großen Markthalle fanden wir allerdings nicht das erhoffte echte Markttreiben. Hier reihten sich dutzende Souvenirshops nebeneinander, die alle so ziemlich das gleiche Angebot an Schnitzereien, bunten Kleidern etc. haben. Etliche Gewürzläden, deren Zielgruppe ebenfalls nur Touristen waren, reihten sich hier ebenfalls ein. Zu allem Überfluss trafen wir auch noch auf zwei Busladungen von Phoenix-Ausflugsgästen, die eine Stadtrundfahrt gebucht hatten und nun die Halle bevölkerten.
Unser Begehren war jetzt „nix wie weg“, aber unsere Fahrerin wollte uns in einen ganz bestimmten Souvenirladen bugsieren, was wir erst mal ablehnten. Damit war die gute Stimmung zwischen der Fahrerin und uns beim Teufel, denn Frau Fahrerin schmollte. Sie schmollte auch weiterhin, als wir dann doch noch dem Shop eine Stippvisite abstatteten, aber nichts kauften. (Unseren Südafrikamagneten hatten wir ja bereits in Kapstadt erstanden.) Viel lieber wollten wir uns in das bunte Treiben auf der Straße stürzen, aber davon riet sie uns eindringlich ab, das sei viel zu gefährlich. Was will man machen, vielleicht stimmt es ja, aber vielleicht wollte sie uns nur ärgern – wer weiß? Zumindest ihre Begründung, dass sich auf der Straße kein einziger Weißer befindet, war nicht ganz von der Hand zu weisen. Also fuhren wir gegen 16:00 Uhr zurück zum Hafen.
Als es ans Bezahlen ging, gab es noch ein paar Unstimmigkeiten, die aber Doris – mit Hörgerät konnte sie wieder aktiv an Unterhaltungen teilnehmen – durch gutes Verhandlungsgeschick und Argumentation beseitigen konnte und wir einigten uns schließlich bei für beide Seiten fairen 150 US-Dollar.

Ein wenig kaputt waren wie schon, denn auch das konzentrierte Zuhören und Sprechen in Englisch erforderte von uns doch einige Anstrengungen und schlaucht nach so vielen Stunden.
Wir gingen zeitig zu Bett und bekamen gar nicht mit, wie die ARTANIA so gegen Mitternacht abgelegt hatte und ….

 

 

34. Reisetag – Donnerstag, 23.01.2020 – Richard’s Bay/Südafrika

… genauso wenig bekamen wir mit, wie die ARTANIA am frühen Morgen in Richard‘s Bay festmachte, nachdem der Lotse wieder via Hubschrauber abgeseilt worden war.
Für den heutigen Tag hatten wir absolut noch keinen Plan und hatten demzufolge bei Phoenix auch nichts gebucht. Es wurde zusätzlich zu den Ausflügen ein Shuttleservice zu einer Shopping Mall angeboten (11 €), was aber auch nicht besonders prickelnd klingt.

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Nach dem Frühstück so gegen 10:00 Uhr gingen wir von Bord, um zu sehen, was sich an der Pier so alles tut. Es waren etliche Stände mit Souvenirs und Kunsthandwerk aufgebaut worden. Das Meiste dieser Angebotspalette kannten wir bereits von unserem gestrigen Marktbesuch.

 

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Am Ende dieser Standreihe parkte noch ein Fahrzeug, in dem sich so eine Art Tourist-Info befand, dort wollten wir mal schauen, ob man private Ausflüge buchen kann. Da kamen uns Anne und Wolfgang entgegen (das Ehepaar von der Nambia-Überlandtour) und fragten, ob wir Interesse hätten, mit Ihnen eine Tour zu machen. Sie waren bereits bei der besagten Info gewesen, aber der Preis für eine Tour mit nur zwei Personen war zu hoch. Aber zu viert könnte es ja pro Kopf erträglicher werden.
Anne verhandelte gut und wir einigten uns auf einen Preis von 650 Rand (40 €) pro Kopf. Dafür würde uns Gert, so stellte sich uns der Fahrer vor, an den ca. 75 Km entfernten St. Lucia See fahren, um dort eine Bootsfahrt zu unternehmen, bei der man Flusspferde sehen könnte, die dort zu Hauf leben würden. Die Kosten für die Bootsfahrt waren in den 650 Rand bereits enthalten.
Gert wollte allerdings keine Dollar sondern ausschließlich Rand akzeptieren, weil für ihn hohe Wechselgebühren anfallen würden. Also fuhren wir zunächst zum Geldautomaten, damit Anne und Wolfgang Rand ziehen konnten. Wir hatten gestern statt der erforderlichen 6000 prophylaktisch mal 7000 Rand gezogen und waren deshalb flüssig.

 

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Üppiges Grün und viel Wald. Ein Großteil der Wälder wurde angepflanzt. Das Holz wird von der Papierindustrie benötigt.

Der nächste Stopp war nur ein paar Meter weiter an einer Tankstelle. Gert bat um einen Vorschuss, damit er die Tankrechnung bezahlen konnte. Der Vorschuss wurde gewährt.
Jetzt musste er erst mal telefonisch für uns einen Platz auf einem der Ausflugsboote vorbestellen, was sich anscheinend nicht ganz so einfach gestaltete, denn das Telefonat,das Gert führte, dauerte seine Zeit. Es ging darum, ob überhaupt ein Platz zu haben sei, dann noch um den Preis und schließlich um die Uhrzeit.

 

 

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Der kleine Reptilienzoo nannte sich "Reptile City".
Das Außengelände war liebevoll gestaltet. Man konnte sich richtig wohlfühlen.


Das Zwölfuhrboot würden wir nicht schaffen und das nächste sollte erst um drei Uhr losfahren. Was machen mit der vielen Zeit bis dahin?
Gert wusste Rat. Wir besuchten erst einmal einen kleinen Reptilienzoo. Der Eintrittspreis war moderat. Außer vielen Vitrinen mit hochgiftigen Schlangen gab es mehrere Gehege mit Krokodilen. Aber auch harmloseres Getier wie Schildkröten und Vögel war zu sehen.

 

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Es war durchaus von Vorteil, dass Reptil und Mensch durch einen Zaun getrennt waren.

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Da der Zaun aber nicht allzu hoch war, waren solche Warnhinweise unentbehrlich.

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Mittlerweile kam per Telefon die Information, dass wir bereits um 14:00 Uhr einen Platz in einem Boot bekommen könnten. Das passte zeitlich jetzt prima. Wir fuhren nach St. Lucia, der Ort, der genauso heißt wie der See und natürlich am selbigen liegt. Wir hatten noch genügend Zeit in einem Restaurant kurz einzukehren, um etwas zu trinken und schnell noch aufs Klo zu gehen.
Bevor die kurze Strecke bis zum Anleger in Angriff genommen werden konnte, bat Gert um einen weiteren Vorschuss, um unsere Bootstickets bezahlen zu können. Wir bezahlten jetzt einfach die komplette Tour. Eigentlich ist es unüblich, solche Touren im Voraus zu bezahlen, aber manchmal muss man einfach vertrauen.

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Am Anleger angekommen, wurde unserem Fahrzeug ein Parkplatz zugewiesen, auf dem auch schon vier oder 5 Busse parkten – alles Phoenix-Busse. Und vor dem Toilettenhäuschen bildeten sich lange Schlangen, natürlich von Phoenix-Reisenden.

 

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An den Stegen lagen drei Boote. In dasjenige, in das wir zustiegen, befanden sich nur zwei weitere Fahrgäste und so warteten wir gespannt auf die Erstürmung durch Phoenix.
Es lag eigentlich auf der Hand, dass wir auf einem der dort liegenden Boote quasi als Beifang zu den Phoenix-Ausflüglern mit dazu gepackt würden.

 

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Platz ohne Ende. Anne, Wolfgang und unser Fahrer Gert machten sich auf dem Oberdeck breit.


Aber, oh Wunder, wir fuhren sofort einfach los und hatten natürlich Platz ohne Ende. Und egal, wo sich ein Flusspferd zeigen sollte, rechts, links, vorne oder hinten, wir würden beliebig die Plätze wechseln können – immer in der ersten Reihe.

 

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Die Bootsfahrt war toll und Flusspferde gab es zur Genüge zu sehen.

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Später auf dem Schiff hörten wir die leise Klage, dass diese Tiere ja nicht in voller Größe zu sehen waren, sondern nur die Köpfe und Teile des Rumpfs. Klar, da konnte man im Hippo-Gehege im Frankfurter Zoo mehr sehen (als Flusspferdbulle Maikel noch lebte). Aber dazu muss man wissen, dass die Flusspferde eine sehr empfindliche Haut haben und sehr leicht Sonnenbrand bekommen und deshalb bei Sonnenschein (gibt es in Afrika öfter als in Frankfurt) lieber unter als über Wasser sind.

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Wir jedenfalls waren es zufrieden, denn die Boote konnten bei ausgeschaltetem Motor sehr nahe an die Tiere heranfahren und es war eine Freude, sie zu beobachten.

 

Auf der Rückfahrt zur ARTANIA stand ein Mädchen am Straßenrand, Gert hielt an und gab ihr 50 Rand (ca. 3 €). Er erklärte uns, dass dies seine Nichte gewesen sei. Sie spare für einen Calculator (Taschenrechner oder PC, ich weiß nicht, was er genau damit gemeint hat). Er hatte sie angerufen, damit sie zwecks Geldübergabe parat stünde. Ich finde, das war sehr großzügig von ihm. Ich habe mal durchgerechnet, was er an der Tour verdient hat, nämlich keine 50 Euro und er macht davon noch Geschenke.
Die Kalkulation: Beim Tanken musste er 700 Rand bezahlen (stand an der Tanksäule) und für die Bootsfahrt 360 Rand pro Person abzüglich 20% als Provision für ihn (hatte ich beim Telefonat mitgehört). Bei dieser Rechnung bleibt ein „Rohgewinn“ von 748 Rand. Davon muss man noch die Fahrzeugnutzung und sonstige zu zahlende Provisionen (am Hafen) und eventuelle Schmiergelder abziehen.
Als er uns wohlbehalten an der ARTANIA abgeliefert hatte, machte er mit seinem Handy noch ein Foto von uns, um sich dann zu verabschieden. Sowohl Anne und Wolfgang als auch wir gaben ihm als Trinkgeld unsere restlichen Rand, sodass sein schmaler Gewinn ein ganz klein wenig höher ausgefallen ist.
Um 20:00 Uhr legten wir ab mit Ziel Madagaskar. Dazwischen liegen aber noch zwei Seetage.

 

 

35. Reisetag – Freitag, 24.01.2020 – Auf See

Bisher war ja die Hauptfahrtrichtung nach Süden. Jetzt, wo wir die Westküste Afrikas verlassen haben wird ein nordöstlicher Kurs eingeschlagen, was zur Folge hat, dass die Uhr um eine Stunde vorgestellt werden muss. Dies geschieht zur Mittagszeit um 12:00 Uhr, sodass es es dann schlagartig 13:00 Uhr wird. Jetzt sind wir schon gegenüber Deutschland zwei Stunden voraus.

 

 

36. Reisetag – Samstag, 25.01.2020 – Auf See

Ich habe ein neues Spiel kennengerlernt, ich nenne es Kotztüten-Memory. Keine Angst, es ist nichts Unappetitliches. Das Spiel findet im Schiffshospital statt. Dort bin ich zweimal am Tag zu Gast, um wegen meines hartnäckigen und trockenen Hustens zu inhalieren. Dazu bekommt man eine Art Atemmaske über Mund und Nase gestülpt, damit man eine zu Nebel zerstäubte Flüssigkeit ca. 10 Minuten inhalieren kann. Mit dieser Maske sieht man einem Kampfjetpiloten schon recht ähnlich.
Damit die KRankenschewstern diesen Gesichtsaufsatz nicht jedes Mal desinfizieren muss, wird er nur unter Wasser grob gereinigt und darauf in eine der dunkelblauen Kotztüten gesteckt, die normalerweise bei starkem Seegang am Handlauf in den Kabinengängen stecken. Hier nun hat jeder der Inhalationskunden seine eigene Tüte mit seiner eigenen Maske. Damit die Tüten samt Inhalt nicht verwechselt werden, müssen die Tüten beschriftet werden und zwar mit der Kabinennummer des jeweiligen Patienten. Blöd nur, dass blauer oder schwarzer Kuli auf dunkelblauer Tüte schlecht zu sehen ist. Zum Glück haben die Tüten einen weißen Boden und darauf kann man prima die gewünschte Nummer draufschreiben. Die Tüten werden hochkant in einen Schrank gestellt.
Kommt man nun als Stammgast zur Inhalation, wird nach der Kabinennummer gefragt und die zugehörige Tüte muss gefunden werden. Da die Kabinennummer auf dem Boden der Tüte ist und die Tüte aufrecht im Schrank steht, kann man - so ein Pech aber auch – die Nummer gar nicht auf Anhieb lesen.
Nun beginnt das eigentliche Spiel. Die Krankenschwester versucht mit möglichst wenig Fehlversuchen die richtige Tüte zu finden. Die Tüten werden einzeln angelupft, um die auf dem Tütenboden befindliche Kabinennummer lesen zu können. Meist erfolgt der Treffer bereits beim achten oder neunten „Lupfversuch“.
Ich persönlich würde ja mit Klebeetiketten arbeiten und diese an der Vorderseite der Tüte anbringen. Aber ich will kein Spielverderber sein und behalte deswegen diesen Lösungsvorschlag für mich.

 

 

37. Reisetag – Sonntag, 26.01.2020 – Fort Dauphin/Madagaskar

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Um 8:00 legten wir in Fort Dauphin an der Südspitze von Madagaskar an. Wir hatten mal wieder keinen Ausflug geplant und in der Landgangsinformation war zu lesen, wie schon bei Durban auch, dass man wegen hoher Kriminalität gerade Touristen gegenüber Vorsicht walten lassen soll. Also denkbar schlechte Voraussetzungen, um auf eigene Faust durch die Gegend zu streifen.

 

Ganz in der Nähe des Liegeplatzes befand sich ein schöner Strand, der geradezu zum Strandspaziergang einlud.
Da wir im Hafengelände nicht frei herumlaufen durften, brachte uns ein Shuttlebus die etwa 300 – 400 Meter zum Hafenausgang. Dort waren einige Verkaufsstände aufgebaut und von dort gelangte man über einen Trampelpfad zum Strand. Auf dem Weg dorthin versuchten ständig Kinder Muscheln oder Muschelketten zu verkaufen oder bettelten um Geld.

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Gerne hätten wir einen ausgiebigeren Strandspaziergang gemacht. Aber dazu hätten wir uns abseits der sich hier am Strand ebenfalls tummelnden Phoenix-Reisenden entfernen müssen und das trauten wir uns dann nicht. Solche Bedenken hatten wir auf unseren Reisen bisher noch nie.

 

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Wir hatten jede Menge kleine Schokoladen­täfelchen im Rucksack. Diese Täfelchen findet man jeden Abend auf seinem Bett als Betthupferl. Diese Schokolade wollten wir an die Kinder verteilen, allerdings ohne das umhüllende Papier, das unweigerlich in die Landschaft gestreut werden würde.

 

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Wir setzten uns auf den Rand eines der vielen hier am Strand liegenden Boote und mussten nicht lange warten bis sich drei oder vier Kinder zu uns gesellten und neugierig beäugten. Wir packten einige der Täfelchen aus und gaben sie den Kids, die sie begeistert entgegennahmen.

 

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Aber in kürzester Zeit waren wir von mehr als einem Duzend Kindern umringt und unzählige kleine Hände streckten sich uns entgegen. An eine gerechte Verteilung war nicht mehr zu denken, man verliert den Überblick und außerdem konnten wir gar nicht schnell genug die etwas störrischen Verpackungen aufreißen, um den Inhalt freizulegen. Wir verlegten uns auf die Verteilung von Pfefferminzpastillen. Die mussten nicht ausgepackt werden und konnten so schneller verteilt werden.

 

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Aber auch hier mussten wir vor der zahlenmäßigen Übermacht kapitulieren und brachen unsere Aktion ab.

 

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Um 17:00 Uhr verließen wir unter den Klängen der Auslaufmelodie aus den Schiffslautsprechern Madagaskar wieder.

 

 

38. Reisetag – Montag, 27.01.2020 – Auf See

Da sich dieser zweite Reiseabschnitt langsam (in 3 Tagen) dem Ende entgegen neigt, war heute volles Programm: Sektfrühstück, Frühschoppen mit Freibier, „Eiswagen & Crêpes Tropicana!“ am Nachmittag, Sektempfang zwecks Verabschiedung durch Kapitän und Reiseleitung, sowie Galaabendessen.

Ich selbst begab mich heute wieder mal ins Rotlichtviertel. Das Rotlichtviertel ist genau dort, wo man auch Kotztüten-Memory spielt. Hierzu muss man zunächst wissen, dass drei Patienten gleichzeitig ihre Inhalationsdosis bekommen können.

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Neben den 3 Inhalationsgeräten und der Rotlichtlampe kann man auch die blauen Tüten mit dem weißen Boden erkennen.

Auf einem Schreibtisch stehen drei Geräte, an denen die bereits beschriebenen Atemmasken per Plastikschlauch angeschlossen werden. Vor diesem Schreibtisch stehen drei schäbige, aus irgendwelchen Bars des Schiffs ausrangierte Clubsessel, in denen man Platz nimmt. Das im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Schreibtisch befindliche Highlight ist eine Infrarotlampe, wie sie Aldi manchmal für 10 -15 Euro anbietet. Vor 3 Jahren gab es in dem ARTANIA-Hospital diese Errungenschaft noch nicht. Während der ca. 15-minütigen Inhalationssession mit den jeweils drei Leuten, kommt jeder für einige Minuten in den Genuss des Rotlichts, das in Richtung Brustkorb justiert wird, bis die Krankenschwester die Lampe auf den nächsten Patienten richtet.
Ich bin mal gespannt, ob sich dieser Rotlichtservice in der Arztrechnung niederschlägt oder nicht.
Ich werde darüber informieren, sobald mir neue Erkenntnisse vorliegen.
Trotz allen Spotts, der möglicherweise hier zwischen den Zeilen herausträufelt, bin ich sehr froh, dass es die Einrichtung "Schiffshospital" gibt.

 

 

39. Reisetag – Dienstag, 28.01.2020 – Le Port/La Réunion/Frankreich

Von Madagaskar zu der Insel La Réunion im Indischen Ozean legte die ARTANIA ca. 530 Seemeilen zurück. La Réunion bildet politisch ein Übersee-Département sowie eine Region Frankreichs und gehört damit zur Europäischen Union und wir können mit Euro zahlen.
La Réunion ist im Umriss nahezu oval und hat einen Durchmesser von 50 bis 70 Kilometer.
Der angelaufene Hafen liegt im Norden der Insel.

Und wieder haben wir keine Ausflüge gebucht, frei nach Beckenbauers Konzept: “Schau‘n wir mal!“
Die am Vorabend verteilte Landgangsinformation machte uns nicht viel Hoffnung, dass es am Hafenausgang außer einem Souvenirstand und Taxen etwas gibt und der eigentliche Ort - Le Port – einige Kilometer entfernt ist.
Mit einem kostenlosen Shuttlebus gelangten wir zum Hafenausgang (zu Fuß laufen ist im Hafen verboten) und siehe da, dort gab es sogar zwei bequeme Möglichkeiten der Trostlosigkeit des Industriehafens zu entfliehen.

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Die Tourist-Information befand sich in einem Häuschen mit einer gemütlichen Veranda inmitten eines kleinen Gartens. Da fiel es schon beinahe schwer, sich aufzuraffen, um den Erkundungsgang im Ort zu starten.



Zum einen wurde angeboten mit einem Shuttlebus in die 20 Kilometer entfernte Inselhauptstadt Saint Denise zu fahren, für 20 € pro Person oder man konnte alternativ für 5 € in den nahgelegenen Ort Le Port shutteln. (Preis beinhaltete sowohl Hin- als auch Rückfahrt). Wir entschieden uns für die Billigvariante.

 

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Wir wären auch gerne ein wenig am Wasser entlang gelaufen, aber leider befanden sich weite Strecken des Ufers in Privatbesitz und der Zugang war durch Zäune und Mauern versperrt.

Hauptsächlich fährt man auf die Inseln im Indischen Ozean zum Baden und Schnorcheln. Aber da die zurückliegende Erkältung und der noch andauernde Husten uns etwas wasserscheu machte, müssen diese Aktivitäten noch warten.
Der Ort selbst versprühte französisches Flair, bot jedoch keine großen Highlights, die ich hier jetzt besonders erwähnen müsste.

 

Unser Stadtrundgang hat uns dennoch gefallen und auch wichtige Einkäufe konnten erledigt werden, als da wären:
Bananen: Die gibt es auf dem Schiff so gut wie gar nicht und die hier gekauften schmecken um Klassen besser als die in Deutschland erhältlichen Chiquita-Bananas.
Eine Dose lokales Bier: Irgendwann wird es wieder ein privates Galaessen auf der Kabine mit Schnitzel oder Hamburger vom Room-Service geben. Dazu passt dann ganz ausgezeichnet das hier erstandene Bier.
Teelichter: Wir zünden sehr gerne in den von uns besuchten und besichtigten Kirchen ein Opferlicht an. Aber nicht überall kann man in der Kirche selbst die Kerzen erhalten, obwohl Opferstock und Vorrichtung zum Aufstellen der Lichter vorhanden sind. In diesen Fällen muss man die Kerzen eben „von zu Hause“ mitbringen. Ab jetzt sind wir hierfür gerüstet.

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Am frühen Abend wurde das Ablegen von einem Regenbogen und einem schönen Sonnenuntergang begleitet. In vier Tagen, am Samstag, werden wir hier planmäßig noch mal anlegen.

 

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40. Reisetag – Mittwoch, 29.01.2020 - Port Louis/Mauritius

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Das Boot ist voll - Leinen los!

Drei Tage werden wir hier liegen, also kann man die Sache erst mal ganz ruhig angehen. Die Anlegestelle lag ein wenig abseits vom Zentrum. Aber es bestand die Möglichkeit sich direkt von unserer Pier mit einem Wassertaxi für zwei Dollar mitten ins Geschehen fahren zu lassen und wir konnten uns so einen 20-minütigen Fußweg bei der herrschenden drückenden und schwülen Hitze ersparen. Die Wassertaxen entpuppten sich als Boote, die ca. 30 Leute fassten und darauf erpicht waren, den Kahn voll zu bekommen bevor sie losfuhren. Aber alles kein Problem, Doris und ich waren die Nummer 29 und 30 und dann ging es auch schon sofort los.

 

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An der Waterfront angekommen stürzten wir uns in das Gewusel aus Menschen und Fahrzeugen.

 

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Die Bevölkerung von Mauritius setzt sich aus einer Fülle verschiedenster Ethnien zusammen und laut Reiseführer soll das Zusammenleben dieser Menschen problemlos funktionieren.

 

 

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Eines unserer Ziele war die große Markt­halle, wobei der Gemüse­markt be­son­ders durch seine Vielfalt und die bei­nahe liebevolle Präsentation der Ware hervorzuheben ist.

 

Wir ließen uns einfach noch ein wenig durch die Straßen treiben, bis wir irgendwann verschwitzt zurück zum Schiff wollten. Auch die Rückfahrt mit dem Wassertaxi (erneut 2 US-Dollar pro Person) war problemlos. Als hätte das Boot nur noch auf uns gewartet, fuhr es sofort Richtung ARTANIA, nachdem wir zugestiegen waren.

 

 

41. Reisetag – Donnerstag, 30.01.2020 - Port Louis/Mauritius

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Im Hafen lagen mindestens 20 dieser Seelenverkäufer aus Malaysia und Taiwan. Auf jedem der Schiffe befindet sich eine Crew. Ob Tawan und Malaysia Port Louis als Stützpunkt für die Fischerei im indischen Ocean nutzen oder Mauritius diese Schiffe gekauft hat, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.

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Am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Port Louis gingen wir schon etwas gezielter vor als gestern. Das chinesische Viertel, die Moschee, die Cathédrale Saint-Louis und die Zitadelle (Citadel, Fort Adelaïde) standen auf unserer To-Do-Liste, die wir abarbeiten wollten.

 

Der Transfer zur Waterfront gestaltete sich heute etwas holpriger, da wir ungefähr als Nummer 20 und 21 das Boot bestiegen. Da sich nach Ansicht des Bootsführers noch nicht genügend Leute auf seinem Kahn befanden, machte er auch keinerlei Anstalten, die Fahrt zu starten. Weder die kurz vor dem Ausbruch befindliche Meuterei, noch die versteckte Androhung von Prügel und auch nicht die offene Drohung eines einzelnen Herren, sich bei der Hafenmeisterei zu beschweren, konnte unseren Fährmann dazu bewegen, endlich überzusetzen. Er wartete völlig unbeeindruckt noch eine gefühlte halbe Stunde, bis sein Boot endlich voll war.

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Lärmberuhigte Zone.


Den im Reiseführer erwähnten und empfohlenen Place d’Armes hatten wir gestern zufällig gefunden und schnell wieder verlassen, denn außer auf den Grünflächen dieses Platzes sind Fußgänger unerwünscht und stören nur. Hier kreuzen sich wohl alle wichtigen Straßen von Port Louis und die Straßen sind total verstopft. Die Bürgersteige sind mit Absperrgittern von den Fahrbahnen getrennt und es gibt nur wenige Stellen, wo man die Fahrbahnen überqueren kann.

 

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Geruhsamer ging es da schon in der Jummah Moschee zu. Wir wurden eingeladen, die Moschee zu betreten. Hier war es ruhig und angenehm kühl. Gerne verweilten wir für einige Zeit auf einer Bank und ruhten uns ein wenig aus, bis wir uns dann wieder auf unseren Sightseeing-Rundgang begaben.

 

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Im chinesischen Viertel fand eine Kunstaktion zum Thema Plastikmüll und Meeresverschmutzung statt. Hierzu hatten Künstler an den verschiedensten Stellen Objekte aus Plastikabfall hergestellt, wie hier einen überdimensionalen Drachenkopf.


Der Stadtplan aus dem Reiseführer war gut und detailliert, was aber genau dann wenig nutzt, wenn an den Kreuzungen keine Straßennamen angebracht sind. Auch die heruntergeladenen Karten für die Smartphone-App MapsMe sind trotz Standortbestimmung durch das GPS nur bedingt tauglich, da man in der Sonne auf dem kleinen Display absolut nichts erkennen kann.

 

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Die Cathédrale Saint-Louis.

Trotz dieser Widrigkeiten gelangten wir zur Zitadelle, um zu erkennen, dass selbige sich auf einer sehr hohen und steilen Anhöhe befindet, was unseren Entdeckerdrang arg bremste und wir auf eine Besichtigung verzichteten. Die Cathédrale Saint-Louis hingegen war ohne alpine Anstrengungen erreichbar. Hier war es genau wie in der Moschee auch angenehm kühl. Es ist völlig gleich ob Moschee, Kirche oder Synagoge, überall kann man zur Ruhe kommen und seine Gedanken in jedwede Richtung schweifen lassen. Warum die Existenz der verschiedenen Religionen soviel Konfliktstoff bietet und diese Konflikte schon soviel Unheil über die Menschen gebracht hat, ist, besonders wenn man so friedlich und ruhig hier sitzt, eigentlich unbegreiflich.

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Vor der Rückfahrt kaufte ich mir in einem Spezialgeschäft noch ein Paar Badeschlappen, da meine bisherigen nach jahrelanger Treue das Zeitliche gesegnet hatten.


Die Rückfahrt zur ARTANIA mit dem Wassertaxi stand unter keinem guten Stern. Der Bootsführer saß nicht in seinem Boot, sondern auf einer Bank am Anleger und es warteten für die Überfahrt erst höchsten 3-4 Leute, die noch nicht einsteigen durften. Auf Nachfrage, wann denn die Fahrt losgehen könnte, war die Antwort: „In 20 Minuten“. Dass man hier die Zeitangaben nicht mit der Stoppuhr, sondern besser nach dem Stand der Sonne messen sollte, war mir klar und ich bedauerte sehr, dass ich nicht mein Ebook mitgenommen hatte, um die drohende längere Wartezeit zu überbrücken. Zu den wenigen Wartenden gesellte sich ein weiteres Ehepaar, dass berichtete, von einem Taxifahrer das Angebot bekommen zu haben, für 5 € von der Waterfront zum Schiff gebracht zu werden.
Auf Grund mangelnder englischer Sprachkenntnisse und noch mehr wegen mangelndem Vertrauen in dieses Angebot, hatten sie es abgelehnt. Würde er wirklich bis zum Schiff fahren? Oder wäre die Fahrt am Hafeneingang zu Ende und man müsste noch ein ganzes Stück laufen? Wir konnten das Ehepaar überzeugen, das Wagnis einzugehen und wir verließen zu viert die Anlegestelle des Wassertaxis. An Taxifahrern mangelte es nicht, doch von 5€ war nirgends mehr die Rede, sondern von mindestens 10€. Schließlich fanden wir einige Meter abseits von der Waterfront doch noch einen Taxler, der uns tatsächlich für 5€ bis vor die ARTANIA gefahren hat.
Heute begann auch ein neuer Reiseabschnitt. Passagiere gingen von Bord und neue kamen an.

 

 

42. Reisetag – Freitag, 31.01.2020 - Port Louis/Mauritius

Das befreundete Ehepaar, mit dem wir die Überlandtour in Namibia bestritten hatten, gab uns wertvolle Informationen, wie man mit dem Linienbus für ganz kleines Geld nach Grand Baie fahren konnte. Dort sollen sich laut Reiseführer die schönsten Strände von Mauritius befinden. Alle halbe Stunde fährt die Linie 215 dorthin und wieder zurück. 2 Personen zahlen 3 US-Dollar für die einfache Strecke. Gewappnet mit dieser Information brachen wir auf. Die Wartezeit im Wassertaxi war heute erträglich und nach dem Übersetzen zur Waterfront brauchten wir nur gut 5 Minuten zu Fuß bis zum großen Busbahnhof.

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Von diesen "Bussteigen" mit Wartehäuschen gab es einige Dutzend.


Nach welcher Ordnung welche Busse wann und wohin fahren, war nicht ersichtlich. Weder waren die Bussteige nummeriert noch hingen irgendwo irgendwelche Fahrpläne aus. Also war fragen, fragen, fragen angesagt. Wo fährt die 215 ab? Die Antwort lautete immer: „Weiter da hinten“.

 

Irgendwann war bei „Weiter da hinten“ der riesige Platz mit dem Bus-Chaos zu Ende und wir standen vor einer großen Markthalle. Des Rätsels Lösung war, dass sich hinter der Markthalle eine weiterer Fläche anschloss, von der ebenfalls Busse abfuhren. Einmal noch gefragt und wir wussten jetzt, wo genau der Bus abfahren sollte. Und das tat er auch und zwar pünktlich.

 

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Genau hier sollte unser Bus abfahren.

 

Interessant war der Bezahlvorgang. Mit den 3 US-Dollar lagen wir richtig und wir bekamen vom Fahrer sogar ein Ticket ausgedruckt. Das Ticket war allerding nur für eine Person ausgestellt und hätte in Landeswährung 38 Mauritius-Rupien (MUR) gekostet, dass sind laut Währungsrechner 1,03 US-Dollar und damit ist vollkommen klar, dass auf den nächst höheren Dollarbetrag aufgerundet werden musste. Der Busfahrer hatte also bedingt durch Wechselkurs und kreative Ticketgestaltung knapp 2 US-Dollar Reingewinn in die eigene Tasche erwirtschaften können. Es sei ihm gegönnt.

