Einmal um die Welt - diesmal ostwärts
2019/2020 - Eine Kreuzfahrt mit der MS Artania
Am Morgen, gegen 7:30 Uhr, legten wir tatsächlich in Benoa auf der Insel Bali an und das Schiff wurde kurz darauf zum Landgang frei gegeben. Mittlerweile stand auch fest, dass wir hier drei Tage liegen werden, da kein weiterer Hafen in Indonesien gefunden werden konnte, der uns haben wollte.
Begrüßt wurden wir von einem traditionellen Musik- und Tanzensemble. Zu den exotischen und für europäische Ohren sehr ungewöhnlichen Klängen eines Gamelanorchesters führten 6 Tänzerinnen klassische balinesische Tänze vor.
Dabei handelt es sich nicht etwa um eine balinesisch schuhplattelnde Volkstanzgruppe für Touristen, sondern diese Tänze haben eine lange Tradition und gehören zu den vielen religiösen Festen und Riten, die hier auf der „Insel der Götter“ eine bedeutende Rolle spielen. Die Vorführung vor Touristen spielt hierbei nur eine Nebenrolle.
Das Gamelanorchester während einer Pause.
Weder Dur noch Moll, sondern ganz anders und fremd. Metallene Klänge der Xylophone, schneller Rhythmus und dumpfe Trommelschläge bestimmen den Charakter der Gamelanmusik.
Mehr als 90% der Bevölkerung gehören dem Hinduismus an. Der Hinduismus hier ist stark vermischt mit Elementen des früheren sogenannten animistischen Glaubens. Das hat zur Folge, dass sowohl der Alltag als auch das gesamte Leben auf Bali von der Geburt bis zum Tod durchzogen ist von Mythen und Ritualen. Dieser ganz zentrale Glaube spiegelt sich wider in einer Vielzahl von Festen, die begleitet werden von der bereits erwähnten Gamelanmusik und den Tänzen.
Diese kleinen Kästchen, hergestellt aus Palmblättern, gefüllt mit Opfergaben, werden überall platziert. Auf der Straße, vor Geschäften, in Bussen und Pkws, auf Hausaltären oder an den allgegenwärtigen Statuen.
Aber auch die unzähligen Tempel (jedes Dorf hat mindestens einen), die Architektur, die figürlichen Statuen, die man an Kreuzungen findet, die allgegenwärtigen kleinen Opfergaben sind Auswirkungen dieses alles durchdringenden Glaubens. Neben den Göttern spielen gute und böse Geister, die überall innewohnen können, eine zentrale Rolle, auch im täglichen Leben.
Diese Welt erschließt sich uns Touristen nicht. Wir können nur ein wenig staunen.
Natürlich sind auch weltliche Dinge für den Balinesen nicht ohne Bedeutung. Zu dieser Erkenntnis gelangten wir recht schnell, als wir uns kurz vor elf Uhr durch die Menge der vor dem Passagierterminal wartenden Fahrer durchkämpfen mussten, von denen jeder Einzelne Inseltouren anbietet. Sie arbeiten mit allen nur erdenkbar rhetorischen Tricks. Sobald man als höflicher Tourist die Frage nach der Herkunft oder wie es einem geht nicht ignoriert, befindet man sich mitten in einer Verhandlung, in der es nicht um ja oder nein geht, sondern nur noch darum, wohin man fahren und was man sehen möchte.
Auch die Ausrede, man möchte nur mal da hinten bei dem Souvenirstand schauen, nützt wenig bis gar nichts. Sofort wird diese kleine Notlüge damit bestraft, dass sich ein Fahrer wie ein Schatten an die Fersen des Schwindlers heftet, um nach erfolgtem Souvenirkauf ein unverbindliches Gespräch über mögliche Inseltouren zu führen. Es war sehr schwierig, diesen Schatten wieder los zu werden, ohne unhöflich oder grob zu werden.
Unsere Strategie war folgende: Wir ignorieren hartnäckig alle Fahrer innerhalb des Hafens und führen die ersten Verhandlungen erst, wenn wir nach ca. 200 Meter das abgegrenzte Hafengelände verlassen haben. Soweit der Plan, aber auf halber Strecke waren wir plötzlich dann doch in ein ernsthaftes Verkaufsgespräch verwickelt. Wir waren uns mit dem Fahrer schnell über die Streckenführung einig, nur bei der anschließenden Preisverhandlung kam die Sache ein wenig ins Stocken. Gefordert waren 90 US-Dollar für einen Trip von 7 – 8 Stunden Dauer, wir wollten nur 80 $ zahlen (verhandeln ist Pflicht!). Da zog Doris einen starken Trumpf aus dem Ärmel. Wenn uns die heutige Fahrt (für 80 Dollar) gefallen sollte, machen wir morgen noch eine. Der Trumpf stach. Ohne weitere Diskussion wurde unser Angebot akzeptiert.
