Einmal um die Welt - diesmal ostwärts
2019/2020 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Der heutige Hafen wäre eigentlich Sabang gewesen. Sabang liegt auf der kleinen Insel Weh vor der Nordspitze von Sumatra. Für uns Reisende ist die Streichung nicht allzu schmerzhaft, da dort wenig geboten ist. Viel schmerzhafter ist es für die dortigen Bewohner, denn wenn ein Kreuzfahrtschiff dort festmacht, scheint der ganze Ort auf den Beinen zu sein; sei es nur, um zu schauen, um ein paar selbstgebastelte Souvenirs zu verkaufen oder um Fahrten mit Rikschas oder Taxen anzubieten. Mit Sicherheit wäre der ein oder andere Dollar oder Euro dort geblieben. Wir konnten das 2013 auf einer Kreuzfahrt mit der AMADEA schon einmal erleben.
Auf der ARTANIA geht das Bordleben normal weiter. Da heute der letzte Seetag vor dem Ende dieses dritten Reiseabschnitts ist, fand traditionsgemäß der Stadl Frühschoppen mit Freibier, Weißwurst, Leberkäs und Spanferkel statt. Vor einigen Jahren nannte sich diese Veranstaltung noch Bayerischer Frühschoppen. Aber außer dem Namen hat sich nichts geändert, sowohl die Reiseleitung als auch einige Gäste erscheinen im entsprechenden Outfit; die Damen im Dirndl und die Herren in der Krachledernen.
Leider leider ist der Husten, den wir längst überwunden glaubten, wiedergekommen; bei Doris schon seit einigen Tagen. Bei mir seit gestern und zwar trocken und hartnäckiger den je. Im Bordhospital wurde ich mit Hustensaft für den Tag und dem schrecklich schmeckenden Hustenstiller Silomat versorgt. Aus Erfahrung weiß ich, dass dieses Silomat mir nur sehr begrenzt hilft und bat den Arzt um Codeintabletten, weil die tatsächlich für eine halbwegs ruhige Nacht sorgen. Wegen der vergangenen Hustenwellen auf der ARTANIA waren die Codeintabletten leider dem Hospital ausgegangen. Ob und wann es Nachschub gibt, konnte man mir nicht sagen.
Für diesen und die nächsten 2 Tage stand Schonen auf dem Programm, also keine großen anstrengenden Erkundungstouren an Land. Betroffen von dieser Maßnahme waren also das heutige auf der Insel Penang liegende Georgtown, morgen Langkawi und übermorgen Port Kelang, alles malaysische Häfen.
Da wir diese drei Hafenstädte alle schon mal besucht hatten, war die Enttäuschung und der Ärger über unser Handikap nicht ganz so groß.
Langkawi ist eine Inselgruppe vor der Nordwestküste von Malaysia in der Straße von Malakka.
Rund um die Pier, wo wir am Morgen festgemacht hatten, gab es außer einem schicken Hotel weit und breit nichts. Um etwas zu unternehmen, müsste man sich ein Taxi nehmen.
Da wir uns aber den Schongang verordnet hatten, statteten wir nur dem Hotel eine Stippvisite ab, um etwas zu trinken.
... z.B. dieses bedrohliche Hinweisschild, wobei der Text dann doch nicht ganz so gefährlich klang. Hier die Übersetzung:
Kein Zugang. Eindringlinge werden strafrechtlich verfolgt.
Der Seeadler ist das Wappentier von Malaysia. Zwar haben wir einen im Flug beobachten können, jedoch konnte ich den Fotoapparart nicht schnell genug zücken, sodass als Ersatz dieses Holzmodel herhalten muss.
Am späten Vormittag erhielten wir von einer Bekannten eine WhatsApp-Nachricht, dass laut der Hafeninformation von Singapur die ARTANIA von Singapur nicht wie geplant nach Jakarta fahren würde, sondern nach Broome in Australien (https://www.singaporecruise.com.sg/).
Diese Info besagt, dass die ARATANIA drei Tage, also einen Tag länger als geplant, in Singapur liegen wird, um dann sofort Kurs auf Broome in Australien zu nehmen, anstatt Indonesien mit den Häfen Jakarta, Semerang, Probolinggo und Benoa (Bali) anzulaufen.
Wenn diese Info stimmt, würde das bedeuten, dass sämtliche 4 Häfen in Indonesien, einschließlich Bali gestrichen wären. Hatte jetzt nicht nur Sabang sondern ganz Indonesien die Befürchtung, dass wir den Coronavirus einschleppen könnten?
Kurze Zeit später wies besagte Hafeninformation noch zusätzlich aus, dass die Liegezeit in Singapur nicht zwei, sondern drei Tage betragen wird.
Wir trugen diese Meldung mit Fassung, weniger Indonesien dafür mehr Australien – auch gut. Für andere Passagiere die sich auf Highlights wie Bali oder den Besuch von Borobudur, der größten buddhistischen Tempelanlage der Welt, gefreut haben wäre diese Kursänderung eine große Enttäuschung.
Diese Informationen über den Routenwechsel wurden in Facebook natürlich diskutiert. Nach einigen Stunden konnte allerdings Entwarnung gegeben werden. Ein Facebook-User hatte sich direkt an Phoenix in Bonn gewandt und erhielt die folgende Erklärung:
Vielen Dank für Ihre E-Mail. Wir gehen momentan davon aus, dass die Reise wie geplant statt finden wird. Natürlich gibt es immer einen Plan B und Plan C. Es wäre ja in diesen Tagen Fahrlässig, sich nicht auf verschiedene Szenarien vorzubereiten. Am heutigen Tag liegen allerdings keine Informationen vor, die dazu führen würden, dass die Route von MS Artania tatsächlich angepasst werden müsste.
Broome wurde lediglich als unverbindliche Anfrage an die Hafenbehörde gestellt, was ein ganz normales Prozedere im Routenmanagement eines Schiffes ist und zum betrieblichen Alltag gehört. Wie auch immer, hatte diese Information kurzzeitig den Weg in die Datenbank des Hafens Singapur gefunden. Mittlerweile ist dies längst wieder korrigiert. Die indonesischen Häfen, die nach Singapur folgen, haben uns grünes Licht zum Anlegen gegeben und auch von Seiten der Behörden in Australien spricht nichts gegen die Durchführung mit aktuellem Routenverlauf.
In Langkawi am Anleger gibt es ja wenigsten ein Ressort, aber hier in Port Kelang war nur ein Passagierterminal und rundherum nur Ödland. Im Terminal gab es einige Souvenirgeschäfte und WLAN, was gerne genutzt wurde.
Für Kreuzfahrer ist Port Kelang in der Hauptsache der Hafen, um in die knapp 60 Kilometer entfernte Hauptstadt Malaysias, Kuala Lumpur, zu gelangen.
Neben der ARTANIA lagen in Port Kelang noch die (kleine) WORLD ODYSSEY und die MSC SPLENDIDA.
DIe WORLD ODYSSEY ist die MS DEUTSCHLAND, die im Sommer für Phoenix fährt. Im Winter wird das Schiff umlackiert und verchartert.
Die MSC SPLENDIDA ist ein Riesenschiff für 3200 Passagiere.
Statt in die Hauptstadt zu fahren begab ich mich wieder in das Rotlichtviertel der ARTANIA (siehe auch Blogeintrag vom 3.2.2020), sprich ins Bordhospital, um durch Inhalation den Husten zu kurieren.
Dort wurde ich auf einen schweren Fauxpas aufmerksam gemacht, der mir bei der Schilderung des Inhalier-Vorgangs (siehe Blogeintrag vom 25.1.20) unterlaufen ist.
Ich schrieb dort nämlich über die Tätigkeit von Arzthelferinnen. Die beiden Stützen des Bordhospitals, Miriam und Olga, die schon seit Jahren auf der ARTANIA arbeiten, sind aber keine Arzthelferinnen, sondern examinierte Krankenschwestern, die meinen Blog gelesen haben und denen der Fehler natürlich direkt entgegengesprungen ist.
Dazu nur am Rande: Arzthelferin ist ein Lehrberuf mit zweijähriger Ausbildung, während die Ausbildung zur Krankenschwester 3 Jahre dauert und mit einer anspruchsvollen staatlichen Examensprüfung abgeschlossen werden muss.
Da das Schiffshospital nicht nur aus einer ambulanten Arztpraxis, sondern auch aus einem stationären Bereich besteht, hätte ich da eigentlich selbst draufkommen können.
Aber da Schwester Miriam und Schwester Olga nicht nur examiniert, sondern auch nett sind, haben sie mir gleich verziehen. Auch die etwas lästerhafte Beschreibung des Kotztüten-Memory haben sie mir nicht krummgenommen.
Natürlich habe ich die fehlerhafte Berufsbezeichnung im Blog mittlerweile korrigiert.
Die AIDAbella, sie lag an der gleichen Pier wie wir, hatte alle Passagiere von Bord nach Hause geschickt. Auch die anschließende Kreuzfahrt wurde abgesagt. Das leere Schiff legte am Nachmittag mit Ziel Penang/Malaysia ab.
Wir kamen pünktlich gegen 8 Uhr früh an der Singapore-HarbourFront an . Die Freigabe durch die Behörden, sprich die Erlaubnis, dass die Passagiere das Schiff verlassen dürfen, zog sich etwas in die Länge und so konnten erst ab 9:30 Uhr die Ersten von Bord gehen.
Da wir immer noch nicht die 100-prozentige touristische Leistung bei uns abrufen wollten, ließen wir es langsam angehen und machten uns erst gegen 11 Uhr für den Landgabg fertig. Das hatte als schönen Nebeneffekt den Vorteil, dass bei der Gesundheits-, Pass- und Gepäckkontrolle der Andrang nicht mehr so groß war. Fiebermessen ging schnell, da es im Vorbeigehen gemessen wurde; ich musste nur hierfür meine Baseballcap absetzen.
Bei der Pass- und Personenkontrolle wurden wir fotografiert und von den Daumen wurden Fingerabdrücke genommen. Dann war es fast schon geschafft. Noch schnell die Rücksäcke durchleuchten lassen und uns selbst mit Metalldetektoren abtasten lassen und dann waren wir offiziell eingereist. An das Passagierterminal schloss sich nahtlos eine große Shoppingmall an, die wir zwangsweise durchlaufen mussten, wenn wir nach draußen oder zur U-Bahn-Station wollten. Öffentliche Verkehrsmittel in Singapur sind für Touristen recht preisgünstig. Für 16 Singapur-Dollar (ca. 10 €) bekamen wir ein 2-Tage Ticket. Mit dem kann dann beliebig oft U-Bahnen und Busse benutzt werden.
Möglichkeiten, etwas in Singapur zu unternehmen gibt es viele:
- Gardens by the Bay
- Singapore Flyer – das Riesenrad
- Marina Sands Skypark – die Aussichtsetagen des spektakulären Hotels Marina Bay Sands
- Botanischer Garten
- Merlion – das Wahrzeichen am Singapore River
- Chinatown
- Little India
- Little Italy
- Orchard Road
- Singapore Sling im Raffels genießen
- Bootsfahrt auf dem Singapore River
- …
All diese Highlights hatten wir bereits auf früheren Reisen abgearbeitet, sodass wir es heute lieber nochmal etwas ruhiger angehen wollten.
In Asien wurde schon immer gerne Mundschutz getragen. Aber seit dem Auftrtenen des Corona-Virus hat sich die Zahl der "Mundschutzträger" sichtlich erhöht.
Unser heutiges Ziel war lediglich Bugis, ein quirliges Einkaufsviertel, wo wir ein wenig stöberten und Maulaffen feilhielten. Bugis war von der Harbor Front mit der Metro, so heißt hier die U-Bahn, bequem und schnell erreichbar. In Singapur ist es wichtig, immer eine Jacke dabei zu haben, denn in der U-Bahn und in den Geschäften ist es eiskalt; die Klimaanlagen laufen auf Hochtouren.
Androhung: Einige dieser heute erstandenen Solar-Wackelfiguren sind Mitbringsel (und einige behalten wir selbst).
Heute beginnt ein weiterer neuer Reiseabschnitt, mittlerweile der Vierte. „Südostasiens Exotik und Australien“, so hat Phoenix diesen Teil der Weltreise betitelt.
Die Weiberfaschingsparty am Heck war nur mäßig besucht. Verständlich, denn die Neuen hatten eine lange und beschwerliche Anreise.
Heute wollten wir etwas aktiver sein als gestern und machten uns zunächst einmal auf nach Chinatown. Hierbei mussten zunächst erst wieder Pass- und Gepäckkontrollen durchlaufen werden, allerdings diesmal ohne fotografiert zu werden und Daumenabdrücke abgenommen zu bekommen.
Die Smith Street in Chinatown ist eine sogenannte Foodstreet (vgl. Fressgass‘ in Frankfurt) mit Restaurants und Essenständen.
Dort gibt es einen Stand an dem wir bei unseren letzten beiden Aufenthalten in Singapur bereits Kunde waren, so auch diesmal. Doris bestellte sich Ente mit Reis und ich gegrillten Schweinebauch, ebenfalls mit Reis. Es schmeckte wieder vorzüglich.
Eine Attraktion hatten wir aber noch offen, die Seilbahn. Sie überspannt die Harbor Front, wo wir liegen und die Freizeitinsel Sentosa. Sentosa ist die Freizeitinsel von Singapur, hier gibt es einen Strand, ein Aquarium und weitere Attraktionen, so ein wenig Disneyland eben.
Uns reizten nicht diese angebotenen Vergnüglichkeiten, sondern die Fahrt selbst, die auch direkt über die ARTANIA führte. Ganz billig war der Spaß nicht (35 Singapur-$, etwa 24 € pro Person), aber dafür konnte man soviel fahren wie man wollte, an verschiedenen Stationen aus- und wieder einsteigen, ähnlich wie bei einem Hop-On Hop-Off Bus.
An der Zwischenstation "Merlion Station" stiegen wir aus der Gondel aus, um die Kopie des Merlion (das Original steht am Singapur River) zu bewundern. Leider versperrte ein Bauzaun die Sicht, ...
Im Souvenirshop im Hafenterminal entdeckten wir dann ein besonders geschmackvolles Exemplar des Merlion.
Zu Fuß ging es von der Gondelstation zurück zum Schiff, es war ja nicht weit. Auch bei der Rückkehr zum Schiff musste vorher noch die behördliche Gepäck- und Passkontrolle durchlaufen werden. Stichprobenartig wurde auch noch mal der Daumenabdruck genommen, damit die Behörden ganz sicher sein konnten, dass die Person, die von Bord gegangen ist auch genau dieselbe ist, die wieder an Bord will. Vorher hatten wir noch unsere letzten Singapur-$ in der Shopping Mall ausgeben, unter anderem für eine Dose Tiger-Bier, das Bier in Singapur.
Um 18:15 Uhr fand wieder die obligatorische Rettungsübung statt und um 19:00 Uhr standen wir an der Reling, um das Ablegen und Auslaufen zu beobachten. Da der Finger, mit dem die Austiegsluke der Artania mit dem Hafenterminal verbunden war noch nicht abgezogen war, war zu vermuten, dass sich die Abfahrt verzögern würde. Wahrscheinlich war der Lotse noch beim Abendessen und was der Lotse kann, können wir schon lange. Also gingen wir auch Essen.
Um halb acht ließ der Kreuzfahrtdirektor über die Bordlautsprecher die Bombe platzen.
Wir bleiben noch einen Tag länger in Singapur liegen und nehmen morgen direkt Kurs auf Broome in Australien. Die Behörden in Jakarta und Samarang hätten ganz kurzfristig die Einfahrtsgenehmigung zurückgezogen. Und da man befürchtet, dass die Genehmigung für die anderen beiden Destinationen, Probolingo auf Java und Benoa auf Bali ebenfalls zurückgezogen werden könnte, hätte man sich zu diesem Schritt entschlossen. Da war er also, der vor drei Tagen bekannt gewordene Plan B.
Natürlich schossen sofort die Gerüchte ins Kraut. Phoenix hätte von Anfang an gewusst, dass die vier Häfen ausfallen werden, hat das aber zurückgehalten, bis die neuen Passagiere in Singapur angekommen sind, damit diese nicht noch schnell in Deutschland die Reise stornieren konnten.
Gegen diese Theorie spricht allerdings, dass seit gestern indonesische Beamte an Bord sind und Änderungen in der Routenführung auf Grund höherer Gewalt keinen Stornierungsgrund darstellt.
Jetzt war natürlich bei vielen Reisenden die Stimmung im Keller.
Ich frage mich allerdings, wieso man uns nicht gleich nach der Rettungsübung informiert hat, sondern um 19:00 Uhr noch am Heck die Auslaufparty gestartet hat. Aber bei der Reiseleitung lagen sicher auch die Nerven blank.
Da die Passkontrolle nur bis 22 Uhr Dienst hatte, lohnte es sich für potentielle Nachtschwärmer nicht mehr, das Schiff zu verlassen.
Was machet man mit dem zusätzlichen Tag in Singapur? Man greift am besten auf Bewährtes zurück. Wir wollten also wieder bei unserem Chinesen in der Smith Street speisen.
