Einmal um die Welt - diesmal ostwärts
2019/2020 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Kofferpacken, nicht gerade unsere Lieblingsbeschäftigung. Was nimmt man mit für die 4-tägige Überlandtour, die morgen losgehen soll und was lässt man auf dem Schiff?
Und noch ein Problemchen beschäftigt uns. Vor mehr als einer Woche hatten wir an der Rezeption bekannt gegeben, dass wir (und ein befreundetes Ehepaar) morgen in Walfischbai das Schiff für 4 Tage verlassen und erst am 15. Januar in Kapstadt wieder zusteigen werden. Die Rezeptionistin erklärte uns, dass wir ein von Phoenix bereits ausgefülltes Einreiseformular erhalten sollten, mit dem wir beim Immigration-Office vorstellig werden müssen. Das besagte Formular hatten wir auch bekommen, nur wurde dort eingetragen, dass wir bereits am 2. Tag wieder aus Namibia ausreisen würden, wie das Gros der Passagiere, die keine Überlandtour machten.
Also „reklamierten“ wir den Einreisezettel, doch die Damen an der Rezeption meinten, dass hätte so seine Richtigkeit. Begründen konnten sie das allerdings nicht. Und da wir wissen, dass die Hauptaufgabe dieser Damen das Abwimmeln von Beschwerden ist und ich auch mehrmals mitbekommen habe, welchen Blödsinn sie den Leuten in Sachen Internetnutzung auf dem Schiff erzählten, gaben wir uns mit dieser Aussage nicht zufrieden. Aber auch ein Gespräch mit dem Kreuzfahrtdirektor, der mit der Purserin (Zahlmeisterin), die für solche Sachen zuständig ist, gesprochen hatte, ergab eine ähnliche Auskunft. Fakt war, dass diese Zettel bereits in Bonn (Sitz von Phoenix) per Computer ausgefüllt wurden und zu diesem Zeitpunkt niemand wissen konnte, wer alles von Bord geht.
Auch Phoenix bot eine ähnliche Überlandfahrt an, wie wir sie beim Veranstalter Punda Milia gebucht hatten; ein Angebot, das von knapp 60 Personen in Anspruch genommen wurde. Diese knapp 60 Passagiere hatten ebenfalls diesen 2-Tage-Zettel erhalten, aber die Behörden wüssten darüber genau Bescheid, wie man uns versicherte. Für die Passagiere, die ganz normal mit der ARTANIA weiterfahren und nach 2 Tagen Namibia wieder verlassen, kämen entsprechende Beamte an Bord um ihnen den nötigen Einreisestempel zu verpassen.
Wir aber würden, genau wie die Phoenix-Überlandfahrer, in einem Immigration-Office unseren Stempel holen. Nur müssten wir dort selbstständig hin, jedoch wäre das Gebäude nur wenige Meter vom Schiff entfernt.
Ich blieb skeptisch!
Wie angeordnet trafen wir uns um 7:45 Uhr zusammen mit den Phoenix-Überlandfahrern in der Atlantic Lounge. Die erste Amtshandlung dort war, dass die Purserin erschien und mit Kugelschreiber von jedem Einzelnen das Einreiseformular korrigierte (Dauer = 4 Tage, Ausreisedatum: 15.1.2020).
Die Freigabe des Schiffes verzögerte sich, sodass wir noch eine Weile warten mussten, bis wir alle das Schiff verlassen durften.
Aber weder in der näheren noch weiteren Umgebung des Liegeplatzes der ARTANIA gab es etwas, was einem Immigration Office im entferntesten ähnlich sah. Zum Glück liefen vor dem Schiff auch ein paar Phoenix-Reiseleiter rum, denen wir unser Leid klagten.
Wie konnten wir auch so dumm fragen! Es war doch klar, dass wir in einen der beiden bereitgestellten Busse, die die Phoenix-Überlandfahrer in den Etosha-Nationalpark bringen würden, einzusteigen hätten. Die Pass-Stempel-Stelle befände sich schließlich etwas außerhalb des Hafengeländes.
Ach so, Entschuldigung.
Es gelang uns auch, den Busfahrer zu überzeugen, unser Gepäck so einzuräumen, dass wir es wieder als Erste rausnehmen konnten.
Nach einer ca. 15-minütigen Busfahrt fiel wohl irgendjemandem von Phoenix auf, dass wir längst an der Stempelstelle vorbeigefahren sein müssten. Also hielt der Bus an, wir mussten alle aussteigen, und der örtliche Reiseleiter, der zwar akzentfrei Deutsch sprach, aber sonst eine Pfeife zu sein schien, fing hektisch an zu telefonieren. Dann teilte er uns das Ergebnis seiner Recherchen mit: Wir brauchen keine Einreiseformalitäten durchzuführen, wir könnten einfach weiterfahren.
Das sahen wir naturgemäß nicht ganz so locker, ich glaube, ich wurde sogar etwas laut. Sah ich uns doch in Windhoek am Flughafen (von wo wir nach Kapstadt/Südafrika fliegen sollten) als illegal Eingereiste ertappt werden und in einem düsteren Abschiebegefängnis schmachten.
Anscheinend machte sich dann doch die Erkenntnis breit, dass eine ordentliche Einreise gar nicht so schlecht sei. Also alles wieder rein in den Bus, ein wenig durch die Stadt fahren und alles wieder aussteigen, denn jetzt würde gleich gestempelt. Bereitwillig rückte der Busfahrer auch unser Gepäck wieder raus.
Wir hatten jetzt zwei Probleme, immer noch keinen Stempel und wie können wir unseren Fahrer, der uns die nächsten vier Tage kutschieren sollte, finden? Problem Nummer 2 löste sich von selbst. Als sei er plötzlich vom Himmel gefallen, stellte sich ein freundlicher junger Mann als Donovan, unser Fahrer, vor. Vor lauter Glück verloren wir allerdings die Phoenix-Reisegruppe aus den Augen, der Bus war plötzlich auch nicht mehr da und ein Immigration-Office war weit und breit nicht zu entdecken.
So ähnlich, wie unser Fahrer vom Himmel gefallen war, kam jetzt auch der Phoenix-Bus wieder angefahren und alle Passagiere (außer uns) saßen wieder drin. Die Fahrertür wurde geöffnet und die Phoenix-Reiseleitung rief uns zu, wir sollen mit unserem Fahrer dem Bus folgen. Da wir aber erst noch unser Gepäck in unser neues Beförderungsmittel laden mussten und der Phoenix-Bus nicht im Traum daran dachte, auf uns zu warten, stellten sich bei mir zum wiederholten Male heute früh die Nackenhaare hoch und ich glaube, der Kamm schwoll auch ein wenig. Aber unser Fahrer hatte gesehen, um welche Ecke der Bus verschwunden war und konnte ihn einholen. Da jetzt unsere Parkposition besser war als die der beiden Phoenix-Busse, waren wir ziemlich die ersten, die sich im endlich gefundenen Immigration-Office brav vor dem einzigen Schalter anstellten.
Vor uns waren noch drei russische Staatsbürger, deren Abfertigung 20 Minuten dauerte. Bei uns Phoenix-Leuten gings dann zügiger, ca. 2 Minuten pro Person. Man kann sich leicht ausrechnen, bis wann der Letzte abgefertigt sein wird (60 x 2 Min. = 2 Std).
Die Phoenix-Reiseleitung versuchte, einen zweiten Stempel-Beamten zu installieren. Ob das gelungen ist, weiß ich nicht, da unser Trupp (Anne, Wolfgang, Doris und ich) nach 10 Minuten abgefertigt waren. Wir hatten nicht nur einen Stempel in den Pass bekommen sondern wurden auch fotografiert und unsere Passdaten wurden in ein Computersystem eingegeben und der (korrigierte) Einreisezettel wurde vom Stempel-Beamten sorgfältig verwahrt, was ja alles laut diesem Komiker (ich meine damit den schon erwähnten lokalen Guide) gar nicht notwendig war.
Mögen sich der lokale Guide und Phoenix von mir aus jetzt den Schwarzen Peter hin und her schieben, beide haben ihren Job nicht gut gemacht und haben somit unsere Nerven unnötig strapaziert.
Jedenfalls spendiere ich für diese organisatorische "Meisterleistung" von Phoenix und Co. meinen beiden Freunden Waldorf und Statler hier mal so richtig viel Platz, um Dampf abzulassen.
Aber jetzt konnte sie losgehen unsere Überlandfahrt und soviel sei vorweggenommen. Es gab nichts zu meckern, die Organisation war perfekt bis ins letzte Detail, was sowohl ein Verdienst des Reiseveranstalters Punda Milia als auch der hier vor Ort arbeitenden Agenturen ist.
Das ging damit los, dass unser Fahrer Donovan jedem eine gute Landkarte übergab, auf der unsere gesamte Reiseroute eingezeichnet war. Des Weiteren erhielten wir eine Feldflasche, die während der gesamten Tour immer wieder mit Wasser gefüllt wurde und zu guter Letzt noch ein kakifarbenes Etui mit Insektenschutz, Handcreme und Lippenbalsam aus einheimischen Pflanzen. Die Geschäftsführerin von Punda Milia, Janine Brassaty, die sich schon im Vorfeld sehr kompetent um alles gekümmert hat, hatte uns noch ein paar nette persönliche Zeilen zukommen lassen. Zugegeben, alles Kleinigkeiten, die aber den gesamten sehr guten Eindruck abrundeten. Diesen Veranstalter, der auf Afrikareisen spezialisiert ist, kann ich ohne Bedenken weiterempfehlen.
Auch mit Donovan hatten wir einen Glücksgriff getätigt. Sein Englisch war sehr gut zu verstehen, sein Wissen über Land, Leute, Städte, Siedlungen und die Tier- und Pflanzenwelt schien unerschöpflich. Sein Fahrstil war sicher und besonnen und das geländegängige Fahrzeug, eine Art Kastenwagen von VW, bot mehr als reichlich und bequem Platz.
Donovan, unser Fahrer für die nächsten 4 Tage. (Die Fahrzeuge haben Rechtslenkung, denn in Namibia herrscht Linksverkehr.)
Mittlerweile war es 10:00 Uhr geworden und wir fuhren los.
Wir machten einen kurzen Abstecher nach Swakopmund, wo es noch viele deutsche Spuren zu entdecken gab, schließlich hieß Namibia ja mal Deutsch-Südwestafrika. Die Deutschen haben sich in Sachen Brutalität und Ausbeutung von anderen Kolonialmächten kaum unterschieden und die "Schutzherrschaft" gipfelte in dem Völkermord an den Herero und Nama. Bis heute vermeidet die BRD das Wort „Völkermord“ und unterscheidet sich damit nicht sonderlich z. B. von der Türkei, die ja ebenfalls allergisch reagiert, wenn man den Völkermord an den Armeniern als solchen bezeichnet.
Unser heutiges Tagesziel war die ca. 400 Kilometer entfernte, im sogenannten Damaraland liegende, Twyfelfontain Country Lodge.
Die zunächst gut asphaltierte Straße, die später in eine befestigte Schotterpiste überging, führte eine weite Strecke durch die karge Namib-Wüste.
Gegen 13:00 Uhr legten wir eine einstündige Mittagspause in einem netten, auf Touristen eingerichteten, Restaurant ein. Wir waren die einzigen Gäste, anscheinend war noch keine Saison.
Um 15:00 Uhr erreichten wir unsere Lodge. Eingepasst mitten in ein Buntsandsteinmassiv befindet sich das Hauptgebäude und überall verteilt die verschiedenen zahlreichen kleinen Apartments, die einfach, aber sehr geschmackvoll eingerichtet waren.
Gleich um 16:00 Uhr ging es weiter mit unserem Programm. Lucas, ein lokaler Guide, erwartete uns mit seinem offenen Geländewagen für eine Fahrt, um die Wüstenelefanten zu sehen.
Wüstenelefanten sind ein wenig kleiner als ihre „normalen“ Artgenossen, weil sie sich nicht an einer üppigen Vegetation bedienen können, sondern mit dem kargen Wüstenbewuchs „haushalten“ müssen. Sie gehen sehr sorgsam mit den Pflanzen um, zupfen die Blätter von den Büschen und Bäumen ohne diese niederzutrampeln. So hatten wir es gelesen und wollten es jetzt auch sehen. Doch bei Tierbeobachtungsfahrten braucht man Geduld.
Die ersten beiden Stunden sahen wir schon einiges an Getier, wie etwa ein Dikdik (Zwergantilope) oder Kudus, aber keinen einzigen Elefanten.
Aber vielleicht war es auch das Drehbuch unseres Regisseurs Lucas, der aus dramaturgischen Gründen dafür sorgte, das wir zunächst nur Elefantenküddel gefunden haben.
Aber dann war es doch so weit, dass wir auf die Dickhäuter trafen.
Allerdings war die Freude über unser Kommen bei den Elefanten eher verhalten. Immer mal wieder stellte ein Bulle die Ohren auf und kam mit entschiedenen Schritten auf unser Fahrzeug zu. Dann musste unser Fahrer Lucas ganz schnell den Motor wieder anlassen, den Rückwärtsgang einlegen und Fersengeld geben. Damit war’s der Bulle erst mal zufrieden.
Bei diesen Aktionen haben wir alle vier im Auto jedesmal still gebetet, dass der Motor anspringen möge und sich der Gang ohne Komplikationen einlegen lasse.
Lucas meinte, dass diese Gruppe Elefanten ein wenig aggressiv sei, aber es gäbe auch Gruppen, die seien friedlicher.
Er wusste auch von einem ganz jungen Elefantenbaby, dass erst 6 Wochen alt ist und war wild entschlossen es zu finden, um es uns zu zeigen. Sein Vorhaben gelang und stolz präsentierte er uns Mutter und Kind.