Unser touristisches Begehr ließ sich in wenigen Worten zusammenfassen; wenige touristische Massenansammlung, dafür viel Natur. Doris brachte es wieder mal auf den Punkt, als sie dem Fahrer sagte: “Show us your beautiful Bali!“
Wir gaben zwei konkrete Ziele an, nämlich den bekannten Tempel Tannah Lot und die Reisterrassen bei Jatiluwih im Inneren der Insel.
Der Großraum um die Hauptstadt Denpasar, zudem auch der Hafen von Benoa gehört, erstickt im Verkehrschaos. Die vielen Autos und die noch zahlreicheren Mopeds verstopfen die Straßen, wobei die Mopeds die etwas besseren Karten haben, denn sie nutzen jede noch so kleinste Lücke, um an den Autos vorbei zu wuseln. Die offiziellen Verkehrsregeln haben nur eine untergeordnete Bedeutung, vielmehr funktioniert das Ganze nur durch ein Geben und Nehmen. Jeder nimmt sich die Vorfahrt, aber jeder überlässt auch die Vorfahrt den anderen. Nur so kann es funktionieren, dass an den Kreuzungen ohne Ampel der Verkehr irgendwie fließt, wenn auch sehr sehr zähflüssig.
Die wichtigsten Voraussetzungen im balinesischen Straßenverkehr sind Geduld, stoische Ruhe und Gelassenheit. Es wird auch nur ganz wenig gehupt.
Und so benötigten wir für die knapp 30 Kilometer zu unserem ersten Ziel mehr als eine Stunde.
Tannah Lot ist ein Tempel im Meer an der Südküste Balis. Er gilt es eine der touristischen Attraktionen.
Besonders berühmt ist der Sonnenuntergang, mit dem Tempel im Vordergrund. Ich halte dieses legendäre Schauspiel für einen ausgesprochenen Fake. Nämlich vor mehr als 30 Jahren (da gab es im Deutschen das Wort Fake allerdings noch gar nicht) hatte ich schon einmal auf Bali Urlaub gemacht. Es war meine erste Fernreise. Jedenfalls wurden die Touristen auf der ganzen Insel von den Hotels mit Bussen hierher gekarrt, um das Naturereignis zu bewundern. Sobald sich jedoch die Sonne dem Horizont näherte, kamen Wolken auf und die Sonne verschwand sehr unspektakulär im Meer.
1o Jahre später, Doris und ich machten eine (sehr schöne) Asienrundreise mit dem ADAC, die uns auch nach Bali führte. Die gleiche Prozedur wieder. Unzählige Busse, große Menschenmenge und bevor es zum Sonnenuntergang kam, schwupps waren sie wieder da, die Wolken. Jetzt schließe ich aus meinen beiden Beobachtungen messerscharf, dass 6 Richtige im Lotto oder ein sehenswerter Sonnenuntergang in Tannah Lot gleichermaßen unwahrscheinlich sind und nur in den seltensten Fällen eintreffen.
Jetzt am späten Vormittag war der Besucherstrom sehr übersichtlich. Die Restaurants, auf deren Terrassen man einen „unverbautem“ Blick auf die kleine Insel mit dem Tempel hat, waren so gut wie leer und wir konnten uns einen der Logenplätze aussuchen, um bei einem kühlen Getränk die Aussicht zu genießen. Da man hier anscheinend weder am Abend noch am Vormittag einen spektakulären Sonnenuntergang geboten bekommt, war so gesehen der Zeitpunkt unseres Hierseins optimal gewählt, da die vielen Busse ja erst am späten Nachmittag ankommen werden.
Der zweite Teil unseres Ausflugs nach Jatiluwih zu den Reisterrassen führte uns über kleine Nebenstraßen durch Dörfer und wunderschöne Landschaften. Der Fotoapparat legte kaum noch Pausen ein.
Zu erzählen gibt es über die Fahrt nach Jatiluwih eigentlich nichts. Die weitläufigen Reisterrassen, die eine unglaubliche Ruhe und Schönheit ausstrahlen, sind ein unvergesslicher Anblick.
Natürlich darf man nicht vergessen, dass der Reisanbau eine schwere und gleichzeitig filigrane Arbeit bedeutet, für die es keine Maschinen gibt.
Auf der gut zweistündigen Rückfahrt legten wir hier und da einen Fotostopp ein und erreichten die ARTANIA gegen 19:30 Uhr.