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Der Ort Grand Baie selbst ist ein typischer Badeort, aber die Euphorie, wie im Reiseführer beschrieben, stellte sich bei uns nicht ein. Ein Badeort, der hier im Blog aber nicht unbedingt mit Superlativen hjervorgehoben werden müsste. Also trieben wir uns ein wenig in der Gegend rum, um irgendwann mit dem Bus wieder zurückzufahren.

 

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Es gab durchaus auch einige idyllische Plätzchen.

 

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Da wir noch einheimische Währung in den Taschen hatten, bezahlten wir diesmal in MUR, erwartungsgemäß 78 an der Zahl (=2 x 38) und bekamen auch wieder ein Ticket und wieder nur für eine Person, auf dem wieder nur die Zahlung von 38 MUR ausgewiesen war. Die Art und Weise, wie sich die Fahrer so ein kleines Zubrot verdienen, scheint also völlig normal zu sein.

 

Am Abend mussten wir (jetzt zum dritten Mal) an der Rettungsübung teilnehmen, so wie es das Seerecht vorschreibt. Danach konnte die ARTANIA ablegen.

 

 

43. Reisetag – Samstag, 01.02.2020 - Le Port/La Réunion/Frankreich

Für die in Mauritius zugestiegenen Mitreisenden ein neuer Hafen, für die anderen bereits bekanntes Terrain, schließlich waren wir hier ja bereits vor vier Tagen schon einmal.
Wir hatten vor, diesmal das Angebot des örtlichen Bureau d'Information Touristique zu nutzen, für 20 Euro mit dem Bus in die Inselhauptstadt St. Denise zu fahren. Am Hafenausgang, wo das Bureau d'Information Touristique einen Info-Stand betrieb, erfuhren wir, dass wegen mangelndem Interesse vor vier Tagen das Angebot nach St. Denise zu fahren, gestrichen wurde. Die Möglichkeit per Shuttle nach Le Port zu fahren, wie beim letzten Mal auch, bestand aber wieder. Von dort fahren Linienbusse nach St. Denise. Geduldig erklärte uns ein Mitarbeiter des Touristikbüros, wie wir das bewerkstelligen können und so ausgestattet, mit der richtigen Busnummer und den Abfahrtszeiten und der Station wo wir wieder ausstiegen mussten, traten wir unsere Fahrt an.

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Der Grand Marché bot Souvenirs aus Holz, Bast, aber auch bunte Textilien. Dabei handelte es sich weniger um Kunsthandwerk, sondern die Waren entstammten aus industrieller Massenproduktion.

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Dieser Zaun wurde im Reiseführer ausdrücklich erwähnt:
"Der Grand Marché in einem von schönen Gittern umgebenen Gebäude am anderen Ende der Rue du Maréchal Leclerc bietet eine Auswahl an Kunsthandwerk..."


Der gelbe Bus der Linie 3 (Car Jaune) brachte uns über die Küstenstraße in einer guten halben Stunde in die im Norden der Insel gelegene Hauptstadt. Hôtel de Ville (Rathaus), die Cathédrale de Saint-Denis, der Grand Marché, die Fußgängerzone und die Uferpromenade wurden trotz drückender Hitze tapfer abgearbeitet.

 

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In der Fußgängerzone.

 

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Um zur Uferpromenade zu gelangen mussten wir erst die vielbefahrene Küstenstraße überqueren.

 

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Die Uferpromenade.

 

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Warten auf den Bus.


Genauso so problemlos wie wir hergekommen waren verlief auch die Rückfahrt. Mit den richtigen Informationen ist das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein Klacks.

 

Total verschwitzt und ein wenig kaputt kamen wir auf die ARTANIA zurück, und dann gibt es nicht schöneres, als erst einmal ausgiebig zu duschen.
Um 18:30 Uhr verließen wir Réunion. Auf dem Promenadendeck längsseits sowohl backbord als auch steuerbord befanden sich, eigentlich wie immer beim Ablegen, nur wenige Passagiere an der Reling, um das Auslaufen zu beobachten und zu genießen. Am Heck hingegen tobte bei Ballermann-Musik die Auslaufparty. Das ist ja das Schöne beim Kreuzfahren. Jeder kann genau seine Plätze und Nischen finden, wo er sich wohl fühlt.

 

 

44. Reisetag – Sonntag, 02.02.2020 – Auf See

Am ersten Seetag eines neuen Reiseabschnitts findet immer die Begrüßung durch den Kapitän (Handshake mit Foto) und der Galaabend statt. Hatten wir bisher immer tapfer an den Galaabendessen teilgenommen, gab die heutige Speisefolge aber auch gar nichts für uns her. Obwohl man die obligatorische Garnele, mit der an Galaabenden jedwede Speise verziert wird, auch abbestellen kann, entschlossen wir uns dennoch, den Kabinenservice in Anspruch zu nehmen.
So brachte uns der Roomservice einen Hamburger und ein Schnitzel auf die Kabine und konnten auf diese Weise den Galaabend gebührend zelebrieren.

 

 

45. Reisetag – Montag, 03.02.2020 – Auf See

Die ARTANIA fährt sturheil seit gestern fast genau nach Norden zu den Seychellen.
Da heute nichts Nennenswertes passierte, kann ich noch mal auf das „Rotlichtviertel“ zurückkommen.

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Zur Erinnerung: Hier noch mal das Arrangement von Inhalationsgeräten und der Infrarotlampe. Die Installation zweier weiterer Lampen ist wahrscheinlich nicht an den Kosten gescheitert, sondern an fehlenden Steckdosen.

Da ich mittlerweile die Rechnung vom Schiffhospital für die Inhalation plus Rotlichtbestrahlung erhalten habe, weiß ich, dass das Rotlicht nicht gratis war, auch wenn man nur wenige Minuten in den Genuss der heilenden Wärme kam. Interessant an der Sache ist, dass die Behandlungsgebühr für das Rotlicht höher ist als die Kosten für die Inhalation.
Die Inhalation schlägt mit 3,99 € zu Buche, das Rotlicht mit 4,20€. Dabei handelt es sich jeweils um den 1,8-fachen Satz der durch die deutsche Gebührenordnung festgelegten Höhe, wie sie von der kassenärztlichen Vereinigung festgesetzt wurde. Der Faktor 1,8 ist ebenfalls in Ordnung, da man auf dem Schiff grundsätzlich als Privatpatient auftritt. Dieser Faktor könnte sogar noch höher sein.
Warum ich das alles so lang und breit ausführe? Weil das für mich ein Indiz für das reformbedürftige Gesundheitswesen in Deutschland ist.

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Bei AMAZON kann man exakt die gleiche Lampe kaufen, die auch im Schiffshospital zum Einsatz kommt.


Wieso ist die Gebühr für ein Gerät, dass keine 15 Euro in der Anschaffung kostet, höher als die für ein weitaus höherwertiges Inhalationsgerät, das in den Anschaffungskosten um ein vielfaches teurer ist als die billige Infrarotlampe?

 

Dem Schiffshospital mache ich keinen Vorwurf, dass es die Gelegenheit nutzt, ohne nennenswerten Aufwand Einnahmen zu generieren. Das Hospital ist ein Profitcenter, Ärzte und Krankenschwestern sind Angestellte des externen Betreibers und dieser wäre ja mit dem Klammersack gepudert, wenn er solche Einnahmequellen nicht nutzen würde.
Der Fehler liegt ganz klar an der deutschen Gebührenordnung. Wenn schon in so einem trivialen Fall die Gebühren unverhältnismäßig hoch und kaum nachvollziehbar sind, tritt doch sicher der gleiche Fehler auch in anderen Fällen beim Einsatz von medizinischem Gerät auf, wo der Einsatz falsch (zu hoch) honoriert wird. Dadurch wird im Gesundheitswesen Geld ausgegeben, dass an anderer Stelle dringend fehlt, nämlich für qualifiziertes Personal und Ärzte, die mehr Zeit für den Patienten haben.

 

 

46. Reisetag – Dienstag, 04.02.2020 – Praslin/Seychellen

 

Mahe, Praslin und La Digue, in dieser Reihenfolge sollten die Seychelleninseln in den nächsten vier Tagen angelaufen werden.
Dieser Plan musste kurzfristig geändert werden, weil unser Liegeplatz in Victoria auf der Insel Mahe anderweitig vergeben wurde und wir deshalb hätten ankern und somit Tendern müssen, um an Land zu kommen. Da die Inseln der Seychellen aber relativ dicht beisammen liegen, konnte durch geschicktes Umschichten der Ziele erreicht werden, dass wir später in Victoria an die Pier ein freies Plätzchen für die ARTANIA bekommen sollten. Also ging es zuerst nach Praslin.
Heute früh um 7:00 erreichten wir unseren Ankerplatz in Praslin; für die dortige Pier ist unsere ARTANIA zu groß. Praslin ist mit 42 km2 die zweitgrößte Seychelleninsel.
Per Durchsage wurde dringest darum gebeten, dass nur „trittfeste“ Passagiere an Land tendern sollten. Das Einsteigen in die Tender wäre durch die herrschende Dünung nicht ganz so einfach.
Die Crewmitglieder, die beim Einstieg Hilfestellung leisteten, hatten im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, um die Passagiere in das Tenderboot zu schieben und zu ziehen.

Tendern bei starker Dünung.

 

Doris war es gestern gelungen, die Busfahrpläne von diversen Inseln der Seychellen aus dem Internet herunterzuladen. In Praslin gab es nur wenige Buslinien und von unserer Tenderpier im Örtchen Baie Ste. Anne im Osten der Insel fuhr ein Bus (die Linie 61) zum Naturreservat Vallée de Mai, neben diversen Stränden die Hauptattraktion dieser Inseln. Die Beschaffung der hiesigen Währung, die Seychellen-Rupie, war ebenfalls kein Problem, da sich an der Tenderpier eine Wechselstube befand.

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So gelangten wir für 7 Rupien (ca. 0,50 €) pro Person nach einer sehr rasanten Fahrt mit einem klapprigen Bus nach gut einer Viertelstunde am Naturreservat an. Das Reservat ist praktisch ein Lehrpfad durch den tropischen Regenwald. Das besondere an diesem Wald ist, dass hier ausschließlich endemische Pflanzen vorzufinden sind, also Pflanzen, die es nur auf einem räumlich abgegrenzten Gebiet und sonst nirgendwo anders gibt.

 

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Der Marsch durch den Dschungel auf befestigten Wegen war auch insofern angenehm, dass es wegen des dichten Blätterdachs schön schattig war.

 

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Coco de mer, so heißt diese seltsame Frucht, wächst auf palmähnlichen Bäumen. Sie gibt es nur hier auf Praslin und auf der Insel Curieuse.
Man braucht nicht zu befürchten, dass einem tagsüber diese sehr schwere Frucht auf den Kopf fällt, denn seltsamerweise werfen die Bäume diese Früchte nur nachts ab. Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel und kann nicht erklären, warum.

 

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Eine Schulklasse auf Exkursion im Naturreservat Vallée de Mai.

 

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Nach dem ausgiebigen Besuch des Naturreservats wurden wir mutig und beschlossen, mit dem Bus bis zur Endstation zu fahren und von dort wieder zurück zur Tender-Anlegestelle. So kamen wir in den Genuss einer Panoramafahrt bis zur Westküste von Praslin.

 

Ganz ging unser Plan nicht auf. Denn an der Endhaltestelle machte der Bus nicht kehrt, sondern fuhr ohne uns wieder weg, denn der Fahrer hatte Feierabend und brachte den Bus irgendwohin wieder zurück.

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Endstation im Niemandsland.


Wir waren die einzigen Passagiere, die hier ausstiegen und die Haltestelle lag mehr oder weniger mitten in der Pampa. Aber der Fahrer hat uns versichert, dass in 10 Minuten ein anderer Bus kommen würde und so war es auch, sodass wir wohlbehalten zurück zur Tenderpier gelangten und von dort zur ARTANIA.

 

Eigentlich hätten wir am Abend einige Seemeilen weiter schippern sollen zu einem neuen Ankerplatz, um am nächsten Tag von dort zur Insel La Digue tendern zu können. Da aber dort die Dünung noch heftiger war als hier vor Praslin und eine Besserung laut Wetterbericht nicht in Sicht war, wurde beschlossen, den Ankerplatz nicht zu wechseln. Die Passagiere, die über Phoenix Ausflüge auf La Digue gebucht hatten, sollten kostenlos per Fähre von Praslin dorthin gebracht werden. Den anderen wurde empfohlen, ebenfalls mit einer der Fähren überzusetzen, allerdings musste in diesem Fall der Fahrpreis von 35 € für die Strecke von ca. 10 Kilometer aus eigener Tasche entrichtet werden. Formaljuristisch sicher einwandfrei, aber es bleibt ein Geschmäckle …

 

 

47. Reisetag – Mittwoch, 05.02.2020 – Praslin/Seychellen

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Wie auf einer Ansichtskarte und fast menschenleer.

Wir setzen nicht mit einem der Fährboote nach La Digue über, sondern nutzen weiter unser Knowhow bezüglich ÖPNV von Praslin. Ziel heute: Die Strände bei der Ortschaft Anse Boudin im Norden, die hier besonders schön sein sollen.

 

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Der Reiseführer hat nicht gelogen. Auch wenn wir nicht schwimmen waren, wir tauchten die Füße in den Indischen Ozean und gingen am fast menschenleeren Strand spazieren. Wir waren rundherum mit unserem Privatausflug zufrieden.

 

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Leider waren die Bananen noch nicht reif, sonst hätten wir sicher einige gestohlen.

 

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Auf der Hinfahrt war der Bus so voll, dass wir eine Zeit lang nur einen Stehplatz hatten. Jetzt, auf der Rückfahrt, gab es Platz ohne Ende.


Die Fahrt war wieder preiswert im Gegensatz zum frisch gepressten Orangensaft, den wir unterwegs noch genossen, denn da kostete das Glas umgerechnet 5 Euro.

 

 

48. Reisetag – Donnerstag, 06.02.2020 – Victoria/Mahé/Seychellen

Mahé ist die Hauptinsel und größte Insel der Seychellen (157.3 km²). Auf ihr wohnen mit 72.000 Menschen fast 90 % der Bevölkerung der Seychellen. Urbanes Zentrum der Insel ist die Hauptstadt Victoria mit knapp 25.000 Einwohnern. (Quelle Wikipedia)

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Die Seychellen waren, wie auch Mauritius und Madagaskar, lange Zeit ein Spielball der Kolonialmächte England und Frankreich.
Die „Andenken“ an die englische Zeit sind der Clocktower (Big Ben nachempfunden) und der Linksverkehr. Von den Franzosen ist die Sprache übriggeblieben.


Während unseres zweitägigen Aufenthalts lagen wir in einem hässlichen Containerhafen ca. 20 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Den heutigen Tag ließen wir langsam angehen und trabten erst am Nachmittag in die Stadt um einige Sehens­würdig­keiten abzuklappern, als da wären, der Clock Tower auf dem Freedom Square, die St. Pauls Cathedral, das Liberation Monument und vor allem der große Busbahnhof.

 

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Im Friedenspark steht das 2019 eingeweihte Denkmal von Nelson Mandela ...

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... und es gab noch einen weiteren freien, bisher ungenutzten Denkmalsockel.

 

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Jetzt gehört der Busbahnhof eigentlich nicht zu den Sehens­würdig­keiten aus dem Reiseführer, aber für das touristische Weiterkommen ist er durchaus von Bedeutung. Doris hatte auch hier für Victoria die Busfahrpläne herunterladen können, die waren aber wegen der unzähligen Buslinien nicht so leicht zu durchschauen, wie das Bussystem auf Praslin, dessen Linien man an einer Hand abzählen konnte. Der Busbahnhof war sehr übersichtlich organisiert. Bussteige von A bis V (also 22 Stück) mit Beschilderung der Busnummern und Endstationen der am jeweiligen Bussteig abfahrenden Busse und sogar Fahrpläne hingen dort aus. Wir kamen zur Erkenntnis, dass es möglich ist zu der Vorzeigebucht der Insel, zur Beau Vallon Bay, zu fahren. Also morgen, 10:50 Uhr, Bussteig G.
Das Tarifsystem ist genau so einfach wie das in Praslin. Einsteigen und 7 Rupien zahlen, egal wie weit man fährt. Muss man umsteigen, zahlt man erneut die 7 Rupien.

 

 

49. Reisetag – Freitag, 07.02.2020 – Victoria/Mahé/Seychellen

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Wie geplant, machen wir uns auf zum Busbahnhof. Gestern war es bewölkt, heute nicht, was zur Folge hatte, dass die gefühlte Wegstrecke zum Bus­bahn­hof sich glatt verdoppelt hatte. Gut, dass wir überpünktlich ankamen, denn gleichzeitig mit uns kam auch der Bus und der fuhr auch ohne großen Aufenthalt gleich wieder los – 5 Minuten früher als im Fahrplan aufgeführt.
Für die Busfahrer auf den Seychellen ist „defensive Fahrweise“ ein absolutes Fremdwort. Die Drehzahl des Motors wird hochgejagt, Kurven werden todesverachtend ohne vorher abzubremsen schnittig genommen.

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Man kann beobachten, dass neu zugestiegene Fahrgäste schleunigst zu einem freien Sitzplatz eilen, um zu sitzen bevor der Bus wieder losfährt. Denn wenn man sich da nicht mit beiden Händen irgendwo festhalten kann, wird man sehr schnell unfreiwillig zur lebenden Flipperkugel.
Wir fahren einen schönen Rundkurs um den Nordzipfel der Insel. Zunächst steigt die Strecke stark an und in etwa 800 Meter Höhe hat man einen schönen Blick aufs Meer und wir konnten von hier oben die ARTANIA an ihrer Pier liegen sehen. Der größte Teil des Rundkurses führte an der Küste entlang und gut durchgeschüttelt kommen wir wieder am Busbahnhof in Victoria an.

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Wir absolvieren noch die fehlenden Punkte Indischer Tempel ...

 

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... und Markthalle.

 

In der Markthalle kauften wir uns noch schnell 4 von den kleinen wohlschmeckenden Bananen, ähnlich denen, die wir vorgestern in Praslin an den Stauden gesehen hatten, nur eben gelb statt grün. Wir waren zunächst der festen Überzeugung, bei einem örtlichen Obsthändler unseren Kauf getätigt zu haben. Als es ans Bezahlen ging, war uns klar, dass es sich hierbei um eine Filiale vom Feinkost Käfer aus München gehandelt haben musste.

Sodann machten uns auf den Weg zurück zum Hafen. Die Hitze einschließlich der hohen Luftfeuchtigkeit ist mörderisch. Völlig kaputt kommen wir bei der ARTANIA an. Warum wir kein Taxi genommen haben, wird auf ewig unser Geheimnis bleiben, wir hätten ja durchaus dem Taxifahrer unsere wertvollen Bananen in Zahlung geben können.

 

 

50. Reisetag – Samstag, 08.02.2020 – Auf See

Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass die Lebensmittel an Bord knapp werden, aber es fällt an der ein oder anderen Stelle auf, dass nicht mehr alles in genügender Menge vorrätig ist. So gibt es seit Tagen beim Salatbuffet keinen Mais mehr, der ansonsten dort zum Standardrepertoire gehörte. Sowohl am Salatbuffet als auch bei den Speisen werden nur noch rote Zwiebeln verwendet, die „normalen“ hellen gibt es nicht mehr. Dass Eiswaffeln nur noch durch halbierte Biskuits ersetzt werden, könnte man auch als kulinarischen Gag interpretieren, aber dass die angebotenen roten Wassermelonen nur noch unansehnlicher Matsch sind, kann man beim besten Willen nicht als Spezialität der Haute Cuisine ansehen.
Aber in diesem Zusammenhang gibt es auch Positives zu berichten. Doris veredelt jeden Morgen ihren Jogurt mit Leinsamen. Aber auch hier herrschte von einem Tag zum andern plötzlich ein Mangel. Die Restaurant-Aufsicht fragte auf Bitte von Doris in der Küche nach und erfuhr, dass  erst in ca. 14 Tagen in Singapur neu gebunkert wird, sprich neue Waren an Bord kommen. Der Küchenchef würde aber versuchen, in Victoria Leinsamen zu besorgen. Solch einen Service hatten wir bisher dem Reich der Sagen und Märchen oder der Dokusoap „Verrückt nach Meer“ zugerechnet. Aber heute beim Frühstück wurde Doris ein ganzer Beutel Leinsamen (in Bio-Qualität) überreicht, genügend für mindesten drei weitere Weltreisen. Hut ab!!!

 

 

51. Reisetag – Sonntag, 09.02.2020 – Auf See

Heute Vormittag war Äquatortaufe. Eigentlich befanden wir uns immer noch in der südlichen Hemisphäre und der tatsächliche Wechsel auf die Nordhalbkugel sollte erst in der Nacht auf Dienstag stattfinden. Aber am heutigen Seetag passte es für die Zeremonie zeitlich viel besser als in zwei Tagen mitten in der Nacht. Der Ablauf ist immer der Gleiche, egal ob man von Nord nach Süd oder wie jetzt umgekehrt von Süd nach Nord den Äquator überquert; Neptun ist immer gleichermaßen erbost und die Rituale gleichen sich aufs Haar. Deshalb verweise ich jetzt einfach auf die Fotos vom 6.1.2020.

 

 

52. Reisetag – Montag, 10.2.2020 – Insel Gan (Addu-Atoll)/Malediven

Gan ist die südlichste Insel der Malediven. Sie gehört zum Addu-Atoll und liegt etwa 40 Seemeilen südlich des Äquators. Mit ihren 2,2 km2 ist sie recht übersichtlich und bietet kaum Sehenswürdigkeiten. Deshalb hat Phoenix auch keine Ausflüge angeboten, nicht mal Badetransfers. Solch ein kleine Eiland hat natürlich auch keine große Pier, sodass wieder Tendern angesagt war.

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Das Gerät auf dem Stativ ist keine Kamera, sondern ein Fieberthermometer.

Bereits seit den Seychellen fuhren maledivische Beamte mit auf der ARTANIA, um in Ruhe die Pässe stempeln zu können. Heute waren noch Beamte von der Gesundheitsbehörde an Bord gekommen, um von jedem Passagier und jedem Crewmitglied Fieber zu messen – das Coronavirus lässt grüßen.
Das Tendern konnte erst mit 2-stündiger Verspätung beginnen, trotz gemessener Temperatur und gestempelten Pässen. Es fehlte ein Zollbeamter, der die Freigabe zum Landgang erteilen konnte und der musste erst herbeizitiert werden.

 

 


An der Tenderpier angekommen war ersichtlich, dass ohne längere Fußwege wenig zu bewerkstelligen war. Deshalb nahmen wir das Angebot eines örtlichen Veranstalters an, in einem PKW eine Inselrundfahrt zu machen. Aus anfangs 70 US-Dollar für 1 ½ Stunden wurden auf Grund unseres Zögerns dann 50 Dollar und zwei Stunden.

 

Die Alternative wäre eine Fahrt zu einem Ressort oder Hotel gewesen, weil dort die schönsten Strände zu finden sind. Aber als Tagesgast zahlt man hier richtig fetten „Eintritt“; von 50 US-Dollar und mehr pro Person war die Rede.

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Gleich am Anfang unserer Fahrt war klar, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Der Ort zog sich sehr in die Länge und war doch eher unspektakulär. Wir passierten einen öffentlichen Strand, an dem sich einige Phoenix-Gäste tummelten. Da nicht alle wussten, dass sowohl Damen als auch Herren beim Baden den Oberkörper komplett bedeckt zu halten haben (die Malediven sind ein streng islamisches Staatsgebilde), gab es etliche Ermahnungen durch die Touristenpolizei, wie wir später von einigen Mitreisenden erfuhren.

 

Unser Fahrer brachte uns zunächst zum „Addu Nature Park Visitor’s Centre“. Ein Ranger erläuterte uns an einigen Bildtafeln Sinn und Zweck dieses durch die EU geförderten Parks (der noch nicht ganz fertig ist) und bot uns eine (kostenpflichtige) Führung an, um z .B. Vogelbeobachtungen zu machen, was uns aber nicht allzu doll interessierte. Also lehnten wir freundlich ab.

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Unser Fahrer musste beim Finden von lohnenden Zielen schon sehr kreativ sein.


Als nächstes besichtigten wir einen kleinen Strand, den die Einheimischen mit ein wenig „Infrastruktur“ ausgestattet hatten, wie Bänke, Grillplatz und einer kleine Hütte.

 

Man sieht, die touristischen Sensationen sind hier rar gesät, deshalb schlugen wir dem Fahrer vor, dass er uns irgendwo hinfahren soll, wo wir etwas trinken könnten.

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Von außen sah es aus, wie eine Rolle Drops (in Zeitungspapier).
Die „Wurst“ selbst war noch einmal in einem getrockneten Bananenblatt eingewickelt.


Wir dachten an ein Café, eine Strandbar oder ein Restaurant, aber unser Driver, ein netter, sympathischer Mensch, brachte uns zu einem Bekannten, der einen Kiosk betrieb und empfahl uns, einen Tee zu trinken. Außerdem lud er uns ein, eine einheimische Spezialität zu probieren – die Kokosnusswurst. Dieses Zeug war furchtbar süß, eine Art Krokant auf Kokosnussbasis.

 

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Tapfer aßen wir jeder ein Stück und wir versprachern hoch und heilig, den Rest auf dem Schiff während der mittäglichen Kaffeestunde zu verputzen.

 

Wir fuhren weiter zu einem modernen Krankenhaus, dass, wie der Fahrer uns stolz berichtete, 500 Millionen Dollar gekostet hätte. Die Behandlung sei hier für alle Bewohner der Insel kostenlos, wobei ich hierüber aber gewisse Zweifel hege.
Damit war unsere Tour auch schon fast zu Ende.

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Wir legten noch einen Fotostopp ein, um das türkisblaue Wasser im Bild festzuhalten ...

 

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... und wurden dann wohlbehalten am Anleger unseres Tenderboots wieder abgeliefert, mit der Gewissheit, alles Sehenswürdige und auch nicht so Sehenswürdige gesehen zu haben.
Fazit: Wenig spektakulär, aber dennoch interessant und eben echt landestypisch; wir waren zufrieden.

 

 

53. Reisetag – Dienstag, 11.2.2020 – Malé/Malediven

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Über Nacht steuerten wir die Hauptinsel der Malediven Malé an. Hier liegt auch die gleichnamige Hauptstadt mit 155.000 Einwohnern. Allerdings konnten wir nicht pünktlich am Morgen um 11:00 Uhr den Anker werfen, da sich der Lotse, der uns zum Ankerplatz lotsen sollte, verspätet hatte.

 

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Die Brandung war nicht ohne.


Es war wieder mal sehr windig und die Dünung erschwerte das Tendern ungemein. Wir kamen mit einem der ersten Tenderboote an Land.

 

Das lag jetzt nicht daran, dass wir besonders gut gedrängelt hatten, sondern daran, dass wir keinen Ausflug gebucht hatten. Die Nicht-Ausflügler wurden, da es nicht so viele waren, als erstes von Bord gelassen. Dass wir nicht so viele waren, lag daran, dass Phoenix vor der Reise darüber informiert hatte, dass man in Malé nur an Land könne, wenn man auch einen Ausflug bucht. Diese Einschränkung (wer auch immer sie angeordnet hatte) wurde aber im Laufe der Reise wieder aufgehoben. Bei den Ausflügen (jeweils ca. 4,5 Stunden) handelte es sich fast ausschließlich um Transfers zu diversen Ressorts, wobei der preiswerteste 99 Euro und der teuerste 159 Euro pro Person kosten sollte. Außerdem wurde noch ein 15-minütiger Rundflug für 259 Euro angeboten. Da war für uns nichts mit passendem Preis-Leistungsverhältnis dabei.

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Fischmarkt - ein Thunfisch wird fachmännisch zerlegt.

 

Die Anlegestelle des Tenders lag sehr zentral, so dass wir ohne große Fußwege Fisch- und Gemüsemarkt und diverse Fähranleger besuchen konnten und überhaupt das bunte Durcheinander in den engen mit wenigen Autos und vielen Mopeds verstopften Straßen hautnah erlebten.

 

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Bananen satt ...

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Er verkauft Bethelblätter.

 

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Als wir am Nachmittag wieder zurück aufs Schiff wollten, gab es ein kleines Problem. Wegen des immer heftiger gewordenen Winds und der damit verbundenen Dünung war der Tenderbetrieb eingestellt worden. Die meisten Passagiere waren erst gar nicht mehr vom Schiff gekommen und somit wurden bis auf wenige Ausnahmen die Ausflüge gestrichen.
Also mussten wir erst noch an Land ausharren. Eine hoffnungsvolle Prognose besagte, dass in ca. zwei Stunden beim Gezeitenwechsel ein Tendern wieder möglich sein könnte. Aber schon nach einer Stunde ging es dann unerwartet schnell wieder weiter. Auch wenn es eine etwas wackelige Angelegenheit war, kamen wir wohlbehalten auf der ARTANIA an.
Um 20:00 Uhr wurde der Anker gelichtet und wir nahmen Kurs auf Sri Lanka.

 

 

54. Reisetag – Mittwoch, 12.2.2020 – Auf See

Riesenaufregung um Frischkäsebrote – und das kam so.
Vor ca. 2 Wochen wurden zum Abendessen im Lido-Restaurant als Vorspeise Frischkäsebrote angeboten. Die Brote hatten allerdings zwei gravierende Mängel. Zum einen war der Frischkäse auf die Brotscheiben so schludrig aufgetragen, dass es mehrere „kahle“ Stellen gab. Zum anderen wurde die Brote schon sehr zeitig geschmiert und anscheinend falsch gelagert, sodass am Abend der Käse rissig und vertrocknet war. Das sah wirklich nicht schön aus, aber so was kann ja mal passieren. Doch ein paar Tage später wieder das gleiche Spiel. Es sollte eigentlich klar sein, dass man so etwas Gästen nicht anbieten kann. Es beleidigt das Auge, von einem Verzehr sieht man freiwillig ab. Kontrolliert das denn niemand? Wieder ein paar Tage später (am 10.2.2020, wir ankerten vor Gan) gab es als Vorspeise wieder diese unappetitlichen, hässlichen vertrockneten und armselig geschmierten Frischkäsebrote.
Auf früheren Reise konnte man, egal ob auf der ARTANIA oder der AMADEA, wenn es im Lido-Restaurant irgendwie klemmte oder knirschte, bei der Restaurantaufsicht locker nachfragen, was denn los sei. Die Restaurant-Aufsicht war jemand, der den Kontakt zu den Gästen gesucht hat, den wir also kannten und mit dem man reden konnte. Auch auf dieser Reise gibt es im Lido eine Restaurantaufsicht. Diese hat in der ganzen Zeit nie den Kontakt zu den Gästen gesucht, was sicher auch an den mangelnden Deutschkenntnissen liegt.
Um es kurz zu machen, uns ärgerte furchtbar, dass man uns wiederholt solch einen Schrott anbietet. Doris zückte ihr Handy, machte zwei Fotos und postete diese in der Facebookgruppe „MS ARTANIA Fans u. Freunde“.
Uiii, da war aber am nächsten Morgen was los, da brach über die Nestbeschmutzerin Doris ein Shitstorm hernieder. Ganz klar, dass die Fotos eine Fälschung sind, wahrscheinlich zu Hause angefertigt. Facebooker mit jeder Menge Reiseerfahrung und auch solche, die nur Leute mit Erfahrung kannten, hätten sowas in der Vergangenheit auf den Phoenix-Schiffen noch nie gesehen oder etwas derartiges gehört und damit war klar, dass sowas auch in der Zukunft nie nie nie passieren könne. Andere vermuteten, dass wir durch diese Aktion eine Reisepreiserstattung erwirken wollten. Wir ernteten 170 Kommentare, meistens üble und gleichzeitig dümmliche Hetze. Aber das war zu erwarten gewesen, denn in dieser Facebookgruppe darf man nur loben, jedwede Kritik wird mit Meckern und Nörgeln gleichgesetzt und wird, wie gerade beschrieben, abgestraft. Wir nahmen den Shitstorm, der durchaus einen gewissen Unterhaltungswert hat, gelassen hin, was uns der Mob nochmals übel nahm, da wir auf das ganze Geschwafel nicht reagierten.
Heute wurden wir zu einem Gespräch bei einer Tasse Kaffee mit dem Hotelmanager Thomas Appenzeller und dem Küchenchef Lars Schmidt gebeten. Wir nahmen die Einladung gerne an. Die beiden geposteten Fotos hatten sowohl in Bonn bei Phoenix als auch bei der Firma „sea chefs“ in der Schweiz hohe Wellen geschlagen. Zur Erläuterung, „sea chefs“ ist das Subunternehmen, das auf den Phoenixschiffen den Hotel- und Restaurantbetrieb durchführt.
Sowohl Küchenchef als auch Hotelmanager zeigten sich äußerst betroffen und entsetzt, dass solch ein Schrott die Küche verlassen hätte. Wie das passieren konnte, dass dieses Malheur dreimal unkontrolliert in der Vitrine des Lido landen konnte, sei unbegreiflich.
Klar, dass man uns erst mal den Schwarzen Peter zuschieben wollte, wir hätten ja was sagen können, anstatt Fotos zu posten. Dass die Klärung eines solchen Problems mit jemanden, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist nicht funktionieren kann, mussten sie dann mehr oder weniger einsehen. Und dass wir wegen eines Käsebrots versuchen, über die Rezeption einen deutschsprachigen Verantwortlichen aufzutreiben, erschien uns etwas zu aufwendig. Damit war weiteres Fehlverhalten unsererseits kein Thema mehr.
Jedenfalls wurde festgestellt, dass ein Mitarbeiter in der Küche an allem Schuld hätte, weil er eigenmächtig ohne Rücksprache mit Vorgesetzten die Frischkäsebrote kreiert hätte. Dass mehrmals jegliche Kontrolle versagt hat, wurde nicht weiter vertieft, aber man gelobte zumindest in dieser Richtung Besserung.

Ein Herzensanliegen des Hoteldirektors war, dass wir die Fotos in Facebook löschen. Dieser Bitte kamen wir dann auch nach, schließlich hatten wir unser Ziel erreicht, uns als Gast mit solch einem „Angebot“ nicht weiter zu veräppeln. Den Post und die Kommentare ließen wir allerdings stehen.
Auch hier im Blog veröffentliche ich die kompromittierenden Fotos nicht, aber falls jemand Interesse habe sollte, ich verschicke sie gerne – Email genügt.
So – und damit ist für uns der Fall erledigt.

 

 

 

55. Reisetag – Donnerstag, 13.2.2020 – Colombo/Sri Lanka

Seit langer Zeit hatten wir mal wieder bei Phoenix einen Ausflug gebucht, „Ein halber Tag am Strand“ so wurde er betitelt. Der Preis, 35 Euro pro Person, erschien uns als reines Schnäppchen gegenüber den Strandtransfers auf den Malediven.
Einen kleinen Wehmutstropfen gab es aber, der Treffpunkt zu diesem Ausflug in der Atlantik Show Lounge war bereits um 8:15 Uhr. Das ist sehr sehr früh, wenn man gewohnt ist, um halb acht aufzustehen.
Von der Atlantik Show Lounge wurden wir dann zu unserem Bus geführt. Als wir mit Einstiegen dran waren, gab es keine einzige freie Sitzreihe mehr. Das rührt daher, dass es viele Alleinreisende gibt, die sich naturgemäß auch alle einzeln auf einen Fensterplatz hinsetzen und zum Teil noch mit einer Tasche auf dem Nebensitz signalisieren, dass sie an einer Sitznachbarschaft nicht interessiert sind.
Per Zettel waren vorne drei Sitzreihen durch die Reiseleitung reserviert, für die Reiseleitung selbst und für stark gehbehinderte Gäste. Da auf diesem Ausflug weder Leute mit Krücken noch mit Rollator dabei waren, setzten wir uns erst mal auf die „Behindertenplätze“, was uns prompt Mecker von der Reiseleitung einbrachte, wir aber letztendlich dort sitzen bleiben durften.
Vielleicht sollte Phoenix hier doch immer mal an die Alleinreisenden appellieren, sich zusammen zu setzen, insbesondere wenn der Bus voll „ausgebucht“ ist.

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Die Fahrt durch den dich­ten Berufs­verkehr zu unse­rem Ziel, dem Mount Lavinia Hotel, 15 Kilometer südlich von unserem Liege­platz im Hafen von Colombo gelegen, war bereits ein Erlebnis. Zwischen den bunten Linienbussen und den Pkw wuselten unzählige Tuk-Tuks und an jeder Kreuzung versuchten Verkehrspolizisten das Chaos ein wenig zu ordnen.

 

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Nach gut 45 Minuten erreichten wir das Hotel, alles sehr nobel und „very British“, ein 5-Sterne-Luxus-Hotel. Wir wurden mit einem Glas frisch gepresstem exotischen Fruchtsaft empfangen. Was es genau war, blieb im dunklen, aber es schmeckte ausgezeichnet.

 

 

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Die rote Flagge, die vor Baden im Meer warnte, wurde durch eine Gold-Rote ersetzt, was bedeutete: Baden möglich, aber Vorsicht vor hohen Wellen.

 

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Das flache Wasser reichte recht weit nach draußen, sodass in diesem Bereich gefahrlos geplantscht werden konnte. Wenn eine hohe Welle kam, trieb man wie ein Korken oben auf und wenn sie sich genau gerade dort brach, wo man stand, wurde man auch schon mal umgerissen. Aber auch das war nicht schlimm, es gab auf dem Grund keine Steine oder Korallen, sondern nur Sand.

 

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Nicht nur der Strand war wunderbar, sondern auch das „Drumherum“. Es gab Duschen, Umkleideräume und Toiletten, alles sauber und gepflegt. Die Strandhändler waren auf angenehme Weise zurückhaltend.

 

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In knallharten Verhandlungen wurde der Preis des bunten Wickeltuchs von 12 Euro auf 10 US$ gedrückt.

 

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Bevor wieder zum Rückmarsch geblasen wurde, gab es in einem Pavillon noch eine „English Teatime“, mit Kuchen und Sandwiches.

 

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Bei den Sandwiches war der Rand vom Weißbrot abgeschnitten, also auch hier alles „very British“.

 

Dass der Ausflug so früh losging, erwies sich jetzt als Vorteil, denn es wurde mittlerweile brütend heiß. Dass der für den Vormittag gemeldete Regen ausfiel, war auch nicht unbedingt ein Nachteil und wird von uns nicht als Reisemangel gewertet.
Auf der Rückfahrt wurden wir im Bus mit Wasser versorgt, sodass niemand verdursten musste.
Das Fazit fällt dementsprechend auch positiv aus: 10 von 10 möglichen Punkten bei einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis.

 

 

56. Reisetag – Freitag, 14.2.2020 – Auf See

Am Nachmittag wird in der Facebookgruppe „Weltreise Artania 2019/2020“ ein Artikel vom 13.2.2020 (also gestern) aus der indonesischen Tageszeitung „The Jarkata Post“ gepostet. Er besagt, dass die ARTANIA den für den 16.2.2020 geplanten Hafen in Sabang, gelegen auf der kleinen Insel We nördlich von Sumatra, nicht anlaufen darf.

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Hier der übersetzte Text des Zeitungsartikel:

 

Der Bürgermeister von Sabang, Aceh, hat das ausländische Kreuzfahrtschiff MS Artania aufgefordert, seine geplante Ankunft in der Stadt nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus zu verzögern.

In einem Brief an die Sabanger Freihandelszone und Hafenverwaltung (BPKS), der von der Jakarta Post gesehen wurde, hatte der Bürgermeister von Sabang, Nazaruddin, den Leiter der BPKS gebeten, das ausländische Schiff an der Einfahrt nach Sabang zu hindern, um das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus in der Region zu verringern.

Nach Berücksichtigung der Rückmeldungen aus der Öffentlichkeit [...] haben wir beantragt, dass das Kreuzfahrtschiff seinen Besuch in Sabang verschiebt, bis die Weltgesundheitsorganisation (WHO )erklärt, dass die Situation sicher genug ist", schrieb Nazaruddin in dem Brief.

Der Bürgermeister wartet also auf grünes Licht von der WHO, dass ein Einlaufen der ARTANIA keinerlei Sicherheitsrisiko darstellt. Ich denke, da kann er lange warten (und wir auch).

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In dieser App konnte man schon frühzeitig erkennen, dass ein neues Ziel angesteuert wird.


Die ARTANIA hat bereits das eigentlicher Ziel Sabang durch Penang/Malaysia ersetzt, wie man in der Marine Traffic App sehen kann. Dies bedarf zunächst keiner Kursänderung, es geht nach wie vor fast schnurstracks nach Osten.

 

Interessant ist jetzt natürlich auch, wann uns endlich die Reiseleitung über die neue Situation informiert und aufklärt.

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Ach ja, Valentinstag war ja heute auch. Im Foyer auf Deck 2 war eine „herzige“ Eisskulptur aufgebaut, vor der sich viele Mitreisende gerne fotografieren ließen.

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Um 21:30 wurde das Herz gebrochen und abtransportiert.

 

 

 

57. Reisetag – Samstag, 15.2.2020 – Auf See

An jedem Seetag Punkt 10 Uhr hält der Kreuzfahrtdirektor seine „Morgenandacht“, wie wir es spöttisch nennen. Dann gibt er die Positions- und Wetterdaten per Lautsprecher durch. Diese Daten laufen übrigens immer aktuell 24 Stunden am Tag auf Kanal 1 des Bordfernsehens.

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Ein "Brennpunkt" wie nach der Tageschau.


Heute gab es aber die Zusatzinformation, dass ab sofort auf Kanal 8 des Bordfernsehens von Kapitän und ihm selbst eine Erklärung zur notwendig gewordenen Routenänderung gesendet wird (in Dauerschleife).

 

 

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Nach Sabang standen Langkawi und dann Penang auf dem Routenplan. Die Reihenfolge dieser beiden Häfen wurde getauscht, weil am geplanten Ankunftstag in Langkawi am 17.2.2020 dort bereits zwei weitere Kreuzfahrtschiffe liegen werden. Diesem Andrang konnte man durch den Tausch entgehen.

 

Dieser Seetag war auch wieder vollgepackt mit jeder Menge Vergnüglichkeiten.

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DeeJay Rainer in Aktion. Musikauswahl: Deutsche Schalger und ein Hauch von Ballermann.


Los ging es mit einem Schlagerfrühschoppen am Außenheck mit "DeeJay Rainer".

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Die Kaffeestunde am Nachmittag stand unter dem Motto „Wiener Kaffeehaus“ und fiel mit Sachertorte, Kaiserschmarren, Topfenstrudel etc. besonders üppig aus. Auch das Abendmenü stand unter einem Motto, nämlich „PHILIPPINISCHE KLASSIKER ... MODERN GEKOCHT“. Diesem Menü setzten wir dann noch die Krone auf, indem wir stattdessen eine unserer mitgebrachten Dosen mit heimatlicher Wurst öffneten.

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Nach dem Dinner unterhielt in der Atlantik Show Lounge ein Bauchredner vor „ausverkauftem“, sprich voller Lounge, sein Publikum.

 

 

 

 

58. Reisetag – Sonntag, 16.02.2020 – Auf See

Der heutige Hafen wäre eigentlich Sabang gewesen. Sabang liegt auf der kleinen Insel Weh vor der Nordspitze von Sumatra. Für uns Reisende ist die Streichung nicht allzu schmerzhaft, da dort wenig geboten ist. Viel schmerzhafter ist es für die dortigen Bewohner, denn wenn ein Kreuzfahrtschiff dort festmacht, scheint der ganze Ort auf den Beinen zu sein; sei es nur, um zu schauen, um ein paar selbstgebastelte Souvenirs zu verkaufen oder um Fahrten mit Rikschas oder Taxen anzubieten. Mit Sicherheit wäre der ein oder andere Dollar oder Euro dort geblieben. Wir konnten das 2013 auf einer Kreuzfahrt mit der AMADEA schon einmal erleben.
Auf der ARTANIA geht das Bordleben normal weiter. Da heute der letzte Seetag vor dem Ende dieses dritten Reiseabschnitts ist, fand traditionsgemäß der Stadl Frühschoppen mit Freibier, Weißwurst, Leberkäs und Spanferkel statt. Vor einigen Jahren nannte sich diese Veranstaltung noch Bayerischer Frühschoppen. Aber außer dem Namen hat sich nichts geändert, sowohl die Reiseleitung als auch einige Gäste erscheinen im entsprechenden Outfit; die Damen im Dirndl und die Herren in der Krachledernen.

 

 

59. Reisetag – Montag, 17.02.2020 – Georgetown/Penang/Malaysia

Leider leider ist der Husten, den wir längst überwunden glaubten, wiedergekommen; bei Doris schon seit einigen Tagen. Bei mir seit gestern und zwar trocken und hartnäckiger den je. Im Bordhospital wurde ich mit Hustensaft für den Tag und dem schrecklich schmeckenden Hustenstiller Silomat versorgt. Aus Erfahrung weiß ich, dass dieses Silomat mir nur sehr begrenzt hilft und bat den Arzt um Codeintabletten, weil die tatsächlich für eine halbwegs ruhige Nacht sorgen. Wegen der vergangenen Hustenwellen auf der ARTANIA waren die Codeintabletten leider dem Hospital ausgegangen. Ob und wann es Nachschub gibt, konnte man mir nicht sagen.

Für diesen und die nächsten 2 Tage stand Schonen auf dem Programm, also keine großen anstrengenden Erkundungstouren an Land. Betroffen von dieser Maßnahme waren also das heutige auf der Insel Penang liegende Georgtown, morgen Langkawi und übermorgen Port Kelang, alles malaysische Häfen.
Da wir diese drei Hafenstädte alle schon mal besucht hatten, war die Enttäuschung und der Ärger über unser Handikap nicht ganz so groß.

 

 

60. Reisetag – Dienstag, 18.02.2020 – Langkawi/Malaysia

Langkawi ist eine Inselgruppe vor der Nordwestküste von Malaysia in der Straße von Malakka.

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Am Ende der langen Pier lag ein Hotel, ansonsten gab es weit und breit nichts.


Rund um die Pier, wo wir am Morgen festgemacht hatten, gab es außer einem schicken Hotel weit und breit nichts. Um etwas zu unternehmen, müsste man sich ein Taxi nehmen.

 


Da wir uns aber den Schongang verordnet hatten, statteten wir nur dem Hotel eine Stippvisite ab, um etwas zu trinken.

 

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Bei der Stippvisite gab es doch das ein oder andere zu entdecken ...

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... z.B. dieses bedrohliche Hinweisschild, wobei der Text dann doch nicht ganz so gefährlich klang. Hier die Übersetzung:
Kein Zugang. Eindringlinge werden strafrechtlich verfolgt.

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Der Seeadler ist das Wappentier von Malaysia. Zwar haben wir einen im Flug beobachten können, jedoch konnte ich den Fotoapparart nicht schnell genug zücken, sodass als Ersatz dieses Holzmodel herhalten muss.

 


Am späten Vormittag erhielten wir von einer Bekannten eine WhatsApp-Nachricht, dass laut der Hafeninformation von Singapur die ARTANIA von Singapur nicht wie geplant nach Jakarta fahren würde, sondern nach Broome in Australien (https://www.singaporecruise.com.sg/).

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Diese Info besagt, dass die ARATANIA drei Tage, also einen Tag länger als geplant, in Singapur liegen wird, um dann sofort Kurs auf Broome in Australien zu nehmen, anstatt Indonesien mit den Häfen Jakarta, Semerang, Probolinggo und Benoa (Bali) anzulaufen.

Wenn diese Info stimmt, würde das bedeuten, dass sämtliche 4 Häfen in Indonesien, einschließlich Bali gestrichen wären. Hatte jetzt nicht nur Sabang sondern ganz Indonesien die Befürchtung, dass wir den Coronavirus einschleppen könnten?
Kurze Zeit später wies besagte Hafeninformation noch zusätzlich aus, dass die Liegezeit in Singapur nicht zwei, sondern drei Tage betragen wird.
Wir trugen diese Meldung mit Fassung, weniger Indonesien dafür mehr Australien – auch gut. Für andere Passagiere die sich auf Highlights wie Bali oder den Besuch von Borobudur, der größten buddhistischen Tempelanlage der Welt, gefreut haben wäre diese Kursänderung eine große Enttäuschung.
Diese Informationen über den Routenwechsel wurden in Facebook natürlich diskutiert. Nach einigen Stunden konnte allerdings Entwarnung gegeben werden. Ein Facebook-User hatte sich direkt an Phoenix in Bonn gewandt und erhielt die folgende Erklärung:

Vielen Dank für Ihre E-Mail. Wir gehen momentan davon aus, dass die Reise wie geplant statt finden wird. Natürlich gibt es immer einen Plan B und Plan C. Es wäre ja in diesen Tagen Fahrlässig, sich nicht auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Am heutigen Tag liegen allerdings keine Informationen vor, die dazu führen würden, dass die Route von MS Artania tatsächlich angepasst werden müsste.

Broome wurde lediglich als unverbindliche Anfrage an die Hafenbehörde gestellt, was ein ganz normales Prozedere im Routenmanagement eines Schiffes ist und zum betrieblichen Alltag gehört. Wie auch immer, hatte diese Information kurzzeitig den Weg in die Datenbank des Hafens Singapur gefunden. Mittlerweile ist dies längst wieder korrigiert. Die indonesischen Häfen, die nach Singapur folgen, haben uns grünes Licht zum Anlegen gegeben und auch von Seiten der Behörden in Australien spricht nichts gegen die Durchführung mit aktuellem Routenverlauf.

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Jetzt war die Kreuzfahrerwelt wieder in Ordnung.

 

 

61. Reisetag – Mittwoch, 19.02.2020 – Port Kelang/Malaysia

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Ein großes Terminalgebäude und sonst nichts weiter.


In Langkawi am Anleger gibt es ja wenigsten ein Ressort, aber hier in Port Kelang war nur ein Passagierterminal und rundherum nur Ödland. Im Terminal gab es einige Souvenirgeschäfte und WLAN, was gerne genutzt wurde.

 

Für Kreuzfahrer ist Port Kelang in der Hauptsache der Hafen, um in die knapp 60 Kilometer entfernte Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur, zu gelangen.

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Neben der ARTANIA lagen in Port Kelang noch die (kleine) WORLD ODYSSEY und die MSC SPLENDIDA.
DIe WORLD ODYSSEY ist die MS DEUTSCHLAND, die im Sommer für Phoenix fährt. Im Winter wird das Schiff umlackiert und verchartert.
Die MSC SPLENDIDA ist ein Riesenschiff für 3200 Passagiere.

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Die MS Deutschland, wenn sie wieder in den Phoenixfarben fährt.

 

Statt in die Hauptstadt zu fahren begab ich mich wieder in das Rotlichtviertel der ARTANIA (siehe auch Blogeintrag vom 3.2.2020), sprich ins Bordhospital, um durch Inhalation den Husten zu kurieren.
Dort wurde ich auf einen schweren Fauxpas aufmerksam gemacht, der mir bei der Schilderung des Inhalier-Vorgangs (siehe Blogeintrag vom 25.1.20) unterlaufen ist.
Ich schrieb dort nämlich über die Tätigkeit von Arzthelferinnen. Die beiden Stützen des Bordhospitals, Miriam und Olga, die schon seit Jahren auf der ARTANIA arbeiten, sind aber keine Arzthelferinnen, sondern examinierte Krankenschwestern, die meinen Blog gelesen haben und denen der Fehler natürlich direkt entgegengesprungen ist.
Dazu nur am Rande: Arzthelferin ist ein Lehrberuf mit zweijähriger Ausbildung, während die Ausbildung zur Krankenschwester 3 Jahre dauert und mit einer anspruchsvollen staatlichen Examensprüfung abgeschlossen werden muss.
Da das Schiffshospital nicht nur aus einer ambulanten Arztpraxis, sondern auch aus einem stationären Bereich besteht, hätte ich da eigentlich selbst draufkommen können.
Aber da Schwester Miriam und Schwester Olga nicht nur examiniert, sondern auch nett sind, haben sie mir gleich verziehen. Auch die etwas lästerhafte Beschreibung des Kotztüten-Memory haben sie mir nicht krummgenommen.
Natürlich habe ich die fehlerhafte Berufsbezeichnung im Blog mittlerweile korrigiert.

 

 

62. Reisetag – Donnerstag, 20.02.2020 (Weiberfasching) – Singapur

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Die AIDAbella, sie lag an der gleichen Pier wie wir, hatte alle Passagiere von Bord nach Hause geschickt. Auch die anschließende Kreuzfahrt wurde abgesagt. Das leere Schiff legte am Nachmittag mit Ziel Penang/Malaysia ab.


Wir kamen pünktlich gegen 8 Uhr früh an der Singapore-HarbourFront an . Die Freigabe durch die Behörden, sprich die Erlaubnis, dass die Passagiere das Schiff verlassen dürfen, zog sich etwas in die Länge und so konnten erst ab 9:30 Uhr die Ersten von Bord gehen.

 

Da wir immer noch nicht die 100-prozentige touristische Leistung bei uns abrufen wollten, ließen wir es langsam angehen und machten uns erst gegen 11 Uhr für den Landgabg fertig. Das hatte als schönen Nebeneffekt den Vorteil, dass bei der Gesundheits-, Pass- und Gepäckkontrolle der Andrang nicht mehr so groß war. Fiebermessen ging schnell, da es im Vorbeigehen gemessen wurde; ich musste nur hierfür meine Baseballcap absetzen.
Bei der Pass- und Personenkontrolle wurden wir fotografiert und von den Daumen wurden Fingerabdrücke genommen. Dann war es fast schon geschafft. Noch schnell die Rücksäcke durchleuchten lassen und uns selbst mit Metalldetektoren abtasten lassen und dann waren wir offiziell eingereist. An das Passagierterminal schloss sich nahtlos eine große Shoppingmall an, die wir zwangsweise durchlaufen mussten, wenn wir nach draußen oder zur U-Bahn-Station wollten. Öffentliche Verkehrsmittel in Singapur sind für Touristen recht preisgünstig. Für 16 Singapur-Dollar (ca. 10 €) bekamen wir ein 2-Tage Ticket. Mit dem kann dann beliebig oft U-Bahnen und Busse benutzt werden.
Möglichkeiten, etwas in Singapur zu unternehmen gibt es viele:
- Gardens by the Bay
- Singapore Flyer – das Riesenrad
- Marina Sands Skypark – die Aussichtsetagen des spektakulären Hotels Marina Bay Sands
- Botanischer Garten
 - Merlion – das Wahrzeichen am Singapore River
- Chinatown
- Little India
- Little Italy
- Orchard Road
- Singapore Sling im Raffels genießen
- Bootsfahrt auf dem Singapore River
- …

All diese Highlights hatten wir bereits auf früheren Reisen abgearbeitet, sodass wir es heute lieber nochmal etwas ruhiger angehen wollten.

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In Asien wurde schon immer gerne Mundschutz getragen. Aber seit dem Auftrtenen des Corona-Virus hat sich die Zahl der "Mundschutzträger" sichtlich erhöht.


Unser heutiges Ziel war lediglich Bugis, ein quirliges Einkaufsviertel, wo wir ein wenig stöberten und Maulaffen feilhielten. Bugis war von der Harbor Front mit der Metro, so heißt hier die U-Bahn, bequem und schnell erreichbar. In Singapur ist es wichtig, immer eine Jacke dabei zu haben, denn in der U-Bahn und in den Geschäften ist es eiskalt; die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren.

 

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Markenschutz scheint hier kein Thema zu sein.

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Hier das Original LEGO-Logo.

 

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Androhung: Einige dieser heute erstandenen Solar-Wackelfiguren sind Mitbringsel (und einige behalten wir selbst).

 

Heute beginnt ein weiterer neuer Reiseabschnitt, mittlerweile der Vierte. „Südostasiens Exotik und Australien“, so hat Phoenix diesen Teil der Weltreise betitelt.
Die Weiberfaschingsparty am Heck war nur mäßig besucht. Verständlich, denn die Neuen hatten eine lange und beschwerliche Anreise.

 

 

63. Reisetag – Freitag, 21.02.2020 – Singapur

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Heute wollten wir etwas aktiver sein als gestern und machten uns zunächst einmal auf nach Chinatown. Hierbei mussten zunächst erst wieder Pass- und Gepäckkontrollen durchlaufen werden, allerdings diesmal ohne fotografiert zu werden und Daumenabdrücke abgenommen zu bekommen.

 

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Die Smith Street in Chinatown ist eine sogenannte Foodstreet (vgl. Fressgass‘ in Frankfurt) mit Restaurants und Essenständen.
Dort gibt es einen Stand an dem wir bei unseren letzten beiden Aufenthalten in Singapur bereits Kunde waren, so auch diesmal. Doris bestellte sich Ente mit Reis und ich gegrillten Schweinebauch, ebenfalls mit Reis. Es schmeckte wieder vorzüglich.

 

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Die Gondeln fahren direkt über die ARTANIA.


Eine Attraktion hatten wir aber noch offen, die Seilbahn. Sie überspannt die Harbor Front, wo wir liegen und die Freizeitinsel Sentosa. Sentosa ist die Freizeitinsel von Singapur, hier gibt es einen Strand, ein Aquarium und weitere Attraktionen, so ein wenig Disneyland eben.

 

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Die ARTANIA jetzt von oben.


Uns reizten nicht diese angebotenen Vergnüglich­keiten, sondern die Fahrt selbst, die auch direkt über die ARTANIA führte. Ganz billig war der Spaß nicht (35 Singapur-$, etwa 24 € pro Person), aber dafür konnte man soviel fahren wie man wollte, an verschiedenen Stationen aus- und wieder einsteigen, ähnlich wie bei einem Hop-On Hop-Off Bus.

 

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An der Zwischenstation "Merlion Station" stiegen wir aus der Gondel aus, um die Kopie des Merlion (das Original steht am Singapur River) zu bewundern. Leider versperrte ein Bauzaun die Sicht, ...

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... sodass man nur mit dem Teleobjektiv zumindest den Kopf in voller Schönheit erwischen konnte.

 

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Im Souvenirshop im Hafenterminal entdeckten wir dann ein besonders geschmackvolles Exemplar des Merlion.

Zu Fuß ging es von der Gondelstation zurück zum Schiff, es war ja nicht weit. Auch bei der Rückkehr zum Schiff musste vorher noch die behördliche Gepäck- und Passkontrolle durchlaufen werden. Stichprobenartig wurde auch noch mal der Daumenabdruck genommen, damit die Behörden ganz sicher sein konnten, dass die Person, die von Bord gegangen ist auch genau dieselbe ist, die wieder an Bord will. Vorher hatten wir noch unsere letzten Singapur-$ in der Shopping Mall ausgeben, unter anderem für eine Dose Tiger-Bier, das Bier in Singapur.
Um 18:15 Uhr fand wieder die obligatorische Rettungsübung statt und um 19:00 Uhr standen wir an der Reling, um das Ablegen und Auslaufen zu beobachten. Da der Finger, mit dem die Austiegsluke der Artania mit dem Hafenterminal verbunden war noch nicht abgezogen war, war zu vermuten, dass sich die Abfahrt verzögern würde. Wahrscheinlich war der Lotse noch beim Abendessen und was der Lotse kann, können wir schon lange. Also gingen wir auch Essen.

Um halb acht ließ der Kreuzfahrtdirektor über die Bordlautsprecher die Bombe platzen.
Wir bleiben noch einen Tag länger in Singapur liegen und nehmen morgen direkt Kurs auf Broome in Australien. Die Behörden in Jakarta und Samarang hätten ganz kurzfristig die Einfahrtsgenehmigung zurückgezogen. Und da man befürchtet, dass die Genehmigung für die anderen beiden Destinationen, Probolingo auf Java und Benoa auf Bali ebenfalls zurückgezogen werden könnte, hätte man sich zu diesem Schritt entschlossen. Da war er also, der vor drei Tagen bekannt gewordene Plan B.
Natürlich schossen sofort die Gerüchte ins Kraut. Phoenix hätte von Anfang an gewusst, dass die vier Häfen ausfallen werden, hat das aber zurückgehalten, bis die neuen Passagiere in Singapur angekommen sind, damit diese nicht noch schnell in Deutschland die Reise stornieren konnten.
Gegen diese Theorie spricht allerdings, dass seit gestern indonesische Beamte an Bord sind und Änderungen in der Routenführung auf Grund höherer Gewalt keinen Stornierungsgrund darstellt.
Jetzt war natürlich bei vielen Reisenden die Stimmung im Keller.
Ich frage mich allerdings, wieso man uns nicht gleich nach der Rettungsübung informiert hat, sondern um 19:00 Uhr noch am Heck die Auslaufparty gestartet hat. Aber bei der Reiseleitung lagen sicher auch die Nerven blank.
Da die Passkontrolle nur bis 22 Uhr Dienst hatte, lohnte es sich für potentielle Nachtschwärmer nicht mehr, das Schiff zu verlassen.

 

 

64. Reisetag – Samstag, 22.02.2020 – Singapur

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Was machet man mit dem zusätzlichen Tag in Singapur? Man greift am besten auf Bewährtes zurück. Wir wollten also wieder bei unserem Chinesen in der Smith Street speisen.

 

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Vorher statten wir Little India einen Besuch ab, denn hier ist es bunt und die Mischung aus touristischem Anteil und echtem Leben hält sich die Waage, im Gegensatz zu Chinatown, wo der touristische Anteil mittlerweile 100% und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr beträgt.
Der ursprüngliche Charme von Chinatown und auch die Gegend am und um das Ufer des Singapur River, der noch in der 90er Jahren vorhanden war, ist völlig verschwunden.

 

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In Little India wurden wir fündig. Knallbunte leichte Sommerhosen zum Schnäppchenpreis.

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„Singapore is a fine city“
Hierbei handelt es sich um ein gerne verwendetes Wortspiel.
„fine“ bedeutet übersetzt einerseits schön, fein, herrlich (als Adjektiv);
aber auch Geldstrafe, Bußgeld (als Substantiv).
Da im Englischen Substantive mitten im Satz im Gegensatz zum Deutschen nicht groß geschrieben werden, ist der Spruch zweideutig.

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Singapur ist eine schöne Stadt oder
Singapur ist eine Bußgeld-Stadt

 

Am Nachmittag gab es im Bordfernsehen (Kanal 8) wieder einen Brennpunkt, diesmal mit Kapitän, Kreuzfahrtdirektor und Bordarzt.

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Hier wurde noch einmal dargelegt, dass keine Informationen zurückgehalten worden wären. Man belegte dies mit Mails und Schreiben von den indonesischen Behörden, die gezeigt wurden. Der Bordarzt erklärte, dass es definitiv keinen Fall einer Coronavirus-Infektion an Bord gäbe, weder bei den Passagieren noch bei der Besatzung.

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Das eigentlich Interessante war die Information, dass wir jetzt doch vielleicht Bali anlaufen können, da es ja von dort noch keine offizielle Absage von den Behörden gegeben hätte.
Für den Kurs der ARTANIA spielt diese Überlegung erst mal keine Rolle, denn der Weg nach Australien führt automatisch an Bali vorbei.
Ein wenig Nachdenklich macht noch folgender Widerspruch:
Unsere Kabinenstewardess, Eni, die aus Indonesien stammt und übermorgen in Semarang austeigen sollte, weil ihr Vertrag endet, hat die Information, dass es keinen Aufenthalt in Indonesien gibt und sie deshalb einen neuen sogenannten Zwangsvertrag erhält und sie erst in Auckland, Neuseeland von Bord kann. In Australien selbst darf die Crew gar nicht an Land, weil die Australier paranoische Angst vor illegalen Einwanderern haben.
Eni war den Tränen nahe. Und uns stellte sich die Frage, welche Information denn nun richtig ist.
(a) Wir laufen in Indonesien keinen Hafen mehr an (so wurde die Crew informiert)
(b) Wir laufen Bali an (laut „Brennpunkt“), denn es liegt (noch) keine Absage vor

Um 20:00 Uhr verließen wir den Hafen von Singapur mit Ziel Benoa/Bali/Indonesien.

 

 

65. Reisetag – Sonntag, 23.02.2020 – Auf See

Was uns ein wenig wunderte, es gab keine Information, an welchen Tag, um wieviel Uhr und wie lange wir auf Bali sein werden. Auch darüber, was nach Bali geplant ist, lässt man uns völlig im Dunkeln. Auch wenn einige Punkte der nun geänderten Route mit Fragezeichen zu versehen sind, kann man uns das doch mitteilen – tut man aber nicht!!!
Eni ist glücklich, anscheinend kann sie in Bali doch von Bord.
Auch die Internetseite https://www.marinetraffic.com vermeldet Gutes. Denn hier ist vermerkt, dass die ARTANIA in Benoa am 25.2 um 6:00 Uhr einlaufen soll. Schau’n wir mal. Wir wissen ja mittlerweile: „Papier und Hafeninformationen im Internet sind geduldig!“

Das Bordleben geht normal weiter. Am Vormittag fand die mittlerweile dritte Äquatortaufe statt. Singapur liegt ganz knapp nördlich über dem Äquator und wir fahren einen Südost-Kurs.
Am Nachmittag war der Handshake mit dem Kapitän und dem Kreuzfahrtdirektor und am Abend die Begrüßungsgala mit entsprechendem Dinner.
Ich nutzte die Zeit, um am Blog zu arbeiten, war ich doch ganz ordentlich im Rückstand, konnte aber einiges aufholen.

Ein Wort zum Kreuzfahrtdirektor. Der altgediente und erfahrene Klaus Gruschka hatte auf Langkawi die ARTANIA verlassen, da er wegen einer Familienangelegenheit nach Deutschland fliegen musste. Für die Zeit seiner Abwesenheit hat er den Führungsstab dem relativ jungen Reiseleiter Moritz Stedtfeld übergeben.
Da der Kreuzfahrtdirektor bei all den derzeitigen Turbulenzen einen äußert schwierigen Job hat, ist zu bewundern, wie ruhig und souverän Moritz Stedtfeld diese Aufgabe meistert. Er muss sich Einiges anhören und wird wohl auch stark angegangen.

 

 

66. Reisetag – Montag, 24.02.2020 (Rosenmontag) – Auf See

Wie üblich, erfolgte um 10:00 Uhr die Positionsmeldung durch den Kreuzfahrtdirektor über die Bordlautsprecher. Aber endlich gab es auch konkrete Informationen zum weiteren Verlauf der Reise.
Morgen, gegen 6:00 Uhr, werden wir vor Benoa (Insel Bali) vor Anker gehen. Es werden Gesundheitsbehörden an Bord kommen, um zu entscheiden, ob wir an der Pier anlegen dürfen und vor allem, ob wir dann auch das Schiff verlassen dürfen.
Ist diese Hürde überwunden, werden wir zwei volle Tage auf Bali bleiben. In der Zwischenzeit wird versucht, die Erlaubnis für einen weiteren Hafen in Indonesien zu erhalten. Sollte das klappen, schippern wir dahin. Wenn nicht, bleiben wir einen weiteren Tag auf Bali.
Am späten Nachmittag bzw. frühen Abend des 27.2.2020 werden wir Kurs auf Darwin in Australien nehmen. Dort werden wir bereits am Abend des 29.2.2020 ankommen und nicht erst, wie im Reiseplan laut Katalog zu lesen war, am 1.3.2020 um 13:00 Uhr. Die gewonnene Zeit soll für die Einreiseformalitäten genutzt werden, sodass wir vielleicht schon am 1.3 vormittags von Bord können.
Mal sehen, ob diese Planung Bestand haben wird.

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Aber jetzt, da dies endlich alles geklärt war, konnte man sich pünktlich und frohgemut um 11.11 Uhr in den Rosenmontags­frühschoppen am Heck stürzen. Dort gibt es Stimmungsmusik, Kreppel, Häppchen und Korn.

 

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Um 12:30 Uhr ist die Party allerdings schon wieder vorbei, denn ab da öffneten die Restaurants für das Mittagessen.
Und der Rest des Tages verlief, wie Seetage eben verlaufen.

 

 

67. Reisetag – Dienstag, 25.02.2020 – Benoa/Bali/Indonesien

Am Morgen, gegen 7:30 Uhr, legten wir tatsächlich in Benoa auf der Insel Bali an und das Schiff wurde kurz darauf zum Landgang frei gegeben. Mittlerweile stand auch fest, dass wir hier drei Tage liegen werden, da kein weiterer Hafen in Indonesien gefunden werden konnte, der uns haben wollte.

 

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Anmutig und geheimnisvoll - die Mystik der balinesischen Tänze erschließen sich dem Europäer nicht.


Begrüßt wurden wir von einem traditionellen Musik- und Tanzensemble. Zu den exotischen und für europäische Ohren sehr ungewöhnlichen Klängen eines Gamelanorchesters führten 6 Tänzerinnen klassische balinesische Tänze vor.

 

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Dabei handelt es sich nicht etwa um eine balinesisch schuhplattelnde Volkstanzgruppe für Touristen, sondern diese Tänze haben eine lange Tradition und gehören zu den vielen religiösen Festen und Riten, die hier auf der „Insel der Götter“ eine bedeutende Rolle spielen. Die Vorführung vor Touristen spielt hierbei nur eine Nebenrolle.

 

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Das Gamelanorchester während einer Pause.
Weder Dur noch Moll, sondern ganz anders und fremd. Metallene Klänge der Xylophone, schneller Rhythmus und dumpfe Trommelschläge bestimmen den Charakter der Gamelanmusik.

 


Mehr als 90% der Bevölkerung gehören dem Hinduismus an. Der Hinduismus hier ist stark vermischt mit Elementen des früheren sogenannten animistischen Glaubens. Das hat zur Folge, dass sowohl der Alltag als auch das gesamte Leben auf Bali von der Geburt bis zum Tod durchzogen ist von Mythen und Ritualen. Dieser ganz zentrale Glaube spiegelt sich wider in einer Vielzahl von Festen, die begleitet werden von der bereits erwähnten Gamelanmusik und den Tänzen.

 

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Diese kleinen Kästchen, hergestellt aus Palmblättern, gefüllt mit Opfergaben, werden überall platziert. Auf der Straße, vor Geschäften, in Bussen und Pkws, auf Hausaltären oder an den allgegenwärtigen Statuen.


Aber auch die unzähligen Tempel (jedes Dorf hat mindestens einen), die Architektur, die figürlichen Statuen, die man an Kreuzungen findet, die allgegenwärtigen kleinen Opfergaben sind Auswirkungen dieses alles durchdringenden Glaubens. Neben den Göttern spielen gute und böse Geister, die überall innewohnen können, eine zentrale Rolle, auch im täglichen Leben.
Diese Welt erschließt sich uns Touristen nicht. Wir können nur ein wenig staunen.

 

Natürlich sind auch weltliche Dinge für den Balinesen nicht ohne Bedeutung. Zu dieser Erkenntnis gelangten wir recht schnell, als wir uns kurz vor elf Uhr durch die Menge der vor dem Passagierterminal wartenden Fahrer durchkämpfen mussten, von denen jeder Einzelne Inseltouren anbietet. Sie arbeiten mit allen nur erdenkbar rhetorischen Tricks. Sobald man als höflicher Tourist die Frage nach der Herkunft oder wie es einem geht nicht ignoriert, befindet man sich mitten in einer Verhandlung, in der es nicht um ja oder nein geht, sondern nur noch darum, wohin man fahren und was man sehen möchte.
Auch die Ausrede, man möchte nur mal da hinten bei dem Souvenirstand schauen, nützt wenig bis gar nichts. Sofort wird diese kleine Notlüge damit bestraft, dass sich ein Fahrer wie ein Schatten an die Fersen des Schwindlers heftet, um nach erfolgtem Souvenirkauf ein unverbindliches Gespräch über mögliche Inseltouren zu führen. Es war sehr schwierig, diesen Schatten wieder los zu werden, ohne unhöflich oder grob zu werden.


Unsere Strategie war folgende: Wir ignorieren hartnäckig alle Fahrer innerhalb des Hafens und führen die ersten Verhandlungen erst, wenn wir nach ca. 200 Meter das abgegrenzte Hafengelände verlassen haben. Soweit der Plan, aber auf halber Strecke waren wir plötzlich dann doch in ein ernsthaftes Verkaufsgespräch verwickelt. Wir waren uns mit dem Fahrer schnell über die Streckenführung einig, nur bei der anschließenden Preisverhandlung kam die Sache ein wenig ins Stocken. Gefordert waren 90 US-Dollar für einen Trip von 7 – 8 Stunden Dauer, wir wollten nur 80 $ zahlen (verhandeln ist Pflicht!). Da zog Doris einen starken Trumpf aus dem Ärmel. Wenn uns die heutige Fahrt (für 80 Dollar) gefallen sollte, machen wir morgen noch eine. Der Trumpf stach. Ohne weitere Diskussion wurde unser Angebot akzeptiert.
Unser touristisches Begehr ließ sich in wenigen Worten zusammenfassen; wenige touristische Massenansammlung, dafür viel Natur. Doris brachte es wieder mal auf den Punkt, als sie dem Fahrer sagte: “Show us your beautiful Bali!“

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Der Tempel Tannah Lot


Wir gaben zwei konkrete Ziele an, nämlich den bekannten Tempel Tannah Lot und die Reisterrassen bei Jatiluwih im Inneren der Insel.
Der Großraum um die Hauptstadt Denpasar,  zudem auch der Hafen von Benoa gehört, erstickt im Verkehrschaos. Die vielen Autos und die noch zahlreicheren Mopeds verstopfen die Straßen, wobei die Mopeds die etwas besseren Karten haben, denn sie nutzen jede noch so kleinste Lücke, um an den Autos vorbei zu wuseln. Die offiziellen Verkehrsregeln haben nur eine untergeordnete Bedeutung, vielmehr funktioniert das Ganze nur durch ein Geben und Nehmen. Jeder nimmt sich die Vorfahrt, aber jeder überlässt auch die Vorfahrt den anderen. Nur so kann es funktionieren, dass an den Kreuzungen ohne Ampel der Verkehr irgendwie fließt, wenn auch sehr sehr zähflüssig.
Die wichtigsten Voraussetzungen im balinesischen Straßenverkehr sind Geduld, stoische Ruhe und Gelassenheit. Es wird auch nur ganz wenig gehupt.
Und so benötigten wir für die knapp 30 Kilometer zu unserem ersten Ziel mehr als eine Stunde.
Tannah Lot ist ein Tempel im Meer an der Südküste Balis. Er gilt es eine der touristischen Attraktionen.

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Besonders berühmt ist der Sonnenuntergang, mit dem Tempel im Vordergrund. Ich halte dieses legendäre Schauspiel für einen ausgesprochenen Fake. Nämlich vor mehr als 30 Jahren (da gab es im Deutschen das Wort Fake allerdings noch gar nicht) hatte ich schon einmal auf Bali Urlaub gemacht. Es war meine erste Fernreise. Jedenfalls wurden die Touristen auf der ganzen Insel von den Hotels mit Bussen hierher gekarrt, um das Naturereignis zu bewundern. Sobald sich jedoch die Sonne dem Horizont näherte, kamen Wolken auf und die Sonne verschwand sehr unspektakulär im Meer.
1o Jahre später, Doris und ich machten eine (sehr schöne) Asienrundreise mit dem ADAC, die uns auch nach Bali führte. Die gleiche Prozedur wieder. Unzählige Busse, große Menschenmenge und bevor es zum Sonnenuntergang kam, schwupps waren sie wieder da, die Wolken. Jetzt schließe ich aus meinen beiden Beobachtungen messerscharf, dass 6 Richtige im Lotto oder ein sehenswerter Sonnenuntergang in Tannah Lot gleichermaßen unwahrscheinlich sind und nur in den seltensten Fällen eintreffen.

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Jetzt am späten Vormittag war der Besucherstrom sehr übersichtlich. Die Restaurants, auf deren Terrassen man einen „unverbautem“ Blick auf die kleine Insel mit dem Tempel hat, waren so gut wie leer und wir konnten uns einen der Logenplätze aussuchen, um bei einem kühlen Getränk die Aussicht zu genießen. Da man hier anscheinend weder am Abend noch am Vormittag einen spektakulären Sonnenuntergang geboten bekommt, war so gesehen der Zeitpunkt unseres Hierseins optimal gewählt, da die vielen Busse ja erst am späten Nachmittag ankommen werden.

 

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Der zweite Teil unseres Ausflugs nach Jatiluwih zu den Reis­terrassen führte uns über kleine Neben­straßen durch Dörfer und wunderschöne Land­schaften. Der Foto­apparat legte kaum noch Pausen ein.
Zu erzählen gibt es über die Fahrt nach Jatiluwih eigentlich nichts. Die weitläufigen Reisterrassen, die eine unglaubliche Ruhe und Schönheit ausstrahlen, sind ein unvergesslicher Anblick.

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Natürlich darf man nicht vergessen, dass der Reisanbau eine schwere und gleichzeitig filigrane Arbeit bedeutet, für die es keine Maschinen gibt.

 

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Erstklassiger Service durch unseren Fahrer Made.

 

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Auf der gut zweistündigen Rückfahrt legten wir hier und da einen Fotostopp ein und erreichten die ARTANIA gegen 19:30 Uhr.

 

Nach dem Abendessen wollten wir noch ein wenig durch die Verkaufsbuden vor dem Terminal bummeln. Ein kleiner Rest von Fahrern wartete vor dem Terminal weiterhin auf Kundschaft. Ihre Warnungen vor dem „Big Rain“ und doch lieber mit ihnen eine Abendfahrt zu machen, ignorierten wir. Es waren ja nur wenige Schritte bis zu den Buden. Aber die wenigen Meter bis dorthin reichten vollkommen aus, als der Himmel ohne Vorwarnung seine Schleusen öffnete, um uns bis auf die Haut zu durchnässen. Bei einer Verkaufsbude fanden wir Unterschlupf. Und obwohl wir nur einen Kühlschrankmagneten für einen Dollar erstanden (ursprünglicher Preis 3 Dollar) bot man uns einen Stuhl an. Auch meine Idee, hier irgendwo noch eine Flasche des heimischen Biers (Marke Bintang) zu mir zu nehmen, musste ich erst einmal fallen lassen. Als der Schauer vorbei war, ging es schnurstracks zurück aufs Schiff.

 

 


68. Reisetag – Mittwoch, 26.02.2020 – Benoa/Bali/Indonesien

Da wir gestern mit unserer Tour mehr als zufrieden waren, hatten wir für heute unseren Fahrer wieder engagiert – Treffpunk zwischen 10:00 und 10:30 Uhr. Die vor dem Terminal wartenden Fahrer glaubten uns klein Wort, als wir ihre Angebote mit der Begründung ablehnten, dass wir bereits einen Deal mit einem Fahrer hätten. Einer heftete sich an unsere Fersen und ließ sich auch nicht abschütteln. Er begründete seine Hartnäckigkeit damit, dass er uns zu Diensten stünde, falls unser Fahrer uns versetzt haben sollte. Aber unser Fahrer war da, und als wir ihm mit unseren Regenschirmen winkten, trollte sich unser Schatten wieder. Die Regenschirme nahmen wir mit, da es heute früh schon kräftig geregnet hatte und wir mit dem balinesischen Regen nicht mehr ganz so hautnah erneut Bekanntschaft machen wollten.
Für heute hatten wir nur ein Ziel im Auge, die Stadt Mengwi mit einem der schönsten Tempel Balis, dem Pura Taman Ayun – so stand es in unserem Reiseführer. Unsere Fahrer schlug vor, uns zusätzlich zu einem Wasserfall zu fahren, der sehr schön, aber touristisch nicht überlaufen sei; „very calm“, wie er sich ausdrückte. Die Idee gefiel uns, der Fahrpreis betrug wieder 80 US-Dollar, das hatten wir gestern schon so vereinbart und los ging’s.

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War gestern der Verkehr schon zähflüssig, so war heute Stop and Go angesagt. Der Grund sei, wie unser Fahrer erklärte, dass von den Mopedfahrern, die auch ein Auto besitzen, diese heute wegen des Regens lieber ihr Auto benutzen. Und mit einem Auto kann man halt nicht so schön wuseln wie mit einem Moped, denn sie beanspruchen ein Vielfaches an Platz auf der Fahrbahn. So brauchten wir für die gut 30 Kilometer Wegstrecke nach Mengwi gut zweieinhalb Stunden.

 

Anscheinend hatte uns die balinesische Gelassenheit auch schon angesteckt, außerdem hatten wir ja jede Menge Zeit – es machte sich bei uns keinerlei Ungeduld bemerkbar.

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Wir legten noch schnell einen Zwischenstopp ein, um einige Geschäfte für Devotionalien und Tempelzubehör zu bestaunen.

 

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Die Tempelanlage Pura Taman Ayun.


Auch hier am Tempel Pura Taman Ayun war keinerlei touristischer Trubel und die Phoenix-Busse waren auch noch nicht da. Unser Fahrer hatte uns erzählt, dass man auf Bali sehr schmerzlich die Chinesen vermisse, die auf Grund des Coronavirus zurzeit nicht mehr kommen konnten.

 

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Solche aufwändig gestaltete Masken werden bei balinesischen Tanzaufführungen verwendet.

 

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In einem kleinen Kino wurde ein Film über die Nutzung des Tempels während farbenprächtiger Zeromonien an Feiertagen gezeigt.

 


Nun machten wir uns auf den Weg ins Gebirge zum Nung Nung Wasserfall. Wie es zu dieser Jahreszeit üblich ist, begann es am frühen Nachmittag wieder kräftig zu regnen. In ca. 800 Meter Höhe hatten wir unser Ziel erreicht. Die dortige Infrastruktur bestand aus einem Parkplatz, einem Warung, so heißen hier die einfachen Restaurants und einem Kassenhäuschen, wo wir unseren Eintritt für den Wasserfall zahlen konnten (ca. 2 € pro Person).
Unser Fahrer zeigte uns die Richtung die wir gehen sollten, um zum Wasserfall zu gelangen, wobei er noch etwas von Stufen murmelte, die für uns aber kein Problem darstellen sollten. Bewaffnet mit großen Regenschirmen trabten wir los. Die vom Fahrer erwähnten Stufen entpuppten sich als ein gewundener Treppenpfad, wobei die Stufen normale Höhe hatten aber streckenweise auch mit sehr unergonomischen Stufenhöhen von mehr als 30 cm selbst sehr langbeinigen Treppensteigern beim Abstieg (und späteren Wiederaufstieg) einiges abverlangte.
Wir liefen und liefen, konnten aber keinen Wasserfall entdecken, aber zumindest das Rauschen war schon zu hören.
Immer wieder kamen uns Menschen, teilweise in Badebekleidung entgegen, die aber gar nicht fröhlich aussahen, geschweige denn ein lockeres „Hello“ auf den Lippen hatten. Schließlich kam uns doch ein Paar entgegen, die das anscheinend hier herrschende Schweigegelübde brachen und stöhnten: „It’s a very long way“. Das war für Doris das Signal, den Abstieg abzubrechen und umzukehren. Uns war nämlich mittlerweile klar, dass man den Wasserfall nicht von oben „besichtigen“ kann, wo er sich ins Tal stürzt, sondern man muss erst ins Tal gelangen, um das Naturschauspiel bewundern zu können.
Ich wollte noch nicht aufgeben, stieg tapfer weiter nach unten, immer mit der Hoffnung im Herzen, hinter der nächsten Biegung endlich am Ziel zu sein. Nach sehr viel Hoffnung und noch mehr Biegungen war der Wasserfall plötzlich - immer noch nicht zu sehen und ich gab, doch schon ein wenig erschöpft, auf. Es wird nun auf ewig die Frage unbeantwortet bleiben, ob ich nur noch wenige Meter bzw. Stufen vom Ziel entfernt war oder ich erst die Hälfte der Wegstrecke bewältigt habe.
Somit begann der kräftezehrende Aufstieg.

An das Anfertigen von fotographischen Dokumenten dieser Expedition war überhaupt nicht zu denken. In der einen Hand befand sich der Regenschirm und die andere Hand verspürte keinerlei Lust, alleine irgendwelche Tätigkeiten zu verrichten.

 

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Das wäre ihr Preis gewesen! Der Nung Nung Wasserfall.
Auch diese Foto wurde im Internet "gestohlen".

 

Jetzt konnte ich nachvollziehen, warum die uns entgegenkommenden Badegäste so wortkarg waren, schließlich brauchte man die gesamte Luft zum Atmen und nicht zum unnötigen sauerstoffverbrauchenden Schwatzen.

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Ein Bild sagt mehr als tausend Worte????


Fix und alle kam ich schließlich irgendwann oben wieder an.
Aufgepäppelt mit einigen Bananen und einem starken Kaffee kehrten aber rasch die Lebensgeister wieder zurück. Später am Abend googelten wir im Internet, dass wir mehr als 500 Stufen hätten bewältigen müssen.

 

Eigentlich hätten wir jetzt unseren Fahrer mal ins Gebet nehmen müssen, dass er uns vorher nicht die volle Wahrheit über den Weg erzählt hatte. Aber die bereits erwähnte balinesische Gelassenheit brachte uns zur Überzeugung, dass er lediglich unsere Kondition falsch eingeschätzt haben musste.
Außerdem hatten wir bereits anderswo Wasserfälle gesehen, so 1994 den Triberger Wasserfall im Schwarzwald oder den berühmten Gullfoss Wasserfall auf Island 1999. Von diesen Erinnerungen konnten wir schließlich auch heute zehren????
Die Rückfahrt zum Schiff war wieder sehenswert und ich kann getrost die abgedroschene Phrase hier bringen: „Der Weg ist das Ziel“.

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Am Hafen angekommen vereinbarten wir gleich für morgen noch mal eine Tour, eine kleine Halbtagestour für 40 US-Dollar.

 

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Hier kehrten auch Leute von der ARTANIA-Crew ein und ließen es sich sichtlich schmecken.


Bevor wir zurück aufs Schiff gingen, kehrten wir in einer Kneipe am Hafen ein, um noch rasch ein einheimisches Bier zu trinken.

 

 


69. Reisetag – Donnerstag, 27.02.2020 – Benoa/Bali/Indonesien

Unser heutiger Ausflug war ganz einfach gestrickt. Fahrt zu den Stränden in Nusa Dua und in Sanur.
In Nusa Dua befinden sich die Luxusressorts und 5-Sterne Hotels, wo auch gerne mal Promis absteigen. Um auf das Areal mit den Hotels und dem Strand von Nusa Dua zu gelangen, muss man an einer Schranke die Gesichtskontrolle durch Security-Leute bestehen.

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Das Gelände gleicht einem sehr gepflegten Park – alles sauber und prick. Der Strand ebenfalls OK.

 

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Unser obligatorischer Strandsparziergang fiel etwas kürzer aus als ursprünglich vorgesehen; es war tierisch heiß und schwül.

 

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Sanur hingegen ist die gut bürgerliche Variante für den Pauschaltouristen an sich. Hier hat es uns besser gefallen, hier war es nicht so steril wie in Nusa Dua.

 

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Pause.

 

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Wir waren mit unserem Fahrer sehr zufrieden und könnten ihn bedenkenlos weiterempfehlen. Allerdings haben wir seine Visitenkarte irgendwie verbaselt, sodass wir leider weder einen Kontakt über WhatsApp noch über Facebook vermitteln können.

 

Gegen halb drei waren wir wieder auf der ARTANIA, die pünktlich um 17:00 Uhr mit Ziel Darwin in Australien ablegte.

 

 

70. Reisetag – Freitag, 28.02.2020 – Auf See

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Mangels Fotodokumenten über spannende Ereignisse des Tages muss heute mal ein Sonnenuntergang herhalten.


Heute war Bergfest, das heißt genau die Hälfte der Reise ist bereits vorbei. ☹

 

 

 

71. Reisetag – Samstag, 29.02.2020 – Auf See und Darwin/Australien

Seit zwei Tagen werden keine Obstkörbe mehr auf die Kabinen verteilt. Uns trifft das nicht besonders hart, denn wir hatten gleich zu Beginn der Reise diesen (kostenlosen) Service abbestellt. Denn wenn man das Obst nicht aufisst, muss es erst einen sehr ausgeprägten Reifezustand erreichen, bis die dann mittlerweile intensiv riechenden Naturprodukte vom Kabinensteward endlich entfernt werden. Oder man wirft das Obst gleich selbst weg, was uns aber wiederstrebt.
Wenn wir doch mal Obst für tagsüber haben möchten, bedienen wir uns beim Frühstücksbuffet.
Andere Passagiere allerdings vermissten den täglichen Obstkorb doch sehr. Ich bekam zufällig mit, als ein Reiseleiter nach dem Grund für das Ausbleiben gefragt wurde. Die Antwort war recht abenteuerlich.
In Australien sei das Mitnehmen jeglicher Lebensmittel von Bord an Land strengstens untersagt. Bei Zuwiderhandlung drohen drastische Geldstrafen. So musste ein Passagier schon mal 400 Australische Dollar (ca. 250 €) bezahlen.
Und da es immer wieder Passagiere gibt, die trotz Verbot Obst aus besagten Obstkörbchen in ihren Rucksäcken mit an Land nehmen, hat man die Verteilung erst mal eingestellt, quasi um die Passagiere vor sich selbst zu schützen.
Ich dachte mir bereits, dass diese Begründung doch sehr absurd ist, schon deswegen, weil auf solche Verbote sowohl per Lautsprecherdurchsage vor den Landgängen noch mal ausdrücklich hingewiesen wird, als auch schriftlich im Tagesprogramm darüber informiert wird.
Wird also tatsächlich wegen einiger beratungsresistenter Gäste die Gesamtheit der Passagiere in Sippenhaft genommen?
Natürlich nicht!
Noch vor dem heutigen Anlegen am Abend in Darwin/Australien wurden die Obstkörbchen wieder flächendeckend auf die Kabinen verteilt.
Den wahren Grund für die zweitägige Obstpause werden wir wohl nie erfahren.

 

Wie bereits erwähnt, machten wir am Abend, so gegen 20 Uhr in Darwin an der Pier fest.
Bereits im Tagesprogramm war zu lesen, dass sich alle Passagiere noch an diesem Abend in das an der Pier liegende Terminalgebäude mit ihren Pässen zum sogenannten Facecheck begeben müssen. Dort wird von den Immigration-Officers geprüft, ob man noch dem Passbild im Pass ähnlich sieht und ob man auch online ein Visum beantragt hat.
Da es ungünstig ist, wenn 1000 Leute gleichzeitig das Terminalgebäude stürmen, hat Phoenix im Tagesprogramm festgelegt, dass man in drei Stoßwellen Australien erobert, wobei davon auszugehen ist, dass jeder der drei Stoßtrupps eine annähernd gleiche Mannschaftsstärke aufweist.
1. Welle: Passagiere von Deck 7 und Deck 8
2. Welle: Passagiere von Deck 4 und Deck 5 (hierzu gehören Doris und ich)
3. Welle: Passagiere von Deck 2 und Deck 6
Die jeweiligen Gruppen würden über Bordlautsprecher aufgerufen, wenn sie mit dem Facecheck dran sind.
Doris und ich beobachteten an der Reling stehend, wie die Gangway angebracht wurde und was sich sonst noch so an der Pier tat.
Die Gangway war kaum angebracht, eine Schiffsfreigabe war über Bordlautsprecher noch nicht bekannt gegeben, da gingen schon die ersten 20-30 Passagiere an Land.
Jetzt erst erfolgte der Aufruf für Gruppe Nr.1 über Lautsprecher, wobei sich der Ansager nicht verkneifen konnte (Daumen hoch für den Ansager!) zu erklären, dass die Leute, die gerade von Bord gehen, trotz gegenteiliger Bitten sich bereits im Ausgangsbereich aufgehalten hätten, und mehr oder weniger nicht zu bremsen gewesen wären und man sie deshalb als erstes von Bord gelassen hätte.
Meiner Meinung nach ein (ständiger) Fehler der Phoenix-Reiseleitung. Es werden (vernünftige) Regeln aufgestellt, aber auf deren Einhaltung wird nicht bestanden. Dadurch können die Mitmenschen mit den weit ausgefahrenen Ellenbogen sich immer wieder Vorteile auf Kosten derer verschaffen, die sich an die Regeln halten.

Die Abfertigung der ersten Gruppe dauerte ungewöhnlich lange, was wohl damit zusammenhing, das die Gruppenstärke plötzlich und unerwartet weitaus größer war, als es eigentlich Passagiere auf Deck 7 und 8 gibt.
Nach einer knappen Stunde wurde Gruppe 2 aufgerufen, also „unsere“ Gruppe. Wir warteten noch ein Weilchen, in der Hoffnung, dass dann die Warteschlange nicht zu lang ist. Als wir uns dann Richtung Ausgang bewegten wurde bereits Gruppe 3 aufgerufen. Als wir am Ausgang ankamen, gehörten wir bereits zu den Letzten in der (nicht mehr sehr langen) Schlange. Kein Wunder, denn anscheinend bestand Gruppe 1 aus 90% der Passagiere, obwohl sie ja eigentlich nur zu ungefähr einem Drittel, also zwischen 30 und 35 Prozent bestehen dürfte. Da blieb für Gruppe zwei und drei nicht mehr viel Menschenmaterial übrig.

Hier zeigt sich, Regeln, deren Einhaltung nicht geprüft werden, taugen nicht viel.

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Die ARTANIA an der Pier von Darwin.


Den Facecheck hatten wir übrigens mit Bravour bestanden. Für einen Landgang, es war mittlerweile 22:00 Uhr, war es uns schon etwas spät geworden.

 

 

72. Reisetag – Sonntag, 01.03.2020 – Darwin/Australien

Direkt vor dem Terminal befand sich eine Haltestelle für den Hop-On-Hop-Off Bus. Das schien uns eine gute Alternative zu den von Phoenix angebotenen Stadtrundfahrten. Da wir hier in Darwin zwei volle Tage liegen sollten, kauften wir ein 2-Tage-Ticket, das pro Person 52 Australische Dollar (ca. 35€) kostete. Die Tour dauerte eine Stunde und wir passierten 11 Stationen, die aber (zumindest auf den ersten Blick) nicht zum Aussteigen einluden.

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Blick über die Waterfront.


Der letzte Halt, bevor es wieder zum Passagie­rterminal zurückging, war die Waterfront. Hier reihten sich Restaur­ants, Boutiquen und sonstige diverse Geschäfte aneinander.

 

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Das Wellenbad mit künstlichem Strand an der Waterfront.


Zu den vorhandenen Vergnüglichkeiten gehörte auch ein Wellenbad mit einem künstlichen Strand.

 

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Schatten ist wichtig. An vielen Stellen in Darwin sind Sonnensegel oder Überdachungen vorhanden. So auch ein großer Teil des Weges von der Waterfront zum Schiff.


Wir aßen eine Kleinigkeit in einem der Restaurants und spazierten erst mal den knappen Kilometer zurück zur ARTANIA.

 

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Ich glaube, in diesem Moment am Vormittag reifte der Plan, die Scooter auszuprobieren.


Die ganze Zeit hatten uns schon die elektrischen Tretroller, die E-Scooter, ins Auge gestochen und so reifte der Beschluss, diese Dinger doch mal auszuprobieren, zumal sie hier vertrauenswürdiger aussahen, als die fragilen Dinger bei uns in Frankfurt. Uns überzeugten die breiten Trittbretter und die stabilen Räder.

 

 

Auf der ARTANIA konnten wir erst mal in Ruhe die für das Freischalten der Scooter notwendige App auf unsere Smartphones laden und nachlesen wie man bezahlt (automatische Abbuchung per Paypal oder Kreditkarte durch die App) und wie das ganze Procedere zum Fahren überhaupt funktioniert und was es kostet. Ganz billig ist der Spaß nicht. Einen Dollar Grundgebühr plus 38 Cent für jede angefangene Minute. Da kommt man auf einen Stundenpreis von fast 24 $ (16 €) pro Person, in Summe für uns beide also 32 €. Dafür konnte man auf Bali 3 Stunden Taxi fahren. Aber was soll’s. Australien ist kein Billigland und zum Ausprobieren muss man ja nicht gleich so lange fahren.

 

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Mit zunehmender Fahrpraxis ...



Zu Fuß ging es wieder zurück zur Waterfront, wo die Scooter rumstehen. Das Freischalten mit der App funktionierte problemlos und ein Fahrradhelm ließ sich dadurch aus seiner Halterung lösen. Während wir die Bänder des Helms entwirrten und für unsere Köpfe passend zurechtfummelten, lief der Tarifzähler bereits mitleidslos.
Das Fahren machte Spaß. Und da wir kein festes Ziel hatten, kurvten wir ein wenig an der Waterfront hin und her.

 

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... wurde der Gesichtsausdruck entspannter und die Haltung etwas lockerer.



Das Beenden der Fahrt musste über besagte App erfolgen, der Scooter selbst hat hierfür keinen Ausschalter. Das klappte bei Doris auch wieder problemlos, bei mir war allerdings der Wurm drin. Mein Smartphone hatte die Verbindung zum Internet verloren, das Fahrlicht leuchtete weiter und im Hintergrund tickte die Tarifuhr. Zwar gab es an der Waterfront flächendeckend freies Internet, aber das beeindruckte mein Smartphone in keinster Weise. Ich sah schon im Geiste die Tarifuhr während unserer gesamten Kreuzfahrt weiterlaufen, aber nach mehrmaligem Aus- und wieder Einschalten des Smartphones gelang es mir, den dollarfressenden Sekundenzähler zu bändigen. Die Scooterfahrt war somit offiziell beendet.

 

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Fast wie der (gerade) Turm von Pisa. Eine pfiffige Idee: Petflaschen gefüllt mit Wasser. Das Ganze beleuchtet mit LEDs, die ihre Farbe wechseln.


Am Abend machten wir und ein drittes Mal auf den Weg. Es lockte die Kunstaktion „Tropical Light“. Auf einer Strecke von knapp 3 Kilometern befinden sich 8 Lichtskulpturen des Künstlers Bruce Monro (Homepage https://www.tropicallight.com.au/ ). Da es selbst jetzt am Abend immer noch sehr warm und drückend schwül war begnügten wir uns mit der Lichtinstallation Nummer 1.

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Von diesen "Türmen" befanden sich mehrere an diesem Weg nebeneinander und leuchteten um die Wette.

 

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Den Abend beendeten wir an der Phoenix-Bar am Heck der ARTANIA. Dort spielte ein einheimisches Gitarrenduo gefällige Country- und Bluesmusik.

 

 

73. Reisetag – Montag, 02.03.2020 – Darwin/Australien

Da wir ja bereits gestern ein 2-Tageticket für den Hop-On-Hop-Off-Bus gekauft hatten, war auch heute eine Fahrt mit demselben alternativlos.

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Schatten, Schatten, Schatten.
Im Hintergrund erkennt man,
dass die gesamte Fußgängerzone überdacht ist.


Weil aber die Busse nur stündlich fuhren und unsere Startzeit nach dem Frühstück mit dem Busfahrplan nicht harmonierte, wanderten wir erst mal zu Fuß Richtung Zentrum zur Smith Street.
Die Zeit von November bis April, wird hier in dem Northern Territory die „Wet Season“ genannt, im Gegensatz zur „Dry Season“ während der restlichen Zeit im Jahr. Jetzt, zur Wet Season, ist es unerträglich heiß und äußerst schwül. Deshalb war es uns sehr recht, dass wir gleich am Anfang der Smith Street ein schattiges Plätzchen fanden, um eine Cola zu trinken und dem Straßenmusiker zuzuhören, der sich dort mit Mikrofon und Verstärker platziert hatte..
In Sichtweite befand sich eine Hop-On-Hop-Off-Station und wir konnten beobachten, dass dort gerade ein Bus abfuhr, der gar nicht in das uns bekannte Fahrplanschema passte. Am dortigen Ticketschalter erfuhren wir, dass heute der Fahrplan wegen der ARTANIA von der Wet Season auf die Zeiten während der Dry Season umgestellt wurde. Das bedeutete, dass die Busse ab sofort alle 35 Minuten fuhren.


Mit dem nächsten Bus fuhren wir zum „Museum and Art Gallery of Nothern Territory“. Dieser etwas sperrige Name weist darauf hin, dass es sich um ein Zwischending zwischen Museum und Kunstaustellung handeln muss.
Der Eintritt war frei, jedoch wurde diskret mit einem Schild um eine Spende von 5 $ gebeten. Das Spenden gestaltete sich sehr einfach. Man brauchte nur seine Kreditkarte vor einen Sensor zu halten, keine Pin, kein Passwort und die 5 $ wurden automatisch abgebucht.
Die Präsentation der Exponate war sehr gefällig gestaltet, wobei die klimatisierten Räume großzügig genutzt, also nicht überfrachtet waren.

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Wir beschränkten unseren Besuch auf folgende drei Abteilungen:

  •  Moderne Kunst der Aborigines zum Thema „Between the Moon and the Stars"
  •  Giftige Tiere im Meer
  •  Der verheerende Zyklon Tracy, der am 25.12.1974 schwerste Schäden in Darwin angerichtet hatte.

 

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Gemälde zum Thema "Between the Moon and the Stars".

 

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Man glaubt ja gar nicht, was an giftigem Getier im Meer so alles kreucht und fleucht.



Die Abteilung mit dem teils hochgiftigen Meeresgetier, das besonders häufig in den Gewässern um Australien beheimatet ist, rief bei uns größte Bedenken bezüglich eines Schnorchelausflugs hervor, den wir bereits für unseren Aufenthalt in Whitsunday Islands am 8.3. gebucht haben.

 

Mit dem Besuch dieses Museums war unser Kulturhunger noch nicht gestillt. Mit dem Hop-On-Bus sollte es nun zum „Indo Pacific Marine“ gehen, ein Aquarium mit einer Präsentation und Dokumentation über das empfindliche Ökosystem der Korallenriffe.
Auf seinen nachmittäglichen Runden macht der Bus einen zusätzlichen Schlenker zum Militärmuseum auf der Halbinsel Eastpoint, ein Ziel, dass uns überhaupt nicht interessierte.
Warum Eastpoint (Ostpunkt) so heißt wie es heißt, konnte ich trotz intensiver Googlesuche nicht feststellen, denn diese Landzunge liegt eindeutig ganz im Westen von Darwin. Aber so wie es Leute gibt die links und rechts oder backbord und steuerbord verwechseln, hat vielleicht irgendein Entdecker Schwierigkeiten mit dem Einnorden eines Kompasses gehabt.

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Wie schon gesagt, bestand keinerlei Interesse an einem Militärmuseum, was wir aber während der Fahrt erkennen konnten war, dass Eastpoint ein Naherholungsgebiet von Darwin ist, mit vielen Wiesen und Wäldern und jeder Menge Wallabys in freier Wildbahn.

Wallabys sind eine kleine Art aus der Familie der Kängurus.
Sofort änderten wir unseren Routenplan und stiegen beim Militärmuseum aus.

 

Die Nordaustralier, soweit wir dies feststellen konnten, sind freundliche, offene und kommunikative Menschen. Das trifft anscheinend im besonderen Maße für Hop-On-Hop-Off-Busfahrer zu. Während des Aussteigens kamen wir ins Gespräch und als er merkte, dass nicht das Museum, sondern die Wallabys Ziel unserer touristischen Begierde waren, gab er uns Tipps zur Beobachtung. Die Tiere seien sehr scheu, aber auch gleichzeitig sehr neugierig. Geht man direkt auf sie zu, springen sie auf bewährte känguruweise davon. Wenn man sich ihnen aber schräg nähert und so tut als interessiere man sich nicht für sie, käme man näher ran.

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Der (Foto)-Jäger auf der Pirsch.



Vielleicht zeigte unser Gebaren nicht genügend Interessenlosigkeit, denn so ganz nahe kamen wir an die Tiere nicht ran.

 

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Aber nahe genug, dass wir sehr viel Freude an unseren Beobachtungen hatten.

 


Nach diesem ungeplanten Zwischenstopp warteten wir auf den nächsten Hop-On, der mit 10-minütiger Verspätung ankam - ganz klar, denn jeder Passagier erhält ja auch bei Bedarf eine persönliche Beratung. Die Tickets wurden auch nicht kontrolliert. Die Fahrer gehen davon aus, dass man ein gültiges Ticket hat. Und wer nicht, der kauft halt eines.

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Die Busfahrer, immer locker drauf, freundlich und hilfsbereit.


Wir fuhren jetzt wieder um halb Darwin herum bis zur Bushaltestelle „Stokes Hill Wharf“. Von dieser Haltestelle wäre es noch ein ganzes Stück zum „Indo Pacific Marine“ zu laufen gewesen. Zum Glück kamen wir vorher wieder mit dem Fahrer ins Gespräch, der meinte, dass dieses Aquarium nachmittags oft geschlossen sei. Wir sollten im Bus bleiben, da er dort sowieso nochmal vorbeifährt und wenn er sieht, dass geöffnet ist, würde er einen ausserplanmäßigen Stopp einlegen und wenn nicht, würden wir weiter bis zum Kreuzfahrtterminal mitfahren.
Kurzum, das „Indo Pacific Marine“ war geschlossen, wir haben einen längeren Fußmarsch gespart und außerdem fing es jetzt auch noch an zu regnen (wet season!), sodass wir eigentlich ganz froh waren, wieder auf die ARTANIA zurückzukommen – gerade noch rechtzeitig zur Kaffeestunde.

Um 20:00 Uhr wurden die Leinen los gemacht und wir nahmen Kurs auf Cairns. Vor uns lagen jetzt drei volle Seetage.

 

 

74. Reisetag – Dienstag, 03.03.2020 – Auf See

Heute am Abend mussten wieder die dunkle Hose und das helle Hemd angezogen werden. Die Mittelgala drohte. Krawatte und Jackett blieben auf Grund der Witterungsverhältnisse im Schrank.
Die Speisekarte sah auch recht gefällig aus, unter anderem wurde
Maredo Rinderfiletsteak und Rain Forest Hollandaise
angeboten. Was muss ich sagen, die Steaks waren vorzüglich, butterzart, auf den Punkt medium-well gebraten und von außerordentlich gutem Geschmack.
So macht Gala Spaß!!!

 

 

75. Reisetag – Mittwoch, 04.03.2020 – Auf See - Torresstraße

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Cape York sind noch etliche Inseln und Inselchen vorgelagert, die wir umschifften. Zur Unterstützung des Kapitäns kam in Darwin eigens ein sogenannter Riff-Lotse an Bord.


Am Nachmittag passierten wir die Torresstraße, eine etwa 185 km breite Meerenge zwischen der nordostaustralischen Halbinsel Cape York und der Südküste von Neuguinea.
Cape York bildet den nördlichsten Punkt des australischen Festlandes.

 

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Jede Menge Seh-Leute.

 

 

76. Reisetag – Donnertag, 05.03.2020 – Auf See

Heute haben wir unseren Schnorchelausflug für den Aufenthalt in Whitsunday Islands am 8.3. storniert.
Hatte ich noch am 2. März hier im Blog mehr scherzhaft nach dem Museumsbesuch, wo viel giftiges Meeresgetier präsentiert wurde, Bedenken zwecks Schnorcheln niedergeschrieben, hatten wir jetzt einen konkreten triftigen Grund – Würfelquallen. Die Berührung mit deren langen Tentakeln kann tödlich sein, so stark ist deren Gift.
Im Moment, so bestätigte uns Phoenix an Bord, herrscht Quallenzeit an der Ostküste Australiens, deshalb werden Schnorchler bei Bedarf mit Schutzanzügen ausgestattet. Die Aussicht in einem Ganzkörperkondom bunte Fische und Korallen zu beobachten, fanden wir dann doch wenig prickelnd.

Der heutige Seetag bot Zeit und Gelegenheit, den 9. Blogeintrag fertigzustellen und online gehen zu lassen.

 

77. Reisetag – Freitag, 06.03.2020 – Cairns/Australien

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Für das heutige Ziel, Cairns, im Nordosten Australiens gelegen, bot Phoenix einen 30-minütigen Flug über das Great Barrier Reef für 230 Euro pro Person an, den wir trotz des hohen Preises eigentlich buchen wollten. Allerdings ging aus der Beschreibung nicht hervor, ob jeder im Flugzeug auch einen Fensterplatz bekommen würde. Die Information „Die Sitzplatzvergabe erfolgt durch den Piloten vor Ort“ war uns doch etwas zu vage.
So kamen wir auf die Idee, im Internet nach lokalen Veranstaltern zu suchen. Über die (deutsche) Internetseite https://www.getyourguide.de/ hatten wir vor zwei Wochen einen 40-Minütigen Flug für 140 Euro pro Person mit Fensterplatzgarantie gebucht.
Ursprünglich war mit dem lokalen Veranstalter (GLS Avitation) vereinbart, dass er uns direkt am Passagierterminal von Cairns abholt, aber per Mail teilte er uns mit, dass er Schwierigkeiten hätte, die Erlaubnis zu bekommen, aufs Hafengelände einfahren zu dürfen und ob wir nicht zum nahe gelegenen Hilton kommen könnten. Über Google Maps stellten wir fest, dass das tatsächlich nur ein Katzensprung vom Hafen zum Hilton ist – also alles kein Problem.
Pünktlich um 11:45 Uhr wurden wir mit einem Minibus abgeholt. Unterwegs zum Flughafen wurden noch 3 junge Männer aufgelesen, die ebenfalls den Flug für 12:30 Uhr gebucht hatten.

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In einem Warteraum von GLS Avitation am Flughafen erhielten wir eine Sicherheitseinweisung über Sicherheitsgurte, Schwimmweste, Verhaltensmaßregeln an Bord bis zur Nutzung der Spucktüten. Da es regnete verzögerte sich der Start um gut 30 Minuten, was aber nicht weiter schlimm war, denn es gab freies WLAN und Getränke.

 

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Aber dann ging es tatsächlich los. Mit Pilot waren wir 6 Leute in dem 8-Sitzer-Flugzeug.

 

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Der Flug über einen (kleinen) Teil des Great Barrier Reef war viel zu schnell vorbei.
Das Great Barrier Reef erstreckt sich auf einer Länge von über 2000 Kilometern entlang der Ostküste von Australien.

 

Auf alle Fälle können wir sowohl den deutschen Vermittler als auch den lokalen Veranstalter ohne Bedenken weiterempfehlen. Preis-Leistungsverhältnis, Kommunikation und Service waren vorbildlich.

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Warum fing der Pilot plötzlich an zu lachen? Dann sahen wir den Grund auch.

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Die "Lagune", ein riesiges Freibad bei freiem Eintritt mit kleinem Strand und guter Infrastruktur, als da sind: Toiletten, Umkleideräume und ...

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... Baywatch.

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Spiegelskulptur.

Beim Rücktransport mit dem Minibus ließen wir uns im Stadtzentrum absetzen und bummelten an der Esplanade, der Flaniermeile von Cairnes, gemütlich zurück Richtung Schiff.

 

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In einem Café legten wir eine Pause ein und konnten das Ablegen und Ankommen der diversen Ausflugsschiffe beobachten.

 

Unter anderem legte ein großer Katamaran an und spuckte eine unglaubliche Zahl von Phoenix-Ausflüglern aus. Man konnte meinen, dass mehr als die halbe ARTANIA diesen Ausflug gebucht hatte, was uns wieder mal in unserer Abneigung solcher „Massenveranstaltungen“ bestärkte.

Zurück auf dem Schiff nach einer ordentlichen Dusche begaben wir uns ans Heck zur Phoenix-Bar, denn das Tagesprogramm versprach:

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Zugegeben, wir waren etwas zu spät, als wir kurz vor 18 Uhr dem Spektakulum beiwohnen wollten, aber da war die Show leider auch schon vorbei.

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Die drei Aborigines standen aber noch den Fotofreunden zur Verfügung.

 

Beim anschließenden Deckspaziergang fiel uns an der östlich gelegenen Bergkette ein Schwarm Vögel auf, der sich in Richtung Westen bewegte.

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Allerdings nahm der Schwarm kein Ende. Mehr und mehr tauchten hinter den Bergen auf.

 

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Ein Passagierflugzeug, das in Cairns gestartet war und dem Schwarm nahe kam, brachte die geordnete Formation durcheinander.

 

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Was den Tieren mit Sicherheit missfiel, war für uns Vogelbeobachter eher ein Glücksfall, denn jetzt bewegte sich der Zug genau über die ARTANIA und wir konnten erkennen, dass es sich gar nicht um Vögel handelte, sondern um Fliegende Hunde.
Wir hatten heute Nachmittag bereits einen Baum in der City gesehen, an dem Hunderte dieser Tiere kopfüber hingen. Aber diese paar hundert Tiere waren nichts im Vergleich zu dem Naturschauspiel, dass gerade jetzt ablief.

 

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Erst sprach man von Tausenden, kam aber dann zur Überzeugung, dass es sich um Zehntausende, wenn nicht sogar um mehr als 100.000 dieser nachtaktiven Tiere gehandelt haben musste. Der Zug riss und riss nicht ab. Erst nach mehr als einer halben Stunde war das grandiose Schauspiel vorbei und nur noch einige Nachzügler flatterten Richtung Westen, um in den dort gelegenen Bergen nach Futter zu suchen. Flughunde sind reine Vegetarier, die sich von Nektar, Pollen, Früchten und Blüten ernähren.

Zehntausende von Flughunden überfliegen Cairns in Australien.

 

So geschieht es immer wieder mal auf den Reisen, dass es Erlebnisse gibt, die nicht planbar sind, aber dann zu den Höhepunkten des Tages zählen, wie wir heute wieder gesehen haben.

 

 

78. Reisetag – Samstag, 07.03.2020 – Townsville/Australien

Die 230 Seemeilen von Cairns nach Townsville hatte die ARTANIA bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten (ca. 37 km/h) seit dem gestrigen Ablegen um 20:00 Uhr geschafft, sodass wir pünktlich um 8:30 Uhr an der Pier im Hafen von Townsville festmachen konnten.

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Im Passagierterminal wurden wir von sogenannten Volunteers (Freiwilligen) begrüßt, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Touristen mit Informationen zu versorgen und jedwede Fragen zu beantworten – vorbildlich.

 

Für den den Shuttlebus in die City hatten wir uns bereits am Vortag an der Schiffsrezeption Tickets besorgt (5 €/Person).
In der City selbst gab es einen weiteren, diesmal kostenlosen Shuttleservice, der von der City entlang der Straße „The Strand“, so heißt die Uferstraße, einen 40-minütigen Rundkurs abfährt.
Wir absolvierten zunächst einmal den gesamten Rundkurs und stiegen dann am „Reef HQ Great Barrier Reef Aquarium“ aus.

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Hier befindet sich das weltweit größte Korallenriffaquarium, praktisch das Great Barrier Reef in der Übersicht. Hier konnten man jetzt trockenen Fußes aus der Nähe betrachten, was wir gestern von oben aus dem Flugzeug gesehen hatten.
Die umgerechnet 20 Euro Eintritt pro Person waren durchaus gerechtfertigt. Wir hatten das Glück, dass sich eine Angestellte des Aquariums, eine deutschsprechende Schweizerin, anbot, uns auf dem Rundgang zu begleiten. So lernten wir, dass Korallen keine Pflanzen sondern Tiere sind, die allerdings 90% ihrer Nahrung per Photosynthese erzeugen und nur den Rest mit ihren vielen Fangarmen aus dem Wasser fischen. Außerdem erzeugen sie sich ihren “Unterbau“ aus Mineralien, also den Teil, den wir landläufig als Korallen bezeichnen und der übrig bleibt, wenn die Koralle abgestorben ist. Es gibt zig verschiedene Arten und eine Unzahl von Fischen, die im Dunstkreis der Korallen leben. Dies alles ist eindrucksvoll in den verschiedenen Aquarien und gläsernen Tanks zu bestaunen. Unser Glück mit unserer kompetenten Führerin nahm ein jähes Ende, als ein Mitreisender „nur kurz“ was fragte und sie dann mit den Erzählungen seiner diversen Tauchurlaube volllaberte und unsere Anwesenheit vollkommen ignorierte. Leider war die Dame zu höflich, ihn zu bremsen. Und wir hatten kein Anrecht, auf Fortsetzung der Führung zu bestehen, denn wir hatten ja diese Dienstleistung weder gebucht noch bezahlt und sie gehörte auch nicht zum Standardservice des Museums.

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Hier waren wir noch im Genuss unserer Exklusivführung.

So blieb uns nichts weiter übrig, als über diesen dreisten Zeitgenossen den Kopf zu schütteln. Wir streiften noch eine Zeitlang um die Aquarien und Schaukästen in der Nähe der Führerin nebst Schwätzer herum, aber er gab sie nicht mehr frei. Mit einer gewissen Härte und Durchsetzungsvermögen gelang es uns, ihn bei seinem „interessanten“ Monolog zu unterbrechen. Er erzählte gerade von seinem Vorhaben, auf Bora Bora bei Phoenix einen Ausflug zu buchen, bei dem man zahme Rochen streicheln kann. (Ich glaube, genau dieser Typ würde jetzt in Deutschland Unmengen Klopapier hamstern und horten.) Jedenfalls konnten wir uns nun bei Elisabeth, so hieß die nette Führerin, bedanken und verabschieden, um sie alsdann ihrem weiteren Schicksal zu überlassen, während wir eigenständig unseren Rundgang fortsetzten.

 

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Nach dem Besuch des Aquariums führte uns unser Weg zur Uferpromenade „The Strand“, die wir ja bereits mit dem Shuttle kennengelernt hatten.
Von hier fuhren auch die Fähren nach Magnetic Island ab, eine Insel mit Stränden, einem Nationalpark und einem Koala-Schutzgebiet, touristisch durchaus interessant. Aber wir sind mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt, dass es, zumindest für uns, besser ist, den Tag nicht allzu voll zu packen, auch wenn einem dabei der ein oder andere touristische Leckerbissen entgehen sollte. Also ließen wir den Fähranleger links liegen und spazierten weiter die Uferpromenade entlang.

 

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Kind müsste man nochmal sein, das waren die einhelligen Gedanken von Doris und mir, als wir an einem Wasserpark vorbeikamen, der keine Wünsche der Kids offen ließ und das alles völlig kostenlos, denn Eintritt wurde keiner erhoben.

 

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In einem Restaurant mit Meerblick legten wir eine Getränkepause ein, um dann mit den Shuttlebussen wieder zurück zur ARTANIA zu gelangen.

 

Am Terminal konnte man noch ein wenig an den verschiedenen Verkaufsständen stöbern. Hier wurden Hüte, Taschen und Schmuck angeboten. Die zwei Imbisswagen, einer für Burger und ein anderer für Pizza konnten hauptsächlich ihr Angebot bei Mitgliedern der ARTANIA-Crew an den Mann bringen. Sogar ein Anhänger, an dem man Trinkwasser zapfen konnte, stand zur Verfügung.
Da fühlt man sich als Tourist so richtig wertgeschätzt.

 

 

79. Reisetag – Sonntag, 08.03.2020 – Airlie Beach/Australien (Weltfrauentag)

Am frühen Morgen gegen 6 Uhr warfen wir den Anker vor Airlie Beach. In der Nacht hatte wir uns weitere 150 Seemeilen nach Süden die Ostküste herunterbewegt. Das eigentliche Ziel des Tages ist wohl die Insel Whitsunday Island, das als Tauch- und Schnorchelparadies gilt. Den Schnorchelausflug hierhin hatten wir ja wegen des möglichen Dresscodes beim Schwimmen (Ganzkörperkondom wegen Quallen) storniert.

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Der Ort Airlie Beach selbst, soviel konnten wir bereits in Erfahrung bringen, gibt nicht viel her, was uns aber nicht davon abhalten sollte, an Land zu tendern.
Heute wurden nicht die schiffseigenen Tenderboote benutzt, sondern ein schneller, 250 Personen fassender Katamaran aus Airlie Beach. Da wir ziemlich weit draußen lagen, hätte die Überfahrt mit unseren Rettungsbooten mindestens eine Dreiviertelstunde gedauert, während der Katamaran diese Strecke in knapp 20 Minuten zurücklegt. Außerdem ist der Umstieg von der ARTANIA auf den Katamaran bequemer und geht ebenfalls schneller.
Auch die Ausflügler nach Whitsunday Island wurden direkt an der ARTANIA mit einem Katamaran abgeholt.
Gegen 10 Uhr setzen auch wir aufs Festland über. So eine Fahrt weist bestimme Tücken auf. Nimmt man auf dem Oberdeck Platz, läuft man Gefahr, dass einem der Fahrtwind das Toupet wegbläst. Aber auch mit noch eigenem Haarschopf, empfanden wir den Wind im Gesicht nicht so angenehm. Setzt man sich hingegen einen Stock tiefer in den geschlossenen klimatisierten Fahrgastraum, läuft man Gefahr, sich Frostbeulen zu holen. Zwar haben wir für diese Art des des allgegenwärtigen Klimawahnsinns in Asien, Amerika und Australien (in Geschäften, Bussen, Restaurants) immer ein Halstuch und eine Strickjacke bzw. Jeanshemd dabei, aber gemütlich geht anders.

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Zum Glück gab es hinten am Heck eine windgeschützte Plattform, wo man sich aufhalten konnte. Hier konnten wir hin und herlaufen und uns beliebig links und rechts sich an die Reling stellen, denn wir waren die Einzigen, die diesen Logenplatz nutzten.

 

Am Anleger standen, wie schon in Townsville, Volunteers bereit, um Fragen zu beantworten und Kartenmaterial zu verteilen.
Für 5 Australische Dollar (ca. 3 €) wurden für einen bereitstehenden Bus Tickets angeboten. Die Dame, die selbige verkaufte, erklärte uns, die Sache würde wie bei einem Hop-On-Hop-Off-Bus funktionieren. Es gibt 4 Stationen an denen man beliebig aus und einsteigen kann und das Ticket gilt den ganzen Tag.
Ausgestattet mit einem Stadtplan, auf dem die vier Stationen eintragen sind, starteten wir unsere Fahrt hier von der Station Nr. 1 „Cruise Whitsunday“, denn von diesem Anleger gingen auch die Fähren nach Whitsunday Island ab. Unser Ziel war Station Nr. 3 „Lagoon“ im Zentrum. Das wäre also laut Plan der übernächste Halt. Das der erste Halt jedoch nicht Station Nr. 2 sein konnte bemerkten wir relativ schnell, denn wir befanden uns mitten in der City an besagter Lagune, wie man unschwer dem Stadtplan entnehmen konnte. Eigentlich hätte der erste Stopp, also Station Nr. 2 „Airlie Creek Walking Track“ mitten in der Pampa sein müssen. Das schien jedoch keinen unserer Mitfahrer zu wundern, denn alle stiegen klaglos aus. Zwar waren auch wir genau dort, wohin wir wollten, aber wir wunderten uns dennoch über die kommentarlos ausgelassene Station 2 und fragten den Fahrer, ob wir irgendwas verpasst hätten. Die Antwort war einfach: es sei viel zu heiß, um auf einem Wanderweg ("Walking Track“ zu wandern, deshalb habe er die Station erst gar nicht angefahren. Aber wenn wir wollten, würde er uns dorthin fahren. Ja, ja, die Australier sind eben recht locker und da wir ja nicht wandern wollten, war das in Ordnung.

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Bisher schon hatte jeder der vier von uns besuchten Orte eine oder mehrere “Lagoons“, so auch Airlie Beach. Dabei handelt es sich nicht um die üblichen natürlichen Lagunen, sondern um großzügige künstlich angelegte Schwimmbäder. Diese Lagoons befanden sich alle in zentraler Lage, meist direkt am Meer gelegen und waren frei zugänglich und kosten keinen Eintritt. Es mag auf den ersten Blick wiedersinnig erscheinen, öffentliche Freibäder direkt am Meer zu betreiben. Aber in Darwin waren es Salzwasserkrokodile und in den anderen Städten die Gefahr von Quallen, sodass Badevergnügen direkt am Strand nicht jedermanns Sache ist. Es gab aber auch Stellen im Meer, wo man ungefährdet baden konnte, da diese Bereiche mit Netzen vor unliebsamem Getier geschützt werden.
Nach einem Bummel durch diverse Geschäfte und einem leckeren Mittagessen bei McDonalds waren die touristischen Möglichkeiten am Ort erschöpft.
Bei der Rückfahrt mit dem Pseudo-Hop-On-Hop-Off-Bus wunderten wir uns nur noch ein klein wenig, als der Fahrer unsere Tickets einbehielt, obwohl die doch den ganzen Tag gelten sollten. Natürlich wurde auch Station Nr. 4 nicht angefahren, sondern es ging schnurstracks zurück zum Anleger unseres Tenders.

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Die Rückfahrt verbrachten wir wieder auf der Plattform am Heck.

 

Hiermit wäre mein Tagesbericht eigentlich zu Ende, wenn nicht Weltfrauentag gewesen wäre. Doris hätte sich keinen passenderen Tag aussuchen können, um auf die Welt zu kommen, ergo hatte sie heute Geburtstag.
In all den Jahren, seit denen wir mit Phoenix fahren, bekam man am Geburtstag von der Reiseleitung ein Glückwunschkärtchen und eine Flasche Sekt auf die Kabine. Diesmal gab es nichts. Auch zu meinem Geburtstag, gleich am Anfang der Reise, war das schon so. Hatten wir damals gedacht, dass vielleicht aus Kostengründen das Gratulieren eingestellt wurde, wussten wir jedoch mittlerweile von Mitreisenden, dass sehr wohl immer noch mit Karte und Sekt gratuliert wird.
Als wir in den vergangenen Jahren noch auf der Gratulationsliste standen, nahmen wir die nette Geste des Reiseveranstalters wohlwollend zur Kenntnis. Den Sekt hatten wir entweder verschenkt oder am Ende der Reise einfach auf der Kabine gelassen. Ich trinke ab und zu mal ein Glas Sekt, mehr aber auch nicht – da ist eine Flasche zu viel.
Hielt sich die freudige Euphorie, als wir noch bedacht wurden, durchaus in Grenzen, machte sich jetzt, wo wir im Gegensatz zu den anderen Geburtstagskindern durch die Reiseleitung nicht mehr „geehrt“ wurden, doch ein ganz leichter Groll breit. Aber uns trieb mehr die Frage nach dem „Warum“ um. Also fragten wir vorsichtig beim Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka nach den möglichen Gründen für die augenscheinlich bei uns Beiden passierte Panne. Unsere nicht ganz ernstgemeinte Frage, ob wir vielleicht als „Persona non grata“ auf einer schwarzen Liste stünden, verneinte er vehement. Er versprach uns, die Ursachen für diese Panne zu ermitteln und er würde uns das Ergebnis seiner Nachforschungen auf alle Fälle mitteilen.
Obwohl wir betonten, dass es uns keinesfalls um eine nicht erhaltene Flasche Sekt ginge, sondern lediglich um die Klärung eines Sachverhalts, bestand er darauf uns „etwas Gutes“ zu tun. Also kamen wir überein, dass das "Gute" eine Flasche Wein sein könnte. Als wir später auf die Kabine kamen, stand dort bereits eine Flasche guter Neuseeländischer Wein. Und etwas später wurde auch noch eine Flasche Sekt und die Glückwunschkarte geliefert. Neben den Glückwünschen und den Autogrammen des Kapitäns und des Kreuzfahrtdirektors Klaus Gruschka befand sich auf der Karte ein Gruppenfoto vom Phoenix-Team zusammen mit dem Kapitän. Dass auf dem Foto allerdings nicht Klaus Gruschka, sondern noch der Interims-Kreuzfahrtdirektor Moritz Stedtfeld abgelichtet ist, wollen wir klaglos durchgehen lassen. Denn Klaus Gruschka ist ja erst seit knapp zwei Wochen wieder an Bord. ????
Vielmehr sind wir gespannt, ob man uns tatsächlich die Ursachen für die Doppelpanne nennen wird.

 

 

80. Reisetag – Montag, 09.03.2020 – Auf See

Heute bekamen wir die Information, dass die Geburtstagspanne gefunden worden sei. Durch einen Computerfehler sei beim Erstellen der Geburtstagslisten leider immer nur ein Teil der Geburtstagskinder berücksichtigt worden. Man wolle den Fehler beheben.

Zum Abend nahmen Wind und Wellen und damit auch die Schiffsbewegungen zu. Normalerweise werde ich nicht seekrank, so auch nicht heute. Aber so ganz weggesteckt hatte ich die Schaukelei diesmal nicht, was man an meiner Bestellung in Harry’s Bar deutlich erkennen konnte. Statt einem schönen kühlen Kölsch brachte mir der Getränkesteward – einen Kamillentee! Und die kleinen Käse-Trauben-Spieße, die es im Zuge des Latenight-Snacks um 22:00 Uhr immer gibt, ließ ich einfach links liegen.

 

 

81. Reisetag – Dienstag, 10.03.2020 – Brisbane/Australien

Die Anlegepier von Brisbane lag einige Kilometer außerhalb des Zentrums.

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COVID-19 weltweit. Auch hier empfingen uns die Warnhinweise.

Doris hatte am gestrigen Seetag mit Hilfe des Internets sehr gute Vorarbeit geleistet, sodass der heutige Tag gut geplant gestaltet werden konnte.
Brisbane wird durchzogen vom Brisbane River und auf diesem Fluss spielt sich ein Teil des öffentlichen Nahverkehrs ab.

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Die sogenannten City Cats sind Katamaran-Fähren, die auf einer Länge von 20 Kilometer auf dem stark gewundenen Brisbane River 25 Anlegestellen ansteuern. Die City Cats fahren in einem Abstand von 15 Minuten.

 

Auch wir nutzten dieses Verkehrsmittel, um von unserem Liegeplatz, der in der Nähe der Anlegestelle Bretts Wharf lag, die ca. 10 Flusskilometer ins Zentrum zu schippern (ca. 3,00 €/Person).

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Von dort ging es vom unterirdischen zentralen Busbahnhof mit dem Linienbus 360 zum „Lone Pine Koala Sanctuary“.

 

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Dieser Tierpark wurde 1927 als sicherer Zufluchtsort für kranke, verletzte und verwaiste Koalas eröffnet. Zu dieser Zeit wurden diese Tiere noch wegen ihrer Pelze gejagt. Heute kann man hier Koalas aus der Nähe beobachten. Meist schlafen sie und sind nur aktiv, wenn die Tierpfleger frische Eukalyptuszweige bringen.

 

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Neben den Koalas sind die freilaufenden Kängurus eine weitere Attraktion, vor allem, weil man sie mit speziellem Futter, das man im Park kaufen kann, füttern darf.
Als wir mit dem Linienbus dort ankamen (3,60€/Person) und wir gerade unseren Eintritt bezahlt hatten (15€/Person – ermäßigt für Personen ab 65 Jahren), kamen zwei Busse von der ARTANIA an, was allerdings unbedenklich war, denn es waren keine mitreisenden Kreuzfahrtgäste, sondern nur Teile der Crew. Da sich die Crewmitglieder fast immer rücksichtsvoll und höflich verhalten, auch an Land außerhalb ihrer Dienstzeit, ordneten wir ihr Erscheinen als unbedenklich ein.
Dieser Crewausflug wurde durch den „ARTANIA Crew Welfare Fund“ finanziert. Ein Spendentopf, der aus Trinkgeldern und dem Erlös der Verlosung oder Versteigerung der Seekarten der einzelnen Etappen gespeist wird.

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Was aber kaum zu vermeiden war, es kamen noch weitere Busse von der ARTANIA, diesmal mit ARTANIA-Passagieren. Aber es gab diesmal keinen Grund zu klagen.

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Das Gelände war großflächig genug, um den Ansturm zu verkraften und es gab genügend Kängurus, die zum Füttern zur Verfügung standen.

 

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Es kam die Frage auf, ob die Tiere bei der pausenlosen Fütterung nicht alle satt sein müssten.
Ich versuche, das so zu erklären: Es ist vergleichbar mit einem typischen deutschen Mann, egal ob durstig oder nicht, dem man ein Glas Bier hinstellt.

 

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Die Kängurus können sich allerdings in eine touristenfreie Rescue Zone „retten“, wenn ihnen der Trubel mit den Menschen samt Futtertüten zu viel werden sollte.

 

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Neben den Kängurus liefen auf dem Gelände auch einige Emus frei herum. Allerdings reichte deren Anzahl (drei oder vier) eigentlich bei Weitem nicht für alle Parkbesucher.

 

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Aber da die Meisten eher etwas Respekt vor den großen Laufvögeln hatten und man fälschlicherweise davon ausging, dass die gekauften Futterpellets sowieso nur für die Kängurus gedacht wären, konnten wir uns sehr schön mit den Emus beschäftigen.

 


Mir war es sogar gelungen, dass mir nach einer gewissen Zeit ein Emu die Pellets aus der Hand fraß. Als allerdings Doris meinen Erfolg als Vogel-Strauß-Flüsterer filmen wollte, verweigerte der Kamerad die vertrauliche Entgegennahme der Nahrung und bestand darauf, dass ich sie ihm auf einem in passender Höhe befindlichen Balken mundgerecht hinstreute, wie dies in dem folgenden kleinen Youtube-Video zu sehen ist, das Doris mit ihrem Smartphone angefertigt hat.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?

 

Zurück in der City, wohin uns zuverlässig und auf die Minute pünktlich der 360er Bus wieder hingebracht hatte, bummelten wir noch ein wenig durch die Shoppingmalls bis es gegen 18 Uhr Zeit wurde mit dem City Cat zurück zur ARTANIA zu fahren.

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Abenddämmerung: Die Skyline von Brisbane mit der Goodwill Bridge im Vordergrund.


Last Boarding, also der späteste Einschiffungs­termin war für 19:30 Uhr angegeben und die City Cat braucht eine knappe Stunde bis zurück zur 10 Kilometer entfernten Anlegestelle Bretts Wharf und von dort waren es auch noch einige Gehminuten bis zum Passagierterminal. Dort empfingen uns schon die australischen Beamten, die Bordausweis und Gepäck kontrollierten mit der Information, dass wir die letzten Passagiere wären. Auch an der Gangway, wo durch Scannen des Bordausweises Verlassen und Betreten des Schiffs registriert wird, teilt man uns freudig mit, dass wir die Letzten seien.
In der Tat waren wir auf all unseren Kreuzfahrten noch nie so knapp zurückgekommen. Normalerweise sind wir mindestens eine ganze Stunde vor dem letzten Termin schon wieder zurück.
Kaum waren wir im Schiff, konnte, da jetzt alle da waren, der Kreuzfahrtdirektor eine, wie er selbst betonte, sehr wichtige Ansage machen. Die Behörden in Sydney, unser nächster Hafen, machen Auflagen, damit wir dort anlegen dürfen. Oh Schreck, Quarantäne? Nicht ganz so schlimm, eher wieder ein wenig Aktionismus. Jeder Passagier der zur Zeit Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen oder Fieber hat, muss sich im Bordhospital untersuchen lassen, damit der Arzt feststellen kann, ob man nicht vom Coronavirus infiziert ist. Dies sei im eigenen Interesse und aus Fairness den Mitreisenden gegenüber wichtig, diese Anweisung zu befolgen. Da mein Husten zwar weitgehend abgeklungen war, aber mir immer noch ab und zu ein Hüsterchen entfleuchte, begab ich mich ins Bordhospital, um mir einen Persilschein zu holen. Dort erfuhr ich und ein gutes Dutzend weiterer Huster und Schnupfer, dass unser Kommen unnötig sei. Alle, die wegen einer Erkältung oder Ähnlichem in der Vergangenheit bereits beim Bordarzt waren, gelten als „registriert und dennoch unbedenklich“ und sind damit auf der sicheren Seite. Die Bordärzte bemängelten (nicht direkt, aber durch die Blume) die etwas unpräzise Ansage über die Bordlautsprecher.
Kurzum: Sydney wir kommen!

 

82. Reisetag – Mittwoch, 11.03.2020 – Auf See

Heute war wieder mal Gala-Tag, mit Freibier und Frühschoppen am Vormittag,
dem allseits beliebten Wiener Kaffeehaus am Nachmittag und dem Galadinner am Abend.
Also eigentlich nichts, worüber ich nicht schon oft und ausführlich berichtet hätte.
Aber der geneigte Leser mags fast nicht glauben, das Galadinner hatte voll uns ganz unseren Geschmack getroffen, denn neben den üblichen Leckereien, die meist nicht unserem proletarischen Geschmack entsprechen, gab es im Lido-Selbstbedienungsrestaurant zusätzlich Spaghetti Bolognese. Also wie für uns gemacht!!! 

 

83. Reisetag – Donnerstag, 12.03.2020 – Sydney/Australien

Sydney ist zwar mit 4,5 Millionen Einwohner die größte Stadt Australiens, aber nicht die Hauptstadt. Das ist nämlich Canberra mit nicht einmal einer halben Million Einwohner.
Aber solche Details waren mir um 6:30 Uhr ziemlich egal, denn da habe ich noch geschlafen. Allerdings wurden wir gegen 6:45 Uhr gegen unsere Gewohnheit von selbst und ohne Wecker wach – und das war gut so. Denn kurz darauf begann die Einfahrt nach Sydney.

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Das Opernhaus kommt in Sicht.


Als endlich das Opernhaus und die Harbour Bridge (Spitzname „Kleiderbügel“) auftauchten, nahm das Stakkato der Auslöser der Fotoapparate und der Smartphones fast kein Ende.

 

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Die Sydney Harbour Bridge wird scherzhaft auch als Kleiderbügel bezeichnet.
Links geht es zum Circular Quai, wo bereits die Queen Elizabeth liegt.


Tausende von Selfies wurden angefertigt und eilig per WhatsApp und Facebook in die Welt verschickt. Zugegeben, auch wir haben die Sozialen Medien mit unserem Bildmaterial beglückt.

 

Den Circular Quay, der Hafen mitten in der City nahe der Oper und der Harbour Bridge, ließen wir links liegen (also backbord), denn erstens lag da schon die Queen Elizabeth und zweitens ist dieser Liegeplatz teuer. Also steuerten wir unseren Liegeplatz am White Bay Cruise Terminal an.

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Zunächst wird eine Wurfleine ...

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... auf die Anlegepier geschleudert.

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An der Wurfleine ist ein Seil befestigt und daran wiederum das Tau, ...

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... mit dem die sogenannten Mooring-Männer das Schiff am Poller festmachen.

 

Hier am White Bay Cruise Terminal ist allerdings der Hund begraben, denn von hier fahren nicht einmal Linienbusse ab.
Zum Glück wurden Shuttlebusse eingesetzt, die uns kostenlos in die Stadt brachten.

Das öffentliche Verkehrssystem in Sydney ist nicht gerade übersichtlich, es gibt den „Train“ (eine U- und S-Bahn), den „Light-Train“ (eine Straßenbahn), Busse und Fähren. Diese Verkehrsmittel werden auch noch von verschiedenen Betreibern betrieben. Aber zum Glück gibt es ein einheitliches Bezahlsystem. Mit einer Kreditkarte oder der Opal-Karte, einer Prepaidkarte, die man immer wieder aufladen kann, bezahlt man die einzelnen Fahrten. Hierzu hält man beim Einsteigen die Karte vor ein Lesegerät (Tap On) und macht das Gleiche noch einmal beim austeigen (Tap Off). Dabei wird der Fahrpreis berechnet und der Betrag von der Karte abgebucht.

Kurzum, wir besorgten uns in einem der zahlreich vorhandenen Mini-Supermärkte gleich an der City-Haltestelle des Shuttlebusses eine Opal-Karte mit 20 $ Guthaben und stürzten uns bzw. fuhren mit der U-Bahn ins touristische Leben. Hier rund um die Shuttlebus-Haltestelle gab es nur Nobelläden, Edelkaufhäuser und riesige Shoppingmalls angereichert mit Schicki-Micki-Läden.

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Jeder Sydney-Tourist kommt hier mindestend einmal vorbei.


Das erste Ziel war quasi obligatorisch, das Opernhaus am Circular Quai.

 

Hatten wir in Cairns noch die Darbietung einer Aborigines-Folkloregruppe knapp verpasst, konnten wir das Versäumnis hier am Circular Quai, dem touristischen Hotspot, nachholen.

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Der drlitte Mann hat es leider nicht aufs Fotos geschaft, er stand zu weit rechts.


Eine 3-Mann-Band, ausgestattet mit einer beeindruckenden Verstärker­anlage, weckten die Aufmerksamkeit des Publikums. Der eine pustete sich mit seinem Didgeridoo die Seele aus dem Leib, der Zweite sang inbrünstig und ein Dritter schlug mit zwei Bumerangs den Rhythmus.

 

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Aber da auch der Sänger die Bumerangs als Percussions nutzte, kann man sich den dritten Mann in etwa vorstellen.

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Dicke Backenmusik auf australisch.

 

Vom Circular Quai gelangten wir nach einem kurzen Spaziergang zur Harbour Bridge. Der circa ein Kilometer lange Fußweg auf und über die Brücke bietet, so finden wir zumindest, einen der schönsten Ausblicke über die Hafenbucht und auf das Operngebäude.
Wir waren mitten auf der Brücke, als wir ein aussergewöhnliches Schauspiel am Himmel beobachten konnten.

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Ein Flugzeug „schrieb“ in den Himmel die Aufforderung: „Wash Hands“ (Händewaschen!). Die Stadt Sydney ließ sich hiermit etwas ganz Besonderes einfallen, um die Menschen dazu zu animieren, sich die Hände zu waschen, als Schutz gegen das Coronavirus.
Wie der Pilot es schaffte, den Überblick zu behalten, zu wissen, wie er zu fliegen hat und wann er den Kondensstreifen ein- und wieder abzuschalten hat, ist mir bis heute unbegreiflich.

 

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So spektakulär die Aktion auch war, so kurzlebig war sie auch. Hatte er gerade mit viel Mühe und großem Können das Wort „Wash“ in den Himmel geschrieben und startete mit dem „H“ für das Wort „Hands“, da begann sich das „Wash“ schon wieder aufzulösen, wie das Kondensstreifen eben so zu tun pflegen.

 

Im folgenden Video bekommt man eine Vorstellung von der Flugkunst des Piloten.

Flugschreiber - Schreibflieger.

 


Auf unserem Rückweg von der U-Bahn-Station zur Haltestelle unseres Shuttles am Sheraton Hotel fanden wir neben den aufgeblasenen Läden wie Gucci, Louis Vuitton, Prada, Tiffany, Chanel, Burberry, Breitling, Rolex, Dior, Armani, Cartier, Yves Saint Laurent und wie sie alle heißen mögen,

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einen gemütliches Irish Pub, wo wir vor der endgültigen Rückkehr zur ARTANIA noch schnell einkehrten.

 

Am Abend hieß es Abschied nehmen von guten Freunden, die morgen zum Ende der 4. Etappe das Schiff verlassen wollen bzw. müssen. Adios Katharina, Elisabeth und Clemens. Es war schön, mit Euch die Zeit an Bord zu verbringen.

 

 

84. Reisetag – Freitag, 13.03.2020 – Sydney/Australien

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Natürlich nahmen wir die Empfehlung der Reiseführer und Katalogbeschreibungen ernst und besuchten Manly Beach.


Manly verströmt eine zwanglose Urlaubsatmosphäre und wird vom Geschäftszentrum der Stadt mit der Fähre über den Sydney Harbour erreicht. Der von Bäumen gesäumte Sandstrand Manly Beach ist eines der berühmtesten Surfreviere der Stadt; der Weg am Meer zum geschützten Shelly Beach bietet weite Blicke über die Küste. Der Corso ist eine belebte Fußgängerzone mit informellen Pubs und familienfreundlichen Lokalen.

 

 

Diese schöne Beschreibung stammt nicht von mir, sondern aus einem Urlaubskatalog. Kurzum, Manly Beach war unser heutiges Ziel.

 

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Diese nostalgischen Fährschiffe verbinden den Circular Quai mit den verschiedensten Buchten und vorgelagerten Inseln.


Am einfachsten erreicht man Manly mit der Fähre vom Circular Quai. Die Überfahrt dauert eine halbe Stunde und kostet 9$ (ca. 5,50€).

 

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Eines der sicherlich interessantesten Sehenswürdigkeiten in Manly war ein Aldi direkt am Fähranleger.

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Unsere Ausbeute:
Desinfektionstücher (nur 1 Packung pro Kunde), Bananen,
Sonnencreme LSF50 und ein Stück Edamer
und besonders wichtig: Der Wochenprospekt!

 

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Wir streunten die Fußgängerzone entlang zum Strand und nahmen einen Drink in einem der „familienfreundlichen Lokale“.

 

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In der Fußgängerzone, die direkt zum Strand führte...

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... konnte man flanieren, relaxen oder der Livemusik zuhören.

 

Die Hinfahrt nach Manly bewerkstelligten wir mit einem der alten Old-Fashioned Fährschiffe, während wir für die Rückfahrt einen als Expressfähre bezeichneten modernen Katamaran wählten, der die Fahrzeit um 10 Minuten verkürzte.

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Vom Circular Quai fuhren wir mit dem Zug zur Station „City Hall“, um von dort die wenigen hundert Meter zum Halt unseres Shuttlebusses zu laufen.

 

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Auf dem Weg zu unserem Shuttlebus stießen wir auf eine kleine Demonstration. Die Demonstranten forderten die Freilassung des WikiLeaks-Gründer Julian Assange, ein Australier, der zurzeit in London eine Haftstrafe wegen Verstoß gegen das Kautionsgesetz absitzen muss (eine juristische Farce). Schlimmer noch, ihm droht die Auslieferung in die USA, wo ihn eventuell eine lebenslange Haft erwartet. Sein Vergehen: Bekanntmachen von amerikanischen Kriegsverbrechen im Irak und Afghanistan.

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Wir unterhielten uns ein wenig mit den Aktivisten, soweit es unsere Englischkenntnisse zuließen und wir mit dem Akzent der Australier klar kamen.

 

Heute begann eine weitere Etappe der Weltreise; „Südseezauber zwischen Australien und Peru“ so die offizielle Bezeichnung. Eine neue Etappe bedeutet auch einen Passagierwechsel.

 

 

 

85. Reisetag – Samstag, 14.03.2020 – Sydney/Australien

Bevor wir heute Vormittag wieder auf Tour gingen, bekamen wir auf dem Schiff die Information, dass wir auf Grund der Sperrung der Häfen in Französisch-Polynesien die geplanten Ziele Tahiti und Bora Bora nicht mehr anlaufen können und so eine Änderung der Route durch die Südsee notwendig geworden ist. Hierzu sollte es heute Nachmittag ab 16 Uhr im Bordfernsehen auf dem mittlerweile berühmten Kanal 8 konkrete Informationen unseres Kreuzfahrtdirektors Klaus Gruschka geben.

Da wir Routenänderungen und ausgefallene Ziele mittlerweile gewohnt waren, maßen wir dem Ganzen keine große Bedeutung bei und machten uns vielmehr Gedanken, was wir denn tagsüber unternehmen könnten.
Als wir vor 3 Jahren schon einmal hier in Sydney waren, endeckten wir durch Zufall auf einer Fahrt mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus einen wunderschönen Springbrunnen, den El Alamein Memorial Fountain im Stadtteil Kings Cross.
Mit der Bahn fuhren wir zur gleichnamigen Station.

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Interessantes, Historisches, Skurriles aus und über das Viertel kann man auf Messingtafeln lesen, die in die Gehwege eingelassen sind.


Kings Cross ist das Rotlichtviertel und die sündige Meile von Sydney, allerdings nur am Abend. Tagsüber ist der Kiez eher brav, nur ab und zu entdeckt man einen versteckten Sexshop oder gewisse Etablissements, die aber tagsüber geschlossen sind.

 

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Ein Aphorismus des Dichters Kenneth Slessor, der hier gelebt hat.

 

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Den Platz mit dem Brunnen hatten wir schnell gefun­den, jedoch erlebten wir eine herbe Enttäuschung. Der Springbrunnen war abgestellt! Ohne Wasser gab er nichts her und sah eher aus wie ein geplün­derter Mett-Igel anstatt einer Pusteblume, so wie wir ihn  eigentlich in Erinnerung hatten, als er in Aktion war.
Der Grund für diesen jämmerlichen Zustand war sicherlich der starke Wind,  der an diesem Tag herrschte. Direkt vor dem Brunnen befanden sich einige Stände des Wochenmarkts, der samstags hier stattfindet. Der Wind hätte die Wasserfontänen genau auf diese Stände hin geweht und dieser künstliche Regen hätte sicherlich das Geschäft dieser Standbetreiber etwas verwässert.

 

Also streunten wir ein wenig durch den Kiez und schauten zufällig in das Schaufenster eines kleinen Friseurladens. Auf kleinstem Raum befanden sich vier „Behandlungsstühle“, aber fünf Friseure waren verfügbar, also war mindestens einer nicht mit Haareschneiden beschäftigt. Und genau einer dieser „freien“ Mitarbeiter kam zu uns raus, sprach uns an, ob wir nicht einen Haircut brauchten.

Da es tatsächlich für uns beide wieder mal Zeit für einen Haarschnitt war, betraten wir das Lädchen.

 

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Ohne Wartezeit ging es los und die Figaros frisch ans Werk. Ich bestellte einen Maschinenhaarschnitt 12 mm und war nach kurzer Zeit geschoren.

 

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Bei Doris war etwas mehr Können gefragt, wie z. B. die Seiten und hinten etwas stufig schneiden.
Was Doris in Deutschland immer ärgert, dass ein Trockenhaarschnitt für Frauen mit Kurzhaarfrisur weitaus teurer ist als der gleiche Schnitt für Männer. Hier in diesem Laden war das nicht der Fall. Zwar musste Doris 20$ bezahlen (=12€) und ich nur 15$ (=9€), Das lag aber nicht an dem unterschiedlichen Geschlecht, sondern am Haarschnitt selbst, wie man auch der Preistafel entnehmen konnte.

 

In einem kleinen Imbisslokal nahmen wir unser Mittagsmal ein, einen ausgezeichneten selbstgemachten Burger. Dass das Lokal keine Toiletten für die Gäste hatte, war auch nicht weiter tragisch. Man schickte uns gegenüber in die öffentliche Bibliothek, die sanitärmäßig bestens ausgestattet war.

Zwar war noch viel Zeit bis zum „Last Bording“ um 20:45 und zum Ablegen um 22:00 Uhr nach der obligatorischen Rettungsübung, aber wir hatten keine Idee mehr, wie wir die nächsten 2 -3 Stunden touristisch noch sinnvoll nutzen könnten.
Ein Problemchen hatten wir noch. Auf unseren Opal-Karten war noch ein Guthaben von jeweils fast 13 australischen Dollars. Eine Möglichkeit der Auszahlung gab es nicht. Was also tun? Wir fuhren mit der Bahn zur Station St. James. In der Nähe dieser Station liegt sowohl die Haltestelle für unseren Shuttle als auch die St Mary’s Cathedral.

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Auch hier am Weihwasserbecken in der St Mary’s Cathedral wurden Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus getroffen.


Dort gab es einen Opferstock für bedürftige Menschen. In diesen Opferstock spendeten wir unsere OPAL-Karten, von denen jede ja noch ein Guthaben von etwas mehr als 10$ (=6€) auswies. Wir hoffen, dass bei der Leerung unser Ansinnen erkannt wird und die Prepaidkarten nicht einfach als Müll entsorgt werden. Aber an jeder Station gibt es Lesegeräte, an denen man das aktuelle Guthaben anzeigen lassen kann.

 

Als wir gegen 16:00 Uhr zurück auf der ARTANIA waren, gab es bereits die Mitteilung, dass sich die angekündigten Informationen im Bordfernsehen mittlerweile überholt hätten.
Eine halbe Stunde später erfolgte dann die entscheidende Durchsage durch den Kreuzfahrtdirektor:
„Neuseeland hat vor wenigen Stunden bekannt gegeben, dass die Häfen für Kreuzfahrtschiffe gesperrt seien. Damit macht es keinen Sinn mehr die Reise fortzusetzen. Die ARTANIA wird sich so bald wie möglich auf die Rückfahrt nach Bremerhaven begeben. Genauere Informationen wird es ab 18:00 Uhr im Bordfernsehen auf Kanal 8 geben.“

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Bereits am 20.2.2020 in Singapur trafen wir auf die AIDAbella, die dort schon alle Passagiere per Flieger nach Hause geschickt hatte.


So ganz unerwartet kam der Abbruch zwar nicht, schließlich hatten andere Reedereien wie z. B. AIDA schon seit einiger Zeit ihren Kreuzfahrtbetrieb eingestellt, aber ein Schock war es schon, wenn auch nur ein relativ kleiner.

 

Um 18 Uhr im Bordfernsehen erklärte der Kreuzfahrtdirektor noch einmal die Gründe für den Abbruch. Die Geschäftsführung von Phoenix in Bonn hatte entschieden, dass die Passagiere eine Wahlmöglichkeit hätten. Entweder in den nächsten 2-3 Tagen mit dem Flugzeug nach Deutschland zurückzufliegen oder für die 28-tägige Überfahrt nach Bremerhaven auf der ARTANIA zu bleiben.
Der Kreuzfahrdirektor sprach dabei die Empfehlung aus, an Bord zu bleiben. Hier wäre für alle bestens gesorgt und man werde ein Unterhaltungs- und Beschäftigungsprogramm auf die Beine stellen, dass Langeweile erst gar nicht aufkommen lasse.
Die Werbung für das Verbleiben ohne die möglichen „Risiken und Nebenwirkungen“ deutlich zu benennen, hielt und halte ich für einen Fehler. Zurzeit waren wir 1000 Passagiere auf dem Schiff (maximale Belegung wären 1200 Leute) und an Seetagen wurde es tagsüber manchmal schon ein bisschen eng, besonders bei schlechtem oder kühlerem Wetter, wenn man nicht auf die Außendecks konnte. An Landtagen waren die meisten Passagiere tagsüber draußen, die meisten auf den Ausflügen, egal wie das Wetter war.
Wir hatten vor drei Jahren auf der ARTANIA in der Südsee schon mal die Situation, dass wir 11 Tage lang wetterbedingt nicht an Land konnten. Damals wurden einige Leute schon sehr quengelig. Ich befürchte, dass jetzt bei 28 Tagen auf See, sich bei einigen ein Lagerkoller einstellen könnte und es dadurch an Bord ungemütlich werden würde. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.
Einen weiteren wichtigen Punkt, den Klaus Gruschka ansprach, war die Kostenerstattung. Egal ob man nach Hause fliegt oder auf dem Schiff bleibt, alle Passagiere bekämen eine vollständige Erstattung des Reisepreises für die gebuchten und nun gestrichenen Etappen.
Der Kapitän erläuterte kurz die Routenführung. Wir drehen praktisch um, fahren westwärts zurück und gelangen durch den Suezkanal nach Europa, weiter durch die Straße von Gibraltar und den Ärmelkanal schließlich nach Bremerhaven.
Aber bevor wir losfahren, muss noch Sprit getankt werden und es müssen Lebensmittel beschafft und gebunkert werden. Eigentlich war geplant in Auckland/Neuseeland eine größere Ladung aufzunehmen, aber an diese Container kommen wir nicht ran. So müssen in Sydney Lebensmittel neu bestellt und geliefert werden.
Es ist vorgesehen, am Mittwoch, 18. März 2020, Sydney zu verlassen, vorausgesetzt wir haben genügend Lebensmittel an Bord.
Dann berichtete der Kapitän noch von einer Heldentat, wobei der Held er selbst war. Die Behörden hätten ihn aufgefordert, erst einmal den Liegeplatz zu verlassen und auf Reede vor Sydney zu ankern. Er hätte das abgelehnt mit dem Hinweis, dass er sich nur mit Gewalt durch Kriegsschiffe von der Pier wegreißen ließe. Daraufhin durfte die ARTANIA ihren Liegeplatz behalten.

Einen Vorteil hatte der Abbruch. Wir brauchten heute Abend nicht die lästige Rettungsübung durchführen.
Aber es gab auch einen gewaltigen Nachteil, wir hatten ja unsere OPAL-Karten, die man zum Bezahlen für Bus und Bahn braucht, in der Kathedrale geopfert, aber jetzt blieben wir noch mindestens vier weitere Tage hier in Sydney.

 

 

 

 

 

 

 

86. Reisetag – Sonntag, 15.03.2020 – Sydney/Australien

Wir wollten mit dem Shuttle in die City, laut Plan sollte alle 10 Minuten einer fahren. Das sahen die Busfahrer allerdings anders. Obwohl neben einem abfahrbereiten Bus bereits zwei weitere an der Pier standen, erklärten die Fahrer, sie hätten Order, nur alle halbe Stunde zu fahren. Das war jetzt nur suboptimal, denn der Bus, der gleich losfahren sollte, war schon gerammelt voll. Logisch, für heute waren keine Ausflüge angesetzt und so wollten an diesen Vormittag 1000 Leute per Shuttle in die Stadt. Phoenix sorgte allerdings recht rasch dafür, dass die Busse nun in einem vertretbaren Abstand fuhren.
Eine weitere Irritation gab es dahingehend, dass im Tagesprogramm der letzte Shuttle sowohl in die Stadt als auch aus der Stadt gemäß Tagesprogramm für 18:30 annonciert war. Tatsächlich fuhren die Busse aber bis 23:00 Uhr, wie wir später erfuhren.
Was tun mit diesem zusätzlichen Tag in Sydney? Ein Mitreisender, dem wir von unserem Einwurf der OPAL-Karten, diesen Prepaidkarten für den ÖPNV, in den Opferstock der St Mary’s Cathedral erzählt hatten, gab uns folgenden (nicht ganz ernst gemeinten) Rat:

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Heute sei doch Sonntag, da ist mit Sicherheit der Pfarrer in der Kirche. Der solle den Opferstock aufschließen und uns die OPAL-Karten zurückgeben.
Wir nahmen dann doch Abstand von diesem genialen Plan und kauften uns neue Karten, die wir wieder mit 20 Dollar aufmunitioniert hatten und fuhren mit der Bahn zum mittlerweile wohlbekannten Circular Quai und von dort ging es zu Fuß zum Stadtteil „The Rocks“ (Die Felsen).

 

The Rocks gilt als Keimzelle von Sydney, hier soll die Besiedelung begonnen haben.

 

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Ein Laden mit Kunsthandwerk. Es gab auch Didgeridoos in allen Preislagen.


Heute ist The Rocks ein touristisches Viertel, mit Restaurants, Pubs, Boutiquen, etc. Am Wochenende säumen Verkaufsbuden die Straßen, an denen Kunsthandwerk, hippe Klamotten und Street Food angeboten wird.

 

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Dieses Wochenende war das Wochenende vor dem irischen St. Patricks Day am 17.3, der in den einschlägigen Kneipen schon kräftig vorgefeiert wurde.

 

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Ein Trio das richtig fetzigen Irish Folk in einer Art Biergarten darbot, ließ uns einige Zeit trotz Regens verweilen.

 


Von The Rocks ist es nicht weit zum Aufgang zur Harbour Bridge, also steuerten wir diese noch einmal an. Vor drei Tagen konnten wir uns einen Teil der Treppenstufen hoch zur Brücke sparen, denn es gibt einen Fahrstuhl.

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Blick von der Harbour Bridge:
Zu Beginn des Brückenspaziergangs war das Wetter noch in Ordnung.


Selbiger war heute leider außer Betrieb und dann fing es zu allem Überfluss auch wieder an zu regnen, also kein guter Tag für eine Brückenüberquerung. Aber wir zogen die Nummer trotzdem trotzig durch.

 

Am anderen Ende der Brücke gibt es eine Bahnstation, sodass wir bequem zurück auf die "unsere" Seite der Bucht zur Station Wynyard fahren konnten. Hier erlebten wir eine Überraschung in Sachen Bahntarif. Nach dem Aussteigen hielten wir unsere OPAL-Karte zum Auschecken vor das Lesegerät und wir sahen, dass nur 28 Cent abgebucht wurden. Noch preiswerter wurde es, nachdem wir unseren Erkundungsrundgang rund um die Bahnstation beendet hatten und zurück nach Townhall Station fuhren, um von dort zur Shuttlestation zu gelangen. Diese Fahrt kostete nämlich gar nichts mehr. Des Rätsels Lösung: An Sonntagen wird von einer OPAL-Karte nicht mehr als 2,70 $ abgebucht, wie ich später im Internet recherchiert habe.
Stimmt! 2,42 $ für die Fahrt zum Circular Quai und 0,28 $ für die Rückfahrt von der Harbour Bridge und für den Rest des Tages fährt man gratis.

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Ibisse findet man überall in den Parks, aber auch hier mitten in der Stadt. Diese Kameraden haben gerade einen Abfallbehälter geplündert.

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Sie scheinen Produkte von McDonalds zu bevorzugen.

 

Zurück am Liegeplatz wurden die vom Landgang heimkehrenden Ankömmlinge an der Gangway von gleich zwei Phoenix-Mitarbeitern instruiert, im Bordfernsehen Kanal 8 einzuschalten. Michael Schulze, seines Zeichens „Direktor Schiffreisen“ bei Phoenix, hätte per Videobotschaft ganz wichtige Informationen für uns. Naja, Herr Schulze sprach nicht nur zu uns Artanianer, sondern auch zu den Passagieren der Schwesterschiffe AMERA, ALBATROS und AMADEA. In seiner Botschaft erklärte er das Phoenix alles tun wird, was möglich ist, um alle gesund und sicher nach Hause zu holen. Dann lobte er Phoenix, die schon in der Vergangenheit vorbildlich mit der Ebola- und SARS-Krise umgegangen seien. Auch teilte er uns mit, dass sich in Deutschland stündlich die Lage ändere. Also nichts wirklich Informatives und gar nichts Neues. Dieser Beitrag war vergleichbar mit einer Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten, gewürzt mit einer kräftigen Prise Eigenwerbung. Man verstehe mich bitte nicht falsch, es ist vollkommen in Ordnung, dass sich jemand vom Phoenix-Management an uns Passagiere wendet und seine Statements abgibt. Aber es ist befremdlich, dass wegen einer Sonntagsrede bereits am Schiffseingang jedem einzelnen Passagier erzählt wird, es gäbe sehr wichtige Informationen. Da gehen einem alle möglichen und unmöglichen Dinge durch den Kopf, vom obligatorischen Rückflug für alle, über Details zur Erstattung des Reisepreises oder gar die Information, dass es bereits infizierte Passagiere an Bord gibt. Aber gut, dass es keine schlechten Nachrichten gab.

 

 

87. Reisetag – Montag, 16.03.2020 – Sydney/Australien

Heute wurde bekannt, dass von den ca. 1000 Passagieren an Bord nur etwa 190 sich für die Heimreise per Flugzeug entschieden haben. Das heißt, es bleiben für die 4-wöchige Heimreise noch 820 Leute an Bord.

 

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Wir liegen im Hafen White Bay. In Hintergrund ist die ANZAC-Brücke zu sehen.


Wir hatten gehofft, dass wir nur so etwa mit 500 – 600 Passagieren auf der Überfahrt nach Bremerhaven verbleiben. Bei jedoch 800 Menschen wird es, insbesondere bei schlechtem Wetter, immer ein bisschen eng im Inneren des Schiffs.
Dass nur relativ wenig Passagiere den Heimflug angetreten haben, lag meiner Meinung nach an zwei Dingen:
1. Der Kreuzfahrtdirektor hatte empfohlen, an Bord zu bleiben. Es würde ein verstärktes Animations- und Unterhaltungsprogramm auf die Beine gestellt werden.
2. Sowohl den „Fliegern“ als auch den per Schiff Heimreisenden wurde versprochen, den Reisepreis für die gebuchten und ausgefallenen Etappen in voller Höhe zu ersetzen. Da dachten wohl viele, dass so eine 28-Tage-Kreuzfahrt für umsonst eine gute Sache sei.
Hatten aber auch alle bedacht, dass man trotz Animationsprogrammen sehen muss, wie man sich beschäftigt, ohne dass es langweilig wird und man einen Lagerkoller bekommt?
Wir werden sehen – ich habe größte Bedenken.
Doris und ich haben mit vielen Seetage schon gewisse Erfahrungen gesammelt. So waren wir auf der Reise 2017 11 Tage auf See unterwegs, von Peru bis zum Tuamotu Archipel in der Südsee, weil geplante Anlandungen auf der Osterinsel und auf Pitcairn nicht stattfinden konnten. Damals wurden schon viele Leute sehr unruhig, während uns das nichts gemacht hat – wir lieben die Seetage.

Aber noch waren wir an Land in Sydney. Heute Vormittag trafen wir uns mit unserer Freundin Katharina, die vor 3 Tagen ganz regulär von Bord gegangen war. Sie hatte selbständig für ein paar Tage ein Hotel in Sydney gebucht, um dann für eine Woche nach Neuseeland zu fliegen. Anschließend waren nochmals ein paar Tage Sydney eingeplant, um dann von hier nach Hause zu fliegen. Jetzt hatte aber Neuseeland nicht nur seine Häfen für Kreuzfahrer gesperrt, sondern ließ auch keine Touristen mehr per Flugzeug einreisen.
Und wo trifft man sich in Sydney? Richtig! Am Circular Quai. Von dort mussten wir erst mal ganz dringend noch einmal nach The Rocks. Gestern hatten wir beim dortigen Shopping einen Stoff-Emu gesehen. Meine Affinität zu diesen Tieren ist ja seit Brisbane (10.3.2020) den Bloglesern bekannt, aber wir hatten dennoch gemeint, diesen Plüschkameraden nicht zu brauchen. Über Nacht hatten wir unsere Meinung allerdings revidiert.

 

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UGG-Schuhgeschäfte gibt es in Sydney wie Sand am Meer.


Der Versuch auch noch UGG-Schuhe, die Schuhmarke in Australien, für Doris zu kaufen, scheiterte. Australische Größen und deutsche Füße passten nicht zusammen.

 

Da es sowieso schon den ganzen Tag geregnet hatte, hatten wir keine Lust auf weitere Aktivitäten. Wir verabschiedeten uns also ein zweites Mal von Katharina und fuhren zurück zum Schiff.

 

 

88. Reisetag – Dienstag, 17.03.2020 – Sydney/Australien

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Die lange Liegezeit in Sydney gab uns die Gelegenheit, unser Glück noch einmal am El Alamein Memorial Fountain im Stadtteil Kings Cross zu versuchen. Denn vor drei Tagen hatte dieser wunderschöne Springbrunnen seine Aktivität vollkommen eingestellt und war dann gar nicht mehr so wunderschön. Und siehe da, der Springbrunnen zeigte sich so, wie wir es uns erhofft hatten.
Wir kamen auch noch mal bei „unserem“ Friseur vorbei, wo man uns durch das Schaufenster freundlich zuwinkte. So gelingt Kundenbindung. Sollten wir wieder mal hierher kommen, werden wir uns hier auch wieder die Haare schneiden lassen.

 

Auf der Suche nach weiteren Zielen hier in Sydney fiel uns noch Bondi Beach ein.

Bondi Beach ['bondai] gehört zur australischen Metropole Sydney, ist einer der berühmtesten Strände Australiens und einer der bekanntesten Surfspots der Welt. Er liegt etwa sieben Kilometer östlich des Stadtzentrums der Großstadt.
Bondi Beach ist nach dem Sydney Opera House und der Sydney Harbour Bridge der am dritthäufigsten aufgesuchte Ort in Sydney, alle drei sind nun in der National Heritage List eingetragen.
(Quelle: Wikipedia)

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Mit Bahn und Bus gelangten wir bequem und schnell zu diesem touristischen Hotspot.

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Da wir weder die Kunst des Surfens beherrschen, noch bei den aktuellen Temperaturen unter 20° bei kräftigem Wind schwimmen gehen wollten, begnügten wir uns mit einem Kaffee bzw. Cappuccino und fuhren mit dem Bus erst einmal zurück zur Bahnstation Bondi Junction.

 

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Das Wandmosaik aus Legosteinen im Legoladen ist schon ein kleines Kunstwerk.
Es zeigt die Harbour Bridge und das Opernhaus.


Rund um diese Station gab es einige Geschäfte und Läden, die es wert waren, mal kurz reinzuschauen.

 

Von Bondi Junction ging es mit Bahn und Shuttlebus zurück zum Schiff.

Auf der ARTANIA erwartete uns auf Kanal 8 wieder eine Sondersendung in Endlosschleife, diesmal mit Kreuzfahrtdirektor, Bordarzt und Kapitän Morten Hansen.
Es ging in erster Linie darum, dass auf die Kabinen Fragebögen zum Gesundheitszustand geliefert wurden. Die sollen wir ausfüllen und dem Bordarzt übergeben, der gemäß einem Zeitplan in jede Kabine kommt um die Bögen einzusammeln und bei jedem Passagier Fieber zu messen.
Der Arzt appellierte an die Ehrlichkeit der Fragebogenausfüller, alle Angaben wahrheitsgemäß zu tätigen.
Kapitän und Kreuzfahrtdirektor appellierten an uns, Tugenden wie gegenseitige Rücksichtnahme an den Tag zu legen. Sollten wir auf jemanden treffen, der nicht so gut drauf ist, solle man ihn aufmuntern. Nein, die Rückreise wird nicht ganz einfach, warnte der Kreuzfahrtdirektor.
Hätte er mal diese Worte schon ausgesprochen, als die Leute noch die Wahl hatten, Fliegen oder Schifffahren. Jetzt war der „Zug abgefahren”, denn die Flüge waren heute gestartet.

 

 

89. Reisetag – Mittwoch, 18.03.2020 – Sydney/Australien

Die „Hausbesuche“, welche die beiden Bordärzte heute in jeder Kabine tätigen mussten, um Fieber zu messen und die Fragebögen zum werten Befinden einzusammeln, gingen zügig und problemlos vonstatten.

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Als touristische Aktivität für unseren nun endgültig letzten Tag in Sydney fiel uns nur noch ein, das Sydney Tower Eye hinaufzufahren. Das Sydney Tower Eye ist ein Fernmelde- und Telekommunikationsturm mitten in der City.

 

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Schattenspiel.



Zwar hatten wir den 260 Meter hohen Turm schon einmal vor 3 Jahren „bestiegen“ (per Fahrstuhl natürlich), aber das Wetter war sehr klar, so dass sich ein Besuch noch einmal anbot. Und tatsächlich hatten wir einen guten Aus- und Rundumblick.

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Die bereits mehrfach erwähnte St Mary’s Cathedral von oben.

 

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Anschließend machten wir noch einen Bummel über die George Street, auch wieder so eine Schicki-Micki-Einkaufsstraße. Ganz nett war aber eine Einkaufspassage, die im nostalgischen altenglischen Stil mit viel dunklem Holz designed war.

 

Dort wollten wir zwar keine English Teatime einlegen, aber zumindest ganz stilvoll eine Kaffeepause. Dies gelang uns leider nicht so richtig. – Stil nein, Kaffee ja, aber nur im Pappbecher.

Als wir am frühen Nachmittag mit dem Shuttle wieder zurückfuhren bestand das Guthaben auf unseren OPAL-Karten nur noch aus 10 Cent und unsere Barschaft in australischer Währung nur noch aus genau einem Dollar, quasi eine finanzplanerische Punktlandung.

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Wir gehen mal davon aus, dass der Lademeister auch gut geplant hat und er halbwegs alle Lebensmittel beschaffen konnte, die wir für die lange Überfahrt nach Deutschland brauchen werden.

 

Um 16:30 fand die obligatorische Rettungsübung statt, diesmal war sie allerdings nur für die in Sydney neu zugestiegenen Gäste verpflichtend.
Alsdann hieß es, Leinen los.

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Als wir die Oper passierten, konnten wir noch einmal Katharina winken und waren schon sehr bald auf dem offenen Meer.

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90. Reisetag – Donnerstag, 19.03.2020 – Auf See – 1. Rückreisetag

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Nicht nur der Lademeiseter hat für die Überfahrt Vorräte gebunkert.
Ganz links, das ist übrigens Emil der Emu, den wir am vergangenen Montag in Sydney gekauft haben.

Die Route für die Rückreise war wie folgt geplant:
Zunächst die Ostküste runter, die lange Südküste passieren und die West­küste wieder hoch und dann mit Westkurs Richtung Suezkanal. Durch den Suezkanal werden wir ins Mittelmeer gelangen, die Straße von Gibraltar und den Ärmel­kanal passieren, um endlich und schließlich in Bremerhaven fest­zu­machen.

 

Allerdings werden wir noch einen technischen Stopp in Fremantle/Australien einlegen, um noch einmal 400 Tonnen Sprit zu tanken. Hierfür wurde der ARTANIA ein Slot am 26.3.2020 gegen 7:00 Uhr zugewiesen.

Es steht bereits fest, dass wir Passagiere in Fremantle das Schiff für einen Landgang auf keinen Fall verlassen dürfen.

 

 

91. Reisetag – Freitag, 20.03.2020 – Auf See – 2. Rückreisetag

Hier nun zum Zeitvertreib ein wenig nautische Mathematik zwecks Bestimmung der notwendigen Schiffsgeschwindigkeit:
Von Sydney nach Fremantle sind es etwa 2200 Seemeilen (4100 Kilometer).
Die Zeitspanne von unserer Abfahrt in Sydney, vorgestern 18 Uhr, bis zu unserem Zeitfenster in Fremantle am 26.3, um 7 Uhr, beträgt genau 181 Stunden (7 Tage und 13 Stunden).
Wie schnell (oder wie langsam) muss das Schiff fahren, damit es genau zum richtigen Zeitpunkt in Fremantle ankommt?
2200 Seemeilen geteilt durch 181 Stunden ergibt ca. 12,2 Seemeilen pro Stunde (= 12,2 Knoten).
Da wir seit Sydney konstant mit einer Geschwindigkeit von 12,5 Knoten fahren, wissen wir nun, dass die Offiziere auf der Brücke richtig gerechnet haben.

Am späten Nachmittag wurde die See etwas kabbelig und das Schiff begann ein wenig zu schwanken. Auswirkungen auf den Magen oder das Gleichgewichtsorgan im Ohr hatte das allerdinge keine.

 

 

92. Reisetag – Samstag, 21.03.2020 – Auf See – 3. Rückreisetag

Das Tagesprogramm ist vollgestopft mit Veranstaltungen und Aktivitäten. Erwähnt sei hier nur der Austernfrühschoppen. Ich spare mir die Aufzählung der anderen Programmpunkte und verweise auf die Möglichkeit, sich das Tagesprogramm herunterzuladen. Die Download-Schaltfläche zum Anklicken befindet sich ja am Ende eines jeden Tages hier im Blog.

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Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka, Kapitän Morten Hansen
und Bordarzt Dr. Wolfgang Roeske.

Am Nachmittag gab es erneut eine Sendung in Dauerschleife auf Kanal 8 im Bordfernsehen. Ein Passagier, der in Sydney an Bord gegangen war und drei Tage später mit dem Flugzeug wieder nach Deutschland geflogen war, wurde jetzt zu Hause positiv auf das Corona-Virus getestet.
Es bestünde kein Grund zur Beunruhigung. Wichtig sei Hände desinfizieren und Händewaschen.

Apropos Desinfektion. Immer wieder wurde und wird gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, wie wichtig das Desinfizieren der Hände sei, insbesondere beim Betreten der Restaurants. Zwar befinden sich vor jedem Eingang der Restaurants entsprechende Spender. Aber es gibt genügend vergessliche, aber auch ignorante Gäste, sodass seit Tagen zusätzlich ein Crewmitglied an jedem Eingang mit einer Sprühflasche mit Desinfektionsmittel steht. Soweit die Theorie.
Wir hatten mehrfach beobachtet, dass im Artania-Restaurant, wo wir frühstücken, meist schon eine halbe Stunde vor Beendigung der Restaurantöffnungszeit die „Sprayer“ wieder abgezogen wurden. Wir hatten das bereits dem Bordarzt und dem Kreuzfahrtdirektor gemeldet. Uns wurde versichert, dass man den Hoteldirektor mit Nachdruck darauf hinweisen werde.

 

 

93. Reisetag – Sonntag, 22.03.2020 – Auf See – 4. Rückreisetag

Im Artania-Restaurant wurde der Sprayer erneut vorzeitig wieder abgezogen. Also ließen wir uns erneut einen Termin beim Kreuzfahrtdirektor geben, um zu fragen, wie ernst die Schiffsleitung die Einhaltung der Hygienemaßnahmen denn wirklich nimmt. Der Kreuzfahrtdirektor scheint fassungslos. Da er aber den Hotelbereich disziplinarisch nicht belangen kann, weil dieser an eine eigenständige Fremdfirma ausgelagert wurde, wird er jetzt den Kapitän informieren.

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Nicht nur der tagsüber kaum noch nutzbare Internetzugang nervt.
Dass im Fitnessraum eines von drei Fahrrädern und eines von drei Laufbändern defekt ist, trägt nicht gerade zur Anhebung der Stimmung bei.
Auch die Lieblosigkeit des Out-Of-Order-Zettels spricht Bände.


Dadurch, dass es keine Landgänge mehr geben wird, können sich die Leute auch kein freies WLAN mehr suchen. Das hat zur Folge, dass an Bord vermehrt Datenpakte für den Internetzugang gekauft wurden. Das wiederum übersteigt jetzt die Kapazität des bordeigenen WLANS und führt auch zur Überlastung der Internetstrecke via Satellit.

 

Wir kommen entweder erst gar nicht in die Anmeldemaske rein oder wenn doch, fliegen wir nach erfolgreicher Anmeldung nach wenigen Minuten wieder raus. Und wenn man eine Verbindung hat, ist sie so langsam, dass es ewig dauert, bis sich eine Seite aufgebaut hat oder eine Mail abgeschickt wird. Wir fühlen uns in die Zeiten von Modem und Akkustikkoppler zurückversetzt, die Älteren unter uns werden sich noch erinnern.

 

 

94. Reisetag – Montag, 23.03.2020 – Auf See – 5. Rückreisetag

Waren die Außentemperaturen bisher eher ungemütlich, so um die 15°, so wird es jetzt langsam sonnig und warm. Das hat immense Vorteile, weil sich jetzt Teile des Schiffsleben nach draußen verlagern.

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Kim und Klaus Gruschka im zünftigen Dress für die Flower-Power-Party.


Heute Abend besuchten wir zum ersten Mal auf dieser Reise eine Abendveranstaltung in der Atlantik Show Lounge, bei der wir nicht nur mal kurz reingeschnuppert haben, sondern bei der wir von Anfang bis zum Schluss geblieben sind. Das Duo „Flower Power Men“ trat zusammen mit der ARTANIA Show Band auf und brannte ein Feuerwerk der Musik aus der Flower-Power Ära ab.

 

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Die Flower-Power-Men, alias Adax Dörsam und Rainer Schindler (v.l.n.r.)

 

Wir kannten die beiden Künstler bereits von einer vorherigen Reise und schon damals hatten sie uns begeistert.

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Auch diesmal konnten sie das Publikum begeistern, es gab stehende Ovationen. Mir ging trotz oder wegen der guten Stimmung die Frage durch den Kopf: „Befinden wir uns auf einer Insel der Glückseligkeit oder ist das Ganze ein Tanz auf dem Vulkan?“

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Autogrammstunde nach einem erfolgreichen Konzert.

 

 

Morgen wird der Schiffsarzt wieder Hausbesuche in den Kabinen bei allen Passagieren machen, um Fieber zu messen. Die Schiffsleitung will den australischen Behörden in Fremantle eine Übersicht über den Gesundheitszustand der Passagiere und der Crew geben und natürlich selbst einen Überblick über die Lage auf der ARTANIA haben.

 

 

95. Reisetag – Dienstag, 24.03.2020 – Auf See – 6. Rückreisetag

Bereits um 7:30 Uhr erfolgte eine Durchsage des Kreuzfahrtdirektors über Bordlautsprecher und das auch direkt in die Kabinen, was sehr ungewöhnlich ist zu dieser frühen Uhrzeit.
Gestern Abend haben sich mehrere Passagiere mit Fieber bei den Bordärzten gemeldet. Diese Information wurde sofort an die australischen Behörden weitergegeben und die ARTANIA fährt nun statt der behäbigen 12,5 Knoten mit 20 Knoten (das ist die Höchstgeschwindigkeit) in Richtung Fremantle.

Ich äußere mal den Verdacht, dass die Fieberpatienten nicht erst seit gestern Abend diese Beschwerden haben, sondern sich erst im Bordhospital gemeldet haben, als bekannt gegeben wurde, dass heute flächendeckend Fieber gemessen wird. Aber wie gesagt, das ist nur ein Verdacht und damit eine unbewiesene und unbestätigte Behauptung meinerseits. Jedenfalls wurde in den letzten Tagen ständig an uns appelliert, bei gesundheitlichen Beschwerden sofort die Ärzte zu konsultieren.

Weiter berichtete der CD (=Cruise Director = Kreuzfahrtdirektor), dass die Reederei nun auch eine Consultingfirma eingeschaltet hätte, die Vorschläge unterbreitet, wie die Hygienevorkehrungen noch mehr gesteigert werden können und welche zusätzlichen Maßnahmen getroffen werden müssen.
Eine der Maßnahme war die sofortige Einstellung des Buffetbetriebs in den Restaurants bereits zum Frühstück. In allen 3 Restaurants, „Lido“, „Artania“ und „Vier Jahreszeiten“ ist das Frühstück bei den Kellnern, die sonst nur Kaffee, Saft und Eierspeisen servieren, komplett zu bestellen.
Im Buffetrestaurant Lido wird das Mittag- und Abendessen zwar immer noch in Buffetform angeboten, man kommt aber als Passagier nicht mehr direkt ran. Vielmehr steht an jeder Station ein Crewmittglied und füllt gemäß Anweisung des Gastes den Teller.
Das klappte sogar ganz gut, aber auch nur deshalb, weil jetzt auf einmal viele „Lido-Gänger“ in die beiden anderen Restaurants, wo man komplette Menüs bestellen kann bzw. muss, abgewandert sind. Dadurch kommt es im Lido trotz der etwas umständlichen „Selbstbedienung“ über eine zusätzliche Servicekraft zu keinem Stau
Die Kellner und Kabinenstewards tragen jetzt alle Mundschutz. In der Durchsage klang das noch so, dass es einige Crewmitglieder gibt, die einen Mundschutz wünschen und man ihnen jetzt die Möglichkeit eingeräumt hat, auch einen zu tragen. Wir wundern uns halt nur ein wenig, dass jetzt alle „einfachen“ Crewmitglieder komplett mit Mundschutz herumlaufen und die Offiziere (ab einem Streifen aufwärts) alle keinen Mundschutz tragen. Da entsprach wohl die Information über Freiwilligkeit nicht ganz der Realität.
Uns Passagieren wurde kein Mundschutz empfohlen, da dieser in Sachen Infektionsschutz sowieso kaum Wirkung zeigen würde. Allerdings würde auch für die Passagiere an der Rezeption Mundschutz erhältlich sein, so man welchen wolle.

 

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Der "Sprayer" am Eingang des Restaurants war nicht mehr da (abgezogen worden?) und die Flasche mit dem Desinfektionsmittel war gut versteckt, ...

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... nämlich hier.

 

Auch die Animationsprogramme (Sport, Spiele, Basteln etc.) wurden mit sofortiger Wirkung eingestellt, der Spa-Bereich und das kleine Bord-Kino geschlossen.
Kinofilme werden ab sofort in der grßen Atlantik Show Lounge gezeigt. Allerdings werden die Zuschauer dort von Phoenix platziert mit genügend Abstand zwischen den Zuschauern (Ehepaare dürfen nebeneinander sitzen).
Das gleiche gilt auch für Vorträge, die dort ebenfalls angeboten werden.

Wie viele Fieberpatienten es gibt und ob diese noch weitere Symptome zeigen ist uns nicht bekannt.
Es wird mehrfach durch Phoenix und auch durch den Kapitän betont, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gäbe. Das ist zwar richtig, es gibt aber auch keinen Grund zur Beruhigung.
Uns bleibt tatsächlich nur abwarten und Ruhe bewahren.

 

 

96. Reisetag – Mittwoch, 25.03.2020 – Fremantle/Australien – 7. Rückreisetag

Entgegen der Ankündigung, dass wir an der Pier festmachen, warfen wir gegen 4 Uhr in der Frühe den Anker vor dem Hafen in Fremantle (Wassertiefe 10 Meter).
Auch kamen die Behörden nicht bereits um 8 Uhr an Bord, sondern erst um 10 Uhr.
Am Vormittag war die Lage folgende:
Bei den Fieberpatienten werden Tests durchgeführt, um zu verifizieren, ob es sich bei deren Erkrankung um eine normale Erkältung oder eine Infektion mit dem Coronavirus handelt. Erste Ergebnisse sollte es heute Nachmittag geben.

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Mangels anderem Bildmaterial muss der heutige Sonnenuntergang mit mir als Vordergrund herhalten.


Die Testergebnisse lagen nun doch nicht heute Abend vor, neuer Termin: morgen früh. Das wunderte mich nun nicht so wirklich, sowas braucht eben seine Zeit. Selbst bei Frau Merkel hat es mehr als 24 Stunden gedauert.
Zwei Dinge wunderten mich nun doch sehr:
1. Es war auf einmal keine Rede davon, dass wir morgen, wie geplant tanken. Die letzten Tage hatte uns Kapitän Morten Hansen in seinen Morgenansprachen über Bordlautsprecher ständig erzählt, dass wir am 26.3. 400 Tonnen Sprit bunkern werden.
2. „Die mit Fieber getesteten Personen wurden gebeten im Interesse aller Passagiere in ihren Kabinen zu bleiben“, so der O-Ton der Durchsagen.
Die Passagiere wurden auch gebeten, keine Liegestühle zu reservieren. Was nutzten dieser Apelle? Nichts!!!
Ich fand, die getesteten Personen sollten erst mal 1-2 Tage VERPFLICHTET werden, in den Kabinen zu bleiben, bis die Testergebnisse vorliegen. Dann könnte man weitersehen.
Es wurde erzählt (also mit Vorsicht zu genießen), dass sich einige der getesteten Personen nicht an die "Bitte" gehalten haben, in der Kabine zu bleiben.

Um 21:45 Uhr wurde bekannt gegeben, dass einige Passagiere positiv auf das Corona-Virus getestet wurden.
Wir wurden sofort alle auf unsere Kabinen geschickt und sollten dort bleiben.
Es gibt noch keinen Maßnahmenplan. Das weitere Vorgehen wird jetzt mit Phoenix in Bonn abgestimmt.

Erst in der Nacht gegen 1:00 Uhr gelang es mir, eine halbwegs stabile Internetverbindung herzustellen, um über die neuesten Ereignisse zu berichten.

 

 

 

 Hier beende ich diesen 11. Blogeintrag. Ich habe ja tages- und stundenaktuell in einem „Sonderbeitrag" bis einschließlich heute (27.3.2020) berichtet.
Wenn wir wieder zu Hause sind, wird mit einem 12. Blogeintrag der Blog ordentlich beendet.

Übrigens, das Gästebuch ist nach wie vor offen.

 

 

 

 

28.3.2020 13:00 Uhr (Ortszeit) Fremantle/Australien bis 29.3.2020 8:00 Uhr (Deutsche Zeit) Frankfurt am Main

Wir gehören zur Gruppe (200 Personen), die mit dem ersten Flieger zurückfliegen soll. Die Gruppe wird aufgerufen, sich in die Show Lounge (größter Raum auf dem Schiff)  zu begeben. Dort warten wir 4 Stunden, bis das OK kommt, die Busse zu besteigen, die uns zum Flughafen bringen.

Bitter für 31 Passagiere. Bei Ihnen wurde vor 2 Tagen erhöhte Temperatur festgestellt und die Australier lassen sie nicht nach Deutschland ausreisen. 9 dieser 31 gehören, wie wir, zur ersten Gruppe und erhalten - während sie sich bereits in der Show Lounge befinden - diese schlimme Nachricht vom Schiffsarzt. Sie verlassen unverzüglich  die Show Lounge.

Wir fliegen mit Zwischenlandung zum Tanken in Phuket nach Frankfurt/Main und landen dort am anderen Tag gegen 8:00 morgens. Noch im Flugzeug nehmen uns 4 Mitarbeiter des Gesundheitsamtes in Augenschein. Dann dürfen wir geordnet, immer nur 4 Sitzreihen aif einmal (=28 Personen) das Flugzeug verlassen.
Wir hatten jetzt ca. 19 Stunden im Flugzeug verbracht, davon 17 Stunden reine Flugzeit.

 

97. Reisetag – Donnerstag, 26.03.2020 – Auf Reede vor Fremantle/Australien – 8. Rückreisetag

Seit gestern habe ich angefangen so eine Art Ereignis-Ticker unter der Überschrift „Aktuell: Was ist los auf der ARTANIA“ hier in den Blog zu stellen. Hier hatte ich mindestens einmal täglich, manchmal sogar stündlich, aktuelle und neue Informationen abgesetzt.
Jetzt, wo der 12. und letzte Blogeintrag fertig ist, kann ich diesen Ticker aus dem normalen Lesefluss herausnehmen, da sonst Ereignisse doppelt aufgeführt würden, einmal im Blogeintrag selbst und dann noch mal im Ticker. Aber gelöscht habe ich die Sache nicht, der Ticker ist noch unter dem Link
https://2020.pehoelzer.de/index.php/reverse/76-aktuell-was-ist-los-auf-der-artania
aufrufbar.

Jetzt ist endgültig Schluss mit der fröhlichen Kreuzfahrt. Aber da muss doch schon gestern den ganzen Tag etwas im Busch gewesen sein. Zum einen wurde gestern mit keinem Sterbenswörtchen mehr erwähnt, dass wir ja heute an der Pier Tanken wollten. Zuvor wurde uns das jeden Tag vom Kapitän bei seiner 10-Uhr-Morgenansprache erzählt.
Zum anderen wurden wir gestern stundenlang von einem Boot mit Presseleuten, erkennbar an Fotoapparaten mit sehr langen Teleobjektiven und Filmkameras, umkreist.

Wir müssen alle erst mal in den Kabinen bleiben. Dreimal am Tag dürfen wir deckweise für jeweils eine Stunde nach außen unter Einhaltung der Abstandsregel von 1,50 Meter zwischen den Personen (Ehepartner dürfen näher zusammenrücken).

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Aber erst gibt es mal Frühstück in einer Lunchbox auf die Kabine. Es war nicht besonders üppig, aber was Doris besonders hart traf, es gab keinen Kaffee – ohne ist sie nur ein halber Mensch. Wir mussten uns mit stillem Mineralwasser begnügen, von dem wir gestern Abend zwei Liter in die Kabine geliefert bekamen. Schandmäuler würden jetzt behaupten, wir sitzen hier bei Wasser und Brot.

 

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Um 11:00 Uhr waren wir dran mit unserem Hofgang. Auf Deck 4, die Rundumpromenade war sehr gut besucht, aber mit etwas Geschick konnte man durchaus den notwendigen Abstand einhalten. Anders sah es dann schon hinten am Heck an der Phoenix-Bar aus. Dort wurde Kaffee und Tee ausgeschenkt. Hier bildete sich eine Menschentraube um die Tränke, als hätte es Corona nie gegeben. Einen dabeistehenden Phoenix-Mitarbeiter schien das aber wenig zu beeindrucken.

 

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Da aber auch auf Deck 9 am Kopernikus-Pool ebenfalls eine Kaffee- und Teestation aufgebaut war, gingen wir eben dorthin. Dort war nicht so viel los und wir bekamen unseren Kaffee ohne Gedränge.
Was uns hier oben wiederum wunderte, war ein Grüppchen, das, versammelt um einen Tisch, gemütlich eine Flasche Sekt (Hausmarke) pichelte. Dieses Grüppchen hatte allerdings seine Kabinen auf Deck 8. Hier liegen die teuren Kabinen mit den sogenannten Goldgästen, diese hatten bereits Ausgang von 10:00 – 11:00 Uhr und müssten eigentlich schon wieder in ihrer Kemenate sein, um draußen Platz für die anderen zu schaffen.

 

Aber wenn wir eins auf dem Schiff gelernt haben, Regeln sind dazu da, dass man sie nicht einzuhalten braucht. Um Einhaltung wird ja auch immer nur gebeten und einer Bitte muss man nicht unbedingt nachkommen. Verdammt noch mal, liebe Reiseleitung, bittet nicht nur, sondern fordert die Einhaltung der Regeln ein, gerne auch lautstark und/oder ordnet diese strikt und unmissverständlich an. Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, denkt an den „Erfolg“, den Ihr jedes Mal habt, wenn Ihr freundlich bittet, keine Liegen zu reservieren. Hat das jemals schon etwas genutzt?
Wieder zurück auf Deck 4 trafen wir einen Mitarbeiter von Phoenix und berichteten von den Partisanen aus den Kabinen von Deck 8 – ja wir haben richtig gepetzt. Mehr als geheucheltes Interesse konnten wir nicht erwirken.

Es war 14:30 Uhr und wir warteten auf das Mittagessen. Ein Anruf bei der Rezeption ergab, ich solle Geduld haben und gleichzeitig wurde ich „ruhig gestellt“ mit dem Standardsatz: “Ich gebe es weiter“.
Was nicht kam, war das Mittagessen. Ich rief das von Phoenix an Bord eingerichtete Telefon für Fragen, Sorgen und Nöte an. Dort erfuhr ich, dass man gerade dabei sei, auf Deck 4, also unserem Deck, dass Essen zu verteilen.

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Ein Blick in den Gang nach links – nichts; nach rechts – auch nichts.

 

Jetzt verstieß ich selbst gegen die Regel, die Kabine nicht zu verlassen, um Nachzuprüfen, wo sich die mobile Gulaschkanone denn nun befindet. Ich traf auf 2 Phoenixleute, die mich erst einmal (zu Recht) maßregelten. Hunger sei kein Grund, die Kabine zu verlassen. Ich erklärte, Hunger sei nicht das primäre Problem, sondern die fehlende Information, was denn jetzt eigentlich Sache ist.
Leider verstanden sie den kleinen aber feinen Unterschied nicht, obwohl man uns hoch und heilig versprochen hatte, immer transparent und zeitnah zu informieren, auch wenn es sich um schlechte Nachrichten handelt.
Nach kurzer, aber heftiger Diskussion hängten sie sich dann doch ans Telefon und erfuhren, man habe gerade mit der Verteilung auf Deck 5 begonnen. Ich hatte jetzt an drei verschiedenen Stellen drei verschiedene Auskünfte bekommen. Ich trollte mich wieder.
Zwar ist ein verspätetes Mittagessen kein Beinbruch, aber warum ist es so schwer, zu erfahren was Sache ist?
Kurz darauf erfolgte eine Durchsage durch den Kreuzfahrtdirektor. Leider habe die Crew, die das Essen austeilen sollte, Ihre Arbeit eingestellt, sodass jetzt Leute von Phoenix die Verteilung übernehmen mussten.
Jetzt verstanden wir auch halbwegs den Sinn einer Durchsage (in Englisch) des Kapitäns vor einigen Stunden, in der die Crew zu irgendetwas aufgefordert wurde. Das „Irgendwas“ konnten wir nicht genau verstehen, weil das Englisch des Kapitäns genau so schwer zu verstehen ist wie sein Deutsch.
Ein Beispiel gefällig? In den noch unbeschwerten Zeiten begann er seine morgendliche Ansprache gerne mit den Worten:
„Hier spricht euchere Kapitän. Ich hoffe, ihr hattet eine rollige Nacht.“
Man fragt sich doch zu Recht, was es den Schiffsführer angeht, ob man in der Nacht rollig ist oder nicht. Aber man muss einfach bestimmte Vokabeln lernen, um unseren guten und überall beliebten und auf Facebook gefeierten Kapitän richtig verstehen zu können.
euchere = euer
rollig = ruhig
Aber ich schweife wieder mal ab. Dass Mittagessen wurde dann so gegen halb vier geliefert und der Hoteldirektor schwang persönlich die Suppenkelle. Es gab Gulaschsuppe, die sehr gut schmeckte.


Am Nachmittag erfolgte eine medizinische Ausschiffung, die aber nicht im Zusammenhang mit Corona stünde.
Gegen 16:00 Uhr erfolgte eine Durchsage auf Englisch: „Code Mike, code Mike, …“
„Code Mike“ bedeutet medizinischer Notfall. Solch eine Durchsage ist nichts Außergewöhnliches und kommt auf jeder Reise immer mal wieder vor. Mit „Code Mike“ wird nicht nur der Arzt alarmiert, der auch rund um die Uhr per Walkie-Talkie erreichbar ist, sondern auch Ersthelfer von der Crew. In unserer derzeitigen Situation macht man sich über den „Code Mike“ aber schon mehr Gedanken.
Auch in diesem Fall war wieder eine medizinische Ausschiffung notwendig. Allerdings konnte der Patient nicht, wie sein Leidensgenosse vor wenigen Stunden, auf ein Boot umsteigen, um an Land gebracht zu werden. Auch eine Bergung mit dem Hubschrauber sei keine Alternative, so wurden wir informiert. Deshalb wurde der ARTANIA erlaubt in den Hafen von Fremantle einzulaufen und an der Pier festzumachen, um den Kranken von Bord bringen zu können. Zwei Stunden später, gegen 20:00 Uhr, wurde der Anker gelichtet, um die wenigen Seemeilen zum Hafen zurückzulegen.

Uns wurde jetzt mehrfach eingeschärft, sich nicht mehr auf dem Promenadendeck (Deck 4) zu bewegen, sobald wir in Hafennähe kämen. Man wolle nicht, dass die Behörden sehen, dass wir uns an der Reling drängen, um die medizinische Ausschiffung zu begutachten.

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Dieser Ausblick aus unserem Kabinenfenster sollte sich für die nächsten Tage nicht mehr ändern.

Die wichtigste Meldung des Tages kam bereits um 18:00 Uhr. Die australischen Behörden hatten die Erlaubnis erteilt, das wir für den Transfer zum Flughafen von Perth das Schiff verlassen dürfen. Phoenix hat 3 Flugzeuge gechartert, die uns am 28.3 (Flieger 1) und am 29.3.2020 (Flieger 2 und Flieger 3) nach Frankfurt fliegen würden.
Jeder darf dann nur einen Koffer und ein Handgepäck mitnehmen. Restliches Gepäck wird per Kurierdienst (TEfra) kostenlos nach Hause geschickt, wenn die ARTANIA wieder in Deutschland ist.
Das ist gut so, wir haben uns schon gefragt, wie wir unsere 5 Koffer plus 2 kleine Trollies bewältigen sollten. Wir selbst hatten schon vor der Reise TEfra für 3 Koffer engagiert, um bequem und mit nur leichtem Gepäck mit der Bahn von Bremerhaven nach Eschborn reisen zu können.

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Das Abendessen wurde wieder von der Crew geliefert.

 

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Die Stimmung bei der Crew war wieder wie gewohnt.



Der Streik war beendet, wie uns per Durchsage mitgeteilt wurde. Den Grund erfuhren wir leider nicht.

 

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Es gab Dosenbier und eine leckere Vesperplatte, die Doris auf dem Bett vor dem Nachttisch sitzend, verspeiste. Ich selbst saß auf dem einzigen Stuhl in der Kabine am Schreibtisch.
Wir kamen uns vor wie an einem der Galaabende, die wir ja gerne mal schwänzten und uns stattdessen über den Kabinenservice etwas Rustikales bestellten.

 

 

98. Reisetag – Freitag, 27.03.2020 – Fremantle/Australien – 9. Rückreisetag

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Den freien Blick nach draußen gab es nur noch über die Bug-Kamera.


Da wir jetzt im Hafen lagen, direkt vor den Augen der Behörden, war der tägliche Freigang gestrichen. Schließlich sollten sie erkennen, dass wir uns an die Hygieneregeln halten, auf deren Einhaltung sie streng bestanden.

 

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Das Frühstück war noch karger als gestern.

 

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Zwei Sandwichscheiben, dazwischen etwas Käse und Schinken, ohne Butter oder Margarine, ein süßes Teilchen, das unverpackt in der Lunchbox vor sich hin krümelte und etwas Obst. Und wieder keinen Kaffee.

 

Man soll ja in der Situation, in der wir uns befinden, nicht so viel meckern, aber zumindest sei angemerkt, dass man mit gutem Essen die Moral steigert. Aber da wir ja gar nicht wissen, wie die Stimmung und die Moral bei der Crew in der Küche wirklich ist, können wir auch nicht beurteilen, ob man das Frühstück etwas attraktiver hätte gestalten können. Und verhungert sind wir ja auch nicht.

Am Vormittag wurde getankt.
Ich hatte bereits erwähnt, dass uns vorgestern und gestern Boote mit Reportern umkreist haben.
Dabei hat ein Passagier von der Reling aus den Stinkefinger gezeigt. Diese Geste wurde fotografiert und prangte dann in einer australischen Zeitung. Der Kapitän ist stinkesauer.
Es wird immer wieder betont, dass die australischen Behörden uns zwar sehr entgegenkommen, damit wir nach Haue fliegen können, aber wohl gesonnen sind sie uns nicht.
Noch vor einigen Tagen war in den australischen Zeitungen zu lesen, dass der Gouverneur des Bundesstaates West Australia wetterte, die Kriegsmarine werde die ARTANIA in nicht-australische Gewässer „begleiten“. (Diesen Ton und diese Art der Sprache kennen wir in Deutschland ja auch, nur geht es da nicht um Kreuzfahrtpassagiere, sondern um Flüchtlinge und Asylsuchende.)
Deshalb war Phoenix sehr darauf bedacht, den Behörden keinerlei Anlass zu geben, ihr „Wohlwollen“ wieder zurückzuziehen.
Leider habe ich das Stinkefingerbild in der Zeitung nicht finden können. Dafür fand ich einen anderen Artikel, in dem bemängelte wurde, dass sich Passagiere ohne den notwendigen Abstand auf den Außendecks sonnten. Das zugehörige Foto wurde wohl von einer Drohne geschossen.

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Am Nachmittag bekam ich einen Anruf vom Kreuzfahrtdirektor. Er war sehr aufgebracht und fragte, wie ich dazu käme, australischen Reportern Interviews und Fotomaterial zu geben.

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Das Foto des Anstosses.
Ich hatte extra diese "misslungene" Aufnahme für den Facebook-Post verwendet, um keine Persönlichkeitsrechte zu verletzten.


Ich hatte zwar keine Interviews und Fotos an Zeitungen weiter­ge­geben, allerdings auf Facebook dieses verschwommene Foto vom „Freigang“ am 26.3.2020 gepostet mit dem Kommentar, dass es einige Ignoranten an Bord gäbe. Ich hatte tatsächlich nicht bedacht, dass das Foto von Journalisten abgegriffen werden könnte – ganz klar mein Fehler.

 

Aber da ich Herrn Gruschka schon mal an der Strippe hatte, wollte und konnte ich ihm mal meine Sicht der Dinge um die Ohren hauen. Seine wachsweichen Bitten zum Thema Abstand halten etc. wird von Einigen nicht beachtet, denn es ist ja nur eine freundliche unverbindliche Bitte. Und verdammt noch mal, er und seine Leute müssen dann auch dafür sorgen, dass die Ignoranten mal etwas härter angefasst werden, durchaus mit einem raueren Ton.
Bei der Menschentraube an der Kaffeeausgabe stand ein Phoenix-Mitarbeiter dabei. Warum ist er nicht eingeschritten? Die „Sektparty“ auf Deck 8 – wir hatte den Mitarbeiter informiert. Warum wurde auch hier nicht eingeschritten. (Eine plausible Antwort blieb natürlich aus.)
Nicht mein Foto ist das Problem, sondern die Menschen, die meinen, sie können tun und lassen was sie wollen. Und Phoenix ist das Problem, weil keiner einschreitet, nur mit den Schultern zuckt und die Leute weiter machen lässt. Und genau so habe ich das Herrn Gruschka erwidert.
Ich schlug ihm vor, solche Dinge strikt zu fordern und nicht nur zu erbitten und er möge durchaus mit Sanktionen drohen, auch wenn es hierfür kaum eine Handhabe gibt.
Ich versprach, dass Foto vorerst aus Facebook wieder rauszunehmen und er sagte zu, in Zukunft mehr zu fordern als zu nur zu bitten.

Es gab bisher den ganzen Tag noch keine Infos über den Rückflug, das beunruhigt doch ein wenig. Aber gegen 19:00 Uhr bekamen wir unsere Pässe zurück, was wir als sehr positives Signal werteten. Und kurz darauf wurde bestätigt, dass 4 Maschinen von Condor uns ausfliegen werden und zwar übermorgen um 17:00 Uhr die erste Maschine, die nächste um 18:00 Uhr und die beiden Letzten ebenfalls mit einem Abstand von jeweils einer Stunde.

 

 

99. Reisetag – Samstag, 28.03.2020 – Fremantle/Australien – 10. Rückreisetag

Gleich am Morgen eine Durchsage des Kreuzfahrtdirektors, er bittet alle Passagiere aus gegebenen Anlass in den Kabinen zu bleiben und nicht im Schiff oder auf Deck herumzulaufen. (Es gab immer noch beratungsresistente Passagiere.) Er hatte leider wieder nur freundlich gebeten.

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Noel, unser Kabinensteward in Schutzkleidung. Er übergab frische Handtücher und nahm den Müllbeutel mit.


Nach dem Frühstück wurde noch mal Fieber gemessen. Und wieder hatten einige Passagiere erhöhte Temperatur. Doris und ich waren fieberfrei.

 

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Mittagessen.


Für den Nachmittag hatten sich erneut australische Mitarbeiter der Gesundheitsbehörde angesagt, um bei den Passagieren mit Fieber Abstriche zwecks Corona-Test zu machen. Somit stellte sich bei dieser Information schon wieder die Frage, ob das eine Verzögerung für die Evakuierung des Schiffs bedeutete. Ja, die anstehende Aktion wurde nicht mehr als Heimreise, sondern als Evakuierung bezeichnet.

 

Für 15:00 Uhr hatten Phoenix und die Schiffsleitung eine kleine Zeremonie als Dankeschön an die australischen Behörden angesetzt. Hierfür wurden Phoenix-Fähnchen verteilt, die an den Fenstern der Kabinen der Holzklasse angebracht werden sollten beziehungsweise auf den Balkonen der sogenannten Gold- und Silberkabinen drapiert werden. Über die Außenlautsprecher ertönte die Europahymne, Beethovens „Ode an die Freude“.

Um 19:30 Uhr kam dann endlich die erlösende Aussage, dass unsere Flugzeuge sich jetzt auf dem Weg nach Perth befanden und dass wir morgen die Bordkarten bekämen.
Von Reservierungswünschen bat der Kreuzfahrtdirektor abzusehen.

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Homeoffice!
Da während der letzten Tage jedermann kostenlosen Zugriff auf das ARTANIA-WLAN hatte, war ein arbeiten im und mit dem Internet beinahe unmöglich. Man brauchte manchmal eine Stunde und mehr, um sich überhaupt am WLAN anmelden zu können, um dann nach wenigen Minuten wieder rauszufliegen. Selbst in der Nacht war Geduld angesagt.

Bei Facebook wurde inzwischen auf eine australische Zeitungs­meldung hingewiesen. Der Premier von WA (West Australia) hätte in einem Interview bekannt ge­ge­ben, dass es weitere 46 Verdachts­fälle auf der ARTANIA gäbe (darunter auch einer der beiden Bordärzte), die jetzt genauer untersucht würden.

 

Hiervon gab es trotz der versprochenen offenen und ehrlichen Informations­politik keine Aussagen der Phoenix-Reiseleitung.

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Gestern trat in der Atlantik-Show-Lounge ein Bauchredner auf.
Heute Abend spielten noch einmal die Flower Power Men.
Diese Auftritte fanden allerdings ohne Zuschauer im Saal statt. Die beiden Shows wurden aber im Bordfernsehen übertragen.

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100. Reisetag – Sonntag 29.03.2020 – Fremantle/Australien – 11. Rückreisetag

Auch am heutigen Morgen gab es bei den diversen Durchsagen keine Information über die 46 neuen Fälle. Es wurde weder dementiert noch wurden sie bestätigt.

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4 Koffer und 2 Taschen bleiben erstmal zurück und kommen hoffentlich irgendwann in Deutschland an. Phoenix will versuchen, ein Frachtflugzeug zu chartern.


Neu war für uns hingegen, dass wir lediglich ein Stück Handgepäck mitnehmen durften und nicht, wie ursprünglich gesagt, einen Koffer plus Handgepäck. Das löste jetzt keine Begeisterungsstürme bei uns aus, aber man muss halt damit leben. Also wurde etwas aus dem bereits gepackten Handgepäck (z.B. mein Laptop) in den Koffer verstaut, dafür schaffte es umgekehrt eine Hose aus dem großen Koffer in den Trolley.

 

Um 13:00 Uhr war es dann soweit, die Gruppe für den ersten Flieger wurde aufgerufen, sich in die Atlantik Show-Lounge zu begeben. Zu dieser Gruppe gehörten auch Doris und ich. Böse Zungen würden behaupten, man wolle uns so schnell wie möglich loswerden. Aber vielleicht war es ja auch nur Zufall oder Glück. Von der Show-Lounge sollten wir geordnet vom Schiff in die Transferbusse geleitet werden, die uns dann zum Flughafen nach Perth bringen würden.
Leider verzögerte sich das Geleit nach draußen um 4 Stunden, denn die Flieger waren alle noch in der Luft. Und erst wenn ein Flieger gelandet sei, durften die hierfür vorgesehenen Passagiere die Transferbusse besteigen, so hatte es der Behörd beschlossen und verkündet.

Während dieser 4 Stunden kam es zum für mich emotionalsten Moment dieser Reise. Um 15:30 Uhr erschien der Bordarzt Dr. Roeske und verkündete, dass 31 Passagiere Symptome aufwiesen und deshalb nicht nach Deutschland reisen durften. Vielmehr sollten sie in Australien in Quarantäne verbracht werden. Je nach Schwere der Symptome könne das eine Einweisung in ein Krankenhaus, eine Unterbringung in einem Hotel oder in einer staatlichen Einrichtung, wie z.B. einer Kaserne, bedeuten.
In unserer Gruppe für das erste Flugzeug, wir waren ca. 200 Leute, wurden jetzt 9 Personen namentlich aufgerufen, mit der Bitte die Lounge zu verlassen und sich wieder auf ihre Kabinen zu begeben. Man hätte eine Stecknadel fallen hören.
Was mag in diesem Moment in diesen Menschen vorgegangen sein, so kurz vor dem Abflug nach Hause eine derartige Arschkarte gezogen zu haben?

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Schnappschuss aus dem Transferbus kurz vor der Abfahrt.


Irgendwann ging es dann tatsächlich los. Penibel auf den 2-Meter-Abstand achtend, begaben wir uns die Gangway hinunter. Unsere Pässe wurden kontrolliert und wir durften die Busse besteigen.

 

Im Konvoi wurden wir die 30 Kilometer nach Perth zum Flughafen gebracht. Vorne weg ein Polizeiauto mit Blaulicht, fuhren wir bei zügigem Tempo und grüner Welle auf der gesamten Strecke direkt aufs Rollfeld und bestiegen unsere Condormaschine, eine Boeing 767-300ER.
Die Sitze waren sehr eng, Beinfreiheit ein absolutes Fremdwort. Die Chefstewardess erkläre uns, dass es sich nicht um einen normalen Flug, sondern um eine vom Bundesaußenministerium organisierte Rückführung handele. Auf Grund der derzeitigen Lage gäbe es auch keinen Service, wie Kaffee und sonstige Getränke. An jedem Sitz hing eine Tüte mit 2 Sandwiches, einem Apfel und einem Schokoriegel und 2 Flaschen Wasser. Das nur zur Information, denn auch mit diesen Einschränkungen bezüglich Sitz und Verpflegung kann man 20 Stunden leben und locker übeleben. Nicht dass sich jemand aufgefordert fühlt, auf Facebook zu schreiben: “ Du meckerst wieder auf hohem Niveau. Sei froh, dass Du heimgeflogen wirst.“
Ja, ja, ich bin ja froh; aber ich berichte halt auch sehr ausführlich, sowohl über mein Frohsein als auch über mein Nichtfrohsein.

In Phuket wechselte die Crew, der Flieger wurde aufgetankt und nach einer Stunde waren wir wieder in der Luft. Noch 11 Stunden bis Frankfurt.

 

 

 

 

101. Reisetag – Montag, 30.03.2020 – Frankfurt am Main/Deutschland – 12. Rückreisetag

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Kleines Empfangskomitee.

Nachdem wir so gegen 8:00 Uhr (deutsche Zeit) in Frankfurt gelandet waren, kamen erst einmal vier Mitarbeiter des Gesundheitsamtes an Bord, um uns in Augen­schein zu nehmen und zu fragen, ob wir irgend­welche Beschwerden, wie Fieber, Gliederschmerzen oder Halsweh hätten.

 

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Nachdem niemand etwas derartiges verspürte, durften wir aussteigen. Immer nur 4 Reihen auf einmal, erst dann wurden die nächsten vier Reihen aufgerufen, das Ganze von vorne nach hinten. Das war aber kein Grund, der Aufforderung Folge zu leisten, solange auf den Sitzen zu verweilen, bis die Reihe aufgerufen wurde. Nein, in den Gängen, auch in den Hinteren, herrschte das übliche Gewusel, das entsteht, sobald das Flugzeug seine Parkposition erreicht hat, egal ob die Türen schon offen sind oder nicht. Loriot hat dieses sonderbare Verhalten wunderbar in einem seiner Filmsketche treffend glossiert.

 

Jetzt erwies es sich als großer Vorteil, kein Gepäck zu haben, denn wir konnten, ohne am Gepäckband zu warten, direkt dem Ausgang zuströmen. Dort waren Phoenix-Mitarbeiter postiert, die den Leuten den Weg zu den Sonderbussen zeigten, die sie weiter ins Ruhrgebiet, nach Süd- und Norddeutschland, in die Schweiz und nach Österreich bringen sollten.
Wir selbst brauchten diesen Service nicht zu nutzen, denn die knapp 20 Kilometer nach Hause wollten wir mit dem Taxi bewältigen. Am Taxistand bekamen wir zum ersten Mal mit, was die Corona-Pandemie für Auswirkungen hat. Dort, wo sonst Dutzende Taxis warteten, stand ein einziger Wagen einsam da und wartete auf Fahrgäste.
In einer Viertelstunde waren wir zu Hause und wieder war es von Vorteil, dass unsere 5 Koffer noch in Australien verweilten. Wir brauchten nicht groß auszupacken.
Wie uns aufgetragen, meldeten wir uns sofort bei unserem zuständigen Gesundheitsamt des Main-Taunus-Kreises in Hofheim. Wir wurden nicht, wie eigentlich erwartet, in die häusliche Quarantäne geschickt. Da wir nicht mehr zu arbeiten brauchen, genügt es, die üblichen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten:
- Abstand halten,
- Kontakte vermeiden, wo es geht,
- beim Einkaufen Mundschutz tragen,
- Händewaschen, Händewaschen und Händewaschen.

Das war’s dann erst mal mit der Weltreise.
Ob wir noch mal eine Kreuzfahrt machen werden? Ein ganz klares „Ja“, wenn die Zeiten wieder normal sind. Und zwar wieder mit Phoenix, wenn sie diese Zeiten wirtschaftlich überleben sollten. Ja, Phoenix hat die ein oder andere Macke, aber die ARTANIA ist für uns das beste Kreuzfahrtschiff, das auf den Meeren rumfährt und mit den paar Macken können wir leben.

Dem Kapitän und dem Kreuzfahrtdirektor wurde bereits auf Facebook in der Artania-Gruppe zahlreich und ausgiebig gedankt für ihren Einsatz, uns sicher nach Deutschland zu bringen. Diesem Dank schließen wir, Doris und ich, uns gerne an. Aber ich möchte auch nicht die Phoenix-Mitarbeiter in der Zentrale in Bonn vergessen, die sicherlich Tag und Nacht gerödelt haben.
Unser Dank gilt aber vor allem der Crew. Bis zu unserer Ausschiffung wussten sie nicht, wie es für sie weitergeht. Aber sie haben, ohne sich etwas anmerken zu lassen, ihren Job gemacht. Nur wenn wir sie gefragt haben, merkten wir, wie verunsichert sie tatsächlich waren. Aber zu uns waren sie bis zuletzt freundlich und zuvorkommend und haben auch ohne zu murren Sonderwünsche erfüllt, z. B. Doris ab und an mit Kaffee versorgt.
Ich denke, dass auch die Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes Großartiges geleistet haben. Ihnen ist sicherlich zu verdanken, dass letztlich alle notwendigen Genehmigungen durch die australischen Behörden erteilt wurden, so dass wir ausreisen konnten.

Angekommen in Frankfurt Airport wurde ich noch kurz interviewt
bevor wir dann mit dem Taxi endgültig nach Hause fuhren.

 

Hier endet der Blog!
Ich habe mich über das große Interesse sehr gefreut.
Das Gästebuch ist nach wie vor für Ihre Einträge, Bemerkungen und Kritiken offen.

Dann bis vielleicht zum nächsten Mal.

Peter und Doris

 

 

 

Weltreise musste abgebrochen werden

Am 14.3.2020 wurde die Entscheidung der Reederei bekannt gegeben, die Weltreise abzubrechen.

Näheres hier: Abbruch der Weltreise durch Phoenix

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Die letzten 4 Tage auf dem Schiff - ein beinahe Liveticker

Vom 26, März 2020 bis zum  Evakuierungsflug am 29. März gab es ständig neue und wechselnde Informationen. Sobald eine neue Info bekannt wurde, habe ich sie in einem "Extra-Beitrag" sofort hier im Blog Online gestellt, fast wie in einem Liveticker,
Diesen "Extra Beitrag" findet man hier!

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