Einmal um die Welt - diesmal ostwärts
2019/2020 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Heute haben wir unseren Schnorchelausflug für den Aufenthalt in Whitsunday Islands am 8.3. storniert.
Hatte ich noch am 2. März hier im Blog mehr scherzhaft nach dem Museumsbesuch, wo viel giftiges Meeresgetier präsentiert wurde, Bedenken zwecks Schnorcheln niedergeschrieben, hatten wir jetzt einen konkreten triftigen Grund – Würfelquallen. Die Berührung mit deren langen Tentakeln kann tödlich sein, so stark ist deren Gift.
Im Moment, so bestätigte uns Phoenix an Bord, herrscht Quallenzeit an der Ostküste Australiens, deshalb werden Schnorchler bei Bedarf mit Schutzanzügen ausgestattet. Die Aussicht in einem Ganzkörperkondom bunte Fische und Korallen zu beobachten, fanden wir dann doch wenig prickelnd.
Der heutige Seetag bot Zeit und Gelegenheit, den 9. Blogeintrag fertigzustellen und online gehen zu lassen.
Für das heutige Ziel, Cairns, im Nordosten Australiens gelegen, bot Phoenix einen 30-minütigen Flug über das Great Barrier Reef für 230 Euro pro Person an, den wir trotz des hohen Preises eigentlich buchen wollten. Allerdings ging aus der Beschreibung nicht hervor, ob jeder im Flugzeug auch einen Fensterplatz bekommen würde. Die Information „Die Sitzplatzvergabe erfolgt durch den Piloten vor Ort“ war uns doch etwas zu vage.
So kamen wir auf die Idee, im Internet nach lokalen Veranstaltern zu suchen. Über die (deutsche) Internetseite https://www.getyourguide.de/ hatten wir vor zwei Wochen einen 40-Minütigen Flug für 140 Euro pro Person mit Fensterplatzgarantie gebucht.
Ursprünglich war mit dem lokalen Veranstalter (GLS Avitation) vereinbart, dass er uns direkt am Passagierterminal von Cairns abholt, aber per Mail teilte er uns mit, dass er Schwierigkeiten hätte, die Erlaubnis zu bekommen, aufs Hafengelände einfahren zu dürfen und ob wir nicht zum nahe gelegenen Hilton kommen könnten. Über Google Maps stellten wir fest, dass das tatsächlich nur ein Katzensprung vom Hafen zum Hilton ist – also alles kein Problem.
Pünktlich um 11:45 Uhr wurden wir mit einem Minibus abgeholt. Unterwegs zum Flughafen wurden noch 3 junge Männer aufgelesen, die ebenfalls den Flug für 12:30 Uhr gebucht hatten.
In einem Warteraum von GLS Avitation am Flughafen erhielten wir eine Sicherheitseinweisung über Sicherheitsgurte, Schwimmweste, Verhaltensmaßregeln an Bord bis zur Nutzung der Spucktüten. Da es regnete verzögerte sich der Start um gut 30 Minuten, was aber nicht weiter schlimm war, denn es gab freies WLAN und Getränke.
Aber dann ging es tatsächlich los. Mit Pilot waren wir 6 Leute in dem 8-Sitzer-Flugzeug.
Der Flug über einen (kleinen) Teil des Great Barrier Reef war viel zu schnell vorbei.
Das Great Barrier Reef erstreckt sich auf einer Länge von über 2000 Kilometern entlang der Ostküste von Australien.
Auf alle Fälle können wir sowohl den deutschen Vermittler als auch den lokalen Veranstalter ohne Bedenken weiterempfehlen. Preis-Leistungsverhältnis, Kommunikation und Service waren vorbildlich.
Die "Lagune", ein riesiges Freibad bei freiem Eintritt mit kleinem Strand und guter Infrastruktur, als da sind: Toiletten, Umkleideräume und ...
Beim Rücktransport mit dem Minibus ließen wir uns im Stadtzentrum absetzen und bummelten an der Esplanade, der Flaniermeile von Cairnes, gemütlich zurück Richtung Schiff.
In einem Café legten wir eine Pause ein und konnten das Ablegen und Ankommen der diversen Ausflugsschiffe beobachten.
Unter anderem legte ein großer Katamaran an und spuckte eine unglaubliche Zahl von Phoenix-Ausflüglern aus. Man konnte meinen, dass mehr als die halbe ARTANIA diesen Ausflug gebucht hatte, was uns wieder mal in unserer Abneigung solcher „Massenveranstaltungen“ bestärkte.
Zurück auf dem Schiff nach einer ordentlichen Dusche begaben wir uns ans Heck zur Phoenix-Bar, denn das Tagesprogramm versprach:
Zugegeben, wir waren etwas zu spät, als wir kurz vor 18 Uhr dem Spektakulum beiwohnen wollten, aber da war die Show leider auch schon vorbei.
Die drei Aborigines standen aber noch den Fotofreunden zur Verfügung.
Beim anschließenden Deckspaziergang fiel uns an der östlich gelegenen Bergkette ein Schwarm Vögel auf, der sich in Richtung Westen bewegte.
Allerdings nahm der Schwarm kein Ende. Mehr und mehr tauchten hinter den Bergen auf.
Ein Passagierflugzeug, das in Cairns gestartet war und dem Schwarm nahe kam, brachte die geordnete Formation durcheinander.
Was den Tieren mit Sicherheit missfiel, war für uns Vogelbeobachter eher ein Glücksfall, denn jetzt bewegte sich der Zug genau über die ARTANIA und wir konnten erkennen, dass es sich gar nicht um Vögel handelte, sondern um Fliegende Hunde.
Wir hatten heute Nachmittag bereits einen Baum in der City gesehen, an dem Hunderte dieser Tiere kopfüber hingen. Aber diese paar hundert Tiere waren nichts im Vergleich zu dem Naturschauspiel, dass gerade jetzt ablief.
Erst sprach man von Tausenden, kam aber dann zur Überzeugung, dass es sich um Zehntausende, wenn nicht sogar um mehr als 100.000 dieser nachtaktiven Tiere gehandelt haben musste. Der Zug riss und riss nicht ab. Erst nach mehr als einer halben Stunde war das grandiose Schauspiel vorbei und nur noch einige Nachzügler flatterten Richtung Westen, um in den dort gelegenen Bergen nach Futter zu suchen. Flughunde sind reine Vegetarier, die sich von Nektar, Pollen, Früchten und Blüten ernähren.