Nun war es Zeit aufzubrechen, denn es war geplant, dass wir um 20:00 Uhr wieder in der Lodge zum Abendessen eintreffen sollten, aber nicht ohne noch einen Zwischenstopp einzulegen, um den Sonnenuntergang zu fotografieren.
Überraschung – Lucas baute einen Tisch auf, stellte diverse Getränke darauf und eine Schale mit Knabberzeug, Antilopenschinken und eine Art afrikanischer Kaminwurz aus Kudu. Ich entschied mich zur Feier des Tages für ein Fläschchen „Windhoek Lager“, ein leichtes süffiges Bier, dem Kölsch nicht unähnlich. Bei dieser Sorte bin ich dann auch die nächsten Tage geblieben.
Der Sonnenuntergang geriet dann plötzlich in den Hintergrund, da Lucas feststellte, dass ein Reifen unseres Geländewagens platt war. Aber kein Problem, in Windeseile hatte er das Rad gewechselt und wir kamen mit nur geringer Verspätung in der Lodge an.
Zum Abendessen gab beim Abendbuffet auch einheimische Wildtierarten. Aber die Leser meiner früheren Blogs wissen aus den Erzählungen über Galaabende und Spezial-Dinner auf dem Schiff, dass Exotik nicht so unser Ding ist, aber unser Reisekollege Wolfgang hatte da weniger Berührungsängste. Da es jedoch auch Hühnchen, Rind und Schweinefleisch gab, musste niemand hungern.
„Unsere“ erste Giraffe! Sie gilt aber eigentlich gar nicht. ????
Sie lebt nämlich auf einer Farm (man kann es am Zaun erkennen). Es gibt Farmen, wie diese, dort werden wildlebende Tiere gehalten, damit Touristen sie fotografieren können. Allerdings gibt es auch Farmen, um Jagdtouristen den Abschuss von Wildtieren zu ermöglichen. Hauptkunden sind US-Amerikaner und Belgier, wie uns Donovan zu berichten wusste.
Heute Morgen um 9:00 Uhr hieß es schon wieder Abschied nehmen von der Twyfelfontein Country Lodge. Das Ziel lautete: Ethosha-Nationalpark im Norden Namibias. Im Gegensatz zur Phoenix-Truppe, die die Strecke in einem Rutsch bewältigte und schon gestern Abend dort ankam, haben wir es mit der Zwischenstation bei den Elefanten eher lockerer angehen lassen, was wir denn auch für die bessere Variante hielten.
Um 13:00 Uhr bezogen wir unsere Zimmer in der Etosha Safari Lodge, die ganz in der Nähe des Südeingangs des Nationalparks liegt.
Wie geplant, fuhren wir mit Donovan kreuz und quer durch den südlichen Teil des Nationalparks, immer mit geschärftem Blick, ob es nicht links oder rechts von der Schotterpiste etwas Interessantes zu beobachten gibt. Zwar waren es nicht die Big Five (Elefant, Nashorn, Büffel, Löwe und Leopard), aber in den nächsten Stunden konnten wir etliche Tierarten in freier Wildbahn beobachten. Hierzu braucht es nicht viel Text, um die Pirschfahrt zu beschreiben und vielleicht gelingt es ja mit dem ein oder anderen unserer Amateurfotos ein klein wenig, die Faszination dieser Wildbeobachtungen rüber zu bringen
Heute stand eine ganztägige Pirschfahrt im Etosha Nationalpark auf dem Programm. Nicht Donovan, sondern ein lokaler Fahrer mit seinem offenen Geländewagen.
Das Fahrzeug war ähnlich dem, das wir schon bei der Beobachtung der Wüstenelfanten vor zwei Tagen hatten. Es sieht Platz für 11 Leute vor. Vorne für Fahrer und Beifahrer 2 Sitze und auf der „Ladefläche“ befinden sich drei Sitzreihen, jede für jeweils 3 Personen. Ist solch eine Sitzreihe mit drei Leuten besetzt, so hat der, der in der Mitte sitzt irgendwie die Arschkarte gezogen. Wir hingegen konnten uns im Fahrzeug breit machen. Leider sogar sehr breit, denn Doris fuhr nicht mit. Die seit zwei Wochen grassierende Schiffserkältung (man munkelt, dass mehr als 50% der Passagiere betroffen sind), die wir beide bereits seit einigen Tagen schon latent mit uns rumschleppten, ist jetzt bei ihr ausgebrochen – saublöd, aber nicht zu ändern. Dass man sich bei so einer langen Reise irgendwann die Schiff-Influenza einfängt, ist fast nicht zu vermeiden, allerdings hätte sich Doris einen passenderen Zeitpunkt gewünscht.
Also waren wir heute nur zu dritt plus Fahrer und sein junger Beifahrer, der wohl gerade als Ranger ausgebildet wird.
Sicherlich gab es „Wiederholungen“, verglichen mit der gestrigen Fahrt. Aber man sollte keinesfalls Tierbeobachtungen mit dem Sammeln von Panini-Fußballbildern vergleichen, so nach dem Motto „hab‘ ich schon, interessiert mich nicht mehr“. Man muss tatsächlich auch erst mal lernen, die Kamera neben sich hinzulegen und sich einfach an dem erfreuen, was man beobachtet.
Gnus - im Hintergrund sieht man (nicht besonders gut) die Etosha-Pfanne,
ein Salzsee mit einer Ausdehnung von 120 km x 50 km.
... und zum krönenden Abschluss unserer Pirschfahrt bekamen wir doch noch einen Vertreter der Big Five, nämlich ein Nashorn, vor die Linse.
Um 16:00 Uhr waren wir wieder in der Lodge zurück, gerade rechtzeitig vor dem großen Regen, der zu dieser Jahreszeit hier oben im Norden Namibias beinahe täglich niederprasselt und dafür sorgt, dass die Savannenlandschaft schön grünt.
Aber es war richtig, in der „falschen“ Zeit hier zu sein. Während der Saison sind die Lodges bis auf den letzten Platz ausgebucht; um mit einem Fahrzeug in den Etosha Nationalpark reinzukommen (Formalitäten, Einfahrtsgebühr etc.), muss man schon mal mit einer 1 ½-stündigen Wartezeit rechnen und über die Schotterpisten schlängeln sich lange Konvois von Geländewagen. Massentourismus eben.
Der heutige Tag war für die Rückkehr auf die ARTANIA vorgesehen. Von unserer Lodge ins ca. 450 Kilometer entfernte Windhoek und von dort mit dem Flugzeug nach Kapstadt.
Da der Flieger um 14:00 Uhr starten sollte, sollten wir so gegen 12 Uhr am Flughafen sein. Um 7:00 Uhr, nach dem Frühstück, saßen wir alle in Donovans SUV und er meinte, dass wir so gegen 11:00 Uhr in Windhoek sein werden, aber so ein bisschen eingeplanter Puffer könne ja nicht schaden. 450 Kilometer in 4 Stunden? Ein sehr sportliches Ziel. Aber wir waren tatsächlich kurz nach 11:00 in Windhoek.
Die Straßen waren gut asphaltiert, mit wenig Kurven, meist ging es mehrere Kilometer schnurgeradeaus und es herrschte ganz wenig Verkehr. Donovan konnte konstant die erlaubten 120 Kilometer/Stunde fahren. Und war dann doch einmal ein langsameres Fahrzeug vor uns, war es kein Problem zu überholen, denn man konnte ja sehr sehr weit nach vorne sehen, ob etwas entgegenkommt.
Erst als wir uns dem Einzugsgebiet von Windhoek näherten, wurde der Verkehr dichter. Den eingeplanten Puffer nutzte Donovan zu einer Mini-Stadtrundfahrt. Auch hier fand man noch Spuren aus der unrühmlichen deutschen Kolonialzeit.
Am Flughafen am Check-in-Schalter von South African Airways verabschiedeten wir uns von unserem Guide, der wirklich einen klasse Job gemacht hat.
Check-in, Ausreiseformalitäten und Sicherheitskontrolle – alles kein Problem (wir hatten ja auch schöne ordnungsgemäße Einreisestempel im Pass).
Und dann passierte etwas, was mir noch nie beim Fliegen passiert ist – wir hoben bereits um 13:45 Uhr ab, also nicht nur keine Verspätung, sondern sogar eine Viertelstunde zu früh.
Der Anflug auf Kapstadt war spektakulär. Die Stadt selbst ein Moloch und der Tafelberg in voller Schönheit bei wolkenlosem Himmel. In Kapstadt selbst werden Helikopterrundflüge zum Tafelberg angeboten – das Geld konnten wir uns nun sparen.
Einen kleinen Wermutstropfen hatte unsere verfrühte Ankunft; der Fahrer der uns abholen und zum Hafen bringen sollte, war noch nicht da.
Eine kurze E-Mail nach Deutschland zum Reiseveranstalter Punda Milia und nach wenigen Minuten war die Antwort da, dass der Fahrer gleich kommen würde. Nach dem ca. 20-minütigen Transfer zum Hafen gingen wir gegen 17:00 Uhr wieder an Bord der ARTANIA.
Bei voller Gesundheit hätten wir der Stadt sicher noch einen ersten kurzen Besuch abgestattet, aber so war Schonen und Erholen auf dem Schiff angesagt.
Unsere ursprüngliche Planung, mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus die Stadt und die Gegend zu erkunden, mussten wir fallen lassen. Der grippale Infekt zwang Doris ins Bett und ich war auch nicht voll fit, sodass ich am Vormittag lediglich die berühmte „Victoria & Alfred Waterfront“ (kurz VA Waterfront) in Augenschein nahm.
Der im Jahre 1882 im gotischen Stil (Gothic-style) erbaute Clock Tower
an der Victoria & Alfred Waterfront.
Etwa einen Kilometer von unserem Liegeplatz entfernt reihten sich um Hafenbecken und Jachthäfen zahlreiche Restaurants, Geschäfte, Büros und Hotels. Die VA Waterfront gilt als Touristenattraktion.
Schön wenn man mal dort war. Der Tourist hat die Möglichkeit, an einem der vielen Kioske Ausflüge, Heli-Rundflüge, Bootsfahrten etc. zu buchen, oder man kann schön Kaffee trinken oder Essen gehen. In einer riesigen Shopping-Mall mit Schicki-Micki-Läden kann man sein Geld ausgeben.
Robben Island war eine Gefängnisinsel, wo auch Nelson Mandela 20 Jahre einsaß. Heute ist Robben Island eine Museumsinsel und ein beliebtes Ausflugsziel.
Diese Leute, die rund um dieses Tourismusgeschäft angestellt sind, streiken und demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen und einen Tarifvertrag.
Der Nachmittag war wieder für Rekonvaleszenz (Bettruhe) auf dem Schiff vorgesehen. Heute ging die erste Etappe der Weltreise zu Ende und es erfolgte ein Passagierwechsel.
Doris geht es etwas besser und sie möchte zumindest auch mal einen Blick auf die V&A Waterfront werfen, also machen wir uns auf den Weg.
Da mittlerweile jede Metropole ein Riesenrad hat, konnte Kapstadt dem sich ja nicht verweigern, sodass wir die Gelegenheit nutzten, mit dem „Cape Wheel“ zu fahren. Der Wind hatte sich mittlerweile zu einem kleinen Sturm hochgeschaukelt, die Kassiererin am Riesenrad versicherte uns, dass die Gondel zwar schaukeln werde, aber dass die Fahrt ansonsten sicher sei. Wir glaubten ihr und gingen davon aus, dass das Cape Wheel nicht umfallen würde, solange wir dort unserer Runden drehten.
Wohlbehalten stiegen wir aus, bummelten noch ein wenig durch die Gegend, hörten den Straßenmusikern zu.
In The Mood of Capetown (17.1.2020). ????
Wir konnten auch einen Kühlschrankmagneten und Aufnäher für unsere Jacken erstehen. Tourist, was willst Du mehr?
Der Wind legte noch einen Zahn zu, sodass für die ARTANIA gegen 14:00 Uhr ein Schlepper bestellt werden musste, um sie an die Pier zu drücken. Die Leinen allein, denen eigentlich die Aufgabe zufällt, dass Schiff an der Pier festzuhalten, würden dem starken Winddruck nicht standhalten und könnten reißen.
Die ersten Bedenken wurden laut, dass wir nicht wie geplant heute Abend um 23:00 Uhr auslaufen können. Dass das Wetter den Reiseplan durcheinanderwirbelt, kommt immer mal wieder vor. So konnte, als wir auf der Überlandfahrt waren, der Hafen in Lüderitz nicht angelaufen werden. Wegen Wind und Wellengang war der Hafen geschlossen und die ARTANIA fuhr deswegen gleich weiter nach Kapstadt, wo sie einen halben Tag vor der planmäßigen Ankunft an der Pier festmachte.
Passagierwechsel bedeutet auch Durchführung der vorgeschriebenen Rettungsübung. Die fand um 21:30 Uhr statt, auch für uns, die wir ja schon in Hamburg das ganze Prozedere durchexerziert hatten. Wegen des ekligen Winds mussten wir aber diesmal nicht an den Außendecks antreten, um uns zu merken, wo wir im Ernstfall in die Rettungsboote einzusteigen haben.
Der Schlepper, der ja jetzt als Schieber fungierte, tat nach wie vor an der ARTANIA seine stupide Arbeit und irgendwann im Laufe des Abends wurde bekannt gegeben, dass wir nicht pünktlich um 23:00 Uhr auslaufen könnten. Den starken Wind mit seinen Böen, die sich bis Windstärke 8 aufschaukeln konnten, würde die ARTANIA auf See locker wegstecken, wenn auch mit Schwanken und Schaukeln. Aber hier im Hafen mit der engen Ausfahrt, wo beim Auslaufen an manchen Stellen auf wenige Meter genau manövriert werden muss, ist so ein großes Schiff nicht zu 100% beherrschbar. Und eine Havarie im Hafen selbst wäre für den Hafenbetrieb der GAU.