Nach dem Abendessen wollten wir noch ein wenig durch die Verkaufsbuden vor dem Terminal bummeln. Ein kleiner Rest von Fahrern wartete vor dem Terminal weiterhin auf Kundschaft. Ihre Warnungen vor dem „Big Rain“ und doch lieber mit ihnen eine Abendfahrt zu machen, ignorierten wir. Es waren ja nur wenige Schritte bis zu den Buden. Aber die wenigen Meter bis dorthin reichten vollkommen aus, als der Himmel ohne Vorwarnung seine Schleusen öffnete, um uns bis auf die Haut zu durchnässen. Bei einer Verkaufsbude fanden wir Unterschlupf. Und obwohl wir nur einen Kühlschrankmagneten für einen Dollar erstanden (ursprünglicher Preis 3 Dollar) bot man uns einen Stuhl an. Auch meine Idee, hier irgendwo noch eine Flasche des heimischen Biers (Marke Bintang) zu mir zu nehmen, musste ich erst einmal fallen lassen. Als der Schauer vorbei war, ging es schnurstracks zurück aufs Schiff.
Da wir gestern mit unserer Tour mehr als zufrieden waren, hatten wir für heute unseren Fahrer wieder engagiert – Treffpunk zwischen 10:00 und 10:30 Uhr. Die vor dem Terminal wartenden Fahrer glaubten uns klein Wort, als wir ihre Angebote mit der Begründung ablehnten, dass wir bereits einen Deal mit einem Fahrer hätten. Einer heftete sich an unsere Fersen und ließ sich auch nicht abschütteln. Er begründete seine Hartnäckigkeit damit, dass er uns zu Diensten stünde, falls unser Fahrer uns versetzt haben sollte. Aber unser Fahrer war da, und als wir ihm mit unseren Regenschirmen winkten, trollte sich unser Schatten wieder. Die Regenschirme nahmen wir mit, da es heute früh schon kräftig geregnet hatte und wir mit dem balinesischen Regen nicht mehr ganz so hautnah erneut Bekanntschaft machen wollten.
Für heute hatten wir nur ein Ziel im Auge, die Stadt Mengwi mit einem der schönsten Tempel Balis, dem Pura Taman Ayun – so stand es in unserem Reiseführer. Unsere Fahrer schlug vor, uns zusätzlich zu einem Wasserfall zu fahren, der sehr schön, aber touristisch nicht überlaufen sei; „very calm“, wie er sich ausdrückte. Die Idee gefiel uns, der Fahrpreis betrug wieder 80 US-Dollar, das hatten wir gestern schon so vereinbart und los ging’s.
War gestern der Verkehr schon zähflüssig, so war heute Stop and Go angesagt. Der Grund sei, wie unser Fahrer erklärte, dass von den Mopedfahrern, die auch ein Auto besitzen, diese heute wegen des Regens lieber ihr Auto benutzen. Und mit einem Auto kann man halt nicht so schön wuseln wie mit einem Moped, denn sie beanspruchen ein Vielfaches an Platz auf der Fahrbahn. So brauchten wir für die gut 30 Kilometer Wegstrecke nach Mengwi gut zweieinhalb Stunden.
Anscheinend hatte uns die balinesische Gelassenheit auch schon angesteckt, außerdem hatten wir ja jede Menge Zeit – es machte sich bei uns keinerlei Ungeduld bemerkbar.
Wir legten noch schnell einen Zwischenstopp ein, um einige Geschäfte für Devotionalien und Tempelzubehör zu bestaunen.
Auch hier am Tempel Pura Taman Ayun war keinerlei touristischer Trubel und die Phoenix-Busse waren auch noch nicht da. Unser Fahrer hatte uns erzählt, dass man auf Bali sehr schmerzlich die Chinesen vermisse, die auf Grund des Coronavirus zurzeit nicht mehr kommen konnten.
In einem kleinen Kino wurde ein Film über die Nutzung des Tempels während farbenprächtiger Zeromonien an Feiertagen gezeigt.
Nun machten wir uns auf den Weg ins Gebirge zum Nung Nung Wasserfall. Wie es zu dieser Jahreszeit üblich ist, begann es am frühen Nachmittag wieder kräftig zu regnen. In ca. 800 Meter Höhe hatten wir unser Ziel erreicht. Die dortige Infrastruktur bestand aus einem Parkplatz, einem Warung, so heißen hier die einfachen Restaurants und einem Kassenhäuschen, wo wir unseren Eintritt für den Wasserfall zahlen konnten (ca. 2 € pro Person).
Unser Fahrer zeigte uns die Richtung die wir gehen sollten, um zum Wasserfall zu gelangen, wobei er noch etwas von Stufen murmelte, die für uns aber kein Problem darstellen sollten. Bewaffnet mit großen Regenschirmen trabten wir los. Die vom Fahrer erwähnten Stufen entpuppten sich als ein gewundener Treppenpfad, wobei die Stufen normale Höhe hatten aber streckenweise auch mit sehr unergonomischen Stufenhöhen von mehr als 30 cm selbst sehr langbeinigen Treppensteigern beim Abstieg (und späteren Wiederaufstieg) einiges abverlangte.
Wir liefen und liefen, konnten aber keinen Wasserfall entdecken, aber zumindest das Rauschen war schon zu hören.
Immer wieder kamen uns Menschen, teilweise in Badebekleidung entgegen, die aber gar nicht fröhlich aussahen, geschweige denn ein lockeres „Hello“ auf den Lippen hatten. Schließlich kam uns doch ein Paar entgegen, die das anscheinend hier herrschende Schweigegelübde brachen und stöhnten: „It’s a very long way“. Das war für Doris das Signal, den Abstieg abzubrechen und umzukehren. Uns war nämlich mittlerweile klar, dass man den Wasserfall nicht von oben „besichtigen“ kann, wo er sich ins Tal stürzt, sondern man muss erst ins Tal gelangen, um das Naturschauspiel bewundern zu können.
Ich wollte noch nicht aufgeben, stieg tapfer weiter nach unten, immer mit der Hoffnung im Herzen, hinter der nächsten Biegung endlich am Ziel zu sein. Nach sehr viel Hoffnung und noch mehr Biegungen war der Wasserfall plötzlich - immer noch nicht zu sehen und ich gab, doch schon ein wenig erschöpft, auf. Es wird nun auf ewig die Frage unbeantwortet bleiben, ob ich nur noch wenige Meter bzw. Stufen vom Ziel entfernt war oder ich erst die Hälfte der Wegstrecke bewältigt habe.
Somit begann der kräftezehrende Aufstieg.
Das Foto wurde aus dem Internet entliehen.
Quelle: https://www.unaufschiebbar.de/reiseziele/asien/indonesien/nungnung-waterfall-bali/
An das Anfertigen von fotographischen Dokumenten dieser Expedition war überhaupt nicht zu denken. In der einen Hand befand sich der Regenschirm und die andere Hand verspürte keinerlei Lust, alleine irgendwelche Tätigkeiten zu verrichten.
Jetzt konnte ich nachvollziehen, warum die uns entgegenkommenden Badegäste so wortkarg waren, schließlich brauchte man die gesamte Luft zum Atmen und nicht zum unnötigen sauerstoffverbrauchenden Schwatzen.
Fix und alle kam ich schließlich irgendwann oben wieder an.
Aufgepäppelt mit einigen Bananen und einem starken Kaffee kehrten aber rasch die Lebensgeister wieder zurück. Später am Abend googelten wir im Internet, dass wir mehr als 500 Stufen hätten bewältigen müssen.
Eigentlich hätten wir jetzt unseren Fahrer mal ins Gebet nehmen müssen, dass er uns vorher nicht die volle Wahrheit über den Weg erzählt hatte. Aber die bereits erwähnte balinesische Gelassenheit brachte uns zur Überzeugung, dass er lediglich unsere Kondition falsch eingeschätzt haben musste.
Außerdem hatten wir bereits anderswo Wasserfälle gesehen, so 1994 den Triberger Wasserfall im Schwarzwald oder den berühmten Gullfoss Wasserfall auf Island 1999. Von diesen Erinnerungen konnten wir schließlich auch heute zehren????
Die Rückfahrt zum Schiff war wieder sehenswert und ich kann getrost die abgedroschene Phrase hier bringen: „Der Weg ist das Ziel“.
Am Hafen angekommen vereinbarten wir gleich für morgen noch mal eine Tour, eine kleine Halbtagestour für 40 US-Dollar.
Bevor wir zurück aufs Schiff gingen, kehrten wir in einer Kneipe am Hafen ein, um noch rasch ein einheimisches Bier zu trinken.
Unser heutiger Ausflug war ganz einfach gestrickt. Fahrt zu den Stränden in Nusa Dua und in Sanur.
In Nusa Dua befinden sich die Luxusressorts und 5-Sterne Hotels, wo auch gerne mal Promis absteigen. Um auf das Areal mit den Hotels und dem Strand von Nusa Dua zu gelangen, muss man an einer Schranke die Gesichtskontrolle durch Security-Leute bestehen.
Das Gelände gleicht einem sehr gepflegten Park – alles sauber und prick. Der Strand ebenfalls OK.
Unser obligatorischer Strandsparziergang fiel etwas kürzer aus als ursprünglich vorgesehen; es war tierisch heiß und schwül.
Sanur hingegen ist die gut bürgerliche Variante für den Pauschaltouristen an sich. Hier hat es uns besser gefallen, hier war es nicht so steril wie in Nusa Dua.
Wir waren mit unserem Fahrer sehr zufrieden und könnten ihn bedenkenlos weiterempfehlen. Allerdings haben wir seine Visitenkarte irgendwie verbaselt, sodass wir leider weder einen Kontakt über WhatsApp noch über Facebook vermitteln können.
Gegen halb drei waren wir wieder auf der ARTANIA, die pünktlich um 17:00 Uhr mit Ziel Darwin in Australien ablegte.
Mangels Fotodokumenten über spannende Ereignisse des Tages muss heute mal ein Sonnenuntergang herhalten.
Heute war Bergfest, das heißt genau die Hälfte der Reise ist bereits vorbei. ☹
Seit zwei Tagen werden keine Obstkörbe mehr auf die Kabinen verteilt. Uns trifft das nicht besonders hart, denn wir hatten gleich zu Beginn der Reise diesen (kostenlosen) Service abbestellt. Denn wenn man das Obst nicht aufisst, muss es erst einen sehr ausgeprägten Reifezustand erreichen, bis die dann mittlerweile intensiv riechenden Naturprodukte vom Kabinensteward endlich entfernt werden. Oder man wirft das Obst gleich selbst weg, was uns aber wiederstrebt.
Wenn wir doch mal Obst für tagsüber haben möchten, bedienen wir uns beim Frühstücksbuffet.
Andere Passagiere allerdings vermissten den täglichen Obstkorb doch sehr. Ich bekam zufällig mit, als ein Reiseleiter nach dem Grund für das Ausbleiben gefragt wurde. Die Antwort war recht abenteuerlich.
In Australien sei das Mitnehmen jeglicher Lebensmittel von Bord an Land strengstens untersagt. Bei Zuwiderhandlung drohen drastische Geldstrafen. So musste ein Passagier schon mal 400 Australische Dollar (ca. 250 €) bezahlen.
Und da es immer wieder Passagiere gibt, die trotz Verbot Obst aus besagten Obstkörbchen in ihren Rucksäcken mit an Land nehmen, hat man die Verteilung erst mal eingestellt, quasi um die Passagiere vor sich selbst zu schützen.
Ich dachte mir bereits, dass diese Begründung doch sehr absurd ist, schon deswegen, weil auf solche Verbote sowohl per Lautsprecherdurchsage vor den Landgängen noch mal ausdrücklich hingewiesen wird, als auch schriftlich im Tagesprogramm darüber informiert wird.
Wird also tatsächlich wegen einiger beratungsresistenter Gäste die Gesamtheit der Passagiere in Sippenhaft genommen?
Natürlich nicht!
Noch vor dem heutigen Anlegen am Abend in Darwin/Australien wurden die Obstkörbchen wieder flächendeckend auf die Kabinen verteilt.
Den wahren Grund für die zweitägige Obstpause werden wir wohl nie erfahren.
Wie bereits erwähnt, machten wir am Abend, so gegen 20 Uhr in Darwin an der Pier fest.
Bereits im Tagesprogramm war zu lesen, dass sich alle Passagiere noch an diesem Abend in das an der Pier liegende Terminalgebäude mit ihren Pässen zum sogenannten Facecheck begeben müssen. Dort wird von den Immigration-Officers geprüft, ob man noch dem Passbild im Pass ähnlich sieht und ob man auch online ein Visum beantragt hat.
Da es ungünstig ist, wenn 1000 Leute gleichzeitig das Terminalgebäude stürmen, hat Phoenix im Tagesprogramm festgelegt, dass man in drei Stoßwellen Australien erobert, wobei davon auszugehen ist, dass jeder der drei Stoßtrupps eine annähernd gleiche Mannschaftsstärke aufweist.
1. Welle: Passagiere von Deck 7 und Deck 8
2. Welle: Passagiere von Deck 4 und Deck 5 (hierzu gehören Doris und ich)
3. Welle: Passagiere von Deck 2 und Deck 6
Die jeweiligen Gruppen würden über Bordlautsprecher aufgerufen, wenn sie mit dem Facecheck dran sind.
Doris und ich beobachteten an der Reling stehend, wie die Gangway angebracht wurde und was sich sonst noch so an der Pier tat.
Die Gangway war kaum angebracht, eine Schiffsfreigabe war über Bordlautsprecher noch nicht bekannt gegeben, da gingen schon die ersten 20-30 Passagiere an Land.
Jetzt erst erfolgte der Aufruf für Gruppe Nr.1 über Lautsprecher, wobei sich der Ansager nicht verkneifen konnte (Daumen hoch für den Ansager!) zu erklären, dass die Leute, die gerade von Bord gehen, trotz gegenteiliger Bitten sich bereits im Ausgangsbereich aufgehalten hätten, und mehr oder weniger nicht zu bremsen gewesen wären und man sie deshalb als erstes von Bord gelassen hätte.
Meiner Meinung nach ein (ständiger) Fehler der Phoenix-Reiseleitung. Es werden (vernünftige) Regeln aufgestellt, aber auf deren Einhaltung wird nicht bestanden. Dadurch können die Mitmenschen mit den weit ausgefahrenen Ellenbogen sich immer wieder Vorteile auf Kosten derer verschaffen, die sich an die Regeln halten.
Die Abfertigung der ersten Gruppe dauerte ungewöhnlich lange, was wohl damit zusammenhing, das die Gruppenstärke plötzlich und unerwartet weitaus größer war, als es eigentlich Passagiere auf Deck 7 und 8 gibt.
Nach einer knappen Stunde wurde Gruppe 2 aufgerufen, also „unsere“ Gruppe. Wir warteten noch ein Weilchen, in der Hoffnung, dass dann die Warteschlange nicht zu lang ist. Als wir uns dann Richtung Ausgang bewegten wurde bereits Gruppe 3 aufgerufen. Als wir am Ausgang ankamen, gehörten wir bereits zu den Letzten in der (nicht mehr sehr langen) Schlange. Kein Wunder, denn anscheinend bestand Gruppe 1 aus 90% der Passagiere, obwohl sie ja eigentlich nur zu ungefähr einem Drittel, also zwischen 30 und 35 Prozent bestehen dürfte. Da blieb für Gruppe zwei und drei nicht mehr viel Menschenmaterial übrig.
Hier zeigt sich, Regeln, deren Einhaltung nicht geprüft werden, taugen nicht viel.
Den Facecheck hatten wir übrigens mit Bravour bestanden. Für einen Landgang, es war mittlerweile 22:00 Uhr, war es uns schon etwas spät geworden.
Direkt vor dem Terminal befand sich eine Haltestelle für den Hop-On-Hop-Off Bus. Das schien uns eine gute Alternative zu den von Phoenix angebotenen Stadtrundfahrten. Da wir hier in Darwin zwei volle Tage liegen sollten, kauften wir ein 2-Tage-Ticket, das pro Person 52 Australische Dollar (ca. 35€) kostete. Die Tour dauerte eine Stunde und wir passierten 11 Stationen, die aber (zumindest auf den ersten Blick) nicht zum Aussteigen einluden.
Der letzte Halt, bevor es wieder zum Passagierterminal zurückging, war die Waterfront. Hier reihten sich Restaurants, Boutiquen und sonstige diverse Geschäfte aneinander.
Zu den vorhandenen Vergnüglichkeiten gehörte auch ein Wellenbad mit einem künstlichen Strand.
Schatten ist wichtig. An vielen Stellen in Darwin sind Sonnensegel oder Überdachungen vorhanden. So auch ein großer Teil des Weges von der Waterfront zum Schiff.
Wir aßen eine Kleinigkeit in einem der Restaurants und spazierten erst mal den knappen Kilometer zurück zur ARTANIA.
Die ganze Zeit hatten uns schon die elektrischen Tretroller, die E-Scooter, ins Auge gestochen und so reifte der Beschluss, diese Dinger doch mal auszuprobieren, zumal sie hier vertrauenswürdiger aussahen, als die fragilen Dinger bei uns in Frankfurt. Uns überzeugten die breiten Trittbretter und die stabilen Räder.
Auf der ARTANIA konnten wir erst mal in Ruhe die für das Freischalten der Scooter notwendige App auf unsere Smartphones laden und nachlesen wie man bezahlt (automatische Abbuchung per Paypal oder Kreditkarte durch die App) und wie das ganze Procedere zum Fahren überhaupt funktioniert und was es kostet. Ganz billig ist der Spaß nicht. Einen Dollar Grundgebühr plus 38 Cent für jede angefangene Minute. Da kommt man auf einen Stundenpreis von fast 24 $ (16 €) pro Person, in Summe für uns beide also 32 €. Dafür konnte man auf Bali 3 Stunden Taxi fahren. Aber was soll’s. Australien ist kein Billigland und zum Ausprobieren muss man ja nicht gleich so lange fahren.
Zu Fuß ging es wieder zurück zur Waterfront, wo die Scooter rumstehen. Das Freischalten mit der App funktionierte problemlos und ein Fahrradhelm ließ sich dadurch aus seiner Halterung lösen. Während wir die Bänder des Helms entwirrten und für unsere Köpfe passend zurechtfummelten, lief der Tarifzähler bereits mitleidslos.
Das Fahren machte Spaß. Und da wir kein festes Ziel hatten, kurvten wir ein wenig an der Waterfront hin und her.
Das Beenden der Fahrt musste über besagte App erfolgen, der Scooter selbst hat hierfür keinen Ausschalter. Das klappte bei Doris auch wieder problemlos, bei mir war allerdings der Wurm drin. Mein Smartphone hatte die Verbindung zum Internet verloren, das Fahrlicht leuchtete weiter und im Hintergrund tickte die Tarifuhr. Zwar gab es an der Waterfront flächendeckend freies Internet, aber das beeindruckte mein Smartphone in keinster Weise. Ich sah schon im Geiste die Tarifuhr während unserer gesamten Kreuzfahrt weiterlaufen, aber nach mehrmaligem Aus- und wieder Einschalten des Smartphones gelang es mir, den dollarfressenden Sekundenzähler zu bändigen. Die Scooterfahrt war somit offiziell beendet.
Fast wie der (gerade) Turm von Pisa. Eine pfiffige Idee: Petflaschen gefüllt mit Wasser. Das Ganze beleuchtet mit LEDs, die ihre Farbe wechseln.
Am Abend machten wir und ein drittes Mal auf den Weg. Es lockte die Kunstaktion „Tropical Light“. Auf einer Strecke von knapp 3 Kilometern befinden sich 8 Lichtskulpturen des Künstlers Bruce Monro (Homepage https://www.tropicallight.com.au/ ). Da es selbst jetzt am Abend immer noch sehr warm und drückend schwül war begnügten wir uns mit der Lichtinstallation Nummer 1.
Den Abend beendeten wir an der Phoenix-Bar am Heck der ARTANIA. Dort spielte ein einheimisches Gitarrenduo gefällige Country- und Bluesmusik.
Da wir ja bereits gestern ein 2-Tageticket für den Hop-On-Hop-Off-Bus gekauft hatten, war auch heute eine Fahrt mit demselben alternativlos.
Schatten, Schatten, Schatten.
Im Hintergrund erkennt man,
dass die gesamte Fußgängerzone überdacht ist.
Weil aber die Busse nur stündlich fuhren und unsere Startzeit nach dem Frühstück mit dem Busfahrplan nicht harmonierte, wanderten wir erst mal zu Fuß Richtung Zentrum zur Smith Street.
Die Zeit von November bis April, wird hier in dem Northern Territory die „Wet Season“ genannt, im Gegensatz zur „Dry Season“ während der restlichen Zeit im Jahr. Jetzt, zur Wet Season, ist es unerträglich heiß und äußerst schwül. Deshalb war es uns sehr recht, dass wir gleich am Anfang der Smith Street ein schattiges Plätzchen fanden, um eine Cola zu trinken und dem Straßenmusiker zuzuhören, der sich dort mit Mikrofon und Verstärker platziert hatte..
In Sichtweite befand sich eine Hop-On-Hop-Off-Station und wir konnten beobachten, dass dort gerade ein Bus abfuhr, der gar nicht in das uns bekannte Fahrplanschema passte. Am dortigen Ticketschalter erfuhren wir, dass heute der Fahrplan wegen der ARTANIA von der Wet Season auf die Zeiten während der Dry Season umgestellt wurde. Das bedeutete, dass die Busse ab sofort alle 35 Minuten fuhren.
Mit dem nächsten Bus fuhren wir zum „Museum and Art Gallery of Nothern Territory“. Dieser etwas sperrige Name weist darauf hin, dass es sich um ein Zwischending zwischen Museum und Kunstaustellung handeln muss.
Der Eintritt war frei, jedoch wurde diskret mit einem Schild um eine Spende von 5 $ gebeten. Das Spenden gestaltete sich sehr einfach. Man brauchte nur seine Kreditkarte vor einen Sensor zu halten, keine Pin, kein Passwort und die 5 $ wurden automatisch abgebucht.
Die Präsentation der Exponate war sehr gefällig gestaltet, wobei die klimatisierten Räume großzügig genutzt, also nicht überfrachtet waren.
Wir beschränkten unseren Besuch auf folgende drei Abteilungen:
Die Abteilung mit dem teils hochgiftigen Meeresgetier, das besonders häufig in den Gewässern um Australien beheimatet ist, rief bei uns größte Bedenken bezüglich eines Schnorchelausflugs hervor, den wir bereits für unseren Aufenthalt in Whitsunday Islands am 8.3. gebucht haben.
Mit dem Besuch dieses Museums war unser Kulturhunger noch nicht gestillt. Mit dem Hop-On-Bus sollte es nun zum „Indo Pacific Marine“ gehen, ein Aquarium mit einer Präsentation und Dokumentation über das empfindliche Ökosystem der Korallenriffe.
Auf seinen nachmittäglichen Runden macht der Bus einen zusätzlichen Schlenker zum Militärmuseum auf der Halbinsel Eastpoint, ein Ziel, dass uns überhaupt nicht interessierte.
Warum Eastpoint (Ostpunkt) so heißt wie es heißt, konnte ich trotz intensiver Googlesuche nicht feststellen, denn diese Landzunge liegt eindeutig ganz im Westen von Darwin. Aber so wie es Leute gibt die links und rechts oder backbord und steuerbord verwechseln, hat vielleicht irgendein Entdecker Schwierigkeiten mit dem Einnorden eines Kompasses gehabt.
Wie schon gesagt, bestand keinerlei Interesse an einem Militärmuseum, was wir aber während der Fahrt erkennen konnten war, dass Eastpoint ein Naherholungsgebiet von Darwin ist, mit vielen Wiesen und Wäldern und jeder Menge Wallabys in freier Wildbahn.
Wallabys sind eine kleine Art aus der Familie der Kängurus.
Sofort änderten wir unseren Routenplan und stiegen beim Militärmuseum aus.
Die Nordaustralier, soweit wir dies feststellen konnten, sind freundliche, offene und kommunikative Menschen. Das trifft anscheinend im besonderen Maße für Hop-On-Hop-Off-Busfahrer zu. Während des Aussteigens kamen wir ins Gespräch und als er merkte, dass nicht das Museum, sondern die Wallabys Ziel unserer touristischen Begierde waren, gab er uns Tipps zur Beobachtung. Die Tiere seien sehr scheu, aber auch gleichzeitig sehr neugierig. Geht man direkt auf sie zu, springen sie auf bewährte känguruweise davon. Wenn man sich ihnen aber schräg nähert und so tut als interessiere man sich nicht für sie, käme man näher ran.
Vielleicht zeigte unser Gebaren nicht genügend Interessenlosigkeit, denn so ganz nahe kamen wir an die Tiere nicht ran.
Aber nahe genug, dass wir sehr viel Freude an unseren Beobachtungen hatten.
Nach diesem ungeplanten Zwischenstopp warteten wir auf den nächsten Hop-On, der mit 10-minütiger Verspätung ankam - ganz klar, denn jeder Passagier erhält ja auch bei Bedarf eine persönliche Beratung. Die Tickets wurden auch nicht kontrolliert. Die Fahrer gehen davon aus, dass man ein gültiges Ticket hat. Und wer nicht, der kauft halt eines.
Wir fuhren jetzt wieder um halb Darwin herum bis zur Bushaltestelle „Stokes Hill Wharf“. Von dieser Haltestelle wäre es noch ein ganzes Stück zum „Indo Pacific Marine“ zu laufen gewesen. Zum Glück kamen wir vorher wieder mit dem Fahrer ins Gespräch, der meinte, dass dieses Aquarium nachmittags oft geschlossen sei. Wir sollten im Bus bleiben, da er dort sowieso nochmal vorbeifährt und wenn er sieht, dass geöffnet ist, würde er einen ausserplanmäßigen Stopp einlegen und wenn nicht, würden wir weiter bis zum Kreuzfahrtterminal mitfahren.
Kurzum, das „Indo Pacific Marine“ war geschlossen, wir haben einen längeren Fußmarsch gespart und außerdem fing es jetzt auch noch an zu regnen (wet season!), sodass wir eigentlich ganz froh waren, wieder auf die ARTANIA zurückzukommen – gerade noch rechtzeitig zur Kaffeestunde.
Um 20:00 Uhr wurden die Leinen los gemacht und wir nahmen Kurs auf Cairns. Vor uns lagen jetzt drei volle Seetage.
Heute am Abend mussten wieder die dunkle Hose und das helle Hemd angezogen werden. Die Mittelgala drohte. Krawatte und Jackett blieben auf Grund der Witterungsverhältnisse im Schrank.
Die Speisekarte sah auch recht gefällig aus, unter anderem wurde
Maredo Rinderfiletsteak und Rain Forest Hollandaise
angeboten. Was muss ich sagen, die Steaks waren vorzüglich, butterzart, auf den Punkt medium-well gebraten und von außerordentlich gutem Geschmack.
So macht Gala Spaß!!!
Cape York sind noch etliche Inseln und Inselchen vorgelagert, die wir umschifften. Zur Unterstützung des Kapitäns kam in Darwin eigens ein sogenannter Riff-Lotse an Bord.
Am Nachmittag passierten wir die Torresstraße, eine etwa 185 km breite Meerenge zwischen der nordostaustralischen Halbinsel Cape York und der Südküste von Neuguinea.
Cape York bildet den nördlichsten Punkt des australischen Festlandes.
Am 14.3.2020 wurde die Entscheidung der Reederei bekannt gegeben, die Weltreise abzubrechen.
Näheres hier: Abbruch der Weltreise durch Phoenix
Vom 26, März 2020 bis zum Evakuierungsflug am 29. März gab es ständig neue und wechselnde Informationen. Sobald eine neue Info bekannt wurde, habe ich sie in einem "Extra-Beitrag" sofort hier im Blog Online gestellt, fast wie in einem Liveticker,
Diesen "Extra Beitrag" findet man hier!
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