Zehntausende von Flughunden überfliegen Cairns in Australien.
So geschieht es immer wieder mal auf den Reisen, dass es Erlebnisse gibt, die nicht planbar sind, aber dann zu den Höhepunkten des Tages zählen, wie wir heute wieder gesehen haben.
Die 230 Seemeilen von Cairns nach Townsville hatte die ARTANIA bei einer Geschwindigkeit von 20 Knoten (ca. 37 km/h) seit dem gestrigen Ablegen um 20:00 Uhr geschafft, sodass wir pünktlich um 8:30 Uhr an der Pier im Hafen von Townsville festmachen konnten.
Im Passagierterminal wurden wir von sogenannten Volunteers (Freiwilligen) begrüßt, die sich zur Aufgabe gemacht haben, Touristen mit Informationen zu versorgen und jedwede Fragen zu beantworten – vorbildlich.
Für den den Shuttlebus in die City hatten wir uns bereits am Vortag an der Schiffsrezeption Tickets besorgt (5 €/Person).
In der City selbst gab es einen weiteren, diesmal kostenlosen Shuttleservice, der von der City entlang der Straße „The Strand“, so heißt die Uferstraße, einen 40-minütigen Rundkurs abfährt.
Wir absolvierten zunächst einmal den gesamten Rundkurs und stiegen dann am „Reef HQ Great Barrier Reef Aquarium“ aus.
Hier befindet sich das weltweit größte Korallenriffaquarium, praktisch das Great Barrier Reef in der Übersicht. Hier konnten man jetzt trockenen Fußes aus der Nähe betrachten, was wir gestern von oben aus dem Flugzeug gesehen hatten.
Die umgerechnet 20 Euro Eintritt pro Person waren durchaus gerechtfertigt. Wir hatten das Glück, dass sich eine Angestellte des Aquariums, eine deutschsprechende Schweizerin, anbot, uns auf dem Rundgang zu begleiten. So lernten wir, dass Korallen keine Pflanzen sondern Tiere sind, die allerdings 90% ihrer Nahrung per Photosynthese erzeugen und nur den Rest mit ihren vielen Fangarmen aus dem Wasser fischen. Außerdem erzeugen sie sich ihren “Unterbau“ aus Mineralien, also den Teil, den wir landläufig als Korallen bezeichnen und der übrig bleibt, wenn die Koralle abgestorben ist. Es gibt zig verschiedene Arten und eine Unzahl von Fischen, die im Dunstkreis der Korallen leben. Dies alles ist eindrucksvoll in den verschiedenen Aquarien und gläsernen Tanks zu bestaunen. Unser Glück mit unserer kompetenten Führerin nahm ein jähes Ende, als ein Mitreisender „nur kurz“ was fragte und sie dann mit den Erzählungen seiner diversen Tauchurlaube volllaberte und unsere Anwesenheit vollkommen ignorierte. Leider war die Dame zu höflich, ihn zu bremsen. Und wir hatten kein Anrecht, auf Fortsetzung der Führung zu bestehen, denn wir hatten ja diese Dienstleistung weder gebucht noch bezahlt und sie gehörte auch nicht zum Standardservice des Museums.
So blieb uns nichts weiter übrig, als über diesen dreisten Zeitgenossen den Kopf zu schütteln. Wir streiften noch eine Zeitlang um die Aquarien und Schaukästen in der Nähe der Führerin nebst Schwätzer herum, aber er gab sie nicht mehr frei. Mit einer gewissen Härte und Durchsetzungsvermögen gelang es uns, ihn bei seinem „interessanten“ Monolog zu unterbrechen. Er erzählte gerade von seinem Vorhaben, auf Bora Bora bei Phoenix einen Ausflug zu buchen, bei dem man zahme Rochen streicheln kann. (Ich glaube, genau dieser Typ würde jetzt in Deutschland Unmengen Klopapier hamstern und horten.) Jedenfalls konnten wir uns nun bei Elisabeth, so hieß die nette Führerin, bedanken und verabschieden, um sie alsdann ihrem weiteren Schicksal zu überlassen, während wir eigenständig unseren Rundgang fortsetzten.
Nach dem Besuch des Aquariums führte uns unser Weg zur Uferpromenade „The Strand“, die wir ja bereits mit dem Shuttle kennengelernt hatten.
Von hier fuhren auch die Fähren nach Magnetic Island ab, eine Insel mit Stränden, einem Nationalpark und einem Koala-Schutzgebiet, touristisch durchaus interessant. Aber wir sind mittlerweile zu der Erkenntnis gelangt, dass es, zumindest für uns, besser ist, den Tag nicht allzu voll zu packen, auch wenn einem dabei der ein oder andere touristische Leckerbissen entgehen sollte. Also ließen wir den Fähranleger links liegen und spazierten weiter die Uferpromenade entlang.
Kind müsste man nochmal sein, das waren die einhelligen Gedanken von Doris und mir, als wir an einem Wasserpark vorbeikamen, der keine Wünsche der Kids offen ließ und das alles völlig kostenlos, denn Eintritt wurde keiner erhoben.
In einem Restaurant mit Meerblick legten wir eine Getränkepause ein, um dann mit den Shuttlebussen wieder zurück zur ARTANIA zu gelangen.
Am Terminal konnte man noch ein wenig an den verschiedenen Verkaufsständen stöbern. Hier wurden Hüte, Taschen und Schmuck angeboten. Die zwei Imbisswagen, einer für Burger und ein anderer für Pizza konnten hauptsächlich ihr Angebot bei Mitgliedern der ARTANIA-Crew an den Mann bringen. Sogar ein Anhänger, an dem man Trinkwasser zapfen konnte, stand zur Verfügung.
Da fühlt man sich als Tourist so richtig wertgeschätzt.