Manchmal würde um Mitternacht der Wind für eine Stunde nachlassen. Mit dieser Bauernregel schürte Phoenix ein wenig Hoffnung.
Wir gingen früh zu Bett ….
… erwachten am Morgen und befanden uns immer noch in Kapstadt.
Mittlerweile war ich touristisch nicht mehr einsetzbar. Ich war gestern noch bei der Schiffsärztin, die mir ein 3-Tage-Antibiotikum wegen meines entzündeten Halses gegeben hatte.
Für den zusätzlichen Tag in Kapstadt wurde das Schiff wieder zum Landgang freigegeben. Um 22:30 sollten die Landgänger spätestens zurück sein, da der neue Auslauftermin auf 23:00 festgelegt wurde. Doris und ich ließen diese Gelegenheit zwecks Schonung ungenutzt verstreichen. Außerdem war es wegen des heftigen Winds draußen sowieso mehr als ungemütlich.
Wegen des Landgangs wurden der heutige Kapitänsempfang und der Galaabend auf morgen verschoben. Allerdings gab es dennoch am Abend ein Galamenü, weil die Vorbereitungen der Küche schon zu weit fortgeschritten waren, um die Sache wieder abzublasen. Galakleidung war allerdings nicht erforderlich, so die Direktive zur Kleiderordnung.
Unser gespaltenes Verhältnis zu Galaabenden und Galadinnern habe ich ja in vorherigen Blogs lang und schmutzig beschrieben. Und auch, wie wir der Sache immer wieder zu entkommen versuchten, sei es mit mitgebrachter Dosenwurst oder mit Schnitzeln bzw. Hamburgern, die man sich vom Roomservice auf die Kabine bringen lassen kann. Deshalb führe ich diesen und auch die noch 14 anstehenden Galaabende nicht mehr weiter aus.
Da der Schiebeschlepper immer noch stur und brav seine Arbeit verrichtete, konnte man davon ausgehen, dass wir auch heute Abend nicht auslaufen konnten.
Irgendwann rückte die Reiseleitung dann mit dieser Wahrheit raus, dass es mit der Weiterfahrt heute wieder nix wird, meinte aber hoffnungsvoll, dass morgen früh gegen 5 Uhr der Wind mal kurz nachlassen könnte.
Wir wachten um 7:30 Uhr auf (in Kapstadt). Das Schiff wurde nach wie vor vom Schiebeschlepper an der Pier festgetackert.
Der Hafen war definitiv für den ganzen Tag geschlossen und als erneuter Auslauftermin wurde der morgige Montag genannt. Uhrzeit: 5:00 Uhr.
Der Kapitänsempfang wurde wieder verschoben. Dafür versprach man uns für heute abend ein leckeres Afrikanisches Dinner. Uns schwante Fürchterliches. Um es vorwegzunehmen, weder die Strauss-Suppe noch die Antilopenkeule fanden unser Gefallen, aber im Lido am Buffet gibt es auch immer etwas Brot, Wurst und Salat.
Als lobenswert möchte ich hervorheben, dass am heutigen Vormittag, also gleich am Anfang eines neuen Reiseabschnitts, eine Informationsveranstaltung stattfand: „WLAN und Internet auf der ARTANIA“. Liest jemand von Phoenix den Blog oder woher kommt diese Einsicht?
Immer noch mit dem grippalen Infekt kämpfend, gingen wir früh zu Bett.
Nicht um 5:00 Uhr, aber um 9:30 Uhr konnten wir endlich die Leinen los machen.
Das Schiff musste im Hafenbecken gedreht werden und man konnte gut erkennen, dass das Manöver, das Schiff durch die enge Hafenausfahrt zu steuern höchste Präzision verlangte und der Hafen deshalb aus gutem Grunde die ganze Zeit geschlossen war. Der Wind blies zwar immer noch recht kräftig, war aber konstant und nicht mehr böig.
Wir hatten jetzt 60 Stunden Verspätung, sodass die Häfen in Port Elisabeth und East London gestrichen wurden und der zweitägige Aufenthalt in Durban auf einen Tag gekürzt werden musste.
Der Kapitänsempfang konnte endlich stattfinden.
Zwar waren wir hier in Kapstadt länger als geplant, sehr viel gesehen von der Stadt und Umgebung haben wir jedoch nicht. Aber wir kommen wieder!
Doris hat ein großes Problem. Im Verlauf ihrer Erkältung hat ihr Gehör dramatisch nachgelassen. Ihr rechtes Ohr läuft sowieso schon seit Jahren nur noch auf halber Kraft und nun ist auch das linke betroffen. Dort hört sie so gut wie gar nichts mehr. Auch das rechte Ohr hat sich verschlechtert. Dass bei ihr bei einer Erkältung die Ohren „zu gehen“ ist nichts Ungewöhnliches und das gibt sich wieder, wenn die Erkältung abklingt, nur diesmal eben nicht.
Da wir morgen in Durban sein werden, hatte ich im Internet ein paar Hörgeräteakustiker rausgesucht, die nicht allzu weit vom Hafen weg sind. (Danke, Google Maps!) Wir hoffen, dass wir zur Überbrückung bis Ende der Reise irgendwie eine Zwischenlösung erreichen können, wohl wissend, dass die professionelle Einstellung und Anpassung eines Hörgeräts Wochen dauert.
Leider haben wir nicht mitbekommen, als noch zur nachtschlafenden Zeit, also kurz vor sieben Uhr, der Lotse an Bord gekommen ist. Er kam nämlich nicht wie üblich mit dem Lotsenboot um von dort auf die ARTANIA überzuwechseln, sondern mit dem Hubschrauber und ließ sich abseilen.
Gegen 10:00 Uhr gingen wir von Bord. Am Ausgang des Hafenterminals wartete ein heimischer Ausflugsvermittler auf Kundschaft. Ihm erklärten wir unsere Situation und wir wurden uns einig, dass man uns für 300 Rand (knapp 20 €) zu dem ausgesuchten Hörgeräteakustiker fährt (und wieder zurück), der in einem 7 km entfernten Shoppingcenter seinen Laden hat.
Bequem in einem SUV fuhr uns unsere Fahrerin zum gewünschten Ziel und kümmerte sich drum, dass wir im Center auch den Laden fanden.
Der Hörgerätespezialist war sehr nett, erklärte uns, dass die besten Hörgeräte aus Deutschland kommen, das es aber per Gesetz nicht gestattet sei, einfach Hörgeräte zu verkaufen ohne sie richtig anzupassen. Es müsste ein Hörtestprotokoll vorliegen und die Feinjustierung könne nicht in einem Tag erfolgen. Was wir suchen sei kein High-Tec-Gerät, sondern ein „simple hearing Amplifier“ (einfacher Hörverstärker) und die dürften in Südafrika nicht verkauft werden. Allerdings kenne er einen Kollegen, der diese Dinger trotzdem verkaufe.
Eine konkrete Adresse konnte er uns nicht nennen, aber er erklärte wortreich und mit einer Zeichnung unserer Fahrerin, wie der Kollege zu finden sei. Und unserer Fahrerin hatte das Geschäft auch tatsächlich gefunden.
Der „neue“ Hörgeräteakustiker versprach uns zu helfen und kam mit einem Gerät an, dass 8000 Rand (etwas mehr als 500 €) kosten sollte. Wir schluckten, wussten wir doch, dass bei AMAZON oder PEARL die einfachen Geräte aus China zwischen 10 und 100 Euro kosten und als Notbehelf durchaus tauglich sind. Wir haben so ein Ding zu Haus. Doris hatte es erfolgreich genutzt, als sie nach ihrer Strahlentherapie vor 1 Jahr ebenfalls Hörschwierigkeiten hatte. Blöd halt, dass es jetzt zu Hause lag.
Jetzt kam er mit einem anderen Gerät, das „nur“ 6000 Rand kostete (380 €), machte noch einen (kostenlosen) Hörtest und legte (ebenfalls kostenlos) Batterien für 3 Jahre bei. Bei soviel „kostenlosem“ Service kann man sich vorstellen, dass die Gewinnspanne beim Gerät recht hoch liegen muss. Aber wir waren trotzdem sehr froh, dass er uns helfen konnte, denn Doris konnte jetzt wieder sehr viel besser hören.
Außerdem schien er sehr kompetent und sprach von selbst die Strahlentherapie an und meinte, es könne durchaus sein, dass die Hörprobleme eine Spätfolge der Bestrahlung sein könnten, aber auch durchaus die Chance bestünde, dass sich die Situation von selbst wieder verbessern könne.
Nun gestaltete sich der Bezahlvorgang ein wenig kompliziert. Soviel Bargeld in der Landeswährung Rand hatten wir natürlich nicht und das Lesegerät für die EC- und Kreditkarten am Empfangstresen unseres Akustikers funktionierte nicht. Zum Glück war in der Nähe ein Geldautomat, der allerdings unsere EC-Karte nicht akzeptierte. Bei der VISA-Karte war die Maschine schon gnädiger, wollte aber keine 6000 Rand rausrücken, sondern nur 5000. Die haben wir natürlich erst einmal genommen. Wir befürchteten, dass wir mit den 5000 Rand irgendwie ein Tageslimit erreicht hatten und deshalb keine weiteren Penunzen mehr ausgespuckt werden. Aber auch ein zweiter Auszahlungsvorgang war erfolgreich, sodass wir die Rechnung beim Akustiker bezahlen konnten.
Nach dieser, am Ende doch sehr erfolgreichen Aktion, bekamen wir auch wieder Lust, touristisch aktiv zu werden, was auch sehr im Sinne unserer Fahrerin war.
Erste Station war der Botanische Garten. Dort nahmen wir das nicht allzu teure Angebot einer halbstündigen Führung an. Vishnu, ein freundlicher indischstämmiger junger Mann, fuhr den Elektro-Golfcart in dem wir Platz nahmen und erklärte uns stolz und begeisternd die Schönheiten des Gartens.
Auch nahm er sofort die Regie und die Arrangements zwecks Anfertigung von Fotos in die Hand, indem er uns an besonders romantischen Stellen platzierte und mit Doris‘ Kamera ablichtete.
Die Führung war kurzweilig und hatte richtig Spaß gemacht.
Nun startete die eigentliche Stadtrundfahrt. Sie führte vorbei an diversen wichtigen Gebäuden, Tempeln, Moscheen etc., die ich hier jetzt gar nicht im einzelnen aufzählen möchte. Ein Fotostopp fand auch am Moses-Mabhida-Stadion statt. Hier hatte die deutsche DFB-Nationalelf am 7. Juli 2010 das WM-Halbfinale mit 0:1 gegen den späteren Weltmeister Spanien verloren. Wer erinnert sich nicht an den ohrenbetäubenden Lärm der Vuvuzelas während dieser Weltmeisterschaft in Südafrika?
Ein weiteres Ziel, dass auch auf unserer Wunschliste stand, war der Victoria Street Market. Tatsächlich ist diese Gegend ein buntes pittoreskes Viertel. In einer großen Markthalle fanden wir allerdings nicht das erhoffte echte Markttreiben. Hier reihten sich dutzende Souvenirshops nebeneinander, die alle so ziemlich das gleiche Angebot an Schnitzereien, bunten Kleidern etc. haben. Etliche Gewürzläden, deren Zielgruppe ebenfalls nur Touristen waren, reihten sich hier ebenfalls ein. Zu allem Überfluss trafen wir auch noch auf zwei Busladungen von Phoenix-Ausflugsgästen, die eine Stadtrundfahrt gebucht hatten und nun die Halle bevölkerten.
Unser Begehren war jetzt „nix wie weg“, aber unsere Fahrerin wollte uns in einen ganz bestimmten Souvenirladen bugsieren, was wir erst mal ablehnten. Damit war die gute Stimmung zwischen der Fahrerin und uns beim Teufel, denn Frau Fahrerin schmollte. Sie schmollte auch weiterhin, als wir dann doch noch dem Shop eine Stippvisite abstatteten, aber nichts kauften. (Unseren Südafrikamagneten hatten wir ja bereits in Kapstadt erstanden.) Viel lieber wollten wir uns in das bunte Treiben auf der Straße stürzen, aber davon riet sie uns eindringlich ab, das sei viel zu gefährlich. Was will man machen, vielleicht stimmt es ja, aber vielleicht wollte sie uns nur ärgern – wer weiß? Zumindest ihre Begründung, dass sich auf der Straße kein einziger Weißer befindet, war nicht ganz von der Hand zu weisen. Also fuhren wir gegen 16:00 Uhr zurück zum Hafen.
Als es ans Bezahlen ging, gab es noch ein paar Unstimmigkeiten, die aber Doris – mit Hörgerät konnte sie wieder aktiv an Unterhaltungen teilnehmen – durch gutes Verhandlungsgeschick und Argumentation beseitigen konnte und wir einigten uns schließlich bei für beide Seiten fairen 150 US-Dollar.
Ein wenig kaputt waren wie schon, denn auch das konzentrierte Zuhören und Sprechen in Englisch erforderte von uns doch einige Anstrengungen und schlaucht nach so vielen Stunden.
Wir gingen zeitig zu Bett und bekamen gar nicht mit, wie die ARTANIA so gegen Mitternacht abgelegt hatte und ….
… genauso wenig bekamen wir mit, wie die ARTANIA am frühen Morgen in Richard‘s Bay festmachte, nachdem der Lotse wieder via Hubschrauber abgeseilt worden war.
Für den heutigen Tag hatten wir absolut noch keinen Plan und hatten demzufolge bei Phoenix auch nichts gebucht. Es wurde zusätzlich zu den Ausflügen ein Shuttleservice zu einer Shopping Mall angeboten (11 €), was aber auch nicht besonders prickelnd klingt.