Vorher statten wir Little India einen Besuch ab, denn hier ist es bunt und die Mischung aus touristischem Anteil und echtem Leben hält sich die Waage, im Gegensatz zu Chinatown, wo der touristische Anteil mittlerweile 100% und vielleicht sogar noch ein bisschen mehr beträgt.
Der ursprüngliche Charme von Chinatown und auch die Gegend am und um das Ufer des Singapur River, der noch in der 90er Jahren vorhanden war, ist völlig verschwunden.
„Singapore is a fine city“
Hierbei handelt es sich um ein gerne verwendetes Wortspiel.
„fine“ bedeutet übersetzt einerseits schön, fein, herrlich (als Adjektiv);
aber auch Geldstrafe, Bußgeld (als Substantiv).
Da im Englischen Substantive mitten im Satz im Gegensatz zum Deutschen nicht groß geschrieben werden, ist der Spruch zweideutig.
Am Nachmittag gab es im Bordfernsehen (Kanal 8) wieder einen Brennpunkt, diesmal mit Kapitän, Kreuzfahrtdirektor und Bordarzt.
Hier wurde noch einmal dargelegt, dass keine Informationen zurückgehalten worden wären. Man belegte dies mit Mails und Schreiben von den indonesischen Behörden, die gezeigt wurden. Der Bordarzt erklärte, dass es definitiv keinen Fall einer Coronavirus-Infektion an Bord gäbe, weder bei den Passagieren noch bei der Besatzung.
Das eigentlich Interessante war die Information, dass wir jetzt doch vielleicht Bali anlaufen können, da es ja von dort noch keine offizielle Absage von den Behörden gegeben hätte.
Für den Kurs der ARTANIA spielt diese Überlegung erst mal keine Rolle, denn der Weg nach Australien führt automatisch an Bali vorbei.
Ein wenig Nachdenklich macht noch folgender Widerspruch:
Unsere Kabinenstewardess, Eni, die aus Indonesien stammt und übermorgen in Semarang austeigen sollte, weil ihr Vertrag endet, hat die Information, dass es keinen Aufenthalt in Indonesien gibt und sie deshalb einen neuen sogenannten Zwangsvertrag erhält und sie erst in Auckland, Neuseeland von Bord kann. In Australien selbst darf die Crew gar nicht an Land, weil die Australier paranoische Angst vor illegalen Einwanderern haben.
Eni war den Tränen nahe. Und uns stellte sich die Frage, welche Information denn nun richtig ist.
(a) Wir laufen in Indonesien keinen Hafen mehr an (so wurde die Crew informiert)
(b) Wir laufen Bali an (laut „Brennpunkt“), denn es liegt (noch) keine Absage vor
Um 20:00 Uhr verließen wir den Hafen von Singapur mit Ziel Benoa/Bali/Indonesien.
Was uns ein wenig wunderte, es gab keine Information, an welchen Tag, um wieviel Uhr und wie lange wir auf Bali sein werden. Auch darüber, was nach Bali geplant ist, lässt man uns völlig im Dunkeln. Auch wenn einige Punkte der nun geänderten Route mit Fragezeichen zu versehen sind, kann man uns das doch mitteilen – tut man aber nicht!!!
Eni ist glücklich, anscheinend kann sie in Bali doch von Bord.
Auch die Internetseite https://www.marinetraffic.com vermeldet Gutes. Denn hier ist vermerkt, dass die ARTANIA in Benoa am 25.2 um 6:00 Uhr einlaufen soll. Schau’n wir mal. Wir wissen ja mittlerweile: „Papier und Hafeninformationen im Internet sind geduldig!“
Das Bordleben geht normal weiter. Am Vormittag fand die mittlerweile dritte Äquatortaufe statt. Singapur liegt ganz knapp nördlich über dem Äquator und wir fahren einen Südost-Kurs.
Am Nachmittag war der Handshake mit dem Kapitän und dem Kreuzfahrtdirektor und am Abend die Begrüßungsgala mit entsprechendem Dinner.
Ich nutzte die Zeit, um am Blog zu arbeiten, war ich doch ganz ordentlich im Rückstand, konnte aber einiges aufholen.
Ein Wort zum Kreuzfahrtdirektor. Der altgediente und erfahrene Klaus Gruschka hatte auf Langkawi die ARTANIA verlassen, da er wegen einer Familienangelegenheit nach Deutschland fliegen musste. Für die Zeit seiner Abwesenheit hat er den Führungsstab dem relativ jungen Reiseleiter Moritz Stedtfeld übergeben.
Da der Kreuzfahrtdirektor bei all den derzeitigen Turbulenzen einen äußert schwierigen Job hat, ist zu bewundern, wie ruhig und souverän Moritz Stedtfeld diese Aufgabe meistert. Er muss sich Einiges anhören und wird wohl auch stark angegangen.
Wie üblich, erfolgte um 10:00 Uhr die Positionsmeldung durch den Kreuzfahrtdirektor über die Bordlautsprecher. Aber endlich gab es auch konkrete Informationen zum weiteren Verlauf der Reise.
Morgen, gegen 6:00 Uhr, werden wir vor Benoa (Insel Bali) vor Anker gehen. Es werden Gesundheitsbehörden an Bord kommen, um zu entscheiden, ob wir an der Pier anlegen dürfen und vor allem, ob wir dann auch das Schiff verlassen dürfen.
Ist diese Hürde überwunden, werden wir zwei volle Tage auf Bali bleiben. In der Zwischenzeit wird versucht, die Erlaubnis für einen weiteren Hafen in Indonesien zu erhalten. Sollte das klappen, schippern wir dahin. Wenn nicht, bleiben wir einen weiteren Tag auf Bali.
Am späten Nachmittag bzw. frühen Abend des 27.2.2020 werden wir Kurs auf Darwin in Australien nehmen. Dort werden wir bereits am Abend des 29.2.2020 ankommen und nicht erst, wie im Reiseplan laut Katalog zu lesen war, am 1.3.2020 um 13:00 Uhr. Die gewonnene Zeit soll für die Einreiseformalitäten genutzt werden, sodass wir vielleicht schon am 1.3 vormittags von Bord können.
Mal sehen, ob diese Planung Bestand haben wird.
Aber jetzt, da dies endlich alles geklärt war, konnte man sich pünktlich und frohgemut um 11.11 Uhr in den Rosenmontagsfrühschoppen am Heck stürzen. Dort gibt es Stimmungsmusik, Kreppel, Häppchen und Korn.
Um 12:30 Uhr ist die Party allerdings schon wieder vorbei, denn ab da öffneten die Restaurants für das Mittagessen.
Und der Rest des Tages verlief, wie Seetage eben verlaufen.
Am Morgen, gegen 7:30 Uhr, legten wir tatsächlich in Benoa auf der Insel Bali an und das Schiff wurde kurz darauf zum Landgang frei gegeben. Mittlerweile stand auch fest, dass wir hier drei Tage liegen werden, da kein weiterer Hafen in Indonesien gefunden werden konnte, der uns haben wollte.
Begrüßt wurden wir von einem traditionellen Musik- und Tanzensemble. Zu den exotischen und für europäische Ohren sehr ungewöhnlichen Klängen eines Gamelanorchesters führten 6 Tänzerinnen klassische balinesische Tänze vor.
Dabei handelt es sich nicht etwa um eine balinesisch schuhplattelnde Volkstanzgruppe für Touristen, sondern diese Tänze haben eine lange Tradition und gehören zu den vielen religiösen Festen und Riten, die hier auf der „Insel der Götter“ eine bedeutende Rolle spielen. Die Vorführung vor Touristen spielt hierbei nur eine Nebenrolle.
Das Gamelanorchester während einer Pause.
Weder Dur noch Moll, sondern ganz anders und fremd. Metallene Klänge der Xylophone, schneller Rhythmus und dumpfe Trommelschläge bestimmen den Charakter der Gamelanmusik.
Mehr als 90% der Bevölkerung gehören dem Hinduismus an. Der Hinduismus hier ist stark vermischt mit Elementen des früheren sogenannten animistischen Glaubens. Das hat zur Folge, dass sowohl der Alltag als auch das gesamte Leben auf Bali von der Geburt bis zum Tod durchzogen ist von Mythen und Ritualen. Dieser ganz zentrale Glaube spiegelt sich wider in einer Vielzahl von Festen, die begleitet werden von der bereits erwähnten Gamelanmusik und den Tänzen.
Diese kleinen Kästchen, hergestellt aus Palmblättern, gefüllt mit Opfergaben, werden überall platziert. Auf der Straße, vor Geschäften, in Bussen und Pkws, auf Hausaltären oder an den allgegenwärtigen Statuen.
Aber auch die unzähligen Tempel (jedes Dorf hat mindestens einen), die Architektur, die figürlichen Statuen, die man an Kreuzungen findet, die allgegenwärtigen kleinen Opfergaben sind Auswirkungen dieses alles durchdringenden Glaubens. Neben den Göttern spielen gute und böse Geister, die überall innewohnen können, eine zentrale Rolle, auch im täglichen Leben.
Diese Welt erschließt sich uns Touristen nicht. Wir können nur ein wenig staunen.
Natürlich sind auch weltliche Dinge für den Balinesen nicht ohne Bedeutung. Zu dieser Erkenntnis gelangten wir recht schnell, als wir uns kurz vor elf Uhr durch die Menge der vor dem Passagierterminal wartenden Fahrer durchkämpfen mussten, von denen jeder Einzelne Inseltouren anbietet. Sie arbeiten mit allen nur erdenkbar rhetorischen Tricks. Sobald man als höflicher Tourist die Frage nach der Herkunft oder wie es einem geht nicht ignoriert, befindet man sich mitten in einer Verhandlung, in der es nicht um ja oder nein geht, sondern nur noch darum, wohin man fahren und was man sehen möchte.
Auch die Ausrede, man möchte nur mal da hinten bei dem Souvenirstand schauen, nützt wenig bis gar nichts. Sofort wird diese kleine Notlüge damit bestraft, dass sich ein Fahrer wie ein Schatten an die Fersen des Schwindlers heftet, um nach erfolgtem Souvenirkauf ein unverbindliches Gespräch über mögliche Inseltouren zu führen. Es war sehr schwierig, diesen Schatten wieder los zu werden, ohne unhöflich oder grob zu werden.
Unsere Strategie war folgende: Wir ignorieren hartnäckig alle Fahrer innerhalb des Hafens und führen die ersten Verhandlungen erst, wenn wir nach ca. 200 Meter das abgegrenzte Hafengelände verlassen haben. Soweit der Plan, aber auf halber Strecke waren wir plötzlich dann doch in ein ernsthaftes Verkaufsgespräch verwickelt. Wir waren uns mit dem Fahrer schnell über die Streckenführung einig, nur bei der anschließenden Preisverhandlung kam die Sache ein wenig ins Stocken. Gefordert waren 90 US-Dollar für einen Trip von 7 – 8 Stunden Dauer, wir wollten nur 80 $ zahlen (verhandeln ist Pflicht!). Da zog Doris einen starken Trumpf aus dem Ärmel. Wenn uns die heutige Fahrt (für 80 Dollar) gefallen sollte, machen wir morgen noch eine. Der Trumpf stach. Ohne weitere Diskussion wurde unser Angebot akzeptiert.
Unser touristisches Begehr ließ sich in wenigen Worten zusammenfassen; wenige touristische Massenansammlung, dafür viel Natur. Doris brachte es wieder mal auf den Punkt, als sie dem Fahrer sagte: “Show us your beautiful Bali!“
Wir gaben zwei konkrete Ziele an, nämlich den bekannten Tempel Tannah Lot und die Reisterrassen bei Jatiluwih im Inneren der Insel.
Der Großraum um die Hauptstadt Denpasar, zudem auch der Hafen von Benoa gehört, erstickt im Verkehrschaos. Die vielen Autos und die noch zahlreicheren Mopeds verstopfen die Straßen, wobei die Mopeds die etwas besseren Karten haben, denn sie nutzen jede noch so kleinste Lücke, um an den Autos vorbei zu wuseln. Die offiziellen Verkehrsregeln haben nur eine untergeordnete Bedeutung, vielmehr funktioniert das Ganze nur durch ein Geben und Nehmen. Jeder nimmt sich die Vorfahrt, aber jeder überlässt auch die Vorfahrt den anderen. Nur so kann es funktionieren, dass an den Kreuzungen ohne Ampel der Verkehr irgendwie fließt, wenn auch sehr sehr zähflüssig.
Die wichtigsten Voraussetzungen im balinesischen Straßenverkehr sind Geduld, stoische Ruhe und Gelassenheit. Es wird auch nur ganz wenig gehupt.
Und so benötigten wir für die knapp 30 Kilometer zu unserem ersten Ziel mehr als eine Stunde.
Tannah Lot ist ein Tempel im Meer an der Südküste Balis. Er gilt es eine der touristischen Attraktionen.
Besonders berühmt ist der Sonnenuntergang, mit dem Tempel im Vordergrund. Ich halte dieses legendäre Schauspiel für einen ausgesprochenen Fake. Nämlich vor mehr als 30 Jahren (da gab es im Deutschen das Wort Fake allerdings noch gar nicht) hatte ich schon einmal auf Bali Urlaub gemacht. Es war meine erste Fernreise. Jedenfalls wurden die Touristen auf der ganzen Insel von den Hotels mit Bussen hierher gekarrt, um das Naturereignis zu bewundern. Sobald sich jedoch die Sonne dem Horizont näherte, kamen Wolken auf und die Sonne verschwand sehr unspektakulär im Meer.
1o Jahre später, Doris und ich machten eine (sehr schöne) Asienrundreise mit dem ADAC, die uns auch nach Bali führte. Die gleiche Prozedur wieder. Unzählige Busse, große Menschenmenge und bevor es zum Sonnenuntergang kam, schwupps waren sie wieder da, die Wolken. Jetzt schließe ich aus meinen beiden Beobachtungen messerscharf, dass 6 Richtige im Lotto oder ein sehenswerter Sonnenuntergang in Tannah Lot gleichermaßen unwahrscheinlich sind und nur in den seltensten Fällen eintreffen.
Jetzt am späten Vormittag war der Besucherstrom sehr übersichtlich. Die Restaurants, auf deren Terrassen man einen „unverbautem“ Blick auf die kleine Insel mit dem Tempel hat, waren so gut wie leer und wir konnten uns einen der Logenplätze aussuchen, um bei einem kühlen Getränk die Aussicht zu genießen. Da man hier anscheinend weder am Abend noch am Vormittag einen spektakulären Sonnenuntergang geboten bekommt, war so gesehen der Zeitpunkt unseres Hierseins optimal gewählt, da die vielen Busse ja erst am späten Nachmittag ankommen werden.
Der zweite Teil unseres Ausflugs nach Jatiluwih zu den Reisterrassen führte uns über kleine Nebenstraßen durch Dörfer und wunderschöne Landschaften. Der Fotoapparat legte kaum noch Pausen ein.
Zu erzählen gibt es über die Fahrt nach Jatiluwih eigentlich nichts. Die weitläufigen Reisterrassen, die eine unglaubliche Ruhe und Schönheit ausstrahlen, sind ein unvergesslicher Anblick.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass der Reisanbau eine schwere und gleichzeitig filigrane Arbeit bedeutet, für die es keine Maschinen gibt.
Auf der gut zweistündigen Rückfahrt legten wir hier und da einen Fotostopp ein und erreichten die ARTANIA gegen 19:30 Uhr.
Nach dem Abendessen wollten wir noch ein wenig durch die Verkaufsbuden vor dem Terminal bummeln. Ein kleiner Rest von Fahrern wartete vor dem Terminal weiterhin auf Kundschaft. Ihre Warnungen vor dem „Big Rain“ und doch lieber mit ihnen eine Abendfahrt zu machen, ignorierten wir. Es waren ja nur wenige Schritte bis zu den Buden. Aber die wenigen Meter bis dorthin reichten vollkommen aus, als der Himmel ohne Vorwarnung seine Schleusen öffnete, um uns bis auf die Haut zu durchnässen. Bei einer Verkaufsbude fanden wir Unterschlupf. Und obwohl wir nur einen Kühlschrankmagneten für einen Dollar erstanden (ursprünglicher Preis 3 Dollar) bot man uns einen Stuhl an. Auch meine Idee, hier irgendwo noch eine Flasche des heimischen Biers (Marke Bintang) zu mir zu nehmen, musste ich erst einmal fallen lassen. Als der Schauer vorbei war, ging es schnurstracks zurück aufs Schiff.
Da wir gestern mit unserer Tour mehr als zufrieden waren, hatten wir für heute unseren Fahrer wieder engagiert – Treffpunk zwischen 10:00 und 10:30 Uhr. Die vor dem Terminal wartenden Fahrer glaubten uns klein Wort, als wir ihre Angebote mit der Begründung ablehnten, dass wir bereits einen Deal mit einem Fahrer hätten. Einer heftete sich an unsere Fersen und ließ sich auch nicht abschütteln. Er begründete seine Hartnäckigkeit damit, dass er uns zu Diensten stünde, falls unser Fahrer uns versetzt haben sollte. Aber unser Fahrer war da, und als wir ihm mit unseren Regenschirmen winkten, trollte sich unser Schatten wieder. Die Regenschirme nahmen wir mit, da es heute früh schon kräftig geregnet hatte und wir mit dem balinesischen Regen nicht mehr ganz so hautnah erneut Bekanntschaft machen wollten.