Am frühen Morgen gegen 6 Uhr warfen wir den Anker vor Airlie Beach. In der Nacht hatte wir uns weitere 150 Seemeilen nach Süden die Ostküste herunterbewegt. Das eigentliche Ziel des Tages ist wohl die Insel Whitsunday Island, das als Tauch- und Schnorchelparadies gilt. Den Schnorchelausflug hierhin hatten wir ja wegen des möglichen Dresscodes beim Schwimmen (Ganzkörperkondom wegen Quallen) storniert.
Der Ort Airlie Beach selbst, soviel konnten wir bereits in Erfahrung bringen, gibt nicht viel her, was uns aber nicht davon abhalten sollte, an Land zu tendern.
Heute wurden nicht die schiffseigenen Tenderboote benutzt, sondern ein schneller, 250 Personen fassender Katamaran aus Airlie Beach. Da wir ziemlich weit draußen lagen, hätte die Überfahrt mit unseren Rettungsbooten mindestens eine Dreiviertelstunde gedauert, während der Katamaran diese Strecke in knapp 20 Minuten zurücklegt. Außerdem ist der Umstieg von der ARTANIA auf den Katamaran bequemer und geht ebenfalls schneller.
Auch die Ausflügler nach Whitsunday Island wurden direkt an der ARTANIA mit einem Katamaran abgeholt.
Gegen 10 Uhr setzen auch wir aufs Festland über. So eine Fahrt weist bestimme Tücken auf. Nimmt man auf dem Oberdeck Platz, läuft man Gefahr, dass einem der Fahrtwind das Toupet wegbläst. Aber auch mit noch eigenem Haarschopf, empfanden wir den Wind im Gesicht nicht so angenehm. Setzt man sich hingegen einen Stock tiefer in den geschlossenen klimatisierten Fahrgastraum, läuft man Gefahr, sich Frostbeulen zu holen. Zwar haben wir für diese Art des des allgegenwärtigen Klimawahnsinns in Asien, Amerika und Australien (in Geschäften, Bussen, Restaurants) immer ein Halstuch und eine Strickjacke bzw. Jeanshemd dabei, aber gemütlich geht anders.
Zum Glück gab es hinten am Heck eine windgeschützte Plattform, wo man sich aufhalten konnte. Hier konnten wir hin und herlaufen und uns beliebig links und rechts sich an die Reling stellen, denn wir waren die Einzigen, die diesen Logenplatz nutzten.
Am Anleger standen, wie schon in Townsville, Volunteers bereit, um Fragen zu beantworten und Kartenmaterial zu verteilen.
Für 5 Australische Dollar (ca. 3 €) wurden für einen bereitstehenden Bus Tickets angeboten. Die Dame, die selbige verkaufte, erklärte uns, die Sache würde wie bei einem Hop-On-Hop-Off-Bus funktionieren. Es gibt 4 Stationen an denen man beliebig aus und einsteigen kann und das Ticket gilt den ganzen Tag.
Ausgestattet mit einem Stadtplan, auf dem die vier Stationen eintragen sind, starteten wir unsere Fahrt hier von der Station Nr. 1 „Cruise Whitsunday“, denn von diesem Anleger gingen auch die Fähren nach Whitsunday Island ab. Unser Ziel war Station Nr. 3 „Lagoon“ im Zentrum. Das wäre also laut Plan der übernächste Halt. Das der erste Halt jedoch nicht Station Nr. 2 sein konnte bemerkten wir relativ schnell, denn wir befanden uns mitten in der City an besagter Lagune, wie man unschwer dem Stadtplan entnehmen konnte. Eigentlich hätte der erste Stopp, also Station Nr. 2 „Airlie Creek Walking Track“ mitten in der Pampa sein müssen. Das schien jedoch keinen unserer Mitfahrer zu wundern, denn alle stiegen klaglos aus. Zwar waren auch wir genau dort, wohin wir wollten, aber wir wunderten uns dennoch über die kommentarlos ausgelassene Station 2 und fragten den Fahrer, ob wir irgendwas verpasst hätten. Die Antwort war einfach: es sei viel zu heiß, um auf einem Wanderweg ("Walking Track“ zu wandern, deshalb habe er die Station erst gar nicht angefahren. Aber wenn wir wollten, würde er uns dorthin fahren. Ja, ja, die Australier sind eben recht locker und da wir ja nicht wandern wollten, war das in Ordnung.
Bisher schon hatte jeder der vier von uns besuchten Orte eine oder mehrere “Lagoons“, so auch Airlie Beach. Dabei handelt es sich nicht um die üblichen natürlichen Lagunen, sondern um großzügige künstlich angelegte Schwimmbäder. Diese Lagoons befanden sich alle in zentraler Lage, meist direkt am Meer gelegen und waren frei zugänglich und kosten keinen Eintritt. Es mag auf den ersten Blick wiedersinnig erscheinen, öffentliche Freibäder direkt am Meer zu betreiben. Aber in Darwin waren es Salzwasserkrokodile und in den anderen Städten die Gefahr von Quallen, sodass Badevergnügen direkt am Strand nicht jedermanns Sache ist. Es gab aber auch Stellen im Meer, wo man ungefährdet baden konnte, da diese Bereiche mit Netzen vor unliebsamem Getier geschützt werden.
Nach einem Bummel durch diverse Geschäfte und einem leckeren Mittagessen bei McDonalds waren die touristischen Möglichkeiten am Ort erschöpft.
Bei der Rückfahrt mit dem Pseudo-Hop-On-Hop-Off-Bus wunderten wir uns nur noch ein klein wenig, als der Fahrer unsere Tickets einbehielt, obwohl die doch den ganzen Tag gelten sollten. Natürlich wurde auch Station Nr. 4 nicht angefahren, sondern es ging schnurstracks zurück zum Anleger unseres Tenders.
Die Rückfahrt verbrachten wir wieder auf der Plattform am Heck.
Hiermit wäre mein Tagesbericht eigentlich zu Ende, wenn nicht Weltfrauentag gewesen wäre. Doris hätte sich keinen passenderen Tag aussuchen können, um auf die Welt zu kommen, ergo hatte sie heute Geburtstag.
In all den Jahren, seit denen wir mit Phoenix fahren, bekam man am Geburtstag von der Reiseleitung ein Glückwunschkärtchen und eine Flasche Sekt auf die Kabine. Diesmal gab es nichts. Auch zu meinem Geburtstag, gleich am Anfang der Reise, war das schon so. Hatten wir damals gedacht, dass vielleicht aus Kostengründen das Gratulieren eingestellt wurde, wussten wir jedoch mittlerweile von Mitreisenden, dass sehr wohl immer noch mit Karte und Sekt gratuliert wird.