Nach dem Frühstück so gegen 10:00 Uhr gingen wir von Bord, um zu sehen, was sich an der Pier so alles tut. Es waren etliche Stände mit Souvenirs und Kunsthandwerk aufgebaut worden. Das Meiste dieser Angebotspalette kannten wir bereits von unserem gestrigen Marktbesuch.
Am Ende dieser Standreihe parkte noch ein Fahrzeug, in dem sich so eine Art Tourist-Info befand, dort wollten wir mal schauen, ob man private Ausflüge buchen kann. Da kamen uns Anne und Wolfgang entgegen (das Ehepaar von der Nambia-Überlandtour) und fragten, ob wir Interesse hätten, mit Ihnen eine Tour zu machen. Sie waren bereits bei der besagten Info gewesen, aber der Preis für eine Tour mit nur zwei Personen war zu hoch. Aber zu viert könnte es ja pro Kopf erträglicher werden.
Anne verhandelte gut und wir einigten uns auf einen Preis von 650 Rand (40 €) pro Kopf. Dafür würde uns Gert, so stellte sich uns der Fahrer vor, an den ca. 75 Km entfernten St. Lucia See fahren, um dort eine Bootsfahrt zu unternehmen, bei der man Flusspferde sehen könnte, die dort zu Hauf leben würden. Die Kosten für die Bootsfahrt waren in den 650 Rand bereits enthalten.
Gert wollte allerdings keine Dollar sondern ausschließlich Rand akzeptieren, weil für ihn hohe Wechselgebühren anfallen würden. Also fuhren wir zunächst zum Geldautomaten, damit Anne und Wolfgang Rand ziehen konnten. Wir hatten gestern statt der erforderlichen 6000 prophylaktisch mal 7000 Rand gezogen und waren deshalb flüssig.
Üppiges Grün und viel Wald. Ein Großteil der Wälder wurde angepflanzt. Das Holz wird von der Papierindustrie benötigt.
Der nächste Stopp war nur ein paar Meter weiter an einer Tankstelle. Gert bat um einen Vorschuss, damit er die Tankrechnung bezahlen konnte. Der Vorschuss wurde gewährt.
Jetzt musste er erst mal telefonisch für uns einen Platz auf einem der Ausflugsboote vorbestellen, was sich anscheinend nicht ganz so einfach gestaltete, denn das Telefonat,das Gert führte, dauerte seine Zeit. Es ging darum, ob überhaupt ein Platz zu haben sei, dann noch um den Preis und schließlich um die Uhrzeit.
Der kleine Reptilienzoo nannte sich "Reptile City".
Das Außengelände war liebevoll gestaltet. Man konnte sich richtig wohlfühlen.
Das Zwölfuhrboot würden wir nicht schaffen und das nächste sollte erst um drei Uhr losfahren. Was machen mit der vielen Zeit bis dahin?
Gert wusste Rat. Wir besuchten erst einmal einen kleinen Reptilienzoo. Der Eintrittspreis war moderat. Außer vielen Vitrinen mit hochgiftigen Schlangen gab es mehrere Gehege mit Krokodilen. Aber auch harmloseres Getier wie Schildkröten und Vögel war zu sehen.
Mittlerweile kam per Telefon die Information, dass wir bereits um 14:00 Uhr einen Platz in einem Boot bekommen könnten. Das passte zeitlich jetzt prima. Wir fuhren nach St. Lucia, der Ort, der genauso heißt wie der See und natürlich am selbigen liegt. Wir hatten noch genügend Zeit in einem Restaurant kurz einzukehren, um etwas zu trinken und schnell noch aufs Klo zu gehen.
Bevor die kurze Strecke bis zum Anleger in Angriff genommen werden konnte, bat Gert um einen weiteren Vorschuss, um unsere Bootstickets bezahlen zu können. Wir bezahlten jetzt einfach die komplette Tour. Eigentlich ist es unüblich, solche Touren im Voraus zu bezahlen, aber manchmal muss man einfach vertrauen.
Am Anleger angekommen, wurde unserem Fahrzeug ein Parkplatz zugewiesen, auf dem auch schon vier oder 5 Busse parkten – alles Phoenix-Busse. Und vor dem Toilettenhäuschen bildeten sich lange Schlangen, natürlich von Phoenix-Reisenden.
An den Stegen lagen drei Boote. In dasjenige, in das wir zustiegen, befanden sich nur zwei weitere Fahrgäste und so warteten wir gespannt auf die Erstürmung durch Phoenix.
Es lag eigentlich auf der Hand, dass wir auf einem der dort liegenden Boote quasi als Beifang zu den Phoenix-Ausflüglern mit dazu gepackt würden.
Aber, oh Wunder, wir fuhren sofort einfach los und hatten natürlich Platz ohne Ende. Und egal, wo sich ein Flusspferd zeigen sollte, rechts, links, vorne oder hinten, wir würden beliebig die Plätze wechseln können – immer in der ersten Reihe.
Die Bootsfahrt war toll und Flusspferde gab es zur Genüge zu sehen.
Später auf dem Schiff hörten wir die leise Klage, dass diese Tiere ja nicht in voller Größe zu sehen waren, sondern nur die Köpfe und Teile des Rumpfs. Klar, da konnte man im Hippo-Gehege im Frankfurter Zoo mehr sehen (als Flusspferdbulle Maikel noch lebte). Aber dazu muss man wissen, dass die Flusspferde eine sehr empfindliche Haut haben und sehr leicht Sonnenbrand bekommen und deshalb bei Sonnenschein (gibt es in Afrika öfter als in Frankfurt) lieber unter als über Wasser sind.
Wir jedenfalls waren es zufrieden, denn die Boote konnten bei ausgeschaltetem Motor sehr nahe an die Tiere heranfahren und es war eine Freude, sie zu beobachten.
Auf der Rückfahrt zur ARTANIA stand ein Mädchen am Straßenrand, Gert hielt an und gab ihr 50 Rand (ca. 3 €). Er erklärte uns, dass dies seine Nichte gewesen sei. Sie spare für einen Calculator (Taschenrechner oder PC, ich weiß nicht, was er genau damit gemeint hat). Er hatte sie angerufen, damit sie zwecks Geldübergabe parat stünde. Ich finde, das war sehr großzügig von ihm. Ich habe mal durchgerechnet, was er an der Tour verdient hat, nämlich keine 50 Euro und er macht davon noch Geschenke.
Die Kalkulation: Beim Tanken musste er 700 Rand bezahlen (stand an der Tanksäule) und für die Bootsfahrt 360 Rand pro Person abzüglich 20% als Provision für ihn (hatte ich beim Telefonat mitgehört). Bei dieser Rechnung bleibt ein „Rohgewinn“ von 748 Rand. Davon muss man noch die Fahrzeugnutzung und sonstige zu zahlende Provisionen (am Hafen) und eventuelle Schmiergelder abziehen.
Als er uns wohlbehalten an der ARTANIA abgeliefert hatte, machte er mit seinem Handy noch ein Foto von uns, um sich dann zu verabschieden. Sowohl Anne und Wolfgang als auch wir gaben ihm als Trinkgeld unsere restlichen Rand, sodass sein schmaler Gewinn ein ganz klein wenig höher ausgefallen ist.
Um 20:00 Uhr legten wir ab mit Ziel Madagaskar. Dazwischen liegen aber noch zwei Seetage.
Bisher war ja die Hauptfahrtrichtung nach Süden. Jetzt, wo wir die Westküste Afrikas verlassen haben wird ein nordöstlicher Kurs eingeschlagen, was zur Folge hat, dass die Uhr um eine Stunde vorgestellt werden muss. Dies geschieht zur Mittagszeit um 12:00 Uhr, sodass es es dann schlagartig 13:00 Uhr wird. Jetzt sind wir schon gegenüber Deutschland zwei Stunden voraus.
Ich habe ein neues Spiel kennengerlernt, ich nenne es Kotztüten-Memory. Keine Angst, es ist nichts Unappetitliches. Das Spiel findet im Schiffshospital statt. Dort bin ich zweimal am Tag zu Gast, um wegen meines hartnäckigen und trockenen Hustens zu inhalieren. Dazu bekommt man eine Art Atemmaske über Mund und Nase gestülpt, damit man eine zu Nebel zerstäubte Flüssigkeit ca. 10 Minuten inhalieren kann. Mit dieser Maske sieht man einem Kampfjetpiloten schon recht ähnlich.
Damit die KRankenschewstern diesen Gesichtsaufsatz nicht jedes Mal desinfizieren muss, wird er nur unter Wasser grob gereinigt und darauf in eine der dunkelblauen Kotztüten gesteckt, die normalerweise bei starkem Seegang am Handlauf in den Kabinengängen stecken. Hier nun hat jeder der Inhalationskunden seine eigene Tüte mit seiner eigenen Maske. Damit die Tüten samt Inhalt nicht verwechselt werden, müssen die Tüten beschriftet werden und zwar mit der Kabinennummer des jeweiligen Patienten. Blöd nur, dass blauer oder schwarzer Kuli auf dunkelblauer Tüte schlecht zu sehen ist. Zum Glück haben die Tüten einen weißen Boden und darauf kann man prima die gewünschte Nummer draufschreiben. Die Tüten werden hochkant in einen Schrank gestellt.
Kommt man nun als Stammgast zur Inhalation, wird nach der Kabinennummer gefragt und die zugehörige Tüte muss gefunden werden. Da die Kabinennummer auf dem Boden der Tüte ist und die Tüte aufrecht im Schrank steht, kann man - so ein Pech aber auch – die Nummer gar nicht auf Anhieb lesen.
Nun beginnt das eigentliche Spiel. Die Krankenschwester versucht mit möglichst wenig Fehlversuchen die richtige Tüte zu finden. Die Tüten werden einzeln angelupft, um die auf dem Tütenboden befindliche Kabinennummer lesen zu können. Meist erfolgt der Treffer bereits beim achten oder neunten „Lupfversuch“.
Ich persönlich würde ja mit Klebeetiketten arbeiten und diese an der Vorderseite der Tüte anbringen. Aber ich will kein Spielverderber sein und behalte deswegen diesen Lösungsvorschlag für mich.
Um 8:00 legten wir in Fort Dauphin an der Südspitze von Madagaskar an. Wir hatten mal wieder keinen Ausflug geplant und in der Landgangsinformation war zu lesen, wie schon bei Durban auch, dass man wegen hoher Kriminalität gerade Touristen gegenüber Vorsicht walten lassen soll. Also denkbar schlechte Voraussetzungen, um auf eigene Faust durch die Gegend zu streifen.
Ganz in der Nähe des Liegeplatzes befand sich ein schöner Strand, der geradezu zum Strandspaziergang einlud.
Da wir im Hafengelände nicht frei herumlaufen durften, brachte uns ein Shuttlebus die etwa 300 – 400 Meter zum Hafenausgang. Dort waren einige Verkaufsstände aufgebaut und von dort gelangte man über einen Trampelpfad zum Strand. Auf dem Weg dorthin versuchten ständig Kinder Muscheln oder Muschelketten zu verkaufen oder bettelten um Geld.
Gerne hätten wir einen ausgiebigeren Strandspaziergang gemacht. Aber dazu hätten wir uns abseits der sich hier am Strand ebenfalls tummelnden Phoenix-Reisenden entfernen müssen und das trauten wir uns dann nicht. Solche Bedenken hatten wir auf unseren Reisen bisher noch nie.
Wir hatten jede Menge kleine Schokoladentäfelchen im Rucksack. Diese Täfelchen findet man jeden Abend auf seinem Bett als Betthupferl. Diese Schokolade wollten wir an die Kinder verteilen, allerdings ohne das umhüllende Papier, das unweigerlich in die Landschaft gestreut werden würde.
Wir setzten uns auf den Rand eines der vielen hier am Strand liegenden Boote und mussten nicht lange warten bis sich drei oder vier Kinder zu uns gesellten und neugierig beäugten. Wir packten einige der Täfelchen aus und gaben sie den Kids, die sie begeistert entgegennahmen.
Aber in kürzester Zeit waren wir von mehr als einem Duzend Kindern umringt und unzählige kleine Hände streckten sich uns entgegen. An eine gerechte Verteilung war nicht mehr zu denken, man verliert den Überblick und außerdem konnten wir gar nicht schnell genug die etwas störrischen Verpackungen aufreißen, um den Inhalt freizulegen. Wir verlegten uns auf die Verteilung von Pfefferminzpastillen. Die mussten nicht ausgepackt werden und konnten so schneller verteilt werden.
Aber auch hier mussten wir vor der zahlenmäßigen Übermacht kapitulieren und brachen unsere Aktion ab.
Um 17:00 Uhr verließen wir unter den Klängen der Auslaufmelodie aus den Schiffslautsprechern Madagaskar wieder.
Da sich dieser zweite Reiseabschnitt langsam (in 3 Tagen) dem Ende entgegen neigt, war heute volles Programm: Sektfrühstück, Frühschoppen mit Freibier, „Eiswagen & Crêpes Tropicana!“ am Nachmittag, Sektempfang zwecks Verabschiedung durch Kapitän und Reiseleitung, sowie Galaabendessen.
Ich selbst begab mich heute wieder mal ins Rotlichtviertel. Das Rotlichtviertel ist genau dort, wo man auch Kotztüten-Memory spielt. Hierzu muss man zunächst wissen, dass drei Patienten gleichzeitig ihre Inhalationsdosis bekommen können.
Neben den 3 Inhalationsgeräten und der Rotlichtlampe kann man auch die blauen Tüten mit dem weißen Boden erkennen.
Auf einem Schreibtisch stehen drei Geräte, an denen die bereits beschriebenen Atemmasken per Plastikschlauch angeschlossen werden. Vor diesem Schreibtisch stehen drei schäbige, aus irgendwelchen Bars des Schiffs ausrangierte Clubsessel, in denen man Platz nimmt. Das im wahrsten Sinne des Wortes auf dem Schreibtisch befindliche Highlight ist eine Infrarotlampe, wie sie Aldi manchmal für 10 -15 Euro anbietet. Vor 3 Jahren gab es in dem ARTANIA-Hospital diese Errungenschaft noch nicht. Während der ca. 15-minütigen Inhalationssession mit den jeweils drei Leuten, kommt jeder für einige Minuten in den Genuss des Rotlichts, das in Richtung Brustkorb justiert wird, bis die Krankenschwester die Lampe auf den nächsten Patienten richtet.
Ich bin mal gespannt, ob sich dieser Rotlichtservice in der Arztrechnung niederschlägt oder nicht.
Ich werde darüber informieren, sobald mir neue Erkenntnisse vorliegen.
Trotz allen Spotts, der möglicherweise hier zwischen den Zeilen herausträufelt, bin ich sehr froh, dass es die Einrichtung "Schiffshospital" gibt.
Von Madagaskar zu der Insel La Réunion im Indischen Ozean legte die ARTANIA ca. 530 Seemeilen zurück. La Réunion bildet politisch ein Übersee-Département sowie eine Region Frankreichs und gehört damit zur Europäischen Union und wir können mit Euro zahlen.
La Réunion ist im Umriss nahezu oval und hat einen Durchmesser von 50 bis 70 Kilometer.
Der angelaufene Hafen liegt im Norden der Insel.
Und wieder haben wir keine Ausflüge gebucht, frei nach Beckenbauers Konzept: “Schau‘n wir mal!“
Die am Vorabend verteilte Landgangsinformation machte uns nicht viel Hoffnung, dass es am Hafenausgang außer einem Souvenirstand und Taxen etwas gibt und der eigentliche Ort - Le Port – einige Kilometer entfernt ist.
Mit einem kostenlosen Shuttlebus gelangten wir zum Hafenausgang (zu Fuß laufen ist im Hafen verboten) und siehe da, dort gab es sogar zwei bequeme Möglichkeiten der Trostlosigkeit des Industriehafens zu entfliehen.
Die Tourist-Information befand sich in einem Häuschen mit einer gemütlichen Veranda inmitten eines kleinen Gartens. Da fiel es schon beinahe schwer, sich aufzuraffen, um den Erkundungsgang im Ort zu starten.
Zum einen wurde angeboten mit einem Shuttlebus in die 20 Kilometer entfernte Inselhauptstadt Saint Denise zu fahren, für 20 € pro Person oder man konnte alternativ für 5 € in den nahgelegenen Ort Le Port shutteln. (Preis beinhaltete sowohl Hin- als auch Rückfahrt). Wir entschieden uns für die Billigvariante.
Wir wären auch gerne ein wenig am Wasser entlang gelaufen, aber leider befanden sich weite Strecken des Ufers in Privatbesitz und der Zugang war durch Zäune und Mauern versperrt.
Hauptsächlich fährt man auf die Inseln im Indischen Ozean zum Baden und Schnorcheln. Aber da die zurückliegende Erkältung und der noch andauernde Husten uns etwas wasserscheu machte, müssen diese Aktivitäten noch warten.
Der Ort selbst versprühte französisches Flair, bot jedoch keine großen Highlights, die ich hier jetzt besonders erwähnen müsste.
Unser Stadtrundgang hat uns dennoch gefallen und auch wichtige Einkäufe konnten erledigt werden, als da wären:
Bananen: Die gibt es auf dem Schiff so gut wie gar nicht und die hier gekauften schmecken um Klassen besser als die in Deutschland erhältlichen Chiquita-Bananas.
Eine Dose lokales Bier: Irgendwann wird es wieder ein privates Galaessen auf der Kabine mit Schnitzel oder Hamburger vom Room-Service geben. Dazu passt dann ganz ausgezeichnet das hier erstandene Bier.
Teelichter: Wir zünden sehr gerne in den von uns besuchten und besichtigten Kirchen ein Opferlicht an. Aber nicht überall kann man in der Kirche selbst die Kerzen erhalten, obwohl Opferstock und Vorrichtung zum Aufstellen der Lichter vorhanden sind. In diesen Fällen muss man die Kerzen eben „von zu Hause“ mitbringen. Ab jetzt sind wir hierfür gerüstet.
Am frühen Abend wurde das Ablegen von einem Regenbogen und einem schönen Sonnenuntergang begleitet. In vier Tagen, am Samstag, werden wir hier planmäßig noch mal anlegen.
Drei Tage werden wir hier liegen, also kann man die Sache erst mal ganz ruhig angehen. Die Anlegestelle lag ein wenig abseits vom Zentrum. Aber es bestand die Möglichkeit sich direkt von unserer Pier mit einem Wassertaxi für zwei Dollar mitten ins Geschehen fahren zu lassen und wir konnten uns so einen 20-minütigen Fußweg bei der herrschenden drückenden und schwülen Hitze ersparen. Die Wassertaxen entpuppten sich als Boote, die ca. 30 Leute fassten und darauf erpicht waren, den Kahn voll zu bekommen bevor sie losfuhren. Aber alles kein Problem, Doris und ich waren die Nummer 29 und 30 und dann ging es auch schon sofort los.
Die Bevölkerung von Mauritius setzt sich aus einer Fülle verschiedenster Ethnien zusammen und laut Reiseführer soll das Zusammenleben dieser Menschen problemlos funktionieren.
Eines unserer Ziele war die große Markthalle, wobei der Gemüsemarkt besonders durch seine Vielfalt und die beinahe liebevolle Präsentation der Ware hervorzuheben ist.
Wir ließen uns einfach noch ein wenig durch die Straßen treiben, bis wir irgendwann verschwitzt zurück zum Schiff wollten. Auch die Rückfahrt mit dem Wassertaxi (erneut 2 US-Dollar pro Person) war problemlos. Als hätte das Boot nur noch auf uns gewartet, fuhr es sofort Richtung ARTANIA, nachdem wir zugestiegen waren.
Im Hafen lagen mindestens 20 dieser Seelenverkäufer aus Malaysia und Taiwan. Auf jedem der Schiffe befindet sich eine Crew. Ob Tawan und Malaysia Port Louis als Stützpunkt für die Fischerei im indischen Ocean nutzen oder Mauritius diese Schiffe gekauft hat, konnten wir leider nicht in Erfahrung bringen.
Am zweiten Tag unseres Aufenthalts in Port Louis gingen wir schon etwas gezielter vor als gestern. Das chinesische Viertel, die Moschee, die Cathédrale Saint-Louis und die Zitadelle (Citadel, Fort Adelaïde) standen auf unserer To-Do-Liste, die wir abarbeiten wollten.
Der Transfer zur Waterfront gestaltete sich heute etwas holpriger, da wir ungefähr als Nummer 20 und 21 das Boot bestiegen. Da sich nach Ansicht des Bootsführers noch nicht genügend Leute auf seinem Kahn befanden, machte er auch keinerlei Anstalten, die Fahrt zu starten. Weder die kurz vor dem Ausbruch befindliche Meuterei, noch die versteckte Androhung von Prügel und auch nicht die offene Drohung eines einzelnen Herren, sich bei der Hafenmeisterei zu beschweren, konnte unseren Fährmann dazu bewegen, endlich überzusetzen. Er wartete völlig unbeeindruckt noch eine gefühlte halbe Stunde, bis sein Boot endlich voll war.
Den im Reiseführer erwähnten und empfohlenen Place d’Armes hatten wir gestern zufällig gefunden und schnell wieder verlassen, denn außer auf den Grünflächen dieses Platzes sind Fußgänger unerwünscht und stören nur. Hier kreuzen sich wohl alle wichtigen Straßen von Port Louis und die Straßen sind total verstopft. Die Bürgersteige sind mit Absperrgittern von den Fahrbahnen getrennt und es gibt nur wenige Stellen, wo man die Fahrbahnen überqueren kann.
Geruhsamer ging es da schon in der Jummah Moschee zu. Wir wurden eingeladen, die Moschee zu betreten. Hier war es ruhig und angenehm kühl. Gerne verweilten wir für einige Zeit auf einer Bank und ruhten uns ein wenig aus, bis wir uns dann wieder auf unseren Sightseeing-Rundgang begaben.
Im chinesischen Viertel fand eine Kunstaktion zum Thema Plastikmüll und Meeresverschmutzung statt. Hierzu hatten Künstler an den verschiedensten Stellen Objekte aus Plastikabfall hergestellt, wie hier einen überdimensionalen Drachenkopf.
Der Stadtplan aus dem Reiseführer war gut und detailliert, was aber genau dann wenig nutzt, wenn an den Kreuzungen keine Straßennamen angebracht sind. Auch die heruntergeladenen Karten für die Smartphone-App MapsMe sind trotz Standortbestimmung durch das GPS nur bedingt tauglich, da man in der Sonne auf dem kleinen Display absolut nichts erkennen kann.
Trotz dieser Widrigkeiten gelangten wir zur Zitadelle, um zu erkennen, dass selbige sich auf einer sehr hohen und steilen Anhöhe befindet, was unseren Entdeckerdrang arg bremste und wir auf eine Besichtigung verzichteten. Die Cathédrale Saint-Louis hingegen war ohne alpine Anstrengungen erreichbar. Hier war es genau wie in der Moschee auch angenehm kühl. Es ist völlig gleich ob Moschee, Kirche oder Synagoge, überall kann man zur Ruhe kommen und seine Gedanken in jedwede Richtung schweifen lassen. Warum die Existenz der verschiedenen Religionen soviel Konfliktstoff bietet und diese Konflikte schon soviel Unheil über die Menschen gebracht hat, ist, besonders wenn man so friedlich und ruhig hier sitzt, eigentlich unbegreiflich.
Vor der Rückfahrt kaufte ich mir in einem Spezialgeschäft noch ein Paar Badeschlappen, da meine bisherigen nach jahrelanger Treue das Zeitliche gesegnet hatten.
Die Rückfahrt zur ARTANIA mit dem Wassertaxi stand unter keinem guten Stern. Der Bootsführer saß nicht in seinem Boot, sondern auf einer Bank am Anleger und es warteten für die Überfahrt erst höchsten 3-4 Leute, die noch nicht einsteigen durften. Auf Nachfrage, wann denn die Fahrt losgehen könnte, war die Antwort: „In 20 Minuten“. Dass man hier die Zeitangaben nicht mit der Stoppuhr, sondern besser nach dem Stand der Sonne messen sollte, war mir klar und ich bedauerte sehr, dass ich nicht mein Ebook mitgenommen hatte, um die drohende längere Wartezeit zu überbrücken. Zu den wenigen Wartenden gesellte sich ein weiteres Ehepaar, dass berichtete, von einem Taxifahrer das Angebot bekommen zu haben, für 5 € von der Waterfront zum Schiff gebracht zu werden.
Auf Grund mangelnder englischer Sprachkenntnisse und noch mehr wegen mangelndem Vertrauen in dieses Angebot, hatten sie es abgelehnt. Würde er wirklich bis zum Schiff fahren? Oder wäre die Fahrt am Hafeneingang zu Ende und man müsste noch ein ganzes Stück laufen? Wir konnten das Ehepaar überzeugen, das Wagnis einzugehen und wir verließen zu viert die Anlegestelle des Wassertaxis. An Taxifahrern mangelte es nicht, doch von 5€ war nirgends mehr die Rede, sondern von mindestens 10€. Schließlich fanden wir einige Meter abseits von der Waterfront doch noch einen Taxler, der uns tatsächlich für 5€ bis vor die ARTANIA gefahren hat.
Heute begann auch ein neuer Reiseabschnitt. Passagiere gingen von Bord und neue kamen an.
Das befreundete Ehepaar, mit dem wir die Überlandtour in Namibia bestritten hatten, gab uns wertvolle Informationen, wie man mit dem Linienbus für ganz kleines Geld nach Grand Baie fahren konnte. Dort sollen sich laut Reiseführer die schönsten Strände von Mauritius befinden. Alle halbe Stunde fährt die Linie 215 dorthin und wieder zurück. 2 Personen zahlen 3 US-Dollar für die einfache Strecke. Gewappnet mit dieser Information brachen wir auf. Die Wartezeit im Wassertaxi war heute erträglich und nach dem Übersetzen zur Waterfront brauchten wir nur gut 5 Minuten zu Fuß bis zum großen Busbahnhof.
Nach welcher Ordnung welche Busse wann und wohin fahren, war nicht ersichtlich. Weder waren die Bussteige nummeriert noch hingen irgendwo irgendwelche Fahrpläne aus. Also war fragen, fragen, fragen angesagt. Wo fährt die 215 ab? Die Antwort lautete immer: „Weiter da hinten“.
Irgendwann war bei „Weiter da hinten“ der riesige Platz mit dem Bus-Chaos zu Ende und wir standen vor einer großen Markthalle. Des Rätsels Lösung war, dass sich hinter der Markthalle eine weiterer Fläche anschloss, von der ebenfalls Busse abfuhren. Einmal noch gefragt und wir wussten jetzt, wo genau der Bus abfahren sollte. Und das tat er auch und zwar pünktlich.
Interessant war der Bezahlvorgang. Mit den 3 US-Dollar lagen wir richtig und wir bekamen vom Fahrer sogar ein Ticket ausgedruckt. Das Ticket war allerding nur für eine Person ausgestellt und hätte in Landeswährung 38 Mauritius-Rupien (MUR) gekostet, dass sind laut Währungsrechner 1,03 US-Dollar und damit ist vollkommen klar, dass auf den nächst höheren Dollarbetrag aufgerundet werden musste. Der Busfahrer hatte also bedingt durch Wechselkurs und kreative Ticketgestaltung knapp 2 US-Dollar Reingewinn in die eigene Tasche erwirtschaften können. Es sei ihm gegönnt.
Der Ort Grand Baie selbst ist ein typischer Badeort, aber die Euphorie, wie im Reiseführer beschrieben, stellte sich bei uns nicht ein. Ein Badeort, der hier im Blog aber nicht unbedingt mit Superlativen hjervorgehoben werden müsste. Also trieben wir uns ein wenig in der Gegend rum, um irgendwann mit dem Bus wieder zurückzufahren.
Da wir noch einheimische Währung in den Taschen hatten, bezahlten wir diesmal in MUR, erwartungsgemäß 78 an der Zahl (=2 x 38) und bekamen auch wieder ein Ticket und wieder nur für eine Person, auf dem wieder nur die Zahlung von 38 MUR ausgewiesen war. Die Art und Weise, wie sich die Fahrer so ein kleines Zubrot verdienen, scheint also völlig normal zu sein.
Am Abend mussten wir (jetzt zum dritten Mal) an der Rettungsübung teilnehmen, so wie es das Seerecht vorschreibt. Danach konnte die ARTANIA ablegen.
Für die in Mauritius zugestiegenen Mitreisenden ein neuer Hafen, für die anderen bereits bekanntes Terrain, schließlich waren wir hier ja bereits vor vier Tagen schon einmal.
Wir hatten vor, diesmal das Angebot des örtlichen Bureau d'Information Touristique zu nutzen, für 20 Euro mit dem Bus in die Inselhauptstadt St. Denise zu fahren. Am Hafenausgang, wo das Bureau d'Information Touristique einen Info-Stand betrieb, erfuhren wir, dass wegen mangelndem Interesse vor vier Tagen das Angebot nach St. Denise zu fahren, gestrichen wurde. Die Möglichkeit per Shuttle nach Le Port zu fahren, wie beim letzten Mal auch, bestand aber wieder. Von dort fahren Linienbusse nach St. Denise. Geduldig erklärte uns ein Mitarbeiter des Touristikbüros, wie wir das bewerkstelligen können und so ausgestattet, mit der richtigen Busnummer und den Abfahrtszeiten und der Station wo wir wieder ausstiegen mussten, traten wir unsere Fahrt an.
Der Grand Marché bot Souvenirs aus Holz, Bast, aber auch bunte Textilien. Dabei handelte es sich weniger um Kunsthandwerk, sondern die Waren entstammten aus industrieller Massenproduktion.
Dieser Zaun wurde im Reiseführer ausdrücklich erwähnt:
"Der Grand Marché in einem von schönen Gittern umgebenen Gebäude am anderen Ende der Rue du Maréchal Leclerc bietet eine Auswahl an Kunsthandwerk..."
Der gelbe Bus der Linie 3 (Car Jaune) brachte uns über die Küstenstraße in einer guten halben Stunde in die im Norden der Insel gelegene Hauptstadt. Hôtel de Ville (Rathaus), die Cathédrale de Saint-Denis, der Grand Marché, die Fußgängerzone und die Uferpromenade wurden trotz drückender Hitze tapfer abgearbeitet.
Genauso so problemlos wie wir hergekommen waren verlief auch die Rückfahrt. Mit den richtigen Informationen ist das Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein Klacks.
Total verschwitzt und ein wenig kaputt kamen wir auf die ARTANIA zurück, und dann gibt es nicht schöneres, als erst einmal ausgiebig zu duschen.
Um 18:30 Uhr verließen wir Réunion. Auf dem Promenadendeck längsseits sowohl backbord als auch steuerbord befanden sich, eigentlich wie immer beim Ablegen, nur wenige Passagiere an der Reling, um das Auslaufen zu beobachten und zu genießen. Am Heck hingegen tobte bei Ballermann-Musik die Auslaufparty. Das ist ja das Schöne beim Kreuzfahren. Jeder kann genau seine Plätze und Nischen finden, wo er sich wohl fühlt.
Am ersten Seetag eines neuen Reiseabschnitts findet immer die Begrüßung durch den Kapitän (Handshake mit Foto) und der Galaabend statt. Hatten wir bisher immer tapfer an den Galaabendessen teilgenommen, gab die heutige Speisefolge aber auch gar nichts für uns her. Obwohl man die obligatorische Garnele, mit der an Galaabenden jedwede Speise verziert wird, auch abbestellen kann, entschlossen wir uns dennoch, den Kabinenservice in Anspruch zu nehmen.
So brachte uns der Roomservice einen Hamburger und ein Schnitzel auf die Kabine und konnten auf diese Weise den Galaabend gebührend zelebrieren.
Die ARTANIA fährt sturheil seit gestern fast genau nach Norden zu den Seychellen.
Da heute nichts Nennenswertes passierte, kann ich noch mal auf das „Rotlichtviertel“ zurückkommen.
Zur Erinnerung: Hier noch mal das Arrangement von Inhalationsgeräten und der Infrarotlampe. Die Installation zweier weiterer Lampen ist wahrscheinlich nicht an den Kosten gescheitert, sondern an fehlenden Steckdosen.
Da ich mittlerweile die Rechnung vom Schiffhospital für die Inhalation plus Rotlichtbestrahlung erhalten habe, weiß ich, dass das Rotlicht nicht gratis war, auch wenn man nur wenige Minuten in den Genuss der heilenden Wärme kam. Interessant an der Sache ist, dass die Behandlungsgebühr für das Rotlicht höher ist als die Kosten für die Inhalation.
Die Inhalation schlägt mit 3,99 € zu Buche, das Rotlicht mit 4,20€. Dabei handelt es sich jeweils um den 1,8-fachen Satz der durch die deutsche Gebührenordnung festgelegten Höhe, wie sie von der kassenärztlichen Vereinigung festgesetzt wurde. Der Faktor 1,8 ist ebenfalls in Ordnung, da man auf dem Schiff grundsätzlich als Privatpatient auftritt. Dieser Faktor könnte sogar noch höher sein.
Warum ich das alles so lang und breit ausführe? Weil das für mich ein Indiz für das reformbedürftige Gesundheitswesen in Deutschland ist.
Wieso ist die Gebühr für ein Gerät, dass keine 15 Euro in der Anschaffung kostet, höher als die für ein weitaus höherwertiges Inhalationsgerät, das in den Anschaffungskosten um ein vielfaches teurer ist als die billige Infrarotlampe?
Dem Schiffshospital mache ich keinen Vorwurf, dass es die Gelegenheit nutzt, ohne nennenswerten Aufwand Einnahmen zu generieren. Das Hospital ist ein Profitcenter, Ärzte und Krankenschwestern sind Angestellte des externen Betreibers und dieser wäre ja mit dem Klammersack gepudert, wenn er solche Einnahmequellen nicht nutzen würde.
Der Fehler liegt ganz klar an der deutschen Gebührenordnung. Wenn schon in so einem trivialen Fall die Gebühren unverhältnismäßig hoch und kaum nachvollziehbar sind, tritt doch sicher der gleiche Fehler auch in anderen Fällen beim Einsatz von medizinischem Gerät auf, wo der Einsatz falsch (zu hoch) honoriert wird. Dadurch wird im Gesundheitswesen Geld ausgegeben, dass an anderer Stelle dringend fehlt, nämlich für qualifiziertes Personal und Ärzte, die mehr Zeit für den Patienten haben.
Mahe, Praslin und La Digue, in dieser Reihenfolge sollten die Seychelleninseln in den nächsten vier Tagen angelaufen werden.
Dieser Plan musste kurzfristig geändert werden, weil unser Liegeplatz in Victoria auf der Insel Mahe anderweitig vergeben wurde und wir deshalb hätten ankern und somit Tendern müssen, um an Land zu kommen. Da die Inseln der Seychellen aber relativ dicht beisammen liegen, konnte durch geschicktes Umschichten der Ziele erreicht werden, dass wir später in Victoria an die Pier ein freies Plätzchen für die ARTANIA bekommen sollten. Also ging es zuerst nach Praslin.
Heute früh um 7:00 erreichten wir unseren Ankerplatz in Praslin; für die dortige Pier ist unsere ARTANIA zu groß. Praslin ist mit 42 km2 die zweitgrößte Seychelleninsel.
Per Durchsage wurde dringest darum gebeten, dass nur „trittfeste“ Passagiere an Land tendern sollten. Das Einsteigen in die Tender wäre durch die herrschende Dünung nicht ganz so einfach.
Die Crewmitglieder, die beim Einstieg Hilfestellung leisteten, hatten im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, um die Passagiere in das Tenderboot zu schieben und zu ziehen.
Tendern bei starker Dünung.
Doris war es gestern gelungen, die Busfahrpläne von diversen Inseln der Seychellen aus dem Internet herunterzuladen. In Praslin gab es nur wenige Buslinien und von unserer Tenderpier im Örtchen Baie Ste. Anne im Osten der Insel fuhr ein Bus (die Linie 61) zum Naturreservat Vallée de Mai, neben diversen Stränden die Hauptattraktion dieser Inseln. Die Beschaffung der hiesigen Währung, die Seychellen-Rupie, war ebenfalls kein Problem, da sich an der Tenderpier eine Wechselstube befand.
So gelangten wir für 7 Rupien (ca. 0,50 €) pro Person nach einer sehr rasanten Fahrt mit einem klapprigen Bus nach gut einer Viertelstunde am Naturreservat an. Das Reservat ist praktisch ein Lehrpfad durch den tropischen Regenwald. Das besondere an diesem Wald ist, dass hier ausschließlich endemische Pflanzen vorzufinden sind, also Pflanzen, die es nur auf einem räumlich abgegrenzten Gebiet und sonst nirgendwo anders gibt.
Der Marsch durch den Dschungel auf befestigten Wegen war auch insofern angenehm, dass es wegen des dichten Blätterdachs schön schattig war.
Coco de mer, so heißt diese seltsame Frucht, wächst auf palmähnlichen Bäumen. Sie gibt es nur hier auf Praslin und auf der Insel Curieuse.
Man braucht nicht zu befürchten, dass einem tagsüber diese sehr schwere Frucht auf den Kopf fällt, denn seltsamerweise werfen die Bäume diese Früchte nur nachts ab. Die Wissenschaft steht vor einem Rätsel und kann nicht erklären, warum.
Nach dem ausgiebigen Besuch des Naturreservats wurden wir mutig und beschlossen, mit dem Bus bis zur Endstation zu fahren und von dort wieder zurück zur Tender-Anlegestelle. So kamen wir in den Genuss einer Panoramafahrt bis zur Westküste von Praslin.
Ganz ging unser Plan nicht auf. Denn an der Endhaltestelle machte der Bus nicht kehrt, sondern fuhr ohne uns wieder weg, denn der Fahrer hatte Feierabend und brachte den Bus irgendwohin wieder zurück.
Wir waren die einzigen Passagiere, die hier ausstiegen und die Haltestelle lag mehr oder weniger mitten in der Pampa. Aber der Fahrer hat uns versichert, dass in 10 Minuten ein anderer Bus kommen würde und so war es auch, sodass wir wohlbehalten zurück zur Tenderpier gelangten und von dort zur ARTANIA.
Eigentlich hätten wir am Abend einige Seemeilen weiter schippern sollen zu einem neuen Ankerplatz, um am nächsten Tag von dort zur Insel La Digue tendern zu können. Da aber dort die Dünung noch heftiger war als hier vor Praslin und eine Besserung laut Wetterbericht nicht in Sicht war, wurde beschlossen, den Ankerplatz nicht zu wechseln. Die Passagiere, die über Phoenix Ausflüge auf La Digue gebucht hatten, sollten kostenlos per Fähre von Praslin dorthin gebracht werden. Den anderen wurde empfohlen, ebenfalls mit einer der Fähren überzusetzen, allerdings musste in diesem Fall der Fahrpreis von 35 € für die Strecke von ca. 10 Kilometer aus eigener Tasche entrichtet werden. Formaljuristisch sicher einwandfrei, aber es bleibt ein Geschmäckle …
Wir setzen nicht mit einem der Fährboote nach La Digue über, sondern nutzen weiter unser Knowhow bezüglich ÖPNV von Praslin. Ziel heute: Die Strände bei der Ortschaft Anse Boudin im Norden, die hier besonders schön sein sollen.
Der Reiseführer hat nicht gelogen. Auch wenn wir nicht schwimmen waren, wir tauchten die Füße in den Indischen Ozean und gingen am fast menschenleeren Strand spazieren. Wir waren rundherum mit unserem Privatausflug zufrieden.
Auf der Hinfahrt war der Bus so voll, dass wir eine Zeit lang nur einen Stehplatz hatten. Jetzt, auf der Rückfahrt, gab es Platz ohne Ende.
Die Fahrt war wieder preiswert im Gegensatz zum frisch gepressten Orangensaft, den wir unterwegs noch genossen, denn da kostete das Glas umgerechnet 5 Euro.
Mahé ist die Hauptinsel und größte Insel der Seychellen (157.3 km²). Auf ihr wohnen mit 72.000 Menschen fast 90 % der Bevölkerung der Seychellen. Urbanes Zentrum der Insel ist die Hauptstadt Victoria mit knapp 25.000 Einwohnern. (Quelle Wikipedia)
Die Seychellen waren, wie auch Mauritius und Madagaskar, lange Zeit ein Spielball der Kolonialmächte England und Frankreich.
Die „Andenken“ an die englische Zeit sind der Clocktower (Big Ben nachempfunden) und der Linksverkehr. Von den Franzosen ist die Sprache übriggeblieben.
Während unseres zweitägigen Aufenthalts lagen wir in einem hässlichen Containerhafen ca. 20 Gehminuten vom Stadtzentrum entfernt. Den heutigen Tag ließen wir langsam angehen und trabten erst am Nachmittag in die Stadt um einige Sehenswürdigkeiten abzuklappern, als da wären, der Clock Tower auf dem Freedom Square, die St. Pauls Cathedral, das Liberation Monument und vor allem der große Busbahnhof.
Jetzt gehört der Busbahnhof eigentlich nicht zu den Sehenswürdigkeiten aus dem Reiseführer, aber für das touristische Weiterkommen ist er durchaus von Bedeutung. Doris hatte auch hier für Victoria die Busfahrpläne herunterladen können, die waren aber wegen der unzähligen Buslinien nicht so leicht zu durchschauen, wie das Bussystem auf Praslin, dessen Linien man an einer Hand abzählen konnte. Der Busbahnhof war sehr übersichtlich organisiert. Bussteige von A bis V (also 22 Stück) mit Beschilderung der Busnummern und Endstationen der am jeweiligen Bussteig abfahrenden Busse und sogar Fahrpläne hingen dort aus. Wir kamen zur Erkenntnis, dass es möglich ist zu der Vorzeigebucht der Insel, zur Beau Vallon Bay, zu fahren. Also morgen, 10:50 Uhr, Bussteig G.
Das Tarifsystem ist genau so einfach wie das in Praslin. Einsteigen und 7 Rupien zahlen, egal wie weit man fährt. Muss man umsteigen, zahlt man erneut die 7 Rupien.
Wie geplant, machen wir uns auf zum Busbahnhof. Gestern war es bewölkt, heute nicht, was zur Folge hatte, dass die gefühlte Wegstrecke zum Busbahnhof sich glatt verdoppelt hatte. Gut, dass wir überpünktlich ankamen, denn gleichzeitig mit uns kam auch der Bus und der fuhr auch ohne großen Aufenthalt gleich wieder los – 5 Minuten früher als im Fahrplan aufgeführt.
Für die Busfahrer auf den Seychellen ist „defensive Fahrweise“ ein absolutes Fremdwort. Die Drehzahl des Motors wird hochgejagt, Kurven werden todesverachtend ohne vorher abzubremsen schnittig genommen.
Man kann beobachten, dass neu zugestiegene Fahrgäste schleunigst zu einem freien Sitzplatz eilen, um zu sitzen bevor der Bus wieder losfährt. Denn wenn man sich da nicht mit beiden Händen irgendwo festhalten kann, wird man sehr schnell unfreiwillig zur lebenden Flipperkugel.
Wir fahren einen schönen Rundkurs um den Nordzipfel der Insel. Zunächst steigt die Strecke stark an und in etwa 800 Meter Höhe hat man einen schönen Blick aufs Meer und wir konnten von hier oben die ARTANIA an ihrer Pier liegen sehen. Der größte Teil des Rundkurses führte an der Küste entlang und gut durchgeschüttelt kommen wir wieder am Busbahnhof in Victoria an.
Wir absolvieren noch die fehlenden Punkte Indischer Tempel ...
... und Markthalle.
In der Markthalle kauften wir uns noch schnell 4 von den kleinen wohlschmeckenden Bananen, ähnlich denen, die wir vorgestern in Praslin an den Stauden gesehen hatten, nur eben gelb statt grün. Wir waren zunächst der festen Überzeugung, bei einem örtlichen Obsthändler unseren Kauf getätigt zu haben. Als es ans Bezahlen ging, war uns klar, dass es sich hierbei um eine Filiale vom Feinkost Käfer aus München gehandelt haben musste.
Sodann machten uns auf den Weg zurück zum Hafen. Die Hitze einschließlich der hohen Luftfeuchtigkeit ist mörderisch. Völlig kaputt kommen wir bei der ARTANIA an. Warum wir kein Taxi genommen haben, wird auf ewig unser Geheimnis bleiben, wir hätten ja durchaus dem Taxifahrer unsere wertvollen Bananen in Zahlung geben können.
Ich möchte jetzt nicht behaupten, dass die Lebensmittel an Bord knapp werden, aber es fällt an der ein oder anderen Stelle auf, dass nicht mehr alles in genügender Menge vorrätig ist. So gibt es seit Tagen beim Salatbuffet keinen Mais mehr, der ansonsten dort zum Standardrepertoire gehörte. Sowohl am Salatbuffet als auch bei den Speisen werden nur noch rote Zwiebeln verwendet, die „normalen“ hellen gibt es nicht mehr. Dass Eiswaffeln nur noch durch halbierte Biskuits ersetzt werden, könnte man auch als kulinarischen Gag interpretieren, aber dass die angebotenen roten Wassermelonen nur noch unansehnlicher Matsch sind, kann man beim besten Willen nicht als Spezialität der Haute Cuisine ansehen.
Aber in diesem Zusammenhang gibt es auch Positives zu berichten. Doris veredelt jeden Morgen ihren Jogurt mit Leinsamen. Aber auch hier herrschte von einem Tag zum andern plötzlich ein Mangel. Die Restaurant-Aufsicht fragte auf Bitte von Doris in der Küche nach und erfuhr, dass erst in ca. 14 Tagen in Singapur neu gebunkert wird, sprich neue Waren an Bord kommen. Der Küchenchef würde aber versuchen, in Victoria Leinsamen zu besorgen. Solch einen Service hatten wir bisher dem Reich der Sagen und Märchen oder der Dokusoap „Verrückt nach Meer“ zugerechnet. Aber heute beim Frühstück wurde Doris ein ganzer Beutel Leinsamen (in Bio-Qualität) überreicht, genügend für mindesten drei weitere Weltreisen. Hut ab!!!
Heute Vormittag war Äquatortaufe. Eigentlich befanden wir uns immer noch in der südlichen Hemisphäre und der tatsächliche Wechsel auf die Nordhalbkugel sollte erst in der Nacht auf Dienstag stattfinden. Aber am heutigen Seetag passte es für die Zeremonie zeitlich viel besser als in zwei Tagen mitten in der Nacht. Der Ablauf ist immer der Gleiche, egal ob man von Nord nach Süd oder wie jetzt umgekehrt von Süd nach Nord den Äquator überquert; Neptun ist immer gleichermaßen erbost und die Rituale gleichen sich aufs Haar. Deshalb verweise ich jetzt einfach auf die Fotos vom 6.1.2020.
Gan ist die südlichste Insel der Malediven. Sie gehört zum Addu-Atoll und liegt etwa 40 Seemeilen südlich des Äquators. Mit ihren 2,2 km2 ist sie recht übersichtlich und bietet kaum Sehenswürdigkeiten. Deshalb hat Phoenix auch keine Ausflüge angeboten, nicht mal Badetransfers. Solch ein kleine Eiland hat natürlich auch keine große Pier, sodass wieder Tendern angesagt war.
Bereits seit den Seychellen fuhren maledivische Beamte mit auf der ARTANIA, um in Ruhe die Pässe stempeln zu können. Heute waren noch Beamte von der Gesundheitsbehörde an Bord gekommen, um von jedem Passagier und jedem Crewmitglied Fieber zu messen – das Coronavirus lässt grüßen.
Das Tendern konnte erst mit 2-stündiger Verspätung beginnen, trotz gemessener Temperatur und gestempelten Pässen. Es fehlte ein Zollbeamter, der die Freigabe zum Landgang erteilen konnte und der musste erst herbeizitiert werden.
An der Tenderpier angekommen war ersichtlich, dass ohne längere Fußwege wenig zu bewerkstelligen war. Deshalb nahmen wir das Angebot eines örtlichen Veranstalters an, in einem PKW eine Inselrundfahrt zu machen. Aus anfangs 70 US-Dollar für 1 ½ Stunden wurden auf Grund unseres Zögerns dann 50 Dollar und zwei Stunden.
Die Alternative wäre eine Fahrt zu einem Ressort oder Hotel gewesen, weil dort die schönsten Strände zu finden sind. Aber als Tagesgast zahlt man hier richtig fetten „Eintritt“; von 50 US-Dollar und mehr pro Person war die Rede.
Gleich am Anfang unserer Fahrt war klar, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Der Ort zog sich sehr in die Länge und war doch eher unspektakulär. Wir passierten einen öffentlichen Strand, an dem sich einige Phoenix-Gäste tummelten. Da nicht alle wussten, dass sowohl Damen als auch Herren beim Baden den Oberkörper komplett bedeckt zu halten haben (die Malediven sind ein streng islamisches Staatsgebilde), gab es etliche Ermahnungen durch die Touristenpolizei, wie wir später von einigen Mitreisenden erfuhren.
Unser Fahrer brachte uns zunächst zum „Addu Nature Park Visitor’s Centre“. Ein Ranger erläuterte uns an einigen Bildtafeln Sinn und Zweck dieses durch die EU geförderten Parks (der noch nicht ganz fertig ist) und bot uns eine (kostenpflichtige) Führung an, um z .B. Vogelbeobachtungen zu machen, was uns aber nicht allzu doll interessierte. Also lehnten wir freundlich ab.
Als nächstes besichtigten wir einen kleinen Strand, den die Einheimischen mit ein wenig „Infrastruktur“ ausgestattet hatten, wie Bänke, Grillplatz und einer kleine Hütte.
Man sieht, die touristischen Sensationen sind hier rar gesät, deshalb schlugen wir dem Fahrer vor, dass er uns irgendwo hinfahren soll, wo wir etwas trinken könnten.
Von außen sah es aus, wie eine Rolle Drops (in Zeitungspapier).
Die „Wurst“ selbst war noch einmal in einem getrockneten Bananenblatt eingewickelt.
Wir dachten an ein Café, eine Strandbar oder ein Restaurant, aber unser Driver, ein netter, sympathischer Mensch, brachte uns zu einem Bekannten, der einen Kiosk betrieb und empfahl uns, einen Tee zu trinken. Außerdem lud er uns ein, eine einheimische Spezialität zu probieren – die Kokosnusswurst. Dieses Zeug war furchtbar süß, eine Art Krokant auf Kokosnussbasis.
Tapfer aßen wir jeder ein Stück und wir versprachern hoch und heilig, den Rest auf dem Schiff während der mittäglichen Kaffeestunde zu verputzen.
Wir fuhren weiter zu einem modernen Krankenhaus, dass, wie der Fahrer uns stolz berichtete, 500 Millionen Dollar gekostet hätte. Die Behandlung sei hier für alle Bewohner der Insel kostenlos, wobei ich hierüber aber gewisse Zweifel hege.
Damit war unsere Tour auch schon fast zu Ende.
Wir legten noch einen Fotostopp ein, um das türkisblaue Wasser im Bild festzuhalten ...
... und wurden dann wohlbehalten am Anleger unseres Tenderboots wieder abgeliefert, mit der Gewissheit, alles Sehenswürdige und auch nicht so Sehenswürdige gesehen zu haben.
Fazit: Wenig spektakulär, aber dennoch interessant und eben echt landestypisch; wir waren zufrieden.
Über Nacht steuerten wir die Hauptinsel der Malediven Malé an. Hier liegt auch die gleichnamige Hauptstadt mit 155.000 Einwohnern. Allerdings konnten wir nicht pünktlich am Morgen um 11:00 Uhr den Anker werfen, da sich der Lotse, der uns zum Ankerplatz lotsen sollte, verspätet hatte.
Es war wieder mal sehr windig und die Dünung erschwerte das Tendern ungemein. Wir kamen mit einem der ersten Tenderboote an Land.
Das lag jetzt nicht daran, dass wir besonders gut gedrängelt hatten, sondern daran, dass wir keinen Ausflug gebucht hatten. Die Nicht-Ausflügler wurden, da es nicht so viele waren, als erstes von Bord gelassen. Dass wir nicht so viele waren, lag daran, dass Phoenix vor der Reise darüber informiert hatte, dass man in Malé nur an Land könne, wenn man auch einen Ausflug bucht. Diese Einschränkung (wer auch immer sie angeordnet hatte) wurde aber im Laufe der Reise wieder aufgehoben. Bei den Ausflügen (jeweils ca. 4,5 Stunden) handelte es sich fast ausschließlich um Transfers zu diversen Ressorts, wobei der preiswerteste 99 Euro und der teuerste 159 Euro pro Person kosten sollte. Außerdem wurde noch ein 15-minütiger Rundflug für 259 Euro angeboten. Da war für uns nichts mit passendem Preis-Leistungsverhältnis dabei.
Die Anlegestelle des Tenders lag sehr zentral, so dass wir ohne große Fußwege Fisch- und Gemüsemarkt und diverse Fähranleger besuchen konnten und überhaupt das bunte Durcheinander in den engen mit wenigen Autos und vielen Mopeds verstopften Straßen hautnah erlebten.
Als wir am Nachmittag wieder zurück aufs Schiff wollten, gab es ein kleines Problem. Wegen des immer heftiger gewordenen Winds und der damit verbundenen Dünung war der Tenderbetrieb eingestellt worden. Die meisten Passagiere waren erst gar nicht mehr vom Schiff gekommen und somit wurden bis auf wenige Ausnahmen die Ausflüge gestrichen.
Also mussten wir erst noch an Land ausharren. Eine hoffnungsvolle Prognose besagte, dass in ca. zwei Stunden beim Gezeitenwechsel ein Tendern wieder möglich sein könnte. Aber schon nach einer Stunde ging es dann unerwartet schnell wieder weiter. Auch wenn es eine etwas wackelige Angelegenheit war, kamen wir wohlbehalten auf der ARTANIA an.
Um 20:00 Uhr wurde der Anker gelichtet und wir nahmen Kurs auf Sri Lanka.
Riesenaufregung um Frischkäsebrote – und das kam so.
Vor ca. 2 Wochen wurden zum Abendessen im Lido-Restaurant als Vorspeise Frischkäsebrote angeboten. Die Brote hatten allerdings zwei gravierende Mängel. Zum einen war der Frischkäse auf die Brotscheiben so schludrig aufgetragen, dass es mehrere „kahle“ Stellen gab. Zum anderen wurde die Brote schon sehr zeitig geschmiert und anscheinend falsch gelagert, sodass am Abend der Käse rissig und vertrocknet war. Das sah wirklich nicht schön aus, aber so was kann ja mal passieren. Doch ein paar Tage später wieder das gleiche Spiel. Es sollte eigentlich klar sein, dass man so etwas Gästen nicht anbieten kann. Es beleidigt das Auge, von einem Verzehr sieht man freiwillig ab. Kontrolliert das denn niemand? Wieder ein paar Tage später (am 10.2.2020, wir ankerten vor Gan) gab es als Vorspeise wieder diese unappetitlichen, hässlichen vertrockneten und armselig geschmierten Frischkäsebrote.
Auf früheren Reise konnte man, egal ob auf der ARTANIA oder der AMADEA, wenn es im Lido-Restaurant irgendwie klemmte oder knirschte, bei der Restaurantaufsicht locker nachfragen, was denn los sei. Die Restaurant-Aufsicht war jemand, der den Kontakt zu den Gästen gesucht hat, den wir also kannten und mit dem man reden konnte. Auch auf dieser Reise gibt es im Lido eine Restaurantaufsicht. Diese hat in der ganzen Zeit nie den Kontakt zu den Gästen gesucht, was sicher auch an den mangelnden Deutschkenntnissen liegt.
Um es kurz zu machen, uns ärgerte furchtbar, dass man uns wiederholt solch einen Schrott anbietet. Doris zückte ihr Handy, machte zwei Fotos und postete diese in der Facebookgruppe „MS ARTANIA Fans u. Freunde“.
Uiii, da war aber am nächsten Morgen was los, da brach über die Nestbeschmutzerin Doris ein Shitstorm hernieder. Ganz klar, dass die Fotos eine Fälschung sind, wahrscheinlich zu Hause angefertigt. Facebooker mit jeder Menge Reiseerfahrung und auch solche, die nur Leute mit Erfahrung kannten, hätten sowas in der Vergangenheit auf den Phoenix-Schiffen noch nie gesehen oder etwas derartiges gehört und damit war klar, dass sowas auch in der Zukunft nie nie nie passieren könne. Andere vermuteten, dass wir durch diese Aktion eine Reisepreiserstattung erwirken wollten. Wir ernteten 170 Kommentare, meistens üble und gleichzeitig dümmliche Hetze. Aber das war zu erwarten gewesen, denn in dieser Facebookgruppe darf man nur loben, jedwede Kritik wird mit Meckern und Nörgeln gleichgesetzt und wird, wie gerade beschrieben, abgestraft. Wir nahmen den Shitstorm, der durchaus einen gewissen Unterhaltungswert hat, gelassen hin, was uns der Mob nochmals übel nahm, da wir auf das ganze Geschwafel nicht reagierten.
Heute wurden wir zu einem Gespräch bei einer Tasse Kaffee mit dem Hotelmanager Thomas Appenzeller und dem Küchenchef Lars Schmidt gebeten. Wir nahmen die Einladung gerne an. Die beiden geposteten Fotos hatten sowohl in Bonn bei Phoenix als auch bei der Firma „sea chefs“ in der Schweiz hohe Wellen geschlagen. Zur Erläuterung, „sea chefs“ ist das Subunternehmen, das auf den Phoenixschiffen den Hotel- und Restaurantbetrieb durchführt.
Sowohl Küchenchef als auch Hotelmanager zeigten sich äußerst betroffen und entsetzt, dass solch ein Schrott die Küche verlassen hätte. Wie das passieren konnte, dass dieses Malheur dreimal unkontrolliert in der Vitrine des Lido landen konnte, sei unbegreiflich.
Klar, dass man uns erst mal den Schwarzen Peter zuschieben wollte, wir hätten ja was sagen können, anstatt Fotos zu posten. Dass die Klärung eines solchen Problems mit jemanden, der der deutschen Sprache nicht mächtig ist nicht funktionieren kann, mussten sie dann mehr oder weniger einsehen. Und dass wir wegen eines Käsebrots versuchen, über die Rezeption einen deutschsprachigen Verantwortlichen aufzutreiben, erschien uns etwas zu aufwendig. Damit war weiteres Fehlverhalten unsererseits kein Thema mehr.
Jedenfalls wurde festgestellt, dass ein Mitarbeiter in der Küche an allem Schuld hätte, weil er eigenmächtig ohne Rücksprache mit Vorgesetzten die Frischkäsebrote kreiert hätte. Dass mehrmals jegliche Kontrolle versagt hat, wurde nicht weiter vertieft, aber man gelobte zumindest in dieser Richtung Besserung.
Ein Herzensanliegen des Hoteldirektors war, dass wir die Fotos in Facebook löschen. Dieser Bitte kamen wir dann auch nach, schließlich hatten wir unser Ziel erreicht, uns als Gast mit solch einem „Angebot“ nicht weiter zu veräppeln. Den Post und die Kommentare ließen wir allerdings stehen.
Auch hier im Blog veröffentliche ich die kompromittierenden Fotos nicht, aber falls jemand Interesse habe sollte, ich verschicke sie gerne – Email genügt.
So – und damit ist für uns der Fall erledigt.
Seit langer Zeit hatten wir mal wieder bei Phoenix einen Ausflug gebucht, „Ein halber Tag am Strand“ so wurde er betitelt. Der Preis, 35 Euro pro Person, erschien uns als reines Schnäppchen gegenüber den Strandtransfers auf den Malediven.
Einen kleinen Wehmutstropfen gab es aber, der Treffpunkt zu diesem Ausflug in der Atlantik Show Lounge war bereits um 8:15 Uhr. Das ist sehr sehr früh, wenn man gewohnt ist, um halb acht aufzustehen.
Von der Atlantik Show Lounge wurden wir dann zu unserem Bus geführt. Als wir mit Einstiegen dran waren, gab es keine einzige freie Sitzreihe mehr. Das rührt daher, dass es viele Alleinreisende gibt, die sich naturgemäß auch alle einzeln auf einen Fensterplatz hinsetzen und zum Teil noch mit einer Tasche auf dem Nebensitz signalisieren, dass sie an einer Sitznachbarschaft nicht interessiert sind.
Per Zettel waren vorne drei Sitzreihen durch die Reiseleitung reserviert, für die Reiseleitung selbst und für stark gehbehinderte Gäste. Da auf diesem Ausflug weder Leute mit Krücken noch mit Rollator dabei waren, setzten wir uns erst mal auf die „Behindertenplätze“, was uns prompt Mecker von der Reiseleitung einbrachte, wir aber letztendlich dort sitzen bleiben durften.
Vielleicht sollte Phoenix hier doch immer mal an die Alleinreisenden appellieren, sich zusammen zu setzen, insbesondere wenn der Bus voll „ausgebucht“ ist.
Die Fahrt durch den dichten Berufsverkehr zu unserem Ziel, dem Mount Lavinia Hotel, 15 Kilometer südlich von unserem Liegeplatz im Hafen von Colombo gelegen, war bereits ein Erlebnis. Zwischen den bunten Linienbussen und den Pkw wuselten unzählige Tuk-Tuks und an jeder Kreuzung versuchten Verkehrspolizisten das Chaos ein wenig zu ordnen.
Nach gut 45 Minuten erreichten wir das Hotel, alles sehr nobel und „very British“, ein 5-Sterne-Luxus-Hotel. Wir wurden mit einem Glas frisch gepresstem exotischen Fruchtsaft empfangen. Was es genau war, blieb im dunklen, aber es schmeckte ausgezeichnet.
Die rote Flagge, die vor Baden im Meer warnte, wurde durch eine Gold-Rote ersetzt, was bedeutete: Baden möglich, aber Vorsicht vor hohen Wellen.
Das flache Wasser reichte recht weit nach draußen, sodass in diesem Bereich gefahrlos geplantscht werden konnte. Wenn eine hohe Welle kam, trieb man wie ein Korken oben auf und wenn sie sich genau gerade dort brach, wo man stand, wurde man auch schon mal umgerissen. Aber auch das war nicht schlimm, es gab auf dem Grund keine Steine oder Korallen, sondern nur Sand.
Nicht nur der Strand war wunderbar, sondern auch das „Drumherum“. Es gab Duschen, Umkleideräume und Toiletten, alles sauber und gepflegt. Die Strandhändler waren auf angenehme Weise zurückhaltend.
In knallharten Verhandlungen wurde der Preis des bunten Wickeltuchs von 12 Euro auf 10 US$ gedrückt.
Bevor wieder zum Rückmarsch geblasen wurde, gab es in einem Pavillon noch eine „English Teatime“, mit Kuchen und Sandwiches.
Bei den Sandwiches war der Rand vom Weißbrot abgeschnitten, also auch hier alles „very British“.
Dass der Ausflug so früh losging, erwies sich jetzt als Vorteil, denn es wurde mittlerweile brütend heiß. Dass der für den Vormittag gemeldete Regen ausfiel, war auch nicht unbedingt ein Nachteil und wird von uns nicht als Reisemangel gewertet.
Auf der Rückfahrt wurden wir im Bus mit Wasser versorgt, sodass niemand verdursten musste.
Das Fazit fällt dementsprechend auch positiv aus: 10 von 10 möglichen Punkten bei einem ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnis.
Am Nachmittag wird in der Facebookgruppe „Weltreise Artania 2019/2020“ ein Artikel vom 13.2.2020 (also gestern) aus der indonesischen Tageszeitung „The Jarkata Post“ gepostet. Er besagt, dass die ARTANIA den für den 16.2.2020 geplanten Hafen in Sabang, gelegen auf der kleinen Insel We nördlich von Sumatra, nicht anlaufen darf.
Hier der übersetzte Text des Zeitungsartikel:
Der Bürgermeister von Sabang, Aceh, hat das ausländische Kreuzfahrtschiff MS Artania aufgefordert, seine geplante Ankunft in der Stadt nach dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus zu verzögern.
In einem Brief an die Sabanger Freihandelszone und Hafenverwaltung (BPKS), der von der Jakarta Post gesehen wurde, hatte der Bürgermeister von Sabang, Nazaruddin, den Leiter der BPKS gebeten, das ausländische Schiff an der Einfahrt nach Sabang zu hindern, um das Risiko einer Ausbreitung des Coronavirus in der Region zu verringern.
Nach Berücksichtigung der Rückmeldungen aus der Öffentlichkeit [...] haben wir beantragt, dass das Kreuzfahrtschiff seinen Besuch in Sabang verschiebt, bis die Weltgesundheitsorganisation (WHO )erklärt, dass die Situation sicher genug ist", schrieb Nazaruddin in dem Brief.
Der Bürgermeister wartet also auf grünes Licht von der WHO, dass ein Einlaufen der ARTANIA keinerlei Sicherheitsrisiko darstellt. Ich denke, da kann er lange warten (und wir auch).
Die ARTANIA hat bereits das eigentlicher Ziel Sabang durch Penang/Malaysia ersetzt, wie man in der Marine Traffic App sehen kann. Dies bedarf zunächst keiner Kursänderung, es geht nach wie vor fast schnurstracks nach Osten.
Interessant ist jetzt natürlich auch, wann uns endlich die Reiseleitung über die neue Situation informiert und aufklärt.
Ach ja, Valentinstag war ja heute auch. Im Foyer auf Deck 2 war eine „herzige“ Eisskulptur aufgebaut, vor der sich viele Mitreisende gerne fotografieren ließen.
An jedem Seetag Punkt 10 Uhr hält der Kreuzfahrtdirektor seine „Morgenandacht“, wie wir es spöttisch nennen. Dann gibt er die Positions- und Wetterdaten per Lautsprecher durch. Diese Daten laufen übrigens immer aktuell 24 Stunden am Tag auf Kanal 1 des Bordfernsehens.
Heute gab es aber die Zusatzinformation, dass ab sofort auf Kanal 8 des Bordfernsehens von Kapitän und ihm selbst eine Erklärung zur notwendig gewordenen Routenänderung gesendet wird (in Dauerschleife).
Nach Sabang standen Langkawi und dann Penang auf dem Routenplan. Die Reihenfolge dieser beiden Häfen wurde getauscht, weil am geplanten Ankunftstag in Langkawi am 17.2.2020 dort bereits zwei weitere Kreuzfahrtschiffe liegen werden. Diesem Andrang konnte man durch den Tausch entgehen.
Dieser Seetag war auch wieder vollgepackt mit jeder Menge Vergnüglichkeiten.
Los ging es mit einem Schlagerfrühschoppen am Außenheck mit "DeeJay Rainer".
Die Kaffeestunde am Nachmittag stand unter dem Motto „Wiener Kaffeehaus“ und fiel mit Sachertorte, Kaiserschmarren, Topfenstrudel etc. besonders üppig aus. Auch das Abendmenü stand unter einem Motto, nämlich „PHILIPPINISCHE KLASSIKER ... MODERN GEKOCHT“. Diesem Menü setzten wir dann noch die Krone auf, indem wir stattdessen eine unserer mitgebrachten Dosen mit heimatlicher Wurst öffneten.
Nach dem Dinner unterhielt in der Atlantik Show Lounge ein Bauchredner vor „ausverkauftem“, sprich voller Lounge, sein Publikum.
Am 14.3.2020 wurde die Entscheidung der Reederei bekannt gegeben, die Weltreise abzubrechen.
Näheres hier: Abbruch der Weltreise durch Phoenix
Vom 26, März 2020 bis zum Evakuierungsflug am 29. März gab es ständig neue und wechselnde Informationen. Sobald eine neue Info bekannt wurde, habe ich sie in einem "Extra-Beitrag" sofort hier im Blog Online gestellt, fast wie in einem Liveticker,
Diesen "Extra Beitrag" findet man hier!
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