Für heute hatten wir nur ein Ziel im Auge, die Stadt Mengwi mit einem der schönsten Tempel Balis, dem Pura Taman Ayun – so stand es in unserem Reiseführer. Unsere Fahrer schlug vor, uns zusätzlich zu einem Wasserfall zu fahren, der sehr schön, aber touristisch nicht überlaufen sei; „very calm“, wie er sich ausdrückte. Die Idee gefiel uns, der Fahrpreis betrug wieder 80 US-Dollar, das hatten wir gestern schon so vereinbart und los ging’s.
War gestern der Verkehr schon zähflüssig, so war heute Stop and Go angesagt. Der Grund sei, wie unser Fahrer erklärte, dass von den Mopedfahrern, die auch ein Auto besitzen, diese heute wegen des Regens lieber ihr Auto benutzen. Und mit einem Auto kann man halt nicht so schön wuseln wie mit einem Moped, denn sie beanspruchen ein Vielfaches an Platz auf der Fahrbahn. So brauchten wir für die gut 30 Kilometer Wegstrecke nach Mengwi gut zweieinhalb Stunden.
Anscheinend hatte uns die balinesische Gelassenheit auch schon angesteckt, außerdem hatten wir ja jede Menge Zeit – es machte sich bei uns keinerlei Ungeduld bemerkbar.
Wir legten noch schnell einen Zwischenstopp ein, um einige Geschäfte für Devotionalien und Tempelzubehör zu bestaunen.
Auch hier am Tempel Pura Taman Ayun war keinerlei touristischer Trubel und die Phoenix-Busse waren auch noch nicht da. Unser Fahrer hatte uns erzählt, dass man auf Bali sehr schmerzlich die Chinesen vermisse, die auf Grund des Coronavirus zurzeit nicht mehr kommen konnten.
In einem kleinen Kino wurde ein Film über die Nutzung des Tempels während farbenprächtiger Zeromonien an Feiertagen gezeigt.
Nun machten wir uns auf den Weg ins Gebirge zum Nung Nung Wasserfall. Wie es zu dieser Jahreszeit üblich ist, begann es am frühen Nachmittag wieder kräftig zu regnen. In ca. 800 Meter Höhe hatten wir unser Ziel erreicht. Die dortige Infrastruktur bestand aus einem Parkplatz, einem Warung, so heißen hier die einfachen Restaurants und einem Kassenhäuschen, wo wir unseren Eintritt für den Wasserfall zahlen konnten (ca. 2 € pro Person).
Unser Fahrer zeigte uns die Richtung die wir gehen sollten, um zum Wasserfall zu gelangen, wobei er noch etwas von Stufen murmelte, die für uns aber kein Problem darstellen sollten. Bewaffnet mit großen Regenschirmen trabten wir los. Die vom Fahrer erwähnten Stufen entpuppten sich als ein gewundener Treppenpfad, wobei die Stufen normale Höhe hatten aber streckenweise auch mit sehr unergonomischen Stufenhöhen von mehr als 30 cm selbst sehr langbeinigen Treppensteigern beim Abstieg (und späteren Wiederaufstieg) einiges abverlangte.
Wir liefen und liefen, konnten aber keinen Wasserfall entdecken, aber zumindest das Rauschen war schon zu hören.
Immer wieder kamen uns Menschen, teilweise in Badebekleidung entgegen, die aber gar nicht fröhlich aussahen, geschweige denn ein lockeres „Hello“ auf den Lippen hatten. Schließlich kam uns doch ein Paar entgegen, die das anscheinend hier herrschende Schweigegelübde brachen und stöhnten: „It’s a very long way“. Das war für Doris das Signal, den Abstieg abzubrechen und umzukehren. Uns war nämlich mittlerweile klar, dass man den Wasserfall nicht von oben „besichtigen“ kann, wo er sich ins Tal stürzt, sondern man muss erst ins Tal gelangen, um das Naturschauspiel bewundern zu können.
Ich wollte noch nicht aufgeben, stieg tapfer weiter nach unten, immer mit der Hoffnung im Herzen, hinter der nächsten Biegung endlich am Ziel zu sein. Nach sehr viel Hoffnung und noch mehr Biegungen war der Wasserfall plötzlich - immer noch nicht zu sehen und ich gab, doch schon ein wenig erschöpft, auf. Es wird nun auf ewig die Frage unbeantwortet bleiben, ob ich nur noch wenige Meter bzw. Stufen vom Ziel entfernt war oder ich erst die Hälfte der Wegstrecke bewältigt habe.
Somit begann der kräftezehrende Aufstieg.
Das Foto wurde aus dem Internet entliehen.
Quelle: https://www.unaufschiebbar.de/reiseziele/asien/indonesien/nungnung-waterfall-bali/
An das Anfertigen von fotographischen Dokumenten dieser Expedition war überhaupt nicht zu denken. In der einen Hand befand sich der Regenschirm und die andere Hand verspürte keinerlei Lust, alleine irgendwelche Tätigkeiten zu verrichten.
Jetzt konnte ich nachvollziehen, warum die uns entgegenkommenden Badegäste so wortkarg waren, schließlich brauchte man die gesamte Luft zum Atmen und nicht zum unnötigen sauerstoffverbrauchenden Schwatzen.
Fix und alle kam ich schließlich irgendwann oben wieder an.
Aufgepäppelt mit einigen Bananen und einem starken Kaffee kehrten aber rasch die Lebensgeister wieder zurück. Später am Abend googelten wir im Internet, dass wir mehr als 500 Stufen hätten bewältigen müssen.
Eigentlich hätten wir jetzt unseren Fahrer mal ins Gebet nehmen müssen, dass er uns vorher nicht die volle Wahrheit über den Weg erzählt hatte. Aber die bereits erwähnte balinesische Gelassenheit brachte uns zur Überzeugung, dass er lediglich unsere Kondition falsch eingeschätzt haben musste.
Außerdem hatten wir bereits anderswo Wasserfälle gesehen, so 1994 den Triberger Wasserfall im Schwarzwald oder den berühmten Gullfoss Wasserfall auf Island 1999. Von diesen Erinnerungen konnten wir schließlich auch heute zehren????
Die Rückfahrt zum Schiff war wieder sehenswert und ich kann getrost die abgedroschene Phrase hier bringen: „Der Weg ist das Ziel“.
Am Hafen angekommen vereinbarten wir gleich für morgen noch mal eine Tour, eine kleine Halbtagestour für 40 US-Dollar.
Bevor wir zurück aufs Schiff gingen, kehrten wir in einer Kneipe am Hafen ein, um noch rasch ein einheimisches Bier zu trinken.
Unser heutiger Ausflug war ganz einfach gestrickt. Fahrt zu den Stränden in Nusa Dua und in Sanur.
In Nusa Dua befinden sich die Luxusressorts und 5-Sterne Hotels, wo auch gerne mal Promis absteigen. Um auf das Areal mit den Hotels und dem Strand von Nusa Dua zu gelangen, muss man an einer Schranke die Gesichtskontrolle durch Security-Leute bestehen.
Das Gelände gleicht einem sehr gepflegten Park – alles sauber und prick. Der Strand ebenfalls OK.
Unser obligatorischer Strandsparziergang fiel etwas kürzer aus als ursprünglich vorgesehen; es war tierisch heiß und schwül.
Sanur hingegen ist die gut bürgerliche Variante für den Pauschaltouristen an sich. Hier hat es uns besser gefallen, hier war es nicht so steril wie in Nusa Dua.
Wir waren mit unserem Fahrer sehr zufrieden und könnten ihn bedenkenlos weiterempfehlen. Allerdings haben wir seine Visitenkarte irgendwie verbaselt, sodass wir leider weder einen Kontakt über WhatsApp noch über Facebook vermitteln können.
Gegen halb drei waren wir wieder auf der ARTANIA, die pünktlich um 17:00 Uhr mit Ziel Darwin in Australien ablegte.
Mangels Fotodokumenten über spannende Ereignisse des Tages muss heute mal ein Sonnenuntergang herhalten.
Heute war Bergfest, das heißt genau die Hälfte der Reise ist bereits vorbei. ☹
Seit zwei Tagen werden keine Obstkörbe mehr auf die Kabinen verteilt. Uns trifft das nicht besonders hart, denn wir hatten gleich zu Beginn der Reise diesen (kostenlosen) Service abbestellt. Denn wenn man das Obst nicht aufisst, muss es erst einen sehr ausgeprägten Reifezustand erreichen, bis die dann mittlerweile intensiv riechenden Naturprodukte vom Kabinensteward endlich entfernt werden. Oder man wirft das Obst gleich selbst weg, was uns aber wiederstrebt.
Wenn wir doch mal Obst für tagsüber haben möchten, bedienen wir uns beim Frühstücksbuffet.
Andere Passagiere allerdings vermissten den täglichen Obstkorb doch sehr. Ich bekam zufällig mit, als ein Reiseleiter nach dem Grund für das Ausbleiben gefragt wurde. Die Antwort war recht abenteuerlich.
In Australien sei das Mitnehmen jeglicher Lebensmittel von Bord an Land strengstens untersagt. Bei Zuwiderhandlung drohen drastische Geldstrafen. So musste ein Passagier schon mal 400 Australische Dollar (ca. 250 €) bezahlen.
Und da es immer wieder Passagiere gibt, die trotz Verbot Obst aus besagten Obstkörbchen in ihren Rucksäcken mit an Land nehmen, hat man die Verteilung erst mal eingestellt, quasi um die Passagiere vor sich selbst zu schützen.
Ich dachte mir bereits, dass diese Begründung doch sehr absurd ist, schon deswegen, weil auf solche Verbote sowohl per Lautsprecherdurchsage vor den Landgängen noch mal ausdrücklich hingewiesen wird, als auch schriftlich im Tagesprogramm darüber informiert wird.
Wird also tatsächlich wegen einiger beratungsresistenter Gäste die Gesamtheit der Passagiere in Sippenhaft genommen?
Natürlich nicht!
Noch vor dem heutigen Anlegen am Abend in Darwin/Australien wurden die Obstkörbchen wieder flächendeckend auf die Kabinen verteilt.
Den wahren Grund für die zweitägige Obstpause werden wir wohl nie erfahren.
Wie bereits erwähnt, machten wir am Abend, so gegen 20 Uhr in Darwin an der Pier fest.
Bereits im Tagesprogramm war zu lesen, dass sich alle Passagiere noch an diesem Abend in das an der Pier liegende Terminalgebäude mit ihren Pässen zum sogenannten Facecheck begeben müssen. Dort wird von den Immigration-Officers geprüft, ob man noch dem Passbild im Pass ähnlich sieht und ob man auch online ein Visum beantragt hat.
Da es ungünstig ist, wenn 1000 Leute gleichzeitig das Terminalgebäude stürmen, hat Phoenix im Tagesprogramm festgelegt, dass man in drei Stoßwellen Australien erobert, wobei davon auszugehen ist, dass jeder der drei Stoßtrupps eine annähernd gleiche Mannschaftsstärke aufweist.
1. Welle: Passagiere von Deck 7 und Deck 8
2. Welle: Passagiere von Deck 4 und Deck 5 (hierzu gehören Doris und ich)
3. Welle: Passagiere von Deck 2 und Deck 6
Die jeweiligen Gruppen würden über Bordlautsprecher aufgerufen, wenn sie mit dem Facecheck dran sind.
Doris und ich beobachteten an der Reling stehend, wie die Gangway angebracht wurde und was sich sonst noch so an der Pier tat.
Die Gangway war kaum angebracht, eine Schiffsfreigabe war über Bordlautsprecher noch nicht bekannt gegeben, da gingen schon die ersten 20-30 Passagiere an Land.
Jetzt erst erfolgte der Aufruf für Gruppe Nr.1 über Lautsprecher, wobei sich der Ansager nicht verkneifen konnte (Daumen hoch für den Ansager!) zu erklären, dass die Leute, die gerade von Bord gehen, trotz gegenteiliger Bitten sich bereits im Ausgangsbereich aufgehalten hätten, und mehr oder weniger nicht zu bremsen gewesen wären und man sie deshalb als erstes von Bord gelassen hätte.
Meiner Meinung nach ein (ständiger) Fehler der Phoenix-Reiseleitung. Es werden (vernünftige) Regeln aufgestellt, aber auf deren Einhaltung wird nicht bestanden. Dadurch können die Mitmenschen mit den weit ausgefahrenen Ellenbogen sich immer wieder Vorteile auf Kosten derer verschaffen, die sich an die Regeln halten.
Die Abfertigung der ersten Gruppe dauerte ungewöhnlich lange, was wohl damit zusammenhing, das die Gruppenstärke plötzlich und unerwartet weitaus größer war, als es eigentlich Passagiere auf Deck 7 und 8 gibt.
Nach einer knappen Stunde wurde Gruppe 2 aufgerufen, also „unsere“ Gruppe. Wir warteten noch ein Weilchen, in der Hoffnung, dass dann die Warteschlange nicht zu lang ist. Als wir uns dann Richtung Ausgang bewegten wurde bereits Gruppe 3 aufgerufen. Als wir am Ausgang ankamen, gehörten wir bereits zu den Letzten in der (nicht mehr sehr langen) Schlange. Kein Wunder, denn anscheinend bestand Gruppe 1 aus 90% der Passagiere, obwohl sie ja eigentlich nur zu ungefähr einem Drittel, also zwischen 30 und 35 Prozent bestehen dürfte. Da blieb für Gruppe zwei und drei nicht mehr viel Menschenmaterial übrig.
Hier zeigt sich, Regeln, deren Einhaltung nicht geprüft werden, taugen nicht viel.
Den Facecheck hatten wir übrigens mit Bravour bestanden. Für einen Landgang, es war mittlerweile 22:00 Uhr, war es uns schon etwas spät geworden.
Direkt vor dem Terminal befand sich eine Haltestelle für den Hop-On-Hop-Off Bus. Das schien uns eine gute Alternative zu den von Phoenix angebotenen Stadtrundfahrten. Da wir hier in Darwin zwei volle Tage liegen sollten, kauften wir ein 2-Tage-Ticket, das pro Person 52 Australische Dollar (ca. 35€) kostete. Die Tour dauerte eine Stunde und wir passierten 11 Stationen, die aber (zumindest auf den ersten Blick) nicht zum Aussteigen einluden.
Der letzte Halt, bevor es wieder zum Passagierterminal zurückging, war die Waterfront. Hier reihten sich Restaurants, Boutiquen und sonstige diverse Geschäfte aneinander.
Zu den vorhandenen Vergnüglichkeiten gehörte auch ein Wellenbad mit einem künstlichen Strand.
Schatten ist wichtig. An vielen Stellen in Darwin sind Sonnensegel oder Überdachungen vorhanden. So auch ein großer Teil des Weges von der Waterfront zum Schiff.
Wir aßen eine Kleinigkeit in einem der Restaurants und spazierten erst mal den knappen Kilometer zurück zur ARTANIA.
Die ganze Zeit hatten uns schon die elektrischen Tretroller, die E-Scooter, ins Auge gestochen und so reifte der Beschluss, diese Dinger doch mal auszuprobieren, zumal sie hier vertrauenswürdiger aussahen, als die fragilen Dinger bei uns in Frankfurt. Uns überzeugten die breiten Trittbretter und die stabilen Räder.
Auf der ARTANIA konnten wir erst mal in Ruhe die für das Freischalten der Scooter notwendige App auf unsere Smartphones laden und nachlesen wie man bezahlt (automatische Abbuchung per Paypal oder Kreditkarte durch die App) und wie das ganze Procedere zum Fahren überhaupt funktioniert und was es kostet. Ganz billig ist der Spaß nicht. Einen Dollar Grundgebühr plus 38 Cent für jede angefangene Minute. Da kommt man auf einen Stundenpreis von fast 24 $ (16 €) pro Person, in Summe für uns beide also 32 €. Dafür konnte man auf Bali 3 Stunden Taxi fahren. Aber was soll’s. Australien ist kein Billigland und zum Ausprobieren muss man ja nicht gleich so lange fahren.
Zu Fuß ging es wieder zurück zur Waterfront, wo die Scooter rumstehen. Das Freischalten mit der App funktionierte problemlos und ein Fahrradhelm ließ sich dadurch aus seiner Halterung lösen. Während wir die Bänder des Helms entwirrten und für unsere Köpfe passend zurechtfummelten, lief der Tarifzähler bereits mitleidslos.
Das Fahren machte Spaß. Und da wir kein festes Ziel hatten, kurvten wir ein wenig an der Waterfront hin und her.
Das Beenden der Fahrt musste über besagte App erfolgen, der Scooter selbst hat hierfür keinen Ausschalter. Das klappte bei Doris auch wieder problemlos, bei mir war allerdings der Wurm drin. Mein Smartphone hatte die Verbindung zum Internet verloren, das Fahrlicht leuchtete weiter und im Hintergrund tickte die Tarifuhr. Zwar gab es an der Waterfront flächendeckend freies Internet, aber das beeindruckte mein Smartphone in keinster Weise. Ich sah schon im Geiste die Tarifuhr während unserer gesamten Kreuzfahrt weiterlaufen, aber nach mehrmaligem Aus- und wieder Einschalten des Smartphones gelang es mir, den dollarfressenden Sekundenzähler zu bändigen. Die Scooterfahrt war somit offiziell beendet.
Fast wie der (gerade) Turm von Pisa. Eine pfiffige Idee: Petflaschen gefüllt mit Wasser. Das Ganze beleuchtet mit LEDs, die ihre Farbe wechseln.
Am Abend machten wir und ein drittes Mal auf den Weg. Es lockte die Kunstaktion „Tropical Light“. Auf einer Strecke von knapp 3 Kilometern befinden sich 8 Lichtskulpturen des Künstlers Bruce Monro (Homepage https://www.tropicallight.com.au/ ). Da es selbst jetzt am Abend immer noch sehr warm und drückend schwül war begnügten wir uns mit der Lichtinstallation Nummer 1.
Den Abend beendeten wir an der Phoenix-Bar am Heck der ARTANIA. Dort spielte ein einheimisches Gitarrenduo gefällige Country- und Bluesmusik.
Da wir ja bereits gestern ein 2-Tageticket für den Hop-On-Hop-Off-Bus gekauft hatten, war auch heute eine Fahrt mit demselben alternativlos.
Schatten, Schatten, Schatten.
Im Hintergrund erkennt man,
dass die gesamte Fußgängerzone überdacht ist.
Weil aber die Busse nur stündlich fuhren und unsere Startzeit nach dem Frühstück mit dem Busfahrplan nicht harmonierte, wanderten wir erst mal zu Fuß Richtung Zentrum zur Smith Street.
Die Zeit von November bis April, wird hier in dem Northern Territory die „Wet Season“ genannt, im Gegensatz zur „Dry Season“ während der restlichen Zeit im Jahr. Jetzt, zur Wet Season, ist es unerträglich heiß und äußerst schwül. Deshalb war es uns sehr recht, dass wir gleich am Anfang der Smith Street ein schattiges Plätzchen fanden, um eine Cola zu trinken und dem Straßenmusiker zuzuhören, der sich dort mit Mikrofon und Verstärker platziert hatte..
In Sichtweite befand sich eine Hop-On-Hop-Off-Station und wir konnten beobachten, dass dort gerade ein Bus abfuhr, der gar nicht in das uns bekannte Fahrplanschema passte. Am dortigen Ticketschalter erfuhren wir, dass heute der Fahrplan wegen der ARTANIA von der Wet Season auf die Zeiten während der Dry Season umgestellt wurde. Das bedeutete, dass die Busse ab sofort alle 35 Minuten fuhren.
Mit dem nächsten Bus fuhren wir zum „Museum and Art Gallery of Nothern Territory“. Dieser etwas sperrige Name weist darauf hin, dass es sich um ein Zwischending zwischen Museum und Kunstaustellung handeln muss.
Der Eintritt war frei, jedoch wurde diskret mit einem Schild um eine Spende von 5 $ gebeten. Das Spenden gestaltete sich sehr einfach. Man brauchte nur seine Kreditkarte vor einen Sensor zu halten, keine Pin, kein Passwort und die 5 $ wurden automatisch abgebucht.
Die Präsentation der Exponate war sehr gefällig gestaltet, wobei die klimatisierten Räume großzügig genutzt, also nicht überfrachtet waren.
Wir beschränkten unseren Besuch auf folgende drei Abteilungen:
Die Abteilung mit dem teils hochgiftigen Meeresgetier, das besonders häufig in den Gewässern um Australien beheimatet ist, rief bei uns größte Bedenken bezüglich eines Schnorchelausflugs hervor, den wir bereits für unseren Aufenthalt in Whitsunday Islands am 8.3. gebucht haben.
Mit dem Besuch dieses Museums war unser Kulturhunger noch nicht gestillt. Mit dem Hop-On-Bus sollte es nun zum „Indo Pacific Marine“ gehen, ein Aquarium mit einer Präsentation und Dokumentation über das empfindliche Ökosystem der Korallenriffe.
Auf seinen nachmittäglichen Runden macht der Bus einen zusätzlichen Schlenker zum Militärmuseum auf der Halbinsel Eastpoint, ein Ziel, dass uns überhaupt nicht interessierte.
Warum Eastpoint (Ostpunkt) so heißt wie es heißt, konnte ich trotz intensiver Googlesuche nicht feststellen, denn diese Landzunge liegt eindeutig ganz im Westen von Darwin. Aber so wie es Leute gibt die links und rechts oder backbord und steuerbord verwechseln, hat vielleicht irgendein Entdecker Schwierigkeiten mit dem Einnorden eines Kompasses gehabt.
Wie schon gesagt, bestand keinerlei Interesse an einem Militärmuseum, was wir aber während der Fahrt erkennen konnten war, dass Eastpoint ein Naherholungsgebiet von Darwin ist, mit vielen Wiesen und Wäldern und jeder Menge Wallabys in freier Wildbahn.
Wallabys sind eine kleine Art aus der Familie der Kängurus.
Sofort änderten wir unseren Routenplan und stiegen beim Militärmuseum aus.
Die Nordaustralier, soweit wir dies feststellen konnten, sind freundliche, offene und kommunikative Menschen. Das trifft anscheinend im besonderen Maße für Hop-On-Hop-Off-Busfahrer zu. Während des Aussteigens kamen wir ins Gespräch und als er merkte, dass nicht das Museum, sondern die Wallabys Ziel unserer touristischen Begierde waren, gab er uns Tipps zur Beobachtung. Die Tiere seien sehr scheu, aber auch gleichzeitig sehr neugierig. Geht man direkt auf sie zu, springen sie auf bewährte känguruweise davon. Wenn man sich ihnen aber schräg nähert und so tut als interessiere man sich nicht für sie, käme man näher ran.
Vielleicht zeigte unser Gebaren nicht genügend Interessenlosigkeit, denn so ganz nahe kamen wir an die Tiere nicht ran.
Aber nahe genug, dass wir sehr viel Freude an unseren Beobachtungen hatten.
Nach diesem ungeplanten Zwischenstopp warteten wir auf den nächsten Hop-On, der mit 10-minütiger Verspätung ankam - ganz klar, denn jeder Passagier erhält ja auch bei Bedarf eine persönliche Beratung. Die Tickets wurden auch nicht kontrolliert. Die Fahrer gehen davon aus, dass man ein gültiges Ticket hat. Und wer nicht, der kauft halt eines.
Wir fuhren jetzt wieder um halb Darwin herum bis zur Bushaltestelle „Stokes Hill Wharf“. Von dieser Haltestelle wäre es noch ein ganzes Stück zum „Indo Pacific Marine“ zu laufen gewesen. Zum Glück kamen wir vorher wieder mit dem Fahrer ins Gespräch, der meinte, dass dieses Aquarium nachmittags oft geschlossen sei. Wir sollten im Bus bleiben, da er dort sowieso nochmal vorbeifährt und wenn er sieht, dass geöffnet ist, würde er einen ausserplanmäßigen Stopp einlegen und wenn nicht, würden wir weiter bis zum Kreuzfahrtterminal mitfahren.
Kurzum, das „Indo Pacific Marine“ war geschlossen, wir haben einen längeren Fußmarsch gespart und außerdem fing es jetzt auch noch an zu regnen (wet season!), sodass wir eigentlich ganz froh waren, wieder auf die ARTANIA zurückzukommen – gerade noch rechtzeitig zur Kaffeestunde.
Um 20:00 Uhr wurden die Leinen los gemacht und wir nahmen Kurs auf Cairns. Vor uns lagen jetzt drei volle Seetage.
Heute am Abend mussten wieder die dunkle Hose und das helle Hemd angezogen werden. Die Mittelgala drohte. Krawatte und Jackett blieben auf Grund der Witterungsverhältnisse im Schrank.
Die Speisekarte sah auch recht gefällig aus, unter anderem wurde
Maredo Rinderfiletsteak und Rain Forest Hollandaise
angeboten. Was muss ich sagen, die Steaks waren vorzüglich, butterzart, auf den Punkt medium-well gebraten und von außerordentlich gutem Geschmack.
So macht Gala Spaß!!!
Cape York sind noch etliche Inseln und Inselchen vorgelagert, die wir umschifften. Zur Unterstützung des Kapitäns kam in Darwin eigens ein sogenannter Riff-Lotse an Bord.
Am Nachmittag passierten wir die Torresstraße, eine etwa 185 km breite Meerenge zwischen der nordostaustralischen Halbinsel Cape York und der Südküste von Neuguinea.
Cape York bildet den nördlichsten Punkt des australischen Festlandes.
Heute haben wir unseren Schnorchelausflug für den Aufenthalt in Whitsunday Islands am 8.3. storniert.
Hatte ich noch am 2. März hier im Blog mehr scherzhaft nach dem Museumsbesuch, wo viel giftiges Meeresgetier präsentiert wurde, Bedenken zwecks Schnorcheln niedergeschrieben, hatten wir jetzt einen konkreten triftigen Grund – Würfelquallen. Die Berührung mit deren langen Tentakeln kann tödlich sein, so stark ist deren Gift.
Im Moment, so bestätigte uns Phoenix an Bord, herrscht Quallenzeit an der Ostküste Australiens, deshalb werden Schnorchler bei Bedarf mit Schutzanzügen ausgestattet. Die Aussicht in einem Ganzkörperkondom bunte Fische und Korallen zu beobachten, fanden wir dann doch wenig prickelnd.
Der heutige Seetag bot Zeit und Gelegenheit, den 9. Blogeintrag fertigzustellen und online gehen zu lassen.
Für das heutige Ziel, Cairns, im Nordosten Australiens gelegen, bot Phoenix einen 30-minütigen Flug über das Great Barrier Reef für 230 Euro pro Person an, den wir trotz des hohen Preises eigentlich buchen wollten. Allerdings ging aus der Beschreibung nicht hervor, ob jeder im Flugzeug auch einen Fensterplatz bekommen würde. Die Information „Die Sitzplatzvergabe erfolgt durch den Piloten vor Ort“ war uns doch etwas zu vage.
So kamen wir auf die Idee, im Internet nach lokalen Veranstaltern zu suchen. Über die (deutsche) Internetseite https://www.getyourguide.de/ hatten wir vor zwei Wochen einen 40-Minütigen Flug für 140 Euro pro Person mit Fensterplatzgarantie gebucht.
Ursprünglich war mit dem lokalen Veranstalter (GLS Avitation) vereinbart, dass er uns direkt am Passagierterminal von Cairns abholt, aber per Mail teilte er uns mit, dass er Schwierigkeiten hätte, die Erlaubnis zu bekommen, aufs Hafengelände einfahren zu dürfen und ob wir nicht zum nahe gelegenen Hilton kommen könnten. Über Google Maps stellten wir fest, dass das tatsächlich nur ein Katzensprung vom Hafen zum Hilton ist – also alles kein Problem.
Pünktlich um 11:45 Uhr wurden wir mit einem Minibus abgeholt. Unterwegs zum Flughafen wurden noch 3 junge Männer aufgelesen, die ebenfalls den Flug für 12:30 Uhr gebucht hatten.
In einem Warteraum von GLS Avitation am Flughafen erhielten wir eine Sicherheitseinweisung über Sicherheitsgurte, Schwimmweste, Verhaltensmaßregeln an Bord bis zur Nutzung der Spucktüten. Da es regnete verzögerte sich der Start um gut 30 Minuten, was aber nicht weiter schlimm war, denn es gab freies WLAN und Getränke.
Aber dann ging es tatsächlich los. Mit Pilot waren wir 6 Leute in dem 8-Sitzer-Flugzeug.
Der Flug über einen (kleinen) Teil des Great Barrier Reef war viel zu schnell vorbei.
Das Great Barrier Reef erstreckt sich auf einer Länge von über 2000 Kilometern entlang der Ostküste von Australien.
Auf alle Fälle können wir sowohl den deutschen Vermittler als auch den lokalen Veranstalter ohne Bedenken weiterempfehlen. Preis-Leistungsverhältnis, Kommunikation und Service waren vorbildlich.
Die "Lagune", ein riesiges Freibad bei freiem Eintritt mit kleinem Strand und guter Infrastruktur, als da sind: Toiletten, Umkleideräume und ...
Beim Rücktransport mit dem Minibus ließen wir uns im Stadtzentrum absetzen und bummelten an der Esplanade, der Flaniermeile von Cairnes, gemütlich zurück Richtung Schiff.
In einem Café legten wir eine Pause ein und konnten das Ablegen und Ankommen der diversen Ausflugsschiffe beobachten.
Unter anderem legte ein großer Katamaran an und spuckte eine unglaubliche Zahl von Phoenix-Ausflüglern aus. Man konnte meinen, dass mehr als die halbe ARTANIA diesen Ausflug gebucht hatte, was uns wieder mal in unserer Abneigung solcher „Massenveranstaltungen“ bestärkte.
Zurück auf dem Schiff nach einer ordentlichen Dusche begaben wir uns ans Heck zur Phoenix-Bar, denn das Tagesprogramm versprach:
Zugegeben, wir waren etwas zu spät, als wir kurz vor 18 Uhr dem Spektakulum beiwohnen wollten, aber da war die Show leider auch schon vorbei.
Die drei Aborigines standen aber noch den Fotofreunden zur Verfügung.
Beim anschließenden Deckspaziergang fiel uns an der östlich gelegenen Bergkette ein Schwarm Vögel auf, der sich in Richtung Westen bewegte.
Allerdings nahm der Schwarm kein Ende. Mehr und mehr tauchten hinter den Bergen auf.
Ein Passagierflugzeug, das in Cairns gestartet war und dem Schwarm nahe kam, brachte die geordnete Formation durcheinander.
Was den Tieren mit Sicherheit missfiel, war für uns Vogelbeobachter eher ein Glücksfall, denn jetzt bewegte sich der Zug genau über die ARTANIA und wir konnten erkennen, dass es sich gar nicht um Vögel handelte, sondern um Fliegende Hunde.
Wir hatten heute Nachmittag bereits einen Baum in der City gesehen, an dem Hunderte dieser Tiere kopfüber hingen. Aber diese paar hundert Tiere waren nichts im Vergleich zu dem Naturschauspiel, dass gerade jetzt ablief.
Erst sprach man von Tausenden, kam aber dann zur Überzeugung, dass es sich um Zehntausende, wenn nicht sogar um mehr als 100.000 dieser nachtaktiven Tiere gehandelt haben musste. Der Zug riss und riss nicht ab. Erst nach mehr als einer halben Stunde war das grandiose Schauspiel vorbei und nur noch einige Nachzügler flatterten Richtung Westen, um in den dort gelegenen Bergen nach Futter zu suchen. Flughunde sind reine Vegetarier, die sich von Nektar, Pollen, Früchten und Blüten ernähren.
Zehntausende von Flughunden überfliegen Cairns in Australien.
So geschieht es immer wieder mal auf den Reisen, dass es Erlebnisse gibt, die nicht planbar sind, aber dann zu den Höhepunkten des Tages zählen, wie wir heute wieder gesehen haben.
Die 230 Seemeilen von Cairns nach Townsville hatte die ARTANIA bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten (ca. 37 km/h) seit dem gestrigen Ablegen um 20:00 Uhr geschafft, sodass wir pünktlich um 8:30 Uhr an der Pier im Hafen von Townsville festmachen konnten.
Im Passagierterminal wurden wir von sogenannten Volunteers (Freiwilligen) begrüßt, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Touristen mit Informationen zu versorgen und jedwede Fragen zu beantworten – vorbildlich.
Für den den Shuttlebus in die City hatten wir uns bereits am Vortag an der Schiffsrezeption Tickets besorgt (5 €/Person).
In der City selbst gab es einen weiteren, diesmal kostenlosen Shuttleservice, der von der City entlang der Straße „The Strand“, so heißt die Uferstraße, einen 40-minütigen Rundkurs abfährt.
Wir absolvierten zunächst einmal den gesamten Rundkurs und stiegen dann am „Reef HQ Great Barrier Reef Aquarium“ aus.
Hier befindet sich das weltweit größte Korallenriffaquarium, praktisch das Great Barrier Reef in der Übersicht. Hier konnten man jetzt trockenen Fußes aus der Nähe betrachten, was wir gestern von oben aus dem Flugzeug gesehen hatten.
Die umgerechnet 20 Euro Eintritt pro Person waren durchaus gerechtfertigt. Wir hatten das Glück, dass sich eine Angestellte des Aquariums, eine deutschsprechende Schweizerin, anbot, uns auf dem Rundgang zu begleiten. So lernten wir, dass Korallen keine Pflanzen sondern Tiere sind, die allerdings 90% ihrer Nahrung per Photosynthese erzeugen und nur den Rest mit ihren vielen Fangarmen aus dem Wasser fischen. Außerdem erzeugen sie sich ihren “Unterbau“ aus Mineralien, also den Teil, den wir landläufig als Korallen bezeichnen und der übrig bleibt, wenn die Koralle abgestorben ist. Es gibt zig verschiedene Arten und eine Unzahl von Fischen, die im Dunstkreis der Korallen leben. Dies alles ist eindrucksvoll in den verschiedenen Aquarien und gläsernen Tanks zu bestaunen. Unser Glück mit unserer kompetenten Führerin nahm ein jähes Ende, als ein Mitreisender „nur kurz“ was fragte und sie dann mit den Erzählungen seiner diversen Tauchurlaube volllaberte und unsere Anwesenheit vollkommen ignorierte. Leider war die Dame zu höflich, ihn zu bremsen. Und wir hatten kein Anrecht, auf Fortsetzung der Führung zu bestehen, denn wir hatten ja diese Dienstleistung weder gebucht noch bezahlt und sie gehörte auch nicht zum Standardservice des Museums.
So blieb uns nichts weiter übrig, als über diesen dreisten Zeitgenossen den Kopf zu schütteln. Wir streiften noch eine Zeitlang um die Aquarien und Schaukästen in der Nähe der Führerin nebst Schwätzer herum, aber er gab sie nicht mehr frei. Mit einer gewissen Härte und Durchsetzungsvermögen gelang es uns, ihn bei seinem „interessanten“ Monolog zu unterbrechen. Er erzählte gerade von seinem Vorhaben, auf Bora Bora bei Phoenix einen Ausflug zu buchen, bei dem man zahme Rochen streicheln kann. (Ich glaube, genau dieser Typ würde jetzt in Deutschland Unmengen Klopapier hamstern und horten.) Jedenfalls konnten wir uns nun bei Elisabeth, so hieß die nette Führerin, bedanken und verabschieden, um sie alsdann ihrem weiteren Schicksal zu überlassen, während wir eigenständig unseren Rundgang fortsetzten.
Nach dem Besuch des Aquariums führte uns unser Weg zur Uferpromenade „The Strand“, die wir ja bereits mit dem Shuttle kennengelernt hatten.
Von hier fuhren auch die Fähren nach Magnetic Island ab, eine Insel mit Stränden, einem Nationalpark und einem Koala-Schutzgebiet, touristisch durchaus interessant. Aber wir sind mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt, dass es, zumindest für uns, besser ist, den Tag nicht allzu voll zu packen, auch wenn einem dabei der ein oder andere touristische Leckerbissen entgehen sollte. Also ließen wir den Fähranleger links liegen und spazierten weiter die Uferpromenade entlang.
Kind müsste man nochmal sein, das waren die einhelligen Gedanken von Doris und mir, als wir an einem Wasserpark vorbeikamen, der keine Wünsche der Kids offen ließ und das alles völlig kostenlos, denn Eintritt wurde keiner erhoben.
In einem Restaurant mit Meerblick legten wir eine Getränkepause ein, um dann mit den Shuttlebussen wieder zurück zur ARTANIA zu gelangen.
Am Terminal konnte man noch ein wenig an den verschiedenen Verkaufsständen stöbern. Hier wurden Hüte, Taschen und Schmuck angeboten. Die zwei Imbisswagen, einer für Burger und ein anderer für Pizza konnten hauptsächlich ihr Angebot bei Mitgliedern der ARTANIA-Crew an den Mann bringen. Sogar ein Anhänger, an dem man Trinkwasser zapfen konnte, stand zur Verfügung.
Da fühlt man sich als Tourist so richtig wertgeschätzt.
Am frühen Morgen gegen 6 Uhr warfen wir den Anker vor Airlie Beach. In der Nacht hatte wir uns weitere 150 Seemeilen nach Süden die Ostküste herunterbewegt. Das eigentliche Ziel des Tages ist wohl die Insel Whitsunday Island, das als Tauch- und Schnorchelparadies gilt. Den Schnorchelausflug hierhin hatten wir ja wegen des möglichen Dresscodes beim Schwimmen (Ganzkörperkondom wegen Quallen) storniert.
Der Ort Airlie Beach selbst, soviel konnten wir bereits in Erfahrung bringen, gibt nicht viel her, was uns aber nicht davon abhalten sollte, an Land zu tendern.
Heute wurden nicht die schiffseigenen Tenderboote benutzt, sondern ein schneller, 250 Personen fassender Katamaran aus Airlie Beach. Da wir ziemlich weit draußen lagen, hätte die Überfahrt mit unseren Rettungsbooten mindestens eine Dreiviertelstunde gedauert, während der Katamaran diese Strecke in knapp 20 Minuten zurücklegt. Außerdem ist der Umstieg von der ARTANIA auf den Katamaran bequemer und geht ebenfalls schneller.
Auch die Ausflügler nach Whitsunday Island wurden direkt an der ARTANIA mit einem Katamaran abgeholt.
Gegen 10 Uhr setzen auch wir aufs Festland über. So eine Fahrt weist bestimme Tücken auf. Nimmt man auf dem Oberdeck Platz, läuft man Gefahr, dass einem der Fahrtwind das Toupet wegbläst. Aber auch mit noch eigenem Haarschopf, empfanden wir den Wind im Gesicht nicht so angenehm. Setzt man sich hingegen einen Stock tiefer in den geschlossenen klimatisierten Fahrgastraum, läuft man Gefahr, sich Frostbeulen zu holen. Zwar haben wir für diese Art des des allgegenwärtigen Klimawahnsinns in Asien, Amerika und Australien (in Geschäften, Bussen, Restaurants) immer ein Halstuch und eine Strickjacke bzw. Jeanshemd dabei, aber gemütlich geht anders.
Zum Glück gab es hinten am Heck eine windgeschützte Plattform, wo man sich aufhalten konnte. Hier konnten wir hin und herlaufen und uns beliebig links und rechts sich an die Reling stellen, denn wir waren die Einzigen, die diesen Logenplatz nutzten.
Am Anleger standen, wie schon in Townsville, Volunteers bereit, um Fragen zu beantworten und Kartenmaterial zu verteilen.
Für 5 Australische Dollar (ca. 3 €) wurden für einen bereitstehenden Bus Tickets angeboten. Die Dame, die selbige verkaufte, erklärte uns, die Sache würde wie bei einem Hop-On-Hop-Off-Bus funktionieren. Es gibt 4 Stationen an denen man beliebig aus und einsteigen kann und das Ticket gilt den ganzen Tag.
Ausgestattet mit einem Stadtplan, auf dem die vier Stationen eintragen sind, starteten wir unsere Fahrt hier von der Station Nr. 1 „Cruise Whitsunday“, denn von diesem Anleger gingen auch die Fähren nach Whitsunday Island ab. Unser Ziel war Station Nr. 3 „Lagoon“ im Zentrum. Das wäre also laut Plan der übernächste Halt. Das der erste Halt jedoch nicht Station Nr. 2 sein konnte bemerkten wir relativ schnell, denn wir befanden uns mitten in der City an besagter Lagune, wie man unschwer dem Stadtplan entnehmen konnte. Eigentlich hätte der erste Stopp, also Station Nr. 2 „Airlie Creek Walking Track“ mitten in der Pampa sein müssen. Das schien jedoch keinen unserer Mitfahrer zu wundern, denn alle stiegen klaglos aus. Zwar waren auch wir genau dort, wohin wir wollten, aber wir wunderten uns dennoch über die kommentarlos ausgelassene Station 2 und fragten den Fahrer, ob wir irgendwas verpasst hätten. Die Antwort war einfach: es sei viel zu heiß, um auf einem Wanderweg ("Walking Track“ zu wandern, deshalb habe er die Station erst gar nicht angefahren. Aber wenn wir wollten, würde er uns dorthin fahren. Ja, ja, die Australier sind eben recht locker und da wir ja nicht wandern wollten, war das in Ordnung.
Bisher schon hatte jeder der vier von uns besuchten Orte eine oder mehrere “Lagoons“, so auch Airlie Beach. Dabei handelt es sich nicht um die üblichen natürlichen Lagunen, sondern um großzügige künstlich angelegte Schwimmbäder. Diese Lagoons befanden sich alle in zentraler Lage, meist direkt am Meer gelegen und waren frei zugänglich und kosten keinen Eintritt. Es mag auf den ersten Blick wiedersinnig erscheinen, öffentliche Freibäder direkt am Meer zu betreiben. Aber in Darwin waren es Salzwasserkrokodile und in den anderen Städten die Gefahr von Quallen, sodass Badevergnügen direkt am Strand nicht jedermanns Sache ist. Es gab aber auch Stellen im Meer, wo man ungefährdet baden konnte, da diese Bereiche mit Netzen vor unliebsamem Getier geschützt werden.
Nach einem Bummel durch diverse Geschäfte und einem leckeren Mittagessen bei McDonalds waren die touristischen Möglichkeiten am Ort erschöpft.
Bei der Rückfahrt mit dem Pseudo-Hop-On-Hop-Off-Bus wunderten wir uns nur noch ein klein wenig, als der Fahrer unsere Tickets einbehielt, obwohl die doch den ganzen Tag gelten sollten. Natürlich wurde auch Station Nr. 4 nicht angefahren, sondern es ging schnurstracks zurück zum Anleger unseres Tenders.
Die Rückfahrt verbrachten wir wieder auf der Plattform am Heck.
Hiermit wäre mein Tagesbericht eigentlich zu Ende, wenn nicht Weltfrauentag gewesen wäre. Doris hätte sich keinen passenderen Tag aussuchen können, um auf die Welt zu kommen, ergo hatte sie heute Geburtstag.
In all den Jahren, seit denen wir mit Phoenix fahren, bekam man am Geburtstag von der Reiseleitung ein Glückwunschkärtchen und eine Flasche Sekt auf die Kabine. Diesmal gab es nichts. Auch zu meinem Geburtstag, gleich am Anfang der Reise, war das schon so. Hatten wir damals gedacht, dass vielleicht aus Kostengründen das Gratulieren eingestellt wurde, wussten wir jedoch mittlerweile von Mitreisenden, dass sehr wohl immer noch mit Karte und Sekt gratuliert wird.
Als wir in den vergangenen Jahren noch auf der Gratulationsliste standen, nahmen wir die nette Geste des Reiseveranstalters wohlwollend zur Kenntnis. Den Sekt hatten wir entweder verschenkt oder am Ende der Reise einfach auf der Kabine gelassen. Ich trinke ab und zu mal ein Glas Sekt, mehr aber auch nicht – da ist eine Flasche zu viel.
Hielt sich die freudige Euphorie, als wir noch bedacht wurden, durchaus in Grenzen, machte sich jetzt, wo wir im Gegensatz zu den anderen Geburtstagskindern durch die Reiseleitung nicht mehr „geehrt“ wurden, doch ein ganz leichter Groll breit. Aber uns trieb mehr die Frage nach dem „Warum“ um. Also fragten wir vorsichtig beim Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka nach den möglichen Gründen für die augenscheinlich bei uns Beiden passierte Panne. Unsere nicht ganz ernstgemeinte Frage, ob wir vielleicht als „Persona non grata“ auf einer schwarzen Liste stünden, verneinte er vehement. Er versprach uns, die Ursachen für diese Panne zu ermitteln und er würde uns das Ergebnis seiner Nachforschungen auf alle Fälle mitteilen.
Obwohl wir betonten, dass es uns keinesfalls um eine nicht erhaltene Flasche Sekt ginge, sondern lediglich um die Klärung eines Sachverhalts, bestand er darauf uns „etwas Gutes“ zu tun. Also kamen wir überein, dass das "Gute" eine Flasche Wein sein könnte. Als wir später auf die Kabine kamen, stand dort bereits eine Flasche guter Neuseeländischer Wein. Und etwas später wurde auch noch eine Flasche Sekt und die Glückwunschkarte geliefert. Neben den Glückwünschen und den Autogrammen des Kapitäns und des Kreuzfahrtdirektors Klaus Gruschka befand sich auf der Karte ein Gruppenfoto vom Phoenix-Team zusammen mit dem Kapitän. Dass auf dem Foto allerdings nicht Klaus Gruschka, sondern noch der Interims-Kreuzfahrtdirektor Moritz Stedtfeld abgelichtet ist, wollen wir klaglos durchgehen lassen. Denn Klaus Gruschka ist ja erst seit knapp zwei Wochen wieder an Bord. ????
Vielmehr sind wir gespannt, ob man uns tatsächlich die Ursachen für die Doppelpanne nennen wird.
Heute bekamen wir die Information, dass die Geburtstagspanne gefunden worden sei. Durch einen Computerfehler sei beim Erstellen der Geburtstagslisten leider immer nur ein Teil der Geburtstagskinder berücksichtigt worden. Man wolle den Fehler beheben.
Zum Abend nahmen Wind und Wellen und damit auch die Schiffsbewegungen zu. Normalerweise werde ich nicht seekrank, so auch nicht heute. Aber so ganz weggesteckt hatte ich die Schaukelei diesmal nicht, was man an meiner Bestellung in Harry’s Bar deutlich erkennen konnte. Statt einem schönen kühlen Kölsch brachte mir der Getränkesteward – einen Kamillentee! Und die kleinen Käse-Trauben-Spieße, die es im Zuge des Latenight-Snacks um 22:00 Uhr immer gibt, ließ ich einfach links liegen.
Die Anlegepier von Brisbane lag einige Kilometer außerhalb des Zentrums.
Doris hatte am gestrigen Seetag mit Hilfe des Internets sehr gute Vorarbeit geleistet, sodass der heutige Tag gut geplant gestaltet werden konnte.
Brisbane wird durchzogen vom Brisbane River und auf diesem Fluss spielt sich ein Teil des öffentlichen Nahverkehrs ab.
Die sogenannten City Cats sind Katamaran-Fähren, die auf einer Länge von 20 Kilometer auf dem stark gewundenen Brisbane River 25 Anlegestellen ansteuern. Die City Cats fahren in einem Abstand von 15 Minuten.
Auch wir nutzten dieses Verkehrsmittel, um von unserem Liegeplatz, der in der Nähe der Anlegestelle Bretts Wharf lag, die ca. 10 Flusskilometer ins Zentrum zu schippern (ca. 3,00 €/Person).
Von dort ging es vom unterirdischen zentralen Busbahnhof mit dem Linienbus 360 zum „Lone Pine Koala Sanctuary“.
Dieser Tierpark wurde 1927 als sicherer Zufluchtsort für kranke, verletzte und verwaiste Koalas eröffnet. Zu dieser Zeit wurden diese Tiere noch wegen ihrer Pelze gejagt. Heute kann man hier Koalas aus der Nähe beobachten. Meist schlafen sie und sind nur aktiv, wenn die Tierpfleger frische Eukalyptuszweige bringen.
Neben den Koalas sind die freilaufenden Kängurus eine weitere Attraktion, vor allem, weil man sie mit speziellem Futter, das man im Park kaufen kann, füttern darf.
Als wir mit dem Linienbus dort ankamen (3,60€/Person) und wir gerade unseren Eintritt bezahlt hatten (15€/Person – ermäßigt für Personen ab 65 Jahren), kamen zwei Busse von der ARTANIA an, was allerdings unbedenklich war, denn es waren keine mitreisenden Kreuzfahrtgäste, sondern nur Teile der Crew. Da sich die Crewmitglieder fast immer rücksichtsvoll und höflich verhalten, auch an Land außerhalb ihrer Dienstzeit, ordneten wir ihr Erscheinen als unbedenklich ein.
Dieser Crewausflug wurde durch den „ARTANIA Crew Welfare Fund“ finanziert. Ein Spendentopf, der aus Trinkgeldern und dem Erlös der Verlosung oder Versteigerung der Seekarten der einzelnen Etappen gespeist wird.
Was aber kaum zu vermeiden war, es kamen noch weitere Busse von der ARTANIA, diesmal mit ARTANIA-Passagieren. Aber es gab diesmal keinen Grund zu klagen.
Das Gelände war großflächig genug, um den Ansturm zu verkraften und es gab genügend Kängurus, die zum Füttern zur Verfügung standen.
Es kam die Frage auf, ob die Tiere bei der pausenlosen Fütterung nicht alle satt sein müssten.
Ich versuche, das so zu erklären: Es ist vergleichbar mit einem typischen deutschen Mann, egal ob durstig oder nicht, dem man ein Glas Bier hinstellt.
Die Kängurus können sich allerdings in eine touristenfreie Rescue Zone „retten“, wenn ihnen der Trubel mit den Menschen samt Futtertüten zu viel werden sollte.
Neben den Kängurus liefen auf dem Gelände auch einige Emus frei herum. Allerdings reichte deren Anzahl (drei oder vier) eigentlich bei Weitem nicht für alle Parkbesucher.
Aber da die Meisten eher etwas Respekt vor den großen Laufvögeln hatten und man fälschlicherweise davon ausging, dass die gekauften Futterpellets sowieso nur für die Kängurus gedacht wären, konnten wir uns sehr schön mit den Emus beschäftigen.
Mir war es sogar gelungen, dass mir nach einer gewissen Zeit ein Emu die Pellets aus der Hand fraß. Als allerdings Doris meinen Erfolg als Vogel-Strauß-Flüsterer filmen wollte, verweigerte der Kamerad die vertrauliche Entgegennahme der Nahrung und bestand darauf, dass ich sie ihm auf einem in passender Höhe befindlichen Balken mundgerecht hinstreute, wie dies in dem folgenden kleinen Youtube-Video zu sehen ist, das Doris mit ihrem Smartphone angefertigt hat.
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
Zurück in der City, wohin uns zuverlässig und auf die Minute pünktlich der 360er Bus wieder hingebracht hatte, bummelten wir noch ein wenig durch die Shoppingmalls bis es gegen 18 Uhr Zeit wurde mit dem City Cat zurück zur ARTANIA zu fahren.
Last Boarding, also der späteste Einschiffungstermin war für 19:30 Uhr angegeben und die City Cat braucht eine knappe Stunde bis zurück zur 10 Kilometer entfernten Anlegestelle Bretts Wharf und von dort waren es auch noch einige Gehminuten bis zum Passagierterminal. Dort empfingen uns schon die australischen Beamten, die Bordausweis und Gepäck kontrollierten mit der Information, dass wir die letzten Passagiere wären. Auch an der Gangway, wo durch Scannen des Bordausweises Verlassen und Betreten des Schiffs registriert wird, teilt man uns freudig mit, dass wir die Letzten seien.
In der Tat waren wir auf all unseren Kreuzfahrten noch nie so knapp zurückgekommen. Normalerweise sind wir mindestens eine ganze Stunde vor dem letzten Termin schon wieder zurück.
Kaum waren wir im Schiff, konnte, da jetzt alle da waren, der Kreuzfahrtdirektor eine, wie er selbst betonte, sehr wichtige Ansage machen. Die Behörden in Sydney, unser nächster Hafen, machen Auflagen, damit wir dort anlegen dürfen. Oh Schreck, Quarantäne? Nicht ganz so schlimm, eher wieder ein wenig Aktionismus. Jeder Passagier der zur Zeit Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen oder Fieber hat, muss sich im Bordhospital untersuchen lassen, damit der Arzt feststellen kann, ob man nicht vom Coronavirus infiziert ist. Dies sei im eigenen Interesse und aus Fairness den Mitreisenden gegenüber wichtig, diese Anweisung zu befolgen. Da mein Husten zwar weitgehend abgeklungen war, aber mir immer noch ab und zu ein Hüsterchen entfleuchte, begab ich mich ins Bordhospital, um mir einen Persilschein zu holen. Dort erfuhr ich und ein gutes Dutzend weiterer Huster und Schnupfer, dass unser Kommen unnötig sei. Alle, die wegen einer Erkältung oder Ähnlichem in der Vergangenheit bereits beim Bordarzt waren, gelten als „registriert und dennoch unbedenklich“ und sind damit auf der sicheren Seite. Die Bordärzte bemängelten (nicht direkt, aber durch die Blume) die etwas unpräzise Ansage über die Bordlautsprecher.
Kurzum: Sydney wir kommen!
Heute war wieder mal Gala-Tag, mit Freibier und Frühschoppen am Vormittag,
dem allseits beliebten Wiener Kaffeehaus am Nachmittag und dem Galadinner am Abend.
Also eigentlich nichts, worüber ich nicht schon oft und ausführlich berichtet hätte.
Aber der geneigte Leser mags fast nicht glauben, das Galadinner hatte voll uns ganz unseren Geschmack getroffen, denn neben den üblichen Leckereien, die meist nicht unserem proletarischen Geschmack entsprechen, gab es im Lido-Selbstbedienungsrestaurant zusätzlich Spaghetti Bolognese. Also wie für uns gemacht!!!
Sydney ist zwar mit 4,5 Millionen Einwohner die größte Stadt Australiens, aber nicht die Hauptstadt. Das ist nämlich Canberra mit nicht einmal einer halben Million Einwohner.
Aber solche Details waren mir um 6:30 Uhr ziemlich egal, denn da habe ich noch geschlafen. Allerdings wurden wir gegen 6:45 Uhr gegen unsere Gewohnheit von selbst und ohne Wecker wach – und das war gut so. Denn kurz darauf begann die Einfahrt nach Sydney.
Als endlich das Opernhaus und die Harbour Bridge (Spitzname „Kleiderbügel“) auftauchten, nahm das Stakkato der Auslöser der Fotoapparate und der Smartphones fast kein Ende.
Die Sydney Harbour Bridge wird scherzhaft auch als Kleiderbügel bezeichnet.
Links geht es zum Circular Quai, wo bereits die Queen Elizabeth liegt.
Tausende von Selfies wurden angefertigt und eilig per WhatsApp und Facebook in die Welt verschickt. Zugegeben, auch wir haben die Sozialen Medien mit unserem Bildmaterial beglückt.
Den Circular Quay, der Hafen mitten in der City nahe der Oper und der Harbour Bridge, ließen wir links liegen (also backbord), denn erstens lag da schon die Queen Elizabeth und zweitens ist dieser Liegeplatz teuer. Also steuerten wir unseren Liegeplatz am White Bay Cruise Terminal an.
Hier am White Bay Cruise Terminal ist allerdings der Hund begraben, denn von hier fahren nicht einmal Linienbusse ab.
Zum Glück wurden Shuttlebusse eingesetzt, die uns kostenlos in die Stadt brachten.
Das öffentliche Verkehrssystem in Sydney ist nicht gerade übersichtlich, es gibt den „Train“ (eine U- und S-Bahn), den „Light-Train“ (eine Straßenbahn), Busse und Fähren. Diese Verkehrsmittel werden auch noch von verschiedenen Betreibern betrieben. Aber zum Glück gibt es ein einheitliches Bezahlsystem. Mit einer Kreditkarte oder der Opal-Karte, einer Prepaidkarte, die man immer wieder aufladen kann, bezahlt man die einzelnen Fahrten. Hierzu hält man beim Einsteigen die Karte vor ein Lesegerät (Tap On) und macht das Gleiche noch einmal beim austeigen (Tap Off). Dabei wird der Fahrpreis berechnet und der Betrag von der Karte abgebucht.
Kurzum, wir besorgten uns in einem der zahlreich vorhandenen Mini-Supermärkte gleich an der City-Haltestelle des Shuttlebusses eine Opal-Karte mit 20 $ Guthaben und stürzten uns bzw. fuhren mit der U-Bahn ins touristische Leben. Hier rund um die Shuttlebus-Haltestelle gab es nur Nobelläden, Edelkaufhäuser und riesige Shoppingmalls angereichert mit Schicki-Micki-Läden.
Das erste Ziel war quasi obligatorisch, das Opernhaus am Circular Quai.
Hatten wir in Cairns noch die Darbietung einer Aborigines-Folkloregruppe knapp verpasst, konnten wir das Versäumnis hier am Circular Quai, dem touristischen Hotspot, nachholen.
Eine 3-Mann-Band, ausgestattet mit einer beeindruckenden Verstärkeranlage, weckten die Aufmerksamkeit des Publikums. Der eine pustete sich mit seinem Didgeridoo die Seele aus dem Leib, der Zweite sang inbrünstig und ein Dritter schlug mit zwei Bumerangs den Rhythmus.
Aber da auch der Sänger die Bumerangs als Percussions nutzte, kann man sich den dritten Mann in etwa vorstellen.
Vom Circular Quai gelangten wir nach einem kurzen Spaziergang zur Harbour Bridge. Der circa ein Kilometer lange Fußweg auf und über die Brücke bietet, so finden wir zumindest, einen der schönsten Ausblicke über die Hafenbucht und auf das Operngebäude.
Wir waren mitten auf der Brücke, als wir ein aussergewöhnliches Schauspiel am Himmel beobachten konnten.
Ein Flugzeug „schrieb“ in den Himmel die Aufforderung: „Wash Hands“ (Händewaschen!). Die Stadt Sydney ließ sich hiermit etwas ganz Besonderes einfallen, um die Menschen dazu zu animieren, sich die Hände zu waschen, als Schutz gegen das Coronavirus.
Wie der Pilot es schaffte, den Überblick zu behalten, zu wissen, wie er zu fliegen hat und wann er den Kondensstreifen ein- und wieder abzuschalten hat, ist mir bis heute unbegreiflich.
So spektakulär die Aktion auch war, so kurzlebig war sie auch. Hatte er gerade mit viel Mühe und großem Können das Wort „Wash“ in den Himmel geschrieben und startete mit dem „H“ für das Wort „Hands“, da begann sich das „Wash“ schon wieder aufzulösen, wie das Kondensstreifen eben so zu tun pflegen.
Im folgenden Video bekommt man eine Vorstellung von der Flugkunst des Piloten.
Flugschreiber - Schreibflieger.
Auf unserem Rückweg von der U-Bahn-Station zur Haltestelle unseres Shuttles am Sheraton Hotel fanden wir neben den aufgeblasenen Läden wie Gucci, Louis Vuitton, Prada, Tiffany, Chanel, Burberry, Breitling, Rolex, Dior, Armani, Cartier, Yves Saint Laurent und wie sie alle heißen mögen,
einen gemütliches Irish Pub, wo wir vor der endgültigen Rückkehr zur ARTANIA noch schnell einkehrten.
Am Abend hieß es Abschied nehmen von guten Freunden, die morgen zum Ende der 4. Etappe das Schiff verlassen wollen bzw. müssen. Adios Katharina, Elisabeth und Clemens. Es war schön, mit Euch die Zeit an Bord zu verbringen.
Natürlich nahmen wir die Empfehlung der Reiseführer und Katalogbeschreibungen ernst und besuchten Manly Beach.
Manly verströmt eine zwanglose Urlaubsatmosphäre und wird vom Geschäftszentrum der Stadt mit der Fähre über den Sydney Harbour erreicht. Der von Bäumen gesäumte Sandstrand Manly Beach ist eines der berühmtesten Surfreviere der Stadt; der Weg am Meer zum geschützten Shelly Beach bietet weite Blicke über die Küste. Der Corso ist eine belebte Fußgängerzone mit informellen Pubs und familienfreundlichen Lokalen.
Diese schöne Beschreibung stammt nicht von mir, sondern aus einem Urlaubskatalog. Kurzum, Manly Beach war unser heutiges Ziel.
Diese nostalgischen Fährschiffe verbinden den Circular Quai mit den verschiedensten Buchten und vorgelagerten Inseln.
Am einfachsten erreicht man Manly mit der Fähre vom Circular Quai. Die Überfahrt dauert eine halbe Stunde und kostet 9$ (ca. 5,50€).
Eines der sicherlich interessantesten Sehenswürdigkeiten in Manly war ein Aldi direkt am Fähranleger.
Unsere Ausbeute:
Desinfektionstücher (nur 1 Packung pro Kunde), Bananen,
Sonnencreme LSF50 und ein Stück Edamer
und besonders wichtig: Der Wochenprospekt!
Wir streunten die Fußgängerzone entlang zum Strand und nahmen einen Drink in einem der „familienfreundlichen Lokale“.
Die Hinfahrt nach Manly bewerkstelligten wir mit einem der alten Old-Fashioned Fährschiffe, während wir für die Rückfahrt einen als Expressfähre bezeichneten modernen Katamaran wählten, der die Fahrzeit um 10 Minuten verkürzte.
Vom Circular Quai fuhren wir mit dem Zug zur Station „City Hall“, um von dort die wenigen hundert Meter zum Halt unseres Shuttlebusses zu laufen.
Auf dem Weg zu unserem Shuttlebus stießen wir auf eine kleine Demonstration. Die Demonstranten forderten die Freilassung des WikiLeaks-Gründer Julian Assange, ein Australier, der zurzeit in London eine Haftstrafe wegen Verstoß gegen das Kautionsgesetz absitzen muss (eine juristische Farce). Schlimmer noch, ihm droht die Auslieferung in die USA, wo ihn eventuell eine lebenslange Haft erwartet. Sein Vergehen: Bekanntmachen von amerikanischen Kriegsverbrechen im Irak und Afghanistan.
Wir unterhielten uns ein wenig mit den Aktivisten, soweit es unsere Englischkenntnisse zuließen und wir mit dem Akzent der Australier klar kamen.
Heute begann eine weitere Etappe der Weltreise; „Südseezauber zwischen Australien und Peru“ so die offizielle Bezeichnung. Eine neue Etappe bedeutet auch einen Passagierwechsel.
Bevor wir heute Vormittag wieder auf Tour gingen, bekamen wir auf dem Schiff die Information, dass wir auf Grund der Sperrung der Häfen in Französisch-Polynesien die geplanten Ziele Tahiti und Bora Bora nicht mehr anlaufen können und so eine Änderung der Route durch die Südsee notwendig geworden ist. Hierzu sollte es heute Nachmittag ab 16 Uhr im Bordfernsehen auf dem mittlerweile berühmten Kanal 8 konkrete Informationen unseres Kreuzfahrtdirektors Klaus Gruschka geben.
Da wir Routenänderungen und ausgefallene Ziele mittlerweile gewohnt waren, maßen wir dem Ganzen keine große Bedeutung bei und machten uns vielmehr Gedanken, was wir denn tagsüber unternehmen könnten.
Als wir vor 3 Jahren schon einmal hier in Sydney waren, endeckten wir durch Zufall auf einer Fahrt mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus einen wunderschönen Springbrunnen, den El Alamein Memorial Fountain im Stadtteil Kings Cross.
Mit der Bahn fuhren wir zur gleichnamigen Station.
Interessantes, Historisches, Skurriles aus und über das Viertel kann man auf Messingtafeln lesen, die in die Gehwege eingelassen sind.
Kings Cross ist das Rotlichtviertel und die sündige Meile von Sydney, allerdings nur am Abend. Tagsüber ist der Kiez eher brav, nur ab und zu entdeckt man einen versteckten Sexshop oder gewisse Etablissements, die aber tagsüber geschlossen sind.
Den Platz mit dem Brunnen hatten wir schnell gefunden, jedoch erlebten wir eine herbe Enttäuschung. Der Springbrunnen war abgestellt! Ohne Wasser gab er nichts her und sah eher aus wie ein geplünderter Mett-Igel anstatt einer Pusteblume, so wie wir ihn eigentlich in Erinnerung hatten, als er in Aktion war.
Der Grund für diesen jämmerlichen Zustand war sicherlich der starke Wind, der an diesem Tag herrschte. Direkt vor dem Brunnen befanden sich einige Stände des Wochenmarkts, der samstags hier stattfindet. Der Wind hätte die Wasserfontänen genau auf diese Stände hin geweht und dieser künstliche Regen hätte sicherlich das Geschäft dieser Standbetreiber etwas verwässert.
Also streunten wir ein wenig durch den Kiez und schauten zufällig in das Schaufenster eines kleinen Friseurladens. Auf kleinstem Raum befanden sich vier „Behandlungsstühle“, aber fünf Friseure waren verfügbar, also war mindestens einer nicht mit Haareschneiden beschäftigt. Und genau einer dieser „freien“ Mitarbeiter kam zu uns raus, sprach uns an, ob wir nicht einen Haircut brauchten.
Da es tatsächlich für uns beide wieder mal Zeit für einen Haarschnitt war, betraten wir das Lädchen.
Ohne Wartezeit ging es los und die Figaros frisch ans Werk. Ich bestellte einen Maschinenhaarschnitt 12 mm und war nach kurzer Zeit geschoren.
Bei Doris war etwas mehr Können gefragt, wie z. B. die Seiten und hinten etwas stufig schneiden.
Was Doris in Deutschland immer ärgert, dass ein Trockenhaarschnitt für Frauen mit Kurzhaarfrisur weitaus teurer ist als der gleiche Schnitt für Männer. Hier in diesem Laden war das nicht der Fall. Zwar musste Doris 20$ bezahlen (=12€) und ich nur 15$ (=9€), Das lag aber nicht an dem unterschiedlichen Geschlecht, sondern am Haarschnitt selbst, wie man auch der Preistafel entnehmen konnte.
In einem kleinen Imbisslokal nahmen wir unser Mittagsmal ein, einen ausgezeichneten selbstgemachten Burger. Dass das Lokal keine Toiletten für die Gäste hatte, war auch nicht weiter tragisch. Man schickte uns gegenüber in die öffentliche Bibliothek, die sanitärmäßig bestens ausgestattet war.
Zwar war noch viel Zeit bis zum „Last Bording“ um 20:45 und zum Ablegen um 22:00 Uhr nach der obligatorischen Rettungsübung, aber wir hatten keine Idee mehr, wie wir die nächsten 2 -3 Stunden touristisch noch sinnvoll nutzen könnten.
Ein Problemchen hatten wir noch. Auf unseren Opal-Karten war noch ein Guthaben von jeweils fast 13 australischen Dollars. Eine Möglichkeit der Auszahlung gab es nicht. Was also tun? Wir fuhren mit der Bahn zur Station St. James. In der Nähe dieser Station liegt sowohl die Haltestelle für unseren Shuttle als auch die St Mary’s Cathedral.
Auch hier am Weihwasserbecken in der St Mary’s Cathedral wurden Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus getroffen.
Dort gab es einen Opferstock für bedürftige Menschen. In diesen Opferstock spendeten wir unsere OPAL-Karten, von denen jede ja noch ein Guthaben von etwas mehr als 10$ (=6€) auswies. Wir hoffen, dass bei der Leerung unser Ansinnen erkannt wird und die Prepaidkarten nicht einfach als Müll entsorgt werden. Aber an jeder Station gibt es Lesegeräte, an denen man das aktuelle Guthaben anzeigen lassen kann.
Als wir gegen 16:00 Uhr zurück auf der ARTANIA waren, gab es bereits die Mitteilung, dass sich die angekündigten Informationen im Bordfernsehen mittlerweile überholt hätten.
Eine halbe Stunde später erfolgte dann die entscheidende Durchsage durch den Kreuzfahrtdirektor:
„Neuseeland hat vor wenigen Stunden bekannt gegeben, dass die Häfen für Kreuzfahrtschiffe gesperrt seien. Damit macht es keinen Sinn mehr die Reise fortzusetzen. Die ARTANIA wird sich so bald wie möglich auf die Rückfahrt nach Bremerhaven begeben. Genauere Informationen wird es ab 18:00 Uhr im Bordfernsehen auf Kanal 8 geben.“
Bereits am 20.2.2020 in Singapur trafen wir auf die AIDAbella, die dort schon alle Passagiere per Flieger nach Hause geschickt hatte.
So ganz unerwartet kam der Abbruch zwar nicht, schließlich hatten andere Reedereien wie z. B. AIDA schon seit einiger Zeit ihren Kreuzfahrtbetrieb eingestellt, aber ein Schock war es schon, wenn auch nur ein relativ kleiner.
Um 18 Uhr im Bordfernsehen erklärte der Kreuzfahrtdirektor noch einmal die Gründe für den Abbruch. Die Geschäftsführung von Phoenix in Bonn hatte entschieden, dass die Passagiere eine Wahlmöglichkeit hätten. Entweder in den nächsten 2-3 Tagen mit dem Flugzeug nach Deutschland zurückzufliegen oder für die 28-tägige Überfahrt nach Bremerhaven auf der ARTANIA zu bleiben.
Der Kreuzfahrdirektor sprach dabei die Empfehlung aus, an Bord zu bleiben. Hier wäre für alle bestens gesorgt und man werde ein Unterhaltungs- und Beschäftigungsprogramm auf die Beine stellen, dass Langeweile erst gar nicht aufkommen lasse.
Die Werbung für das Verbleiben ohne die möglichen „Risiken und Nebenwirkungen“ deutlich zu benennen, hielt und halte ich für einen Fehler. Zurzeit waren wir 1000 Passagiere auf dem Schiff (maximale Belegung wären 1200 Leute) und an Seetagen wurde es tagsüber manchmal schon ein bisschen eng, besonders bei schlechtem oder kühlerem Wetter, wenn man nicht auf die Außendecks konnte. An Landtagen waren die meisten Passagiere tagsüber draußen, die meisten auf den Ausflügen, egal wie das Wetter war.
Wir hatten vor drei Jahren auf der ARTANIA in der Südsee schon mal die Situation, dass wir 11 Tage lang wetterbedingt nicht an Land konnten. Damals wurden einige Leute schon sehr quengelig. Ich befürchte, dass jetzt bei 28 Tagen auf See, sich bei einigen ein Lagerkoller einstellen könnte und es dadurch an Bord ungemütlich werden würde. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.
Einen weiteren wichtigen Punkt, den Klaus Gruschka ansprach, war die Kostenerstattung. Egal ob man nach Hause fliegt oder auf dem Schiff bleibt, alle Passagiere bekämen eine vollständige Erstattung des Reisepreises für die gebuchten und nun gestrichenen Etappen.
Der Kapitän erläuterte kurz die Routenführung. Wir drehen praktisch um, fahren westwärts zurück und gelangen durch den Suezkanal nach Europa, weiter durch die Straße von Gibraltar und den Ärmelkanal schließlich nach Bremerhaven.
Aber bevor wir losfahren, muss noch Sprit getankt werden und es müssen Lebensmittel beschafft und gebunkert werden. Eigentlich war geplant in Auckland/Neuseeland eine größere Ladung aufzunehmen, aber an diese Container kommen wir nicht ran. So müssen in Sydney Lebensmittel neu bestellt und geliefert werden.
Es ist vorgesehen, am Mittwoch, 18. März 2020, Sydney zu verlassen, vorausgesetzt wir haben genügend Lebensmittel an Bord.
Dann berichtete der Kapitän noch von einer Heldentat, wobei der Held er selbst war. Die Behörden hätten ihn aufgefordert, erst einmal den Liegeplatz zu verlassen und auf Reede vor Sydney zu ankern. Er hätte das abgelehnt mit dem Hinweis, dass er sich nur mit Gewalt durch Kriegsschiffe von der Pier wegreißen ließe. Daraufhin durfte die ARTANIA ihren Liegeplatz behalten.
Einen Vorteil hatte der Abbruch. Wir brauchten heute Abend nicht die lästige Rettungsübung durchführen.
Aber es gab auch einen gewaltigen Nachteil, wir hatten ja unsere OPAL-Karten, die man zum Bezahlen für Bus und Bahn braucht, in der Kathedrale geopfert, aber jetzt blieben wir noch mindestens vier weitere Tage hier in Sydney.
Wir wollten mit dem Shuttle in die City, laut Plan sollte alle 10 Minuten einer fahren. Das sahen die Busfahrer allerdings anders. Obwohl neben einem abfahrbereiten Bus bereits zwei weitere an der Pier standen, erklärten die Fahrer, sie hätten Order, nur alle halbe Stunde zu fahren. Das war jetzt nur suboptimal, denn der Bus, der gleich losfahren sollte, war schon gerammelt voll. Logisch, für heute waren keine Ausflüge angesetzt und so wollten an diesen Vormittag 1000 Leute per Shuttle in die Stadt. Phoenix sorgte allerdings recht rasch dafür, dass die Busse nun in einem vertretbaren Abstand fuhren.
Eine weitere Irritation gab es dahingehend, dass im Tagesprogramm der letzte Shuttle sowohl in die Stadt als auch aus der Stadt gemäß Tagesprogramm für 18:30 annonciert war. Tatsächlich fuhren die Busse aber bis 23:00 Uhr, wie wir später erfuhren.
Was tun mit diesem zusätzlichen Tag in Sydney? Ein Mitreisender, dem wir von unserem Einwurf der OPAL-Karten, diesen Prepaidkarten für den ÖPNV, in den Opferstock der St Mary’s Cathedral erzählt hatten, gab uns folgenden (nicht ganz ernst gemeinten) Rat:
Heute sei doch Sonntag, da ist mit Sicherheit der Pfarrer in der Kirche. Der solle den Opferstock aufschließen und uns die OPAL-Karten zurückgeben.
Wir nahmen dann doch Abstand von diesem genialen Plan und kauften uns neue Karten, die wir wieder mit 20 Dollar aufmunitioniert hatten und fuhren mit der Bahn zum mittlerweile wohlbekannten Circular Quai und von dort ging es zu Fuß zum Stadtteil „The Rocks“ (Die Felsen).
The Rocks gilt als Keimzelle von Sydney, hier soll die Besiedelung begonnen haben.
Heute ist The Rocks ein touristisches Viertel, mit Restaurants, Pubs, Boutiquen, etc. Am Wochenende säumen Verkaufsbuden die Straßen, an denen Kunsthandwerk, hippe Klamotten und Street Food angeboten wird.
Dieses Wochenende war das Wochenende vor dem irischen St. Patricks Day am 17.3, der in den einschlägigen Kneipen schon kräftig vorgefeiert wurde.
Ein Trio das richtig fetzigen Irish Folk in einer Art Biergarten darbot, ließ uns einige Zeit trotz Regens verweilen.
Von The Rocks ist es nicht weit zum Aufgang zur Harbour Bridge, also steuerten wir diese noch einmal an. Vor drei Tagen konnten wir uns einen Teil der Treppenstufen hoch zur Brücke sparen, denn es gibt einen Fahrstuhl.
Selbiger war heute leider außer Betrieb und dann fing es zu allem Überfluss auch wieder an zu regnen, also kein guter Tag für eine Brückenüberquerung. Aber wir zogen die Nummer trotzdem trotzig durch.
Am anderen Ende der Brücke gibt es eine Bahnstation, sodass wir bequem zurück auf die "unsere" Seite der Bucht zur Station Wynyard fahren konnten. Hier erlebten wir eine Überraschung in Sachen Bahntarif. Nach dem Aussteigen hielten wir unsere OPAL-Karte zum Auschecken vor das Lesegerät und wir sahen, dass nur 28 Cent abgebucht wurden. Noch preiswerter wurde es, nachdem wir unseren Erkundungsrundgang rund um die Bahnstation beendet hatten und zurück nach Townhall Station fuhren, um von dort zur Shuttlestation zu gelangen. Diese Fahrt kostete nämlich gar nichts mehr. Des Rätsels Lösung: An Sonntagen wird von einer OPAL-Karte nicht mehr als 2,70 $ abgebucht, wie ich später im Internet recherchiert habe.
Stimmt! 2,42 $ für die Fahrt zum Circular Quai und 0,28 $ für die Rückfahrt von der Harbour Bridge und für den Rest des Tages fährt man gratis.
Ibisse findet man überall in den Parks, aber auch hier mitten in der Stadt. Diese Kameraden haben gerade einen Abfallbehälter geplündert.
Zurück am Liegeplatz wurden die vom Landgang heimkehrenden Ankömmlinge an der Gangway von gleich zwei Phoenix-Mitarbeitern instruiert, im Bordfernsehen Kanal 8 einzuschalten. Michael Schulze, seines Zeichens „Direktor Schiffreisen“ bei Phoenix, hätte per Videobotschaft ganz wichtige Informationen für uns. Naja, Herr Schulze sprach nicht nur zu uns Artanianer, sondern auch zu den Passagieren der Schwesterschiffe AMERA, ALBATROS und AMADEA. In seiner Botschaft erklärte er das Phoenix alles tun wird, was möglich ist, um alle gesund und sicher nach Hause zu holen. Dann lobte er Phoenix, die schon in der Vergangenheit vorbildlich mit der Ebola- und SARS-Krise umgegangen seien. Auch teilte er uns mit, dass sich in Deutschland stündlich die Lage ändere. Also nichts wirklich Informatives und gar nichts Neues. Dieser Beitrag war vergleichbar mit einer Weihnachtsansprache des Bundespräsidenten, gewürzt mit einer kräftigen Prise Eigenwerbung. Man verstehe mich bitte nicht falsch, es ist vollkommen in Ordnung, dass sich jemand vom Phoenix-Management an uns Passagiere wendet und seine Statements abgibt. Aber es ist befremdlich, dass wegen einer Sonntagsrede bereits am Schiffseingang jedem einzelnen Passagier erzählt wird, es gäbe sehr wichtige Informationen. Da gehen einem alle möglichen und unmöglichen Dinge durch den Kopf, vom obligatorischen Rückflug für alle, über Details zur Erstattung des Reisepreises oder gar die Information, dass es bereits infizierte Passagiere an Bord gibt. Aber gut, dass es keine schlechten Nachrichten gab.
Heute wurde bekannt, dass von den ca. 1000 Passagieren an Bord nur etwa 190 sich für die Heimreise per Flugzeug entschieden haben. Das heißt, es bleiben für die 4-wöchige Heimreise noch 820 Leute an Bord.
Wir hatten gehofft, dass wir nur so etwa mit 500 – 600 Passagieren auf der Überfahrt nach Bremerhaven verbleiben. Bei jedoch 800 Menschen wird es, insbesondere bei schlechtem Wetter, immer ein bisschen eng im Inneren des Schiffs.
Dass nur relativ wenig Passagiere den Heimflug angetreten haben, lag meiner Meinung nach an zwei Dingen:
1. Der Kreuzfahrtdirektor hatte empfohlen, an Bord zu bleiben. Es würde ein verstärktes Animations- und Unterhaltungsprogramm auf die Beine gestellt werden.
2. Sowohl den „Fliegern“ als auch den per Schiff Heimreisenden wurde versprochen, den Reisepreis für die gebuchten und ausgefallenen Etappen in voller Höhe zu ersetzen. Da dachten wohl viele, dass so eine 28-Tage-Kreuzfahrt für umsonst eine gute Sache sei.
Hatten aber auch alle bedacht, dass man trotz Animationsprogrammen sehen muss, wie man sich beschäftigt, ohne dass es langweilig wird und man einen Lagerkoller bekommt?
Wir werden sehen – ich habe größte Bedenken.
Doris und ich haben mit vielen Seetage schon gewisse Erfahrungen gesammelt. So waren wir auf der Reise 2017 11 Tage auf See unterwegs, von Peru bis zum Tuamotu Archipel in der Südsee, weil geplante Anlandungen auf der Osterinsel und auf Pitcairn nicht stattfinden konnten. Damals wurden schon viele Leute sehr unruhig, während uns das nichts gemacht hat – wir lieben die Seetage.
Aber noch waren wir an Land in Sydney. Heute Vormittag trafen wir uns mit unserer Freundin Katharina, die vor 3 Tagen ganz regulär von Bord gegangen war. Sie hatte selbständig für ein paar Tage ein Hotel in Sydney gebucht, um dann für eine Woche nach Neuseeland zu fliegen. Anschließend waren nochmals ein paar Tage Sydney eingeplant, um dann von hier nach Hause zu fliegen. Jetzt hatte aber Neuseeland nicht nur seine Häfen für Kreuzfahrer gesperrt, sondern ließ auch keine Touristen mehr per Flugzeug einreisen.
Und wo trifft man sich in Sydney? Richtig! Am Circular Quai. Von dort mussten wir erst mal ganz dringend noch einmal nach The Rocks. Gestern hatten wir beim dortigen Shopping einen Stoff-Emu gesehen. Meine Affinität zu diesen Tieren ist ja seit Brisbane (10.3.2020) den Bloglesern bekannt, aber wir hatten dennoch gemeint, diesen Plüschkameraden nicht zu brauchen. Über Nacht hatten wir unsere Meinung allerdings revidiert.
Der Versuch auch noch UGG-Schuhe, die Schuhmarke in Australien, für Doris zu kaufen, scheiterte. Australische Größen und deutsche Füße passten nicht zusammen.
Da es sowieso schon den ganzen Tag geregnet hatte, hatten wir keine Lust auf weitere Aktivitäten. Wir verabschiedeten uns also ein zweites Mal von Katharina und fuhren zurück zum Schiff.
Die lange Liegezeit in Sydney gab uns die Gelegenheit, unser Glück noch einmal am El Alamein Memorial Fountain im Stadtteil Kings Cross zu versuchen. Denn vor drei Tagen hatte dieser wunderschöne Springbrunnen seine Aktivität vollkommen eingestellt und war dann gar nicht mehr so wunderschön. Und siehe da, der Springbrunnen zeigte sich so, wie wir es uns erhofft hatten.
Wir kamen auch noch mal bei „unserem“ Friseur vorbei, wo man uns durch das Schaufenster freundlich zuwinkte. So gelingt Kundenbindung. Sollten wir wieder mal hierher kommen, werden wir uns hier auch wieder die Haare schneiden lassen.
Auf der Suche nach weiteren Zielen hier in Sydney fiel uns noch Bondi Beach ein.
Bondi Beach ['bondai] gehört zur australischen Metropole Sydney, ist einer der berühmtesten Strände Australiens und einer der bekanntesten Surfspots der Welt. Er liegt etwa sieben Kilometer östlich des Stadtzentrums der Großstadt.
Bondi Beach ist nach dem Sydney Opera House und der Sydney Harbour Bridge der am dritthäufigsten aufgesuchte Ort in Sydney, alle drei sind nun in der National Heritage List eingetragen.
(Quelle: Wikipedia)
Mit Bahn und Bus gelangten wir bequem und schnell zu diesem touristischen Hotspot.
Da wir weder die Kunst des Surfens beherrschen, noch bei den aktuellen Temperaturen unter 20° bei kräftigem Wind schwimmen gehen wollten, begnügten wir uns mit einem Kaffee bzw. Cappuccino und fuhren mit dem Bus erst einmal zurück zur Bahnstation Bondi Junction.
Das Wandmosaik aus Legosteinen im Legoladen ist schon ein kleines Kunstwerk.
Es zeigt die Harbour Bridge und das Opernhaus.
Rund um diese Station gab es einige Geschäfte und Läden, die es wert waren, mal kurz reinzuschauen.
Von Bondi Junction ging es mit Bahn und Shuttlebus zurück zum Schiff.
Auf der ARTANIA erwartete uns auf Kanal 8 wieder eine Sondersendung in Endlosschleife, diesmal mit Kreuzfahrtdirektor, Bordarzt und Kapitän Morten Hansen.
Es ging in erster Linie darum, dass auf die Kabinen Fragebögen zum Gesundheitszustand geliefert wurden. Die sollen wir ausfüllen und dem Bordarzt übergeben, der gemäß einem Zeitplan in jede Kabine kommt um die Bögen einzusammeln und bei jedem Passagier Fieber zu messen.
Der Arzt appellierte an die Ehrlichkeit der Fragebogenausfüller, alle Angaben wahrheitsgemäß zu tätigen.
Kapitän und Kreuzfahrtdirektor appellierten an uns, Tugenden wie gegenseitige Rücksichtnahme an den Tag zu legen. Sollten wir auf jemanden treffen, der nicht so gut drauf ist, solle man ihn aufmuntern. Nein, die Rückreise wird nicht ganz einfach, warnte der Kreuzfahrtdirektor.
Hätte er mal diese Worte schon ausgesprochen, als die Leute noch die Wahl hatten, Fliegen oder Schifffahren. Jetzt war der „Zug abgefahren”, denn die Flüge waren heute gestartet.
Die „Hausbesuche“, welche die beiden Bordärzte heute in jeder Kabine tätigen mussten, um Fieber zu messen und die Fragebögen zum werten Befinden einzusammeln, gingen zügig und problemlos vonstatten.
Als touristische Aktivität für unseren nun endgültig letzten Tag in Sydney fiel uns nur noch ein, das Sydney Tower Eye hinaufzufahren. Das Sydney Tower Eye ist ein Fernmelde- und Telekommunikationsturm mitten in der City.
Zwar hatten wir den 260 Meter hohen Turm schon einmal vor 3 Jahren „bestiegen“ (per Fahrstuhl natürlich), aber das Wetter war sehr klar, so dass sich ein Besuch noch einmal anbot. Und tatsächlich hatten wir einen guten Aus- und Rundumblick.
Anschließend machten wir noch einen Bummel über die George Street, auch wieder so eine Schicki-Micki-Einkaufsstraße. Ganz nett war aber eine Einkaufspassage, die im nostalgischen altenglischen Stil mit viel dunklem Holz designed war.
Dort wollten wir zwar keine English Teatime einlegen, aber zumindest ganz stilvoll eine Kaffeepause. Dies gelang uns leider nicht so richtig. – Stil nein, Kaffee ja, aber nur im Pappbecher.
Als wir am frühen Nachmittag mit dem Shuttle wieder zurückfuhren bestand das Guthaben auf unseren OPAL-Karten nur noch aus 10 Cent und unsere Barschaft in australischer Währung nur noch aus genau einem Dollar, quasi eine finanzplanerische Punktlandung.
Wir gehen mal davon aus, dass der Lademeister auch gut geplant hat und er halbwegs alle Lebensmittel beschaffen konnte, die wir für die lange Überfahrt nach Deutschland brauchen werden.
Um 16:30 fand die obligatorische Rettungsübung statt, diesmal war sie allerdings nur für die in Sydney neu zugestiegenen Gäste verpflichtend.
Alsdann hieß es, Leinen los.
Als wir die Oper passierten, konnten wir noch einmal Katharina winken und waren schon sehr bald auf dem offenen Meer.
Nicht nur der Lademeiseter hat für die Überfahrt Vorräte gebunkert.
Ganz links, das ist übrigens Emil der Emu, den wir am vergangenen Montag in Sydney gekauft haben.
Die Route für die Rückreise war wie folgt geplant:
Zunächst die Ostküste runter, die lange Südküste passieren und die Westküste wieder hoch und dann mit Westkurs Richtung Suezkanal. Durch den Suezkanal werden wir ins Mittelmeer gelangen, die Straße von Gibraltar und den Ärmelkanal passieren, um endlich und schließlich in Bremerhaven festzumachen.
Allerdings werden wir noch einen technischen Stopp in Fremantle/Australien einlegen, um noch einmal 400 Tonnen Sprit zu tanken. Hierfür wurde der ARTANIA ein Slot am 26.3.2020 gegen 7:00 Uhr zugewiesen.
Es steht bereits fest, dass wir Passagiere in Fremantle das Schiff für einen Landgang auf keinen Fall verlassen dürfen.
Hier nun zum Zeitvertreib ein wenig nautische Mathematik zwecks Bestimmung der notwendigen Schiffsgeschwindigkeit:
Von Sydney nach Fremantle sind es etwa 2200 Seemeilen (4100 Kilometer).
Die Zeitspanne von unserer Abfahrt in Sydney, vorgestern 18 Uhr, bis zu unserem Zeitfenster in Fremantle am 26.3, um 7 Uhr, beträgt genau 181 Stunden (7 Tage und 13 Stunden).
Wie schnell (oder wie langsam) muss das Schiff fahren, damit es genau zum richtigen Zeitpunkt in Fremantle ankommt?
2200 Seemeilen geteilt durch 181 Stunden ergibt ca. 12,2 Seemeilen pro Stunde (= 12,2 Knoten).
Da wir seit Sydney konstant mit einer Geschwindigkeit von 12,5 Knoten fahren, wissen wir nun, dass die Offiziere auf der Brücke richtig gerechnet haben.
Am späten Nachmittag wurde die See etwas kabbelig und das Schiff begann ein wenig zu schwanken. Auswirkungen auf den Magen oder das Gleichgewichtsorgan im Ohr hatte das allerdinge keine.
Das Tagesprogramm ist vollgestopft mit Veranstaltungen und Aktivitäten. Erwähnt sei hier nur der Austernfrühschoppen. Ich spare mir die Aufzählung der anderen Programmpunkte und verweise auf die Möglichkeit, sich das Tagesprogramm herunterzuladen. Die Download-Schaltfläche zum Anklicken befindet sich ja am Ende eines jeden Tages hier im Blog.
Am Nachmittag gab es erneut eine Sendung in Dauerschleife auf Kanal 8 im Bordfernsehen. Ein Passagier, der in Sydney an Bord gegangen war und drei Tage später mit dem Flugzeug wieder nach Deutschland geflogen war, wurde jetzt zu Hause positiv auf das Corona-Virus getestet.
Es bestünde kein Grund zur Beunruhigung. Wichtig sei Hände desinfizieren und Händewaschen.
Apropos Desinfektion. Immer wieder wurde und wird gebetsmühlenartig darauf hingewiesen, wie wichtig das Desinfizieren der Hände sei, insbesondere beim Betreten der Restaurants. Zwar befinden sich vor jedem Eingang der Restaurants entsprechende Spender. Aber es gibt genügend vergessliche, aber auch ignorante Gäste, sodass seit Tagen zusätzlich ein Crewmitglied an jedem Eingang mit einer Sprühflasche mit Desinfektionsmittel steht. Soweit die Theorie.
Wir hatten mehrfach beobachtet, dass im Artania-Restaurant, wo wir frühstücken, meist schon eine halbe Stunde vor Beendigung der Restaurantöffnungszeit die „Sprayer“ wieder abgezogen wurden. Wir hatten das bereits dem Bordarzt und dem Kreuzfahrtdirektor gemeldet. Uns wurde versichert, dass man den Hoteldirektor mit Nachdruck darauf hinweisen werde.
Im Artania-Restaurant wurde der Sprayer erneut vorzeitig wieder abgezogen. Also ließen wir uns erneut einen Termin beim Kreuzfahrtdirektor geben, um zu fragen, wie ernst die Schiffsleitung die Einhaltung der Hygienemaßnahmen denn wirklich nimmt. Der Kreuzfahrtdirektor scheint fassungslos. Da er aber den Hotelbereich disziplinarisch nicht belangen kann, weil dieser an eine eigenständige Fremdfirma ausgelagert wurde, wird er jetzt den Kapitän informieren.
Nicht nur der tagsüber kaum noch nutzbare Internetzugang nervt.
Dass im Fitnessraum eines von drei Fahrrädern und eines von drei Laufbändern defekt ist, trägt nicht gerade zur Anhebung der Stimmung bei.
Auch die Lieblosigkeit des Out-Of-Order-Zettels spricht Bände.
Dadurch, dass es keine Landgänge mehr geben wird, können sich die Leute auch kein freies WLAN mehr suchen. Das hat zur Folge, dass an Bord vermehrt Datenpakte für den Internetzugang gekauft wurden. Das wiederum übersteigt jetzt die Kapazität des bordeigenen WLANS und führt auch zur Überlastung der Internetstrecke via Satellit.
Wir kommen entweder erst gar nicht in die Anmeldemaske rein oder wenn doch, fliegen wir nach erfolgreicher Anmeldung nach wenigen Minuten wieder raus. Und wenn man eine Verbindung hat, ist sie so langsam, dass es ewig dauert, bis sich eine Seite aufgebaut hat oder eine Mail abgeschickt wird. Wir fühlen uns in die Zeiten von Modem und Akkustikkoppler zurückversetzt, die Älteren unter uns werden sich noch erinnern.
Waren die Außentemperaturen bisher eher ungemütlich, so um die 15°, so wird es jetzt langsam sonnig und warm. Das hat immense Vorteile, weil sich jetzt Teile des Schiffsleben nach draußen verlagern.
Heute Abend besuchten wir zum ersten Mal auf dieser Reise eine Abendveranstaltung in der Atlantik Show Lounge, bei der wir nicht nur mal kurz reingeschnuppert haben, sondern bei der wir von Anfang bis zum Schluss geblieben sind. Das Duo „Flower Power Men“ trat zusammen mit der ARTANIA Show Band auf und brannte ein Feuerwerk der Musik aus der Flower-Power Ära ab.
Wir kannten die beiden Künstler bereits von einer vorherigen Reise und schon damals hatten sie uns begeistert.
Auch diesmal konnten sie das Publikum begeistern, es gab stehende Ovationen. Mir ging trotz oder wegen der guten Stimmung die Frage durch den Kopf: „Befinden wir uns auf einer Insel der Glückseligkeit oder ist das Ganze ein Tanz auf dem Vulkan?“
Morgen wird der Schiffsarzt wieder Hausbesuche in den Kabinen bei allen Passagieren machen, um Fieber zu messen. Die Schiffsleitung will den australischen Behörden in Fremantle eine Übersicht über den Gesundheitszustand der Passagiere und der Crew geben und natürlich selbst einen Überblick über die Lage auf der ARTANIA haben.
Bereits um 7:30 Uhr erfolgte eine Durchsage des Kreuzfahrtdirektors über Bordlautsprecher und das auch direkt in die Kabinen, was sehr ungewöhnlich ist zu dieser frühen Uhrzeit.
Gestern Abend haben sich mehrere Passagiere mit Fieber bei den Bordärzten gemeldet. Diese Information wurde sofort an die australischen Behörden weitergegeben und die ARTANIA fährt nun statt der behäbigen 12,5 Knoten mit 20 Knoten (das ist die Höchstgeschwindigkeit) in Richtung Fremantle.
Ich äußere mal den Verdacht, dass die Fieberpatienten nicht erst seit gestern Abend diese Beschwerden haben, sondern sich erst im Bordhospital gemeldet haben, als bekannt gegeben wurde, dass heute flächendeckend Fieber gemessen wird. Aber wie gesagt, das ist nur ein Verdacht und damit eine unbewiesene und unbestätigte Behauptung meinerseits. Jedenfalls wurde in den letzten Tagen ständig an uns appelliert, bei gesundheitlichen Beschwerden sofort die Ärzte zu konsultieren.
Weiter berichtete der CD (=Cruise Director = Kreuzfahrtdirektor), dass die Reederei nun auch eine Consultingfirma eingeschaltet hätte, die Vorschläge unterbreitet, wie die Hygienevorkehrungen noch mehr gesteigert werden können und welche zusätzlichen Maßnahmen getroffen werden müssen.
Eine der Maßnahme war die sofortige Einstellung des Buffetbetriebs in den Restaurants bereits zum Frühstück. In allen 3 Restaurants, „Lido“, „Artania“ und „Vier Jahreszeiten“ ist das Frühstück bei den Kellnern, die sonst nur Kaffee, Saft und Eierspeisen servieren, komplett zu bestellen.
Im Buffetrestaurant Lido wird das Mittag- und Abendessen zwar immer noch in Buffetform angeboten, man kommt aber als Passagier nicht mehr direkt ran. Vielmehr steht an jeder Station ein Crewmittglied und füllt gemäß Anweisung des Gastes den Teller.
Das klappte sogar ganz gut, aber auch nur deshalb, weil jetzt auf einmal viele „Lido-Gänger“ in die beiden anderen Restaurants, wo man komplette Menüs bestellen kann bzw. muss, abgewandert sind. Dadurch kommt es im Lido trotz der etwas umständlichen „Selbstbedienung“ über eine zusätzliche Servicekraft zu keinem Stau
Die Kellner und Kabinenstewards tragen jetzt alle Mundschutz. In der Durchsage klang das noch so, dass es einige Crewmitglieder gibt, die einen Mundschutz wünschen und man ihnen jetzt die Möglichkeit eingeräumt hat, auch einen zu tragen. Wir wundern uns halt nur ein wenig, dass jetzt alle „einfachen“ Crewmitglieder komplett mit Mundschutz herumlaufen und die Offiziere (ab einem Streifen aufwärts) alle keinen Mundschutz tragen. Da entsprach wohl die Information über Freiwilligkeit nicht ganz der Realität.
Uns Passagieren wurde kein Mundschutz empfohlen, da dieser in Sachen Infektionsschutz sowieso kaum Wirkung zeigen würde. Allerdings würde auch für die Passagiere an der Rezeption Mundschutz erhältlich sein, so man welchen wolle.
Der "Sprayer" am Eingang des Restaurants war nicht mehr da (abgezogen worden?) und die Flasche mit dem Desinfektionsmittel war gut versteckt, ...
Auch die Animationsprogramme (Sport, Spiele, Basteln etc.) wurden mit sofortiger Wirkung eingestellt, der Spa-Bereich und das kleine Bord-Kino geschlossen.
Kinofilme werden ab sofort in der grßen Atlantik Show Lounge gezeigt. Allerdings werden die Zuschauer dort von Phoenix platziert mit genügend Abstand zwischen den Zuschauern (Ehepaare dürfen nebeneinander sitzen).
Das gleiche gilt auch für Vorträge, die dort ebenfalls angeboten werden.
Wie viele Fieberpatienten es gibt und ob diese noch weitere Symptome zeigen ist uns nicht bekannt.
Es wird mehrfach durch Phoenix und auch durch den Kapitän betont, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gäbe. Das ist zwar richtig, es gibt aber auch keinen Grund zur Beruhigung.
Uns bleibt tatsächlich nur abwarten und Ruhe bewahren.
Entgegen der Ankündigung, dass wir an der Pier festmachen, warfen wir gegen 4 Uhr in der Frühe den Anker vor dem Hafen in Fremantle (Wassertiefe 10 Meter).
Auch kamen die Behörden nicht bereits um 8 Uhr an Bord, sondern erst um 10 Uhr.
Am Vormittag war die Lage folgende:
Bei den Fieberpatienten werden Tests durchgeführt, um zu verifizieren, ob es sich bei deren Erkrankung um eine normale Erkältung oder eine Infektion mit dem Coronavirus handelt. Erste Ergebnisse sollte es heute Nachmittag geben.
Die Testergebnisse lagen nun doch nicht heute Abend vor, neuer Termin: morgen früh. Das wunderte mich nun nicht so wirklich, sowas braucht eben seine Zeit. Selbst bei Frau Merkel hat es mehr als 24 Stunden gedauert.
Zwei Dinge wunderten mich nun doch sehr:
1. Es war auf einmal keine Rede davon, dass wir morgen, wie geplant tanken. Die letzten Tage hatte uns Kapitän Morten Hansen in seinen Morgenansprachen über Bordlautsprecher ständig erzählt, dass wir am 26.3. 400 Tonnen Sprit bunkern werden.
2. „Die mit Fieber getesteten Personen wurden gebeten im Interesse aller Passagiere in ihren Kabinen zu bleiben“, so der O-Ton der Durchsagen.
Die Passagiere wurden auch gebeten, keine Liegestühle zu reservieren. Was nutzten dieser Apelle? Nichts!!!
Ich fand, die getesteten Personen sollten erst mal 1-2 Tage VERPFLICHTET werden, in den Kabinen zu bleiben, bis die Testergebnisse vorliegen. Dann könnte man weitersehen.
Es wurde erzählt (also mit Vorsicht zu genießen), dass sich einige der getesteten Personen nicht an die "Bitte" gehalten haben, in der Kabine zu bleiben.
Um 21:45 Uhr wurde bekannt gegeben, dass einige Passagiere positiv auf das Corona-Virus getestet wurden.
Wir wurden sofort alle auf unsere Kabinen geschickt und sollten dort bleiben.
Es gibt noch keinen Maßnahmenplan. Das weitere Vorgehen wird jetzt mit Phoenix in Bonn abgestimmt.
Erst in der Nacht gegen 1:00 Uhr gelang es mir, eine halbwegs stabile Internetverbindung herzustellen, um über die neuesten Ereignisse zu berichten.
Hier beende ich diesen 11. Blogeintrag. Ich habe ja tages- und stundenaktuell in einem „Sonderbeitrag" bis einschließlich heute (27.3.2020) berichtet.
Wenn wir wieder zu Hause sind, wird mit einem 12. Blogeintrag der Blog ordentlich beendet.
Übrigens, das Gästebuch ist nach wie vor offen.
Am 14.3.2020 wurde die Entscheidung der Reederei bekannt gegeben, die Weltreise abzubrechen.
Näheres hier: Abbruch der Weltreise durch Phoenix
Vom 26, März 2020 bis zum Evakuierungsflug am 29. März gab es ständig neue und wechselnde Informationen. Sobald eine neue Info bekannt wurde, habe ich sie in einem "Extra-Beitrag" sofort hier im Blog Online gestellt, fast wie in einem Liveticker,
Diesen "Extra Beitrag" findet man hier!
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