Als wir in den vergangenen Jahren noch auf der Gratulationsliste standen, nahmen wir die nette Geste des Reiseveranstalters wohlwollend zur Kenntnis. Den Sekt hatten wir entweder verschenkt oder am Ende der Reise einfach auf der Kabine gelassen. Ich trinke ab und zu mal ein Glas Sekt, mehr aber auch nicht – da ist eine Flasche zu viel.
Hielt sich die freudige Euphorie, als wir noch bedacht wurden, durchaus in Grenzen, machte sich jetzt, wo wir im Gegensatz zu den anderen Geburtstagskindern durch die Reiseleitung nicht mehr „geehrt“ wurden, doch ein ganz leichter Groll breit. Aber uns trieb mehr die Frage nach dem „Warum“ um. Also fragten wir vorsichtig beim Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka nach den möglichen Gründen für die augenscheinlich bei uns Beiden passierte Panne. Unsere nicht ganz ernstgemeinte Frage, ob wir vielleicht als „Persona non grata“ auf einer schwarzen Liste stünden, verneinte er vehement. Er versprach uns, die Ursachen für diese Panne zu ermitteln und er würde uns das Ergebnis seiner Nachforschungen auf alle Fälle mitteilen.
Obwohl wir betonten, dass es uns keinesfalls um eine nicht erhaltene Flasche Sekt ginge, sondern lediglich um die Klärung eines Sachverhalts, bestand er darauf uns „etwas Gutes“ zu tun. Also kamen wir überein, dass das "Gute" eine Flasche Wein sein könnte. Als wir später auf die Kabine kamen, stand dort bereits eine Flasche guter Neuseeländischer Wein. Und etwas später wurde auch noch eine Flasche Sekt und die Glückwunschkarte geliefert. Neben den Glückwünschen und den Autogrammen des Kapitäns und des Kreuzfahrtdirektors Klaus Gruschka befand sich auf der Karte ein Gruppenfoto vom Phoenix-Team zusammen mit dem Kapitän. Dass auf dem Foto allerdings nicht Klaus Gruschka, sondern noch der Interims-Kreuzfahrtdirektor Moritz Stedtfeld abgelichtet ist, wollen wir klaglos durchgehen lassen. Denn Klaus Gruschka ist ja erst seit knapp zwei Wochen wieder an Bord. ????
Vielmehr sind wir gespannt, ob man uns tatsächlich die Ursachen für die Doppelpanne nennen wird.
Heute bekamen wir die Information, dass die Geburtstagspanne gefunden worden sei. Durch einen Computerfehler sei beim Erstellen der Geburtstagslisten leider immer nur ein Teil der Geburtstagskinder berücksichtigt worden. Man wolle den Fehler beheben.
Zum Abend nahmen Wind und Wellen und damit auch die Schiffsbewegungen zu. Normalerweise werde ich nicht seekrank, so auch nicht heute. Aber so ganz weggesteckt hatte ich die Schaukelei diesmal nicht, was man an meiner Bestellung in Harry’s Bar deutlich erkennen konnte. Statt einem schönen kühlen Kölsch brachte mir der Getränkesteward – einen Kamillentee! Und die kleinen Käse-Trauben-Spieße, die es im Zuge des Latenight-Snacks um 22:00 Uhr immer gibt, ließ ich einfach links liegen.
Die Anlegepier von Brisbane lag einige Kilometer außerhalb des Zentrums.
Doris hatte am gestrigen Seetag mit Hilfe des Internets sehr gute Vorarbeit geleistet, sodass der heutige Tag gut geplant gestaltet werden konnte.
Brisbane wird durchzogen vom Brisbane River und auf diesem Fluss spielt sich ein Teil des öffentlichen Nahverkehrs ab.
Die sogenannten City Cats sind Katamaran-Fähren, die auf einer Länge von 20 Kilometer auf dem stark gewundenen Brisbane River 25 Anlegestellen ansteuern. Die City Cats fahren in einem Abstand von 15 Minuten.
Auch wir nutzten dieses Verkehrsmittel, um von unserem Liegeplatz, der in der Nähe der Anlegestelle Bretts Wharf lag, die ca. 10 Flusskilometer ins Zentrum zu schippern (ca. 3,00 €/Person).
Von dort ging es vom unterirdischen zentralen Busbahnhof mit dem Linienbus 360 zum „Lone Pine Koala Sanctuary“.
Dieser Tierpark wurde 1927 als sicherer Zufluchtsort für kranke, verletzte und verwaiste Koalas eröffnet. Zu dieser Zeit wurden diese Tiere noch wegen ihrer Pelze gejagt. Heute kann man hier Koalas aus der Nähe beobachten. Meist schlafen sie und sind nur aktiv, wenn die Tierpfleger frische Eukalyptuszweige bringen.
Neben den Koalas sind die freilaufenden Kängurus eine weitere Attraktion, vor allem, weil man sie mit speziellem Futter, das man im Park kaufen kann, füttern darf.
Als wir mit dem Linienbus dort ankamen (3,60€/Person) und wir gerade unseren Eintritt bezahlt hatten (15€/Person – ermäßigt für Personen ab 65 Jahren), kamen zwei Busse von der ARTANIA an, was allerdings unbedenklich war, denn es waren keine mitreisenden Kreuzfahrtgäste, sondern nur Teile der Crew. Da sich die Crewmitglieder fast immer rücksichtsvoll und höflich verhalten, auch an Land außerhalb ihrer Dienstzeit, ordneten wir ihr Erscheinen als unbedenklich ein.
Dieser Crewausflug wurde durch den „ARTANIA Crew Welfare Fund“ finanziert. Ein Spendentopf, der aus Trinkgeldern und dem Erlös der Verlosung oder Versteigerung der Seekarten der einzelnen Etappen gespeist wird.
Was aber kaum zu vermeiden war, es kamen noch weitere Busse von der ARTANIA, diesmal mit ARTANIA-Passagieren. Aber es gab diesmal keinen Grund zu klagen.
Das Gelände war großflächig genug, um den Ansturm zu verkraften und es gab genügend Kängurus, die zum Füttern zur Verfügung standen.
Es kam die Frage auf, ob die Tiere bei der pausenlosen Fütterung nicht alle satt sein müssten.
Ich versuche, das so zu erklären: Es ist vergleichbar mit einem typischen deutschen Mann, egal ob durstig oder nicht, dem man ein Glas Bier hinstellt.
Die Kängurus können sich allerdings in eine touristenfreie Rescue Zone „retten“, wenn ihnen der Trubel mit den Menschen samt Futtertüten zu viel werden sollte.
Neben den Kängurus liefen auf dem Gelände auch einige Emus frei herum. Allerdings reichte deren Anzahl (drei oder vier) eigentlich bei Weitem nicht für alle Parkbesucher.
Aber da die Meisten eher etwas Respekt vor den großen Laufvögeln hatten und man fälschlicherweise davon ausging, dass die gekauften Futterpellets sowieso nur für die Kängurus gedacht wären, konnten wir uns sehr schön mit den Emus beschäftigen.
Mir war es sogar gelungen, dass mir nach einer gewissen Zeit ein Emu die Pellets aus der Hand fraß. Als allerdings Doris meinen Erfolg als Vogel-Strauß-Flüsterer filmen wollte, verweigerte der Kamerad die vertrauliche Entgegennahme der Nahrung und bestand darauf, dass ich sie ihm auf einem in passender Höhe befindlichen Balken mundgerecht hinstreute, wie dies in dem folgenden kleinen Youtube-Video zu sehen ist, das Doris mit ihrem Smartphone angefertigt hat.
Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft?
Zurück in der City, wohin uns zuverlässig und auf die Minute pünktlich der 360er Bus wieder hingebracht hatte, bummelten wir noch ein wenig durch die Shoppingmalls bis es gegen 18 Uhr Zeit wurde mit dem City Cat zurück zur ARTANIA zu fahren.
Last Boarding, also der späteste Einschiffungstermin war für 19:30 Uhr angegeben und die City Cat braucht eine knappe Stunde bis zurück zur 10 Kilometer entfernten Anlegestelle Bretts Wharf und von dort waren es auch noch einige Gehminuten bis zum Passagierterminal. Dort empfingen uns schon die australischen Beamten, die Bordausweis und Gepäck kontrollierten mit der Information, dass wir die letzten Passagiere wären. Auch an der Gangway, wo durch Scannen des Bordausweises Verlassen und Betreten des Schiffs registriert wird, teilt man uns freudig mit, dass wir die Letzten seien.
In der Tat waren wir auf all unseren Kreuzfahrten noch nie so knapp zurückgekommen. Normalerweise sind wir mindestens eine ganze Stunde vor dem letzten Termin schon wieder zurück.
Kaum waren wir im Schiff, konnte, da jetzt alle da waren, der Kreuzfahrtdirektor eine, wie er selbst betonte, sehr wichtige Ansage machen. Die Behörden in Sydney, unser nächster Hafen, machen Auflagen, damit wir dort anlegen dürfen. Oh Schreck, Quarantäne? Nicht ganz so schlimm, eher wieder ein wenig Aktionismus. Jeder Passagier der zur Zeit Husten, Schnupfen, Gliederschmerzen oder Fieber hat, muss sich im Bordhospital untersuchen lassen, damit der Arzt feststellen kann, ob man nicht vom Coronavirus infiziert ist. Dies sei im eigenen Interesse und aus Fairness den Mitreisenden gegenüber wichtig, diese Anweisung zu befolgen. Da mein Husten zwar weitgehend abgeklungen war, aber mir immer noch ab und zu ein Hüsterchen entfleuchte, begab ich mich ins Bordhospital, um mir einen Persilschein zu holen. Dort erfuhr ich und ein gutes Dutzend weiterer Huster und Schnupfer, dass unser Kommen unnötig sei. Alle, die wegen einer Erkältung oder Ähnlichem in der Vergangenheit bereits beim Bordarzt waren, gelten als „registriert und dennoch unbedenklich“ und sind damit auf der sicheren Seite. Die Bordärzte bemängelten (nicht direkt, aber durch die Blume) die etwas unpräzise Ansage über die Bordlautsprecher.
Kurzum: Sydney wir kommen!
Heute war wieder mal Gala-Tag, mit Freibier und Frühschoppen am Vormittag,
dem allseits beliebten Wiener Kaffeehaus am Nachmittag und dem Galadinner am Abend.
Also eigentlich nichts, worüber ich nicht schon oft und ausführlich berichtet hätte.
Aber der geneigte Leser mags fast nicht glauben, das Galadinner hatte voll uns ganz unseren Geschmack getroffen, denn neben den üblichen Leckereien, die meist nicht unserem proletarischen Geschmack entsprechen, gab es im Lido-Selbstbedienungsrestaurant zusätzlich Spaghetti Bolognese. Also wie für uns gemacht!!!
Sydney ist zwar mit 4,5 Millionen Einwohner die größte Stadt Australiens, aber nicht die Hauptstadt. Das ist nämlich Canberra mit nicht einmal einer halben Million Einwohner.
Aber solche Details waren mir um 6:30 Uhr ziemlich egal, denn da habe ich noch geschlafen. Allerdings wurden wir gegen 6:45 Uhr gegen unsere Gewohnheit von selbst und ohne Wecker wach – und das war gut so. Denn kurz darauf begann die Einfahrt nach Sydney.
Als endlich das Opernhaus und die Harbour Bridge (Spitzname „Kleiderbügel“) auftauchten, nahm das Stakkato der Auslöser der Fotoapparate und der Smartphones fast kein Ende.
Die Sydney Harbour Bridge wird scherzhaft auch als Kleiderbügel bezeichnet.
Links geht es zum Circular Quai, wo bereits die Queen Elizabeth liegt.
Tausende von Selfies wurden angefertigt und eilig per WhatsApp und Facebook in die Welt verschickt. Zugegeben, auch wir haben die Sozialen Medien mit unserem Bildmaterial beglückt.
Den Circular Quay, der Hafen mitten in der City nahe der Oper und der Harbour Bridge, ließen wir links liegen (also backbord), denn erstens lag da schon die Queen Elizabeth und zweitens ist dieser Liegeplatz teuer. Also steuerten wir unseren Liegeplatz am White Bay Cruise Terminal an.
Hier am White Bay Cruise Terminal ist allerdings der Hund begraben, denn von hier fahren nicht einmal Linienbusse ab.
Zum Glück wurden Shuttlebusse eingesetzt, die uns kostenlos in die Stadt brachten.
Das öffentliche Verkehrssystem in Sydney ist nicht gerade übersichtlich, es gibt den „Train“ (eine U- und S-Bahn), den „Light-Train“ (eine Straßenbahn), Busse und Fähren. Diese Verkehrsmittel werden auch noch von verschiedenen Betreibern betrieben. Aber zum Glück gibt es ein einheitliches Bezahlsystem. Mit einer Kreditkarte oder der Opal-Karte, einer Prepaidkarte, die man immer wieder aufladen kann, bezahlt man die einzelnen Fahrten. Hierzu hält man beim Einsteigen die Karte vor ein Lesegerät (Tap On) und macht das Gleiche noch einmal beim austeigen (Tap Off). Dabei wird der Fahrpreis berechnet und der Betrag von der Karte abgebucht.
Kurzum, wir besorgten uns in einem der zahlreich vorhandenen Mini-Supermärkte gleich an der City-Haltestelle des Shuttlebusses eine Opal-Karte mit 20 $ Guthaben und stürzten uns bzw. fuhren mit der U-Bahn ins touristische Leben. Hier rund um die Shuttlebus-Haltestelle gab es nur Nobelläden, Edelkaufhäuser und riesige Shoppingmalls angereichert mit Schicki-Micki-Läden.
Das erste Ziel war quasi obligatorisch, das Opernhaus am Circular Quai.
Hatten wir in Cairns noch die Darbietung einer Aborigines-Folkloregruppe knapp verpasst, konnten wir das Versäumnis hier am Circular Quai, dem touristischen Hotspot, nachholen.
Eine 3-Mann-Band, ausgestattet mit einer beeindruckenden Verstärkeranlage, weckten die Aufmerksamkeit des Publikums. Der eine pustete sich mit seinem Didgeridoo die Seele aus dem Leib, der Zweite sang inbrünstig und ein Dritter schlug mit zwei Bumerangs den Rhythmus.
Aber da auch der Sänger die Bumerangs als Percussions nutzte, kann man sich den dritten Mann in etwa vorstellen.
Vom Circular Quai gelangten wir nach einem kurzen Spaziergang zur Harbour Bridge. Der circa ein Kilometer lange Fußweg auf und über die Brücke bietet, so finden wir zumindest, einen der schönsten Ausblicke über die Hafenbucht und auf das Operngebäude.
Wir waren mitten auf der Brücke, als wir ein aussergewöhnliches Schauspiel am Himmel beobachten konnten.
Ein Flugzeug „schrieb“ in den Himmel die Aufforderung: „Wash Hands“ (Händewaschen!). Die Stadt Sydney ließ sich hiermit etwas ganz Besonderes einfallen, um die Menschen dazu zu animieren, sich die Hände zu waschen, als Schutz gegen das Coronavirus.
Wie der Pilot es schaffte, den Überblick zu behalten, zu wissen, wie er zu fliegen hat und wann er den Kondensstreifen ein- und wieder abzuschalten hat, ist mir bis heute unbegreiflich.
So spektakulär die Aktion auch war, so kurzlebig war sie auch. Hatte er gerade mit viel Mühe und großem Können das Wort „Wash“ in den Himmel geschrieben und startete mit dem „H“ für das Wort „Hands“, da begann sich das „Wash“ schon wieder aufzulösen, wie das Kondensstreifen eben so zu tun pflegen.
Im folgenden Video bekommt man eine Vorstellung von der Flugkunst des Piloten.
Flugschreiber - Schreibflieger.
Auf unserem Rückweg von der U-Bahn-Station zur Haltestelle unseres Shuttles am Sheraton Hotel fanden wir neben den aufgeblasenen Läden wie Gucci, Louis Vuitton, Prada, Tiffany, Chanel, Burberry, Breitling, Rolex, Dior, Armani, Cartier, Yves Saint Laurent und wie sie alle heißen mögen,
einen gemütliches Irish Pub, wo wir vor der endgültigen Rückkehr zur ARTANIA noch schnell einkehrten.
Am Abend hieß es Abschied nehmen von guten Freunden, die morgen zum Ende der 4. Etappe das Schiff verlassen wollen bzw. müssen. Adios Katharina, Elisabeth und Clemens. Es war schön, mit Euch die Zeit an Bord zu verbringen.
Natürlich nahmen wir die Empfehlung der Reiseführer und Katalogbeschreibungen ernst und besuchten Manly Beach.
Manly verströmt eine zwanglose Urlaubsatmosphäre und wird vom Geschäftszentrum der Stadt mit der Fähre über den Sydney Harbour erreicht. Der von Bäumen gesäumte Sandstrand Manly Beach ist eines der berühmtesten Surfreviere der Stadt; der Weg am Meer zum geschützten Shelly Beach bietet weite Blicke über die Küste. Der Corso ist eine belebte Fußgängerzone mit informellen Pubs und familienfreundlichen Lokalen.
Diese schöne Beschreibung stammt nicht von mir, sondern aus einem Urlaubskatalog. Kurzum, Manly Beach war unser heutiges Ziel.
Diese nostalgischen Fährschiffe verbinden den Circular Quai mit den verschiedensten Buchten und vorgelagerten Inseln.
Am einfachsten erreicht man Manly mit der Fähre vom Circular Quai. Die Überfahrt dauert eine halbe Stunde und kostet 9$ (ca. 5,50€).
Eines der sicherlich interessantesten Sehenswürdigkeiten in Manly war ein Aldi direkt am Fähranleger.
Unsere Ausbeute:
Desinfektionstücher (nur 1 Packung pro Kunde), Bananen,
Sonnencreme LSF50 und ein Stück Edamer
und besonders wichtig: Der Wochenprospekt!
Wir streunten die Fußgängerzone entlang zum Strand und nahmen einen Drink in einem der „familienfreundlichen Lokale“.
Die Hinfahrt nach Manly bewerkstelligten wir mit einem der alten Old-Fashioned Fährschiffe, während wir für die Rückfahrt einen als Expressfähre bezeichneten modernen Katamaran wählten, der die Fahrzeit um 10 Minuten verkürzte.
Vom Circular Quai fuhren wir mit dem Zug zur Station „City Hall“, um von dort die wenigen hundert Meter zum Halt unseres Shuttlebusses zu laufen.
Auf dem Weg zu unserem Shuttlebus stießen wir auf eine kleine Demonstration. Die Demonstranten forderten die Freilassung des WikiLeaks-Gründer Julian Assange, ein Australier, der zurzeit in London eine Haftstrafe wegen Verstoß gegen das Kautionsgesetz absitzen muss (eine juristische Farce). Schlimmer noch, ihm droht die Auslieferung in die USA, wo ihn eventuell eine lebenslange Haft erwartet. Sein Vergehen: Bekanntmachen von amerikanischen Kriegsverbrechen im Irak und Afghanistan.
Wir unterhielten uns ein wenig mit den Aktivisten, soweit es unsere Englischkenntnisse zuließen und wir mit dem Akzent der Australier klar kamen.
Heute begann eine weitere Etappe der Weltreise; „Südseezauber zwischen Australien und Peru“ so die offizielle Bezeichnung. Eine neue Etappe bedeutet auch einen Passagierwechsel.
Bevor wir heute Vormittag wieder auf Tour gingen, bekamen wir auf dem Schiff die Information, dass wir auf Grund der Sperrung der Häfen in Französisch-Polynesien die geplanten Ziele Tahiti und Bora Bora nicht mehr anlaufen können und so eine Änderung der Route durch die Südsee notwendig geworden ist. Hierzu sollte es heute Nachmittag ab 16 Uhr im Bordfernsehen auf dem mittlerweile berühmten Kanal 8 konkrete Informationen unseres Kreuzfahrtdirektors Klaus Gruschka geben.
Da wir Routenänderungen und ausgefallene Ziele mittlerweile gewohnt waren, maßen wir dem Ganzen keine große Bedeutung bei und machten uns vielmehr Gedanken, was wir denn tagsüber unternehmen könnten.
Als wir vor 3 Jahren schon einmal hier in Sydney waren, endeckten wir durch Zufall auf einer Fahrt mit dem Hop-On-Hop-Off-Bus einen wunderschönen Springbrunnen, den El Alamein Memorial Fountain im Stadtteil Kings Cross.
Mit der Bahn fuhren wir zur gleichnamigen Station.
Interessantes, Historisches, Skurriles aus und über das Viertel kann man auf Messingtafeln lesen, die in die Gehwege eingelassen sind.
Kings Cross ist das Rotlichtviertel und die sündige Meile von Sydney, allerdings nur am Abend. Tagsüber ist der Kiez eher brav, nur ab und zu entdeckt man einen versteckten Sexshop oder gewisse Etablissements, die aber tagsüber geschlossen sind.
Den Platz mit dem Brunnen hatten wir schnell gefunden, jedoch erlebten wir eine herbe Enttäuschung. Der Springbrunnen war abgestellt! Ohne Wasser gab er nichts her und sah eher aus wie ein geplünderter Mett-Igel anstatt einer Pusteblume, so wie wir ihn eigentlich in Erinnerung hatten, als er in Aktion war.
Der Grund für diesen jämmerlichen Zustand war sicherlich der starke Wind, der an diesem Tag herrschte. Direkt vor dem Brunnen befanden sich einige Stände des Wochenmarkts, der samstags hier stattfindet. Der Wind hätte die Wasserfontänen genau auf diese Stände hin geweht und dieser künstliche Regen hätte sicherlich das Geschäft dieser Standbetreiber etwas verwässert.
Also streunten wir ein wenig durch den Kiez und schauten zufällig in das Schaufenster eines kleinen Friseurladens. Auf kleinstem Raum befanden sich vier „Behandlungsstühle“, aber fünf Friseure waren verfügbar, also war mindestens einer nicht mit Haareschneiden beschäftigt. Und genau einer dieser „freien“ Mitarbeiter kam zu uns raus, sprach uns an, ob wir nicht einen Haircut brauchten.
Da es tatsächlich für uns beide wieder mal Zeit für einen Haarschnitt war, betraten wir das Lädchen.
Ohne Wartezeit ging es los und die Figaros frisch ans Werk. Ich bestellte einen Maschinenhaarschnitt 12 mm und war nach kurzer Zeit geschoren.
Bei Doris war etwas mehr Können gefragt, wie z. B. die Seiten und hinten etwas stufig schneiden.
Was Doris in Deutschland immer ärgert, dass ein Trockenhaarschnitt für Frauen mit Kurzhaarfrisur weitaus teurer ist als der gleiche Schnitt für Männer. Hier in diesem Laden war das nicht der Fall. Zwar musste Doris 20$ bezahlen (=12€) und ich nur 15$ (=9€), Das lag aber nicht an dem unterschiedlichen Geschlecht, sondern am Haarschnitt selbst, wie man auch der Preistafel entnehmen konnte.
In einem kleinen Imbisslokal nahmen wir unser Mittagsmal ein, einen ausgezeichneten selbstgemachten Burger. Dass das Lokal keine Toiletten für die Gäste hatte, war auch nicht weiter tragisch. Man schickte uns gegenüber in die öffentliche Bibliothek, die sanitärmäßig bestens ausgestattet war.
Zwar war noch viel Zeit bis zum „Last Bording“ um 20:45 und zum Ablegen um 22:00 Uhr nach der obligatorischen Rettungsübung, aber wir hatten keine Idee mehr, wie wir die nächsten 2 -3 Stunden touristisch noch sinnvoll nutzen könnten.
Ein Problemchen hatten wir noch. Auf unseren Opal-Karten war noch ein Guthaben von jeweils fast 13 australischen Dollars. Eine Möglichkeit der Auszahlung gab es nicht. Was also tun? Wir fuhren mit der Bahn zur Station St. James. In der Nähe dieser Station liegt sowohl die Haltestelle für unseren Shuttle als auch die St Mary’s Cathedral.
Auch hier am Weihwasserbecken in der St Mary’s Cathedral wurden Schutzmaßnahmen gegen die Verbreitung des Corona-Virus getroffen.
Dort gab es einen Opferstock für bedürftige Menschen. In diesen Opferstock spendeten wir unsere OPAL-Karten, von denen jede ja noch ein Guthaben von etwas mehr als 10$ (=6€) auswies. Wir hoffen, dass bei der Leerung unser Ansinnen erkannt wird und die Prepaidkarten nicht einfach als Müll entsorgt werden. Aber an jeder Station gibt es Lesegeräte, an denen man das aktuelle Guthaben anzeigen lassen kann.
Als wir gegen 16:00 Uhr zurück auf der ARTANIA waren, gab es bereits die Mitteilung, dass sich die angekündigten Informationen im Bordfernsehen mittlerweile überholt hätten.
Eine halbe Stunde später erfolgte dann die entscheidende Durchsage durch den Kreuzfahrtdirektor:
„Neuseeland hat vor wenigen Stunden bekannt gegeben, dass die Häfen für Kreuzfahrtschiffe gesperrt seien. Damit macht es keinen Sinn mehr die Reise fortzusetzen. Die ARTANIA wird sich so bald wie möglich auf die Rückfahrt nach Bremerhaven begeben. Genauere Informationen wird es ab 18:00 Uhr im Bordfernsehen auf Kanal 8 geben.“
Bereits am 20.2.2020 in Singapur trafen wir auf die AIDAbella, die dort schon alle Passagiere per Flieger nach Hause geschickt hatte.
So ganz unerwartet kam der Abbruch zwar nicht, schließlich hatten andere Reedereien wie z. B. AIDA schon seit einiger Zeit ihren Kreuzfahrtbetrieb eingestellt, aber ein Schock war es schon, wenn auch nur ein relativ kleiner.
Um 18 Uhr im Bordfernsehen erklärte der Kreuzfahrtdirektor noch einmal die Gründe für den Abbruch. Die Geschäftsführung von Phoenix in Bonn hatte entschieden, dass die Passagiere eine Wahlmöglichkeit hätten. Entweder in den nächsten 2-3 Tagen mit dem Flugzeug nach Deutschland zurückzufliegen oder für die 28-tägige Überfahrt nach Bremerhaven auf der ARTANIA zu bleiben.
Der Kreuzfahrdirektor sprach dabei die Empfehlung aus, an Bord zu bleiben. Hier wäre für alle bestens gesorgt und man werde ein Unterhaltungs- und Beschäftigungsprogramm auf die Beine stellen, dass Langeweile erst gar nicht aufkommen lasse.
Die Werbung für das Verbleiben ohne die möglichen „Risiken und Nebenwirkungen“ deutlich zu benennen, hielt und halte ich für einen Fehler. Zurzeit waren wir 1000 Passagiere auf dem Schiff (maximale Belegung wären 1200 Leute) und an Seetagen wurde es tagsüber manchmal schon ein bisschen eng, besonders bei schlechtem oder kühlerem Wetter, wenn man nicht auf die Außendecks konnte. An Landtagen waren die meisten Passagiere tagsüber draußen, die meisten auf den Ausflügen, egal wie das Wetter war.
Wir hatten vor drei Jahren auf der ARTANIA in der Südsee schon mal die Situation, dass wir 11 Tage lang wetterbedingt nicht an Land konnten. Damals wurden einige Leute schon sehr quengelig. Ich befürchte, dass jetzt bei 28 Tagen auf See, sich bei einigen ein Lagerkoller einstellen könnte und es dadurch an Bord ungemütlich werden würde. Aber vielleicht irre ich mich ja auch.
Einen weiteren wichtigen Punkt, den Klaus Gruschka ansprach, war die Kostenerstattung. Egal ob man nach Hause fliegt oder auf dem Schiff bleibt, alle Passagiere bekämen eine vollständige Erstattung des Reisepreises für die gebuchten und nun gestrichenen Etappen.
Der Kapitän erläuterte kurz die Routenführung. Wir drehen praktisch um, fahren westwärts zurück und gelangen durch den Suezkanal nach Europa, weiter durch die Straße von Gibraltar und den Ärmelkanal schließlich nach Bremerhaven.
Aber bevor wir losfahren, muss noch Sprit getankt werden und es müssen Lebensmittel beschafft und gebunkert werden. Eigentlich war geplant in Auckland/Neuseeland eine größere Ladung aufzunehmen, aber an diese Container kommen wir nicht ran. So müssen in Sydney Lebensmittel neu bestellt und geliefert werden.
Es ist vorgesehen, am Mittwoch, 18. März 2020, Sydney zu verlassen, vorausgesetzt wir haben genügend Lebensmittel an Bord.
Dann berichtete der Kapitän noch von einer Heldentat, wobei der Held er selbst war. Die Behörden hätten ihn aufgefordert, erst einmal den Liegeplatz zu verlassen und auf Reede vor Sydney zu ankern. Er hätte das abgelehnt mit dem Hinweis, dass er sich nur mit Gewalt durch Kriegsschiffe von der Pier wegreißen ließe. Daraufhin durfte die ARTANIA ihren Liegeplatz behalten.
Einen Vorteil hatte der Abbruch. Wir brauchten heute Abend nicht die lästige Rettungsübung durchführen.
Aber es gab auch einen gewaltigen Nachteil, wir hatten ja unsere OPAL-Karten, die man zum Bezahlen für Bus und Bahn braucht, in der Kathedrale geopfert, aber jetzt blieben wir noch mindestens vier weitere Tage hier in Sydney.
Am 14.3.2020 wurde die Entscheidung der Reederei bekannt gegeben, die Weltreise abzubrechen.
Näheres hier: Abbruch der Weltreise durch Phoenix
Vom 26, März 2020 bis zum Evakuierungsflug am 29. März gab es ständig neue und wechselnde Informationen. Sobald eine neue Info bekannt wurde, habe ich sie in einem "Extra-Beitrag" sofort hier im Blog Online gestellt, fast wie in einem Liveticker,
Diesen "Extra Beitrag" findet man hier